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Romantische Winzer-Orte inmitten von sanften Hügeln. Und ein Fluss, der sich seit Urzeiten in spektakulären Kurven seinen Weg durch die Weinlandschaft bahnt. Wir sind mit dem Wasserflugzeug über die Mosel geflogen – und haben die Kamera mitgenommen: 

Manche Menschen machen Dinge mit so viel Begeisterung, dass es ansteckend wirkt. Norbert Klippel ist so jemand. Der Rheinland-Pfälzer ist Fahr- und Fluglehrer. Letzteres macht ihn zu einem bunten Hund in seiner Branche: Deutschlandweit ist Norbert der Einzige, der auf der Mosel eine Ausbildung mit dem Wasserflugzeug anbieten und dort auch die Landegenehmigung erteilen darf. Seit 2001 fliegt der gelernte Pilot, der in Kanada seine Ausbildung gemacht hat, über die Mosel, in den Sommermonaten schwingt er sich mit seiner gelben Maschine sogar fast täglich in die Lüfte. „Wenn die ganze Schönheit des Moseltals unter mir vorbeizieht, fühle ich mich frei.“ Norbert klingt fast ehrfürchtig, wenn er über die Aussicht auf das Moseltal spricht, an die er sich trotz der Routine nicht gewöhnt hat. 

Norbert folgt den vielen Biegungen und Kurven, die die Mosel um Orte wie Leiwen macht. Die Moselschlaufen sind ein Relikt der Eiszeit © Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH / Ketz
Norbert folgt den vielen Biegungen und Kurven, die die Mosel um Orte wie Leiwen macht. Die Moselschlaufen sind ein Relikt der Eiszeit © Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH / Dominik Ketz

Los geht’s am Flugplatz Trier in Föhren. Die Flugrichtung gibt die Mosel vor, die sich in vielen Biegungen durch die Landschaft schlängelt. Moselmäander – so heißen die Kurven und Schleifen, die in der Region vor Millionen von Jahren entstanden sind: Das heutige Rhein-Mosel-Gebiet (unter Geologen besser als Rheinisches Schiefergebirge bekannt) war in Urzeiten vom sogenannten Devonmeer bedeckt, an dessen Grund sich durch Ablagerungen verschiedene Gesteinsformationen gebildet haben: Aus Tonschlamm wurde Schiefer, aus Korallen- und Muschelbänken entstand Kalkstein, aus Sand – nun ja – Sandstein. Durch tektonische Verschiebungen hat sich das Rheinische Schiefergebirge unterschiedlich stark angehoben (jetzt wisst ihr auch, warum das Rhein-Mosel-Gebiet von den zwei Mittelgebirgen Eifel und Hunsrück umrandet ist). Die Entwicklung des Moseltals fand im Paläozoikum ihren Anfang, dem Erdalterum vor 380 Millionen Jahren. Wir spulen zur entscheidenden Stelle in der Erdgeschichte vor: Zur Zeit der zweiten Eiszeit, also vor ca. 1 Millionen Jahren, hat sich die Urmosel, die damals wie heute in den südlichen Vogesen entspringt, ihren Weg durch die unterschiedlichen Gesteinsformationen des Rheinischen Schiefergebirges gebahnt – und so ihre charakteristischen Kurven- und Schleifenformen ausgebildet: Weniger festes Material wie Kalkstein wurde vom Fluss erodiert – also abgetragen, festeres Material zwang die Mosel, ihre Fließrichtung zu ändern. 

Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Föhren: Anreise planen.

Die Weinlandschaft im Moseltal geht auf römische Besiedlung zurück © Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH / Ketz
Die Weinlandschaft im Moseltal geht auf römische Besiedlung zurück © Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH / Dominik Ketz

Seit den Römern sind die teils steilen, teils sanft ansteigenden Ufergebiete der Mosel mit Weinreben bewachsen. Auf römische Besiedlung gehen auch die vielen kleinen Weinorte zurück, die von oben, inmitten der sich vom Fluss ausbreitenden Weinlandschaft, wie Miniatur-Städte wirken. Zwei dieser Weinorte sind Leiwen und Trittenheim, die dicht nebeneinanderliegend von einer der schönsten Moselschleifen umschlungen werden. Diesen Kurvenabschnitt kann man übrigens auch prima von Land aus bestaunen – zum Beispiel auf dem Rundwanderweg Trittenheim zur Zummethöhe in Leiwen. Der Aussichtspunkt Zummethöhe wurde 2016 sogar zur schönsten Weinsicht der Mosel gewählt! Und noch mehr erwartet euch während der circa zweistündigen Wanderung: Neben Vogelsang, einem weiteren Mosel-Aussichtspunkt, passiert ihr einige Trittenheimer Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise die historischen Fährtürme der Trittenheimer Brücke (im Mittelalter waren Brücken in Trier und Koblenz die einzigen festen Mosel-Übergänge, in den kleinen Moselorten setzten die Bewohner mit Fähren auf die gegenüberliegende Uferseite über). 

