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Wer hat Lust auf einen kleinen kulinarischen Ausflug in den Frankfurter Speckgürtel? Unser Angebot: 11 traditionelle Dorfgasthäuser, die nicht weiter als 20 Kilometer von Frankfurt entfernt sind – und für die Handkäs, Grüne Soße und guter Apfelwein Ehrensache ist:

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Landgasthof Rote Mühle

Eine Warnung vorweg: Am Wochenende ist dieser wunderbar im Grünen gelegene Gasthof kein Ort für Menschen, die nach Einsamkeit und Stille suchen: Zu beliebt ist die zwischen Bad Soden und Frankfurt gelegene Gastwirtschaft in heimeliger Fachwerk-Kulisse direkt am Liederbach. Das ist aber auch schon der einzige Minuspunkt. Der Handkäs gehört hier ebenso zum Angebot wie der leckere Apfelwein – die jungen Betreiber der Roten Mühle zeigen mit ihrer Speisekarte Lokalpatriotismus. Und der Tafelspitz mit grüner Soße soll hervorragend sein … Humor hat man hier auch: Wer mit Kindern kommt, kann auf der Karte „Für die kleinen Gäste“ auch „Ich mag nix“ ordern – die Notfall-Option für kleine Trotzköpfe nimmt einem hier keiner krumm. Unser Zusatz-Tipp: Bei sonnigem Wetter gibt es keinen schöneren Platz als unter den Bäumen auf der idyllischen Terrasse.  

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Zum Grünen Baum

So modern ist er dann schon, der neue Wirt vom Gasthaus Zum Grünen Baum in Bad Soden-Altenhain. Zwar hat er darauf verzichtet, die authentische Einrichtung seiner im Jahr 1712 zum ersten Mal urkundlich erwähnten und im Siebziger-Jahre-Stil gestalteten Gaststätte zu verändern. Wer sich aber ein Bild seines Restaurants machen möchte, kann das ganz geschmeidig auf Instagram tun. Und was sieht man da: Inhaber Maximilian Reul persönlich, wie er mit dem Bembel in der Hand den selbst gekelterten Apfelwein ausschenkt. Weitere vertrauensbildende Maßnahmen: Einige optische Eindrücke seiner soliden Speisekarte, die sich an regionalen Einflüssen orientiert. Von der „Grünen Sauce mit 4 Eiern“ bis zum „Handkäs mit Musik“ ist alles dabei, was der Hesse von einer hiesigen Traditionsgaststätte erwartet. Dass im großen Saal mit Bühne in guten Zeiten auch wieder Feste gefeiert und Theatervorstellungen gegeben werden können, ist ein weiterer Pluspunkt für den Grünen Baum am Südhang des Taunus. 

Handkäs mit Musik ist eine typisch hessische Speise. Der Käse wurde früher von Hand in runde Laibe geformt ... den Zusatz
Handkäs mit Musik ist eine typisch hessische Speise. Der Käse wurde früher von Hand in runde Laibe geformt ... den Zusatz "Musik" hat das Gericht dank der Zwiebeln © Tourismus+Congress GmbH Frankfurt
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Pflasterschisser

Schon seine Lage ist idyllisch. Das Restaurant Pflasterschisser liegt in der Altstadt von Eppstein, diesem Örtchen vor den Toren Frankfurts, das durch seine Burg über der Stadt und die überregional bekannten Burgfestspiele ein beliebter Anziehungspunkt ist. Dass das Pflasterschisser zudem im ältesten Fachwerkhaus des gesamten Main-Taunus-Kreis residiert – erbaut 1459! – dürfte seine Besucher freuen, garantiert derlei Patina doch gemütlichen Charme in mittelalterlichem Ambiente. Wer fragt, wird vor Ort vom Personal auch geduldig über die Herkunft des ungewöhnlichen Namens aufgeklärt: Er hat damit zu tun, dass die Eppsteiner schon lange vor ihren Nachbardörfern gepflasterte Straßen gebaut haben … Im Pflasterschisser ist eine hausmännisch-regionale Karte am Start, die vom Handkäs bis zum Kesselgulasch oder dem berühmten Saumagen Gerichte bietet, die man in dieser Qualität in modernen Restaurants nur noch selten findet. Und einen Joker setzen wir, mit amüsiertem Lächeln, auch noch: Im Pflasterschisser gibt’s „Toast Hawaii“. Oh yeah! 

