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Im südöstlichen Spessart lässt es sich herrlich wandern. Zum Beispiel auf der Jossgrund Runde, auf der es viel Überraschendes zu entdecken gibt. Erst recht, wenn man mit einem Guide wie Michael unterwegs ist.

Richtig gemütlich mäandert die Jossa durch die südosthessische Landschaft. „Sie ist einer der wunderbar naturbelassenen Flüsse, wie es sie bei uns im Spessart noch gibt“, schwärmt Michael. Der Wander- und Naturparkführer begleitet uns heute auf der Jossgrund Runde, einem zwölf Kilometer langen Wanderweg, der zu den sogenannten Spessartfährten gehört. Das sind zertifizierte Rundwege, die sich besonders gut für einen Tagesausflug in den hessischen Spessart eignen. 

Die Jossgrund Runde startet im Dorf Burgjoß und führt auf zwölf Kilometern in großem Bogen über die Gipfel Steiniger Berg und Zöllersberg zum Startpunkt zurück. „Drei Stunden dauert das normal, doch bei mir werden es immer vier!“, lacht Michael. Bald wird uns klar, warum: Unser Guide hat einfach so viel Spannendes zu erzählen. Zur Jossa selbst und ihrem früheren Reichtum an Flussperlen zum Beispiel. Dazu hat Michael sogar ein Gedicht verfasst: „Alsbald war überall bekannt, die Jossa, das ist Perlenland“, zitiert er, als wir auf schmalem Pfad an dem Flüsschen entlanglaufen, das sich gemütlich durch die Landschaft schlängelt. Auch schon beim Start der Wanderung im Burgwiesenpark von Burgjoß hatte Michael Spannendes zur Geschichte der alten Wasserburg zu erzählen gewusst, die dort alle Blicke auf sich zieht. Und die mit ihren dicken Schutzmauern so romantisch anzusehen ist. 

Nach Sonnenuntergang kommen die Biber raus

Michael führt als zertifizierter Wander- und Naturparkführer nicht nur Gäste durch den Naturpark Hessischer Spessart – und das schon seit 23 Jahren –, er hat die neuen Wanderwege sogar selbst mitentwickelt. An der Jossgrund Runde mag er den typischen Spessart-Charakter, den sie den steilen Hängen, dem offenen Talboden und den idyllisch rauschenden Bächlein verdankt. „Trotzdem ist sie auch etwas Besonderes“, schmunzelt der Hesse. Da wären zum Beispiel die Biber, die zahlreich an den Zuflüssen der Jossa und im Naturschutzgebiet Sahlensee leben, seit sie dort Ende der 1980er-Jahre erfolgreich wiederangesiedelt wurden.

„Allerdings kommen sie immer erst gegen Sonnenuntergang raus. Vorher ist es ihnen wegen ihres dicken Pelzes meistens zu warm.“

Wir steigen nun steil bergauf, wie es so oft im Spessart vorkommt. Der Weg schlängelt sich durch lichten Buchenwald. Sonnenstrahlen fallen schräg zwischen den Bäumen durch. Oben auf dem Gipfel des 400 Meter hohen Steinigen Bergs gelangen wir wieder ins Freie. Der Blick über den Jossgrund und hinunter nach Burgjoß ist fantastisch. Michael zeigt uns ganz in der Nähe eine sogenannte Kandelaberfichte: Nachdem vor vielen Jahren der Blitz in sie eingeschlagen war, hat sie verschiedene Baumkronen entwickelt – und ähnelt jetzt einem Kerzenleuchter. „Fichten können bei uns richtig alt werden, bis zu 300 Jahre“, erzählt Michael stolz. 

Bis zu 30 Schmetterlingsarten in den Schlehenbüschen

Dann wandern wir weiter. Der Weg ist schmal und einladend, führt erst am Wald entlang und dann an einer Wacholderheide vorbei, in der es duftet und blüht. „Die findet man sonst im Spessart kaum“, weiß unser Wanderführer und berichtet, dass in der Heide auch die Kreuzotter anzutreffen wäre. „Aber keine Angst! Selbst wenn man gebissen wird, ist das für Erwachsene nicht gefährlich.“ Und weiter geht’s. Erst vorbei am Forsthaus Zieglerfeld mit seinen grünen Fensterläden, dann entlang blühender Schlehenbüsche. Wer im Hochsommer hier vorbeikommt, weiß Michael, könne bis 30 Schmetterlingsarten entdecken, deren Raupen in den Hecken Lebensraum fänden. „Auch der besonders große Segelfalter ist dabei“, erzählt er.

Beim Thema Schlehen gerät Michael sogar richtig ins Schwärmen: Seine Frau, ebenfalls geprüfte Wanderführerin, bereitet daraus nämlich einen wunderbar aromatischen Likör zu. Von dem erzählt uns unser Guide noch lange, während wir die Jossgrund Runde zurück nach Burgjoß gehen, erst über den 427 Meter hohen Zöllersberg und dann weiter über Oberndorf mit seiner schönen Dorfkirche. Und auch sonst fallen Michael zu jeder Buche und zu jedem Rotkehlchengesang, zu Käfern und Beeren, Ameisen und Brennnesseln immer wieder die schönsten Geschichten ein. Eines ist klar: Die Jossgrund Runde ist viel zu kurz für das, was es über sie zu erzählen gibt. Aber das macht nichts: Wir gehen sie einfach noch einmal!

Durch Wald und über Wiesen

Unterwegs in ausgedehnten Buchen- und Eichenwäldern: Wandern im Spessart ©Spessart Tourismus und Marketing, Claus Tews

„Spessartfährten“ und „Spessartspuren“ führen Dich durch das herrliche Mittelgebirge. Dazu gibt’s reichlich schöne Aussichten

STOLZENBERGER RITTERBLICK

Von dieser Spessartfährte kehren Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert zurück: Die Großen, weil der Premiumwanderweg mit schönsten Ausblicken über das Salz- und Kinzigtal und Abschnitten auf verwunschenen Waldpfaden belohnt. Die Kleinen, weil der Weg auch als Familienerlebnisweg ausgezeichnet ist und sie an Erlebnisstationen Spannendes über Mittelalter, Handwerk und Natur erfahren.
7 km | 2,30 h | 216 Höhenmeter

RAMHOLZER SCHLOSSPARK UND STECKELBERG

Start zu dieser Spessartspur ist an der Orangerie von Schloss Ramholz, das mit seinen weinbewachsenen Fassaden und den vielen Türmchen und Giebeln aussieht wie direkt aus dem Grimmschen Märchenbuch. Von hier aus wanderst Du hoch zur restaurierten Burgruine Steckelberg mit einem herrlichen Blick über das Kinzigtal. Zurück zum Ausgangspunkt geht es durch den Ramholzer Schlosspark, einen 80 Hektar großen historischen Landschaftspark mit prächtigen, alten Buchen.

5,9km | 1,45h | 180 Höhenmeter

EUSESER FERNBLICK

Bei all den schönen Aussichtspunkten an dieser Spessartspur musst Du gucken, dass Du vor lauter Schauen nicht das Ziel der Wanderung aus den Augen verlierst! Los geht’s mit den Prachtpanoramen schon am Startpunkt, dem 18 Meter hohen Rodfeldturm, von dessen Plattform sich ein lohnender Weitblick bis zum Taunus eröffnet. Auch sonst ergeben sich bei der Wanderung bis nach Neuses immer wieder herrliche Ausblicke.

6,3 km | 1,45 h | 186 Höhenmeter

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