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Die nach vulkanischen Wasserdampf-Explosionen entstandenen Seen in der Eifel heißen „Maare“ – und sind heute die reinsten Kraftorte. Ein Spaziergang um das Pulvermaar in Rheinland-Pfalz mit der Kulturlandschaftsführerin Irene Sartoris.

Es ist noch früh am Morgen, als Irene Sartoris, ausgestattet mit Wanderschuhen und Rucksack, losmarschiert. Ziel: eine Runde um das Pulvermaar; es liegt auf halber Strecke zwischen Koblenz und Trier im Südteil des Westeifeler Vulkanfeldes und zählt mit 74 Metern zu Deutschlands tiefsten Seen. Das kristallklare Gewässer hat eine fast kreisrunden Fläche und einen bewaldeten Ring rundherum – das sieht wunderschön aus. Saftige Wiesen wechseln sich ab mit dichtem Gehölz und stillen Bachtälern. An einer Bank am Ufer bleibt die Frau mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt stehen und lässt ihren Blick über den See schweifen, in dem sich jetzt die ersten Sonnenstrahlen spiegeln. 

In der Ruhe liegt die Kraft

Im Gemündener Maar gibt es sogar ein Naturfreibad ©AdobeStock/Michael Eichhorn
Im Gemündener Maar gibt es sogar ein Naturfreibad ©AdobeStock/Michael Eichhorn

„Diese Ruhe hier, mit dem Zwitschern der Vögel und Rauschen der Blätter in den Bäumen, ist einfach traumhaft“, schwärmt Irene Sartoris, die oft noch vor der Arbeit ihre „Seelenplätze“ besucht, wie sie die Orte in üppiger Natur nennt, um Kraft für den Tag zu tanken. Noch lieber macht sich die Eiflerin allerdings mit anderen auf den Weg. Sie gehört zu dem Team der zertifizierten Natur- und Geoparkführer, das regelmäßig mit Gästen kleine Exkursionen durch die einzigartige Landschaft aus Vulkankegeln und kreisrunden Kraterseen unternimmt und Fragen zu den Besonderheiten der Region beantwortet. Und das sind in erster Linie die Maare. Richtig, das Wort stammt vom Lateinischen „mare“, also Meer, und ein bisschen fühlt es sich auch so an – zumindest im Sommer, wenn die Ausflügler ins erfrischend-kühle Nass hüpfen und überall Ruder- und Tretboote zu sehen sind. 

Wo die Hölle los war

Was heute malerisch wirkt, ist das Ergebnis heftiger Eruptionen vor mehr als 20.000 Jahren. In jener feurigen Zeit, als in der Eifel, speziell im Kreis Daun samt Ulmen und Manderscheid, der Kampf der Elemente tobte und das jüngste Vulkangebiet Deutschlands sein Gesicht erhielt. 

Was aber genau sind Maare, Frau Sartoris? „Die schüssel- oder trichterförmigen Mulden entstehen, wenn Magma nach oben steigt und auf eine wasserführende Erdschicht trifft. Folge: Das Wasser verdampft schlagartig, es kommt zu enormen Explosionen, und es bildet sich ein in die Erde eingesprengter Trichter. Ist der Boden so abgedichtet, dass sich dort Grund- und Regenwasser sammeln kann, entsteht ein wassergefülltes Maar“. Anschaulich erklärt die Gästeführerin diesen Vorgang auf ihren regelmäßigen Entdeckungstouren, an denen Schulklassen genauso teilnehmen wie Hobby-Geologinnen und Outdoor-Liebhaber. Und wer weiß, vielleicht macht man unterwegs sogar einen aufregenden Fund?! So wie Irene Sartoris, die 2007 auf einem Streifzug durch den Wartgesberg-Vulkan auf die bis dahin größte Lava-Flugbombe stieß. Es ist ein stattliches Exemplar, das nach einem Vulkanausbruch als heißer Feuerball tatsächlich durch die Luft schoss und heute Teil des Vulkanerlebnispfades ist, der am Vulkanhaus in Strohn beginnt. „Der Findling war von Geröll überdeckt“, erinnert sich die passionierte Heimatkundlerin, „deshalb bin ich schon stolz, ihn nicht übersehen zu haben". Einen kleinen Eindruck ihrer Arbeit bekommt man in dem Video über die „Geheimnisse der Maare“:

Urlaub auf dem Vulkan

Übrigens, von den rund 80 Maar-Vulkanen sind nur noch zwölf mit Wasser gefüllt. Und das Pulvermaar gehört zu den wenigen, in denen das Baden erlaubt ist. Dort gibt es sogar ein Naturfreibad mit Rutsche, Springturm und Kinderbecken. Tipp für alle, die länger als nur einen Tagesausflug an diesem besonderen Flecken Natur verbringen möchten: Beim Örtchen Gillenfeld, reizvoll am Kraterrand des Pulvermaars gelegen und geschützt durch hohen Buchenwald, gibt’s ein Feriendorf mit Campingplatz und Bungalows. Von hier hat man eine herrliche Aussicht auf das „blaueste Auge“ der Eifel. 

Viele Wanderwege durchziehen die Landschaft, die zum UNESCO-Geopark Vulkaneifel gehört. Auf ihren geführten Touren erzählt Irene Sartoris, seit Kindheitstagen mit der Region verbunden, auch von den Sagen und Geschichten, die sich um die geheimnisvoll wirkenden Maare ranken. Und von der märchenhaften Flora und Fauna im Hochmoor. Ihr Motto: „Sehen, riechen, fühlen, staunen – mit allen Sinnen erleben.“ 

In Zusammenarbeit mit Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Für einen Urlaub in Rheinland-Pfalz gibt es viele gute Gründe. Einige davon sind die etlichen Schlösser und Burgen, tolle Weinberge an Mosel und Rhein und historische Städte wie Trier und Mainz.

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