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Apfelwein Müller

„Alles rund um die hessische Kulinarik“ hat sich das Eschborner Restaurant Apfelwein Müller auf die Küchenfahne geschrieben, oder simpler: Es dreht sich hier um „gutes Essen in Hessen!“ Deshalb stammen die meisten Zutaten der Gerichte auf der Karte des Restaurants auch von ausgesuchten Herstellern aus der Region. Neben dem Tafelspitz mit Frankfurter Grüner Soße und Bratkartoffeln empfehlen wir die Rippchen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree oder gleich das Hessen-Schnitzel. Aber keine Sorge: Auch für Menschen mit weniger lokalpatriotischen Gelüsten bietet das Apfelwein Müller genügend Alternativen. Womit wir aber nun auch zum Namen und dem darin anmoderierten Highlight des Lokals kommen: dem Apfelwein. Allein fünfzehn unterschiedliche Bezeichnungen für das lokale Getränk kennt man auf der Website des Restaurants und informiert seine Gäste darüber, dass man selbstredend nur die Produkte von heimischen Streuobstwiesen verköstigt, die allesamt von der Kelterei Herberth aus Kronberg stammen. Unser Tipp: Versucht mal den schicken Apfelbrand …

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Restaurant Bommersheim

Atmosphäre kann man hier, das muss man dem seit sieben Generationen in Familienhand befindlichen Restaurant Bommersheim lassen: Ob im Winter der Kamin prasselt oder im Sommer der aufwändig inszenierte Innenhof brummt, weil man sich unter Palmen, Weinreben und duftenden Zitronen- und Orangenbäumen wie beim mediterranen Kurzurlaub fühlt – der älteste, schon 1810 eröffnete Betrieb in Eschborn-Niederhöchstadt  ist aus guten Gründen ein Anziehungspunkt für Gäste aus der gesamten Umgebung. Neben der stilvoll gestalteten Kulisse des Wirtshauses ist es in erster Linie die feine und durchaus ambitionierte „Heimatküche“, die hier hessische Spezialitäten ebenso raffiniert und ausgefeilt auf den Teller bringt wie überregionale Gerichte. Die Zutaten sind dabei möglichst von regionalen Herstellern. Besonderheit: Specials wie das Gänseessen, ein Schweizer oder ein Bayerischer Abend werden im Bommersheim immer wieder eingestreut, getreu dem Motto des Hauses: „Wahres Glück ist hausgemacht!“ 

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Gasthaus Zum Taunus

Die Natur ist der beste Designer. Das mögen sich auch die Brüder Bender gedacht haben, die das traditionsreiche Gasthaus Zum Taunus in Kelkheim bereits in der siebten Generation führen. Sie pflegen auf ihrem Land über 1300 Apfelbäume für ihre Produkte und schenken in ihrem Gasthof natürlich auch nur selbst gekelterten Apfelwein aus. Im Sommer machen sich die Benders mit ihrem „Apfelland“und der 2009 gegründeten „Schäfer-Jakobs Apfelland“-Straußwirtschaft selbst Konkurrenz. Bei schönem Wetter sitzen nämlich Hunderte von Ausflüglern auf grünen Wiesen unter den Apfelbäumen der Benders und laben sich an, Überraschung: Apfelkuchen, Apfelsaft oder Apfelwein, je nachdem, wie es um Hunger und Laune bestellt ist. Die Karte in dieser Saison-Schänke fällt eher klein aus. Soll so: Sie fungiert sozusagen als Appetizer für die vorzügliche Speisekarte im Gasthaus Zum Taunus selbst. „Kulinarisches aus vier Jahrhunderten“ kommt hier auf den Tisch, vor allem die regionalen Rezepte von „Oma Anna“, die hier kulinarisch das Zepter schwingt. Dass sogar die guten alten Reibekuchen nach Annas Rezeptur auf dem Speiseplan stehen, freut uns besonders. 

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Hof Gimbach

Spötter behaupten, dass der große Zulauf im Hof Gimbach in früheren Zeiten hauptsächlich mit der in der Nähe gelegenen Kapelle – 1709 erbaut – zusammenhing. Denn Papst Clemens XI. hatte seinen Schäfchen angeblich versprochen, sie im Tausch für einen Besuch der Kelkheimer Kapelle von allen Sünden freizusprechen. So verbanden die fröhlichen Katholiken dereinst wohl gerne einen Besuch der Kapelle mit einem in der Schänke im Hof Gimbach. Die Kapelle gibt’s heute nicht mehr. Der Hof Gimbach aber brummt immer noch:  Nach den Gründen für den großen Erfolg der wunderschön im Grünen gelegenen Wirtschaft Hof Gimbach muss niemand lange suchen. Die Küche – regional und frisch – überzeugt auf ganzer Linie, dazu gibt’s Äpfel von den eigenen Obstbäumen, Apfelsaft und Apfelwein sind selbst gekeltert. Neben den Speisen auf der ausgesuchten Abendkarte werden im idyllischen Biergarten unter knorrigem Baumbestand auch viele verschiedene Torten, Tartes und Blechkuchen gereicht, allesamt selbst gemacht. Und sogar konkrete Streckenvorschläge für einen Verdauungs-Spaziergang zwischen den Mahlzeiten werden auf der Website des Hofes gemacht. Unser Tipp: Donnerstag ist „Schinderhