Hohe Mauern, spitze Türme, tiefe Burggräben und tapfere Bewohner, unbesiegt und unbezwungen – so sieht der Inbegriff einer Ritterburg aus. In Deutschland gibt es noch viele solcher mittelalterlicher Kastelle, die die Wirren der Jahrhunderte überdauert haben und stolzer denn je über dem Land aufragen. Als Zeugen längst vergangener Zeiten stehen sie auf Bergkuppen, sind von Seen umschlossen oder verstecken sich in dichten, grünen Wäldern. Viele Burgen sind mit ihrer beeindruckenden Architektur heute wichtige Baudenkmale und Kulturgut. Und aus diesem und vielen anderen Gründen einen Besuch wert. 

Inhaltsverzeichnis

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Löwenburg, Hessen

„Rapunzel, lass dein Haar herunter“! Die Löwenburg liegt eingebettet in grüne Landschaft vor den Toren der Stadt Kassel, oberhalb von Schloss Wilhelmshöhe. Mit ihren vielen Türmen, ihrem beigebraunen Mauerwerk und den grauen Schieferdächern sieht sie aus wie der ideale Schauplatz für ein Märchen der Gebrüder Grimm. Tatsächlich entstand die Burg auch in genau der Zeit, in der die Brüder Jacob und Wilhelm ihre Märchensammlung niederschrieben, zwischen 1793 und 1801. Interessant ist die Löwenburg vor allem, weil es sich bei ihr um eine der ersten pseudomittelalterlichen Burgruinen Europas handelt. Die Burg sollte von außen bewusst einer verfallenen Ritterburg aus dem Mittelalter ähneln, samt Rüstkammer mit Waffen und Ritterrüstungen. Doch entsprechend der Epoche, in der die Burg geplant und erbaut wurde, ähnelt der innere Aufbau eher dem typischen Raumprogramm eines barocken Lust- und Landschlosses. Besonders sehenswert sind daher die fürstlichen Wohnräume mit ihren historischen Möbeln, Gemälden, Tapisserien und Bronzen. Die Burg kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die stündlich stattfinden und ist ausschließlich fußläufig über den Bergpark Wilhelmshöhe zu erreichen.

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Burg Breuberg, Hessen

Eine der eindrucksvollsten Burganlagen im süddeutschen Raum ist Burg Breuberg, die sich hoch über der Stadt Breuberg im Odenwald erhebt. Und das schon seit dem Jahr 1200. Damals wurde sie von Konrad Reiz von Lützelbach als Stauferburg errichtet und seitdem durchgängig bewohnt und für unterschiedliche Zwecke genutzt. Zunächst als Wohnort unterschiedlicher adeliger Familien, in jüngerer Vergangenheit dann auch als Landratsamt. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Burg als Wohnort für Arbeitsmigranten, danach als Produktionsstätte einer Spielzeugfabrik. Heute befinden sich in dem alten Gemäuer eine Jugendherberge und eine Burgschenke. Den bunten Mix an Bewohnern in der Vergangenheit erkennt man heute noch an der ebenso bunten Mischung aus Einrichtungs- und Baustilen. Vor allem Gotik und Renaissance haben ihre Spuren hinterlassen. In den historischen Räumen befindet sich heute das Breuberg-Museum. Hier werden alte Handwerkskunst, Beiträge zur Volkskunde und Gegenstände aus der Burggeschichte gezeigt.

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Burg Eltz, Rheinland-Pfalz

Eine wunderschöne Grafentochter, die beim Kampf um ihre Freiheit das Leben lässt, hohe Burgmauern, ein Burggraben und eine steinerne Burgbrücke – Burg Eltz ist eine Ritterburg, wie sie im Buche steht. Genau das ist wohl auch der Grund, weshalb sie in ihrer 800-jährigen Geschichte kein einziges Mal von Gegnern eingenommen wurde. Und nicht nur das: Sie überstand auch alle Wirren der Jahrhunderte komplett unbeschadet und gehört damit zu den wenigen niemals zerstörten Burgen in Europa. Bis heute ist das Kastell im Besitz der Familie von und zu Eltz, die heute zwar nicht mehr auf der Burg lebt, sie jedoch instand hält und zwischen April und November für neugierige Besucher aus aller Welt öffnet. Auf einer Führung geht es nicht nur durch die vielen Räume der Burg, sondern auch auf eine Reise durch die Jahrhunderte, die in jedem Winkel ihre Spuren hinterlassen haben. Ein besonders Highlight ist die Schatzkammer im Keller. Hier warten über 500 Exponate – Gold, Schmuck, Porzellan, Waffen und Rüstungen. 

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Reichsburg Cochem, Rheinland-Pfalz

Rittersäle, Speisesäle, Jagdzimmer, Kemenaten, Erker, Zinnen – die Reichsburg erhebt sich hoch über der Stadt Cochem an der Mosel und bietet alles, was man sich von einer echten Ritterburg erwartet. Die Anlage, die im Mittelalter als Zollburg diente, wurde – so die Vermutung – in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Während des pfälzischen Erbfolgekriegs Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Burg stark beschädigt, doch im 19. Jahrhundert beschloss der Berliner Kommerzienrat Louis Revené, sie Burg zu restaurieren und im neugotischen Stil wieder aufzubauen. Seitdem erstrahlt sie in neuem Glanz und ist weithin über dem Moseltal sichtbar. Interessenten können die Burg jedoch nicht nur aus der Ferne bewundern, sondern auch an Burgführungen teilnehmen, dabei die eindrucksvoll gestalteten Innenräume entdecken und freitags oder samstags an einem rustikalen Rittermahl im Burgkeller teilnehmen. Die Krönung dieser „Gasterey nach Art der alten Rittersleut“: Am Ende des Abends wird jeder Gast zum Ritter geschlagen.

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Burg Trifels, Rheinland-Pfalz

Aus Sandstein erbaut, thront sie auf einem wild zerklüfteten Felsenriff oberhalb der Stadt Annweiler: Burg Trifels. Zu ihren Füßen liegt das Queichtal, ostwärts erstreckt sich die Rheinebene und westwärts der Pfälzer Wald. Vermutlich im elften Jahrhundert errichtet, haben die alten Mauern viel erlebt und gesehen. Denn die Burg war nicht einfach nur eine Ritterburg. Im 12. und 13. Jahrhundert diente sie den Staufern und Saliern als wichtiges Machtzentrum, weshalb hinter den dicken Mauern immer wieder Reichskleinodien wie Krone, Zepter und Reichsapfel aufbewahrt wurden. Bis heute kann man originalgetreue Nachbildungen dieser Kostbarkeiten in der Schatzkammer der Burg bestaunen. Doch auch der Rest der Burg ist sehenswert, denn ihre Architektur ist spannender Zeitzeuge der unterschiedlichsten Epochen. Schließlich musste das Mauerwerk über die 1.000 Jahre seiner Existenz nach Zerstörung und Verfall in Teilen immer wieder neu aufgebaut werden. Bei einem Besuch können Gäste außerdem spannende Geschichten über Kaiser Barbarossa hören – Burg Trifels galt als seine Lieblingsfeste. Auch das Leben von König Richard von England, bekannt als Löwenherz, ist eng mit dem Gemäuer verwoben. Er wurde hier einige Jahre gefangen gehalten.

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6

Burg Vischering, Nordrhein-Westfalen

Wie auf einem Spiegel schwebt die Burg mit spitzem Turm über der spiegelglatten Wasserfläche. Die Rede ist von Burg Vischering, dem Ideal einer typisch münsterländischen Wasserburg – eine runde Hauptburg, umgeben von einem Hausteich. Nur eine schmale Brücke führt über das Wasser zum Tor der kompakten Burganlage. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet, diente das Gebäude als Trutzburg. Bewohnt wurde sie von Ritter Albert von Wulfheim, der mithilfe der Burg und einer kleinen Mannschaft dafür sorgen sollte, dass benachbarte Burgen ihr Herrschaftsgebiet nicht weiter nach Münster ausdehnen konnten. 1519 bis 1622 wurde die Burg schließlich zu einem Wohnschloss ausgebaut. Heute können Teile der Burg von Besuchern besichtig werden. Dazu gehört auch das Münsterlandmuseum, das 1972 in den Räumlichkeiten des geschichtsträchtigen Gebäudes eröffnet wurde. In der Dauerausstellung „WasserBurgenWelt“ kann man etwas über die Geschichte der Burg und ihre Bewohner erfahren. Das Café „Reitstall“ versorgt hungrige Mägen mit kleinen Mahlzeiten, Kaffee und Kuchen. 

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7

Wartburg, Thüringen

Zentrum des hochmittelalterlichen Dichtens und Minnesangs, Wohn- und Wirkungsort der heiligen Elisabeth, Exil für Martin Luther, der hier das Neue Testament übersetzte, und Schauplatz des Wartburgfests der deutschen Burschenschaften – keine deutsche Burg ist so sehr mit großen geschichtlichen Ereignissen verbunden, wie die Wartburg in Thüringen. Das beeindruckende, im Jahr 1067 errichtete Gebäude wurde deshalb 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Und als wäre das nicht Grund genug für einen Besuch, erhebt sich die Wartburg auch noch überaus eindrucksvoll hoch über der Stadt Eisenach aus dem Grün des Thüringer Walds. Übrigens: Berechnet man den Mittelpunkt Deutschlands anhand des Schwerpunkts der Fläche Deutschlands, so befindet sich dieser nur rund 10 Kilometer von der Wartburg entfernt. Daher wurde die Wartburg stellvertretend zum Mittelpunkt Deutschlands und 1989 zum Symbol der Deutschen Einheit erklärt. Heute werden auf der Festung geführte Burgbesichtigungen angeboten und Kulturevents veranstaltet. Beispielsweise das Wartburg-Festival, bei dem im burgeigenen Festsaal Konzerte und Opern aufgeführt werden.

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8

Burg Hohenzollern, Baden-Württemberg

Im Herzen von Baden-Württemberg, am Rand der Schwäbischen Alb und zwischen Bodensee und Schwarzwald liegt die Burg Hohenzollern in 855 Metern Höhe. Wer sie erklimmen will, muss einen langen und steilen Fußmarsch auf sich nehmen, nur um sich dann vor den hohen Mauern wiederzufinden und um Einlass zu bitten. Doch keine Sorge: Der wird heute gerne gewährt. Die erste Burg an dieser Stelle wurde im frühen 11. Jahrhundert errichtet, doch schon 1423 nach langer Belagerung wieder völlig zerstört. 1454 wurde daher eine weitere Burg erbaut mit höheren, festeren Mauern, die bis heute in Teilen erhalten ist. Jährlich strömen bis zu 300.000 Besucher zu dem beeindruckenden Bauwerk, das mit hellem Stein, grauen Turmspitzen und kunstvollen Steinfresken fast an die „Harry-Potter“-Zauberschule Hogwarts erinnert. Auf Burg Hohenzollern können Besucher nicht nur die Festung mit ihren 140 Räumen besichtigen – darunter die Bibliothek mit kunstvollen Wandmalereien oder Räume mit vergoldeten Kassettendecken. Auch das Museum, das eine faszinierende Sammlung von Artefakten zur Geschichte Preußens und seinen königlichen Familien beherbergt, ist einen Besuch wert. Außerdem finden in der Burg das ganze Jahr über Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und einer der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands statt.

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9

Burg Lauenstein, Bayern

Grüne Blumenranken winden sich über das blau ausgemalte, von Säulen gestützte Deckengewölbe, das den Saal mit den kunstvollen Wandteppichen überspannt: Der Orlamünde-Saal auf Burg Lauenstein sieht aus wie aus dem Märchen. Die Burg liegt in den Höhen des Thüringer Waldes, unweit der fränkisch-thüringischen Grenze und gilt als nördlichste Burg Bayerns. Die ältesten Bestandteile der beeindruckenden Burganlage gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Viele Jahre lebte hier das Thüringer Geschlecht der Grafen von Orlamünde, das inzwischen ausgestorben ist. Doch der Geist der Katharina von Orlamünde, die hier im 14. Jahrhundert lebte, soll immer noch als „weiße Frau“ in den Räumlichkeiten umhergehen und die Burg somit nie wirklich verlassen haben. Erzählt man sich wenigstens … Heute gehört die Burg dem Freistaat Bayern, der die Anlage restauriert und in der Hauptburg ein umfangreiches Museum eingerichtet hat. Rüstungen, Waffen, Möbel, Kachelöfen, Gemälde, Wand- und Deckenmalereien können hier besichtigt werden. Lohnenswert ist auch ein Besuch des jährlich stattfindenden Lauensteiner Burgfests, bei dem sich die Burg in eine mittelalterliche Kulisse für Gaukler und Landsknechte verwandelt. 

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Titelbild: Die Reichsburg Cochem © Boris Stroujko, Adobe Stock

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