Schon im 19. Jahrhundert hatte der Rhein Kultcharakter: Besonders der Mittelrhein begeisterte viele Kunstschaffende. Bis heute ist der Fluss mit seiner fast poetischen Landschaft aus tiefen Tälern, Bergen und Burgen ein Sehnsuchtsort für Menschen aus aller Welt. Nicht zuletzt wegen der schönen Loreley, die schon so manchem den Kopf verdrehte …
An einem warmen, sonnigen Tag erreichte William Turner die Stadt Koblenz. Damals, im August 1817, war er bereits 42 Jahre alt und einer der führenden englischen Landschaftsmaler. Und obwohl er oft reiste und schon viel gesehen hatte, war der Künstler sofort fasziniert von „father rhine“. Er erkundete größtenteils zu Fuß das Flussufer und hielt seine Eindrücke in zahlreichen Skizzen fest. Heute markieren 26 Standorte die wichtigen Stationen entlang der „William Turner Route“ durch das Obere Mittelrheintal, welches seit 2002 zum UNESCO Welterbe zählt. Zurück in London verarbeitete der Maler seine am Rhein entstandenen Momentaufnahmen zu meisterhaften Aquarellen, die heute in Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt ausgestellt sind.
William Turner ist nicht der Einzige, den das wildromantische Rheintal zu bahnbrechenden Werken inspiriert: Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten zahlreiche Künstler, Dichter und Musiker aus dem In- und Ausland, darunter Richard Wagner und der französische Schriftsteller Victor Hugo, die Region deren Ursprünglichkeit perfekt zur Epoche der Romantik passte. Damals wandte man sich der Natur stärker zu, zog sich in Traumwelten zurück, war vom Unheimlichen fasziniert.
Als Geburtsstunde der Rheinromantik gilt 1802, das Jahr, in dem die deutschen Schriftsteller Clemens Brentano und Achim von Arnim den damals noch unbändigen Fluss erkundeten. Die spektakuläre Naturkulisse, dazu die vielen Burgen mit Türmen und Zinnen, teils verfallen und umso dramatischer – dies alles beflügelte ihre Fantasie. Sie tauchten ein in die Sagen und Märchen des Mittelalters und schufen ihre eigenen Geschichten.
Zu Bacharach am Rheine
Wohnt eine Zauberin,
sie war so schön und feine
Und riss viel Herzen hin.
Und machte viel zu schanden
Der Männer rings umher,
Aus ihren Liebesbanden
War keine Rettung mehr.
Clemens Bretano – Die Lore-Lay
So beginnt Clemens Brentanos Ballade, in der erstmals der Loreley-Felsen mit einer weiblichen Figur verbunden wurde. Später griffen viele weitere Schriftsteller dieses Motiv auf, wobei Heinrich Heines (durch Friedrich Silcher vertontes) Gedicht „Die Lore-Ley“ von 1824 das wohl berühmteste Werk über das Thema ist. Darin beschreibt er eine nixenartige Gestalt, die durch ihren Gesang und ihre Schönheit die vorbeifahrenden Schiffsleute ablenkt und so ins Verderben stürzt. Legendär sind die ersten Zeilen: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin …“. Doch wer heute dem Mythos im neuen Kultur- und Landschaftspark Loreley nachspürt, empfindet vor allem Glücksgefühle – zu einmalig ist das Panorama: mit dem canyonartigen Durchbruchstal des rheinischen Schiefergebirges voll rebenbesetzter Hänge, mit den auf schmalen Uferleisten liegenden Städten St. Goarshausen und St. Goar sowie mit den auf Felsvorsprüngen aufgereihten Burgen Katz und Rheinfels – alles von berauschender Schönheit! Ein anderer, ebenso spektakulärer Aussichtspunkt ist Maria Ruh, direkt gegenüber des Loreley-Felsens gelegen.
Übrigens, das rund zwölf Kilometer südlich gelegene Bacharach aus Brentanos Ballade gilt wegen seiner vielen lauschigen Winkel, den Fachwerkschönheiten, Kirchenbauten und erstklassigen Weingütern als „heimliche Hauptstadt der Rheinromantik“.
Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Bacharach: Anreise planen.
Die Schönheiten an den Ufern des Rheins bewundern, das geht besonders gut auf dem Wasserweg. Gemütlich fährt man flussab- oder flussaufwärts durch die einzigartige Kulturlandschaft. Wie wäre es zum Beispiel, von einem nostalgischen Raddampfer aus die vorbeiziehende Gegend wie anno dazumal zu genießen? Es gibt Burgen- und Bacchusfahrten, und natürlich auch eine Loreleyfahrt. Neben solchen Thementouren kann man sich auch ganz entschleunigt zum Beispiel von Rüdesheim bis nach St. Goar chauffieren lassen – und zwischendurch Landgänge unternehmen; es wimmelt nur so vor malerischen Orten, historischen Gassen, Burgen und Biergärten.
Doch zurück nach Koblenz, wo William Turners erste Rheinreise begann. Und wo ihn besonders die Festung Ehrenbreitstein faszinierte, die er wegen ihrer idyllischen Lage zwischen Rhein und Mosel aus unterschiedlichen Perspektiven festhielt. Auch über 200 Jahre später weckt die alte Stadt am Deutschen Eck das kreative Potenzial von Künstlerinnen und Künstlern. „Ständig streife ich hier mit meiner Kamera durch die Straßen und die Umgebung“, sagt der junge Fotograf Henry Tornow, der immer auf der Suche nach besonderen und außergewöhnlichen Motiven ist.
Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Koblenz: Anreise planen.
Für einen Urlaub in Rheinland-Pfalz gibt es viele gute Gründe. Einige davon sind die etlichen Schlösser und Burgen, tolle Weinberge an Mosel und Rhein und historische Städte wie Trier und Mainz.
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