Mit der Bahn und Bus bequem nach Trittenheim: Anreise planen.

Norberts Lieblingsort, die Fachwerkstadt Bernkastel-Kues, liegt noch ein kleines Stückchen weiter flussabwärts Richtung Koblenz, wo die Mosel in den Rhein mündet. In Bernkastel-Kues wassert der Pilot, wie das Landen im Nassen heißt. Das Motorengeräusch seines gelb leuchtenden Wasserflugzeugs hat sich schon von Weitem angekündigt: Noch bevor Norbert landet, wird er von Passanten erwartet. Norbert hat sich an den kleinen Trubel gewöhnt, den er regelmäßig mit seinem Landemanöver verursacht. Während sich die kleine Menschenschar auflöst, hebt Norbert wieder ab. Für ihn geht der Weg zurück nach Föhren, wo schon der nächste Flugschüler auf ihn wartet. In unserem Video kannst du Norberts Abflug und Landung ansehen – und mit ihm über das wunderschöne Moseltal fliegen:

Mit der Bahn und Bus bequem nach Bernkastel-Kues: Anreise planen.

Das Kurvenspektakel der Mosel geht weiter: Erst nach Cochem fließt die Mosel in beständigeren Formen zwischen den mit wein- und waldbestückten Hängen. Bis dahin umkurvt sie weitere Weinorte. In eine der größten und imposantesten Moselschleifen schmiegen sich Kröv und Traben-Trarbach. Kröv ist überregional bekannt für seine gute Weinlage mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Nacktarsch (der Sage nach soll im Mittelalter ein übereifriger Weinleser, um Zeit zu sparen, seine Notdurft während der Arbeit verrichtet haben). Nicht nur die terrassenförmigen Weinberge, auch die Orte selbst sind geprägt von der langen Tradition des Weinanbaus. In Traben-Trarbach beispielsweise wechselt sich typische Moselarchitektur mit prächtigen Jugendstil-Villen ab, die weltoffene Weinhändler um das Jahr 1900, also zur Zeit der Belle Époque dort errichten ließen. Die Orte eignen sich dann auch perfekt für eine Übernachtung auf einem der vielen Weingüter. Vor allem während der Zeit der Weinlese sind Gäste dann mittendrin im Geschehen: Winzer:innen darf während ihrer Arbeit über die Schulter gesehen werden, wer mag, packt bei der Lese mit an. Und nach getaner Arbeit darf natürlich von dem leckeren Moselwein probiert werden, zum Beispiel während einer der vielen Weinfeste, die vor allem im Spätherbst gefeiert werden.

Natürlich eignet sich die Landschaft der Moselregion auch hervorragend für Wandertouren. Der 365 km lange Fernwanderweg Moselsteig führt auf zwei Etappen über Reil nach Zell, wo nach Traben-Trarbach die nächste Moselschleife wartet. Höhepunkt ist der Ausblick vom ehemaligen Kloster Marienburg auf den Zeller Hamm: Schon die Kelten sollen vom Ausblick auf die engste Stelle der Moselschleife beeindruckt gewesen sein. Von Zell aus sind es noch ein paar Moselwindungen bis nach Bremm. Hier thront der steilste Weinberg Europas, der Bremmer Calmont. Wer schwindelfrei ist, nimmt den Klettersteig zwischen Eller und Bremm. Der teils sehr steile Anstieg auf den 378 Meter hohen Berg lohnt sich – vom Gipfelkreuz fällt der Blick auf die wohl Spektakulärste unter den Moselschleifen: den Bremmer Bogen, an dessen Stelle sich die Mosel um fast 180 Grad windet. 

Titelbild: Der Calmont ist Europas steilster Weinberg © AdobeStock/AliceD

In Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Für einen Urlaub in Rheinland-Pfalz gibt es viele gute Gründe. Einige davon sind die etlichen Schlösser und Burgen, tolle Weinberge an Mosel und Rhein und historische Städte wie Trier und Mainz.

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