Hildegard von Bingen zählt eindeutig zu den bedeutsamsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Noch heute, mehr als 800 Jahre nach ihrem Tod, ist ihr Einfluss spürbar – besonders intensiv auf dem Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg, der die Region Nahe auf spirituelle und sportliche Weise erlebbar macht.
Hildegard von Bingen lebt in der Region Nahe weiter. Zu Lebzeiten war sie hier vielfältig tätig: als Benediktinerin, Äbtissin, Seherin, Dichterin, Natur- und Heilkundlerin, als Universalgelehrte sowie als bedeutsame Beraterin einflussreicher Persönlichkeiten. Obgleich ihre Schriften weit über ihre Heimatregion hinaus bekannt sind, ist sie doch fest in der Region Nahe verwurzelt – bis heute.
Wo genau sie zur Welt kam, ist nicht eindeutig belegbar. Möglich ist, dass sie in Niederhosenbach bei Idar-Oberstein geboren wurde. Sie hinterließ jedenfalls viele Spuren im umliegenden Land, die heute auf dem Hildegard von Bingen Pilgerweg erkundet werden können. Die rund 140 Kilometer lange Wanderung, die in zehn Etappen aufgeteilt ist, startet in Idar-Oberstein, führt über den einstigen Familiensitz in Niederhosenbach und endet schließlich in Bingen am Rhein, wo sich die letzte Wirkungsstätte der Theologin findet.
Der traumhafte Pfad führt durch eine wunderschöne Landschaft und folgt meist der Nahe. Er möchte Pilger und Pilgerinnen in Kontakt mit ihrer Spiritualität bringen, sie neue Kraft schöpfen und bereichernde Erfahrungen sammeln lassen. Es geht unterwegs auch durch wilde Wälder im Hunsrück, immer wieder gibt es fabelhafte Ausblicke, auch mal mit steigendem Puls, etwa auf dem Nahe-Skywalk. Ständige Begleiterin: Hildegard von Bingen, über die ihr auf den spannenden Infotafeln entlang des Weges viel erfahren werdet. Diese informieren nicht bloß, sie stellen Fragen und laden zu Meditationen ein. Ein paar bedeutsame Stationen auf dem Weg wollen wir euch im Kurzüberblick vorstellen:
Schon zu Beginn des Pilgerweges wartet ein Highlight auf euch: das Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein. Die Region ist bekannt für ein reiches Vorkommen an Edelsteinen, die Geschichte der verschiedenen Verwendungen und Verarbeitungen von Edelsteinen wird in der Ausstellung aufgearbeitet. Auch für Hildegard von Bingen hatten die Steine eine große Bedeutung: In ihrem vierten Buch „Physica“ erläuterte sie den positiven Effekt der „Heilsteine“ auf die Gesundheit.
Heute zeigt das Museum, das in einer stilvoll restaurierten Gründerzeitvilla untergebracht ist, sämtliche Edelsteinarten der Welt und arbeitet in spannenden Sonderausstellungen verschiedenste Themengebiete rund um Edelsteine auf. Übrigens: In der gesamten Stadt finden sich zahlreiche Edelsteinschleifereien und Werkstätten, die sich über euren Besuch freuen.
Auf der goldenen Mitte des gesamten Pilgerweges, auf der vierten Etappe, erreicht ihr die Klosterruine Disibodenberg – einen Ort, der untrennbar mit Hildegard von Bingen verbunden ist und ihr Schaffen erlebbar macht. Hier verbrachte die Heilige die Hälfte ihres Lebens und entwickelte eigene Ansichten und Ideen – was nicht nur auf Zuspruch stieß. So lockerte sie etwa die strengen Speisebestimmungen im Kloster und verkürzte die Gebets- und Gottesdienstzeiten. Trotzdem schätzten sie die Benediktiner vom Disibodenberg, da sie dem Kloster zu großer Beliebtheit verhalf.
Der Ort hat nach wie vor etwas Mystisches und Magisches. Mitten in der Natur, auf dem Plateau des Berges, wachsen die Ruinen aus dem Boden und erzählen ihre Geschichte – die auch von Hildegard von Bingen erzählt, etwa, wie sie sich als junge Frau großen Herausforderungen stellte und ihre hohen Ziele nie aus den Augen verlor.
Wenn ihr am Rupertsberg ankommt, habt ihr schon viel erlebt und gelernt: Es ging durch den felsigen Hunsrück, durch Wälder und über weite Wiesen. Dabei habt ihr die wichtigsten Lebensorte der jungen und erwachsenen Hildegard bereits kennengelernt. Die letzte Station der Heiligen befindet sich in Bingen, dort, wo die Nahe in den Rhein mündet. Für Hildegard von Bingen war dies ein ganz besonderer Ort: Nach ihrer Zeit im Kloster Disibodenberg entschloss sie sich, ein eigenes Kloster zu gründen, das sie auf dem Grab des heiligen Ruperts erbauen ließ.
Hier widmete sie sich in großem Maße der Wissenschaft und schrieb nieder, was sie in den vielen Jahren ihrer Tätigkeit gelernt hatte. Sie beobachtete die Natur und die Tiere, die sie umgaben und sammelte Ideen für ihre Naturheilkunde. So gewann sie revolutionäre medizinische Erkenntnisse und hielt sie fest. An keinem anderen Ort schrieb sie mehr als hier.
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Von dem Kloster ist leider infolge des Dreißigjährigen Kriegs und späterer Bebauung wenig übrig geblieben. Einzig der Rupertsberger Gewölbekeller blieb erhalten. Er dient heute als Veranstaltungsort und erinnert an die letzte Wirkungsstätte der Universalgelehrten – einer Frau, die sich mit der Natur, die sie umgab, verband und mit wachen Auge neue Wege ging.
Der Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg endet an der heutigen Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Rüdesheim-Eibingen. Weitere Informationen zu der Strecke und den einzelnen Stationen erhaltet ihr hier.
Titelbild: Die Ruine des Klosters Disibodenberg liegt auf einem Felssporn oberhalb der Mündung des Flusses Glan in die Nahe © Naheland-Touristik GmbH / Timo Volz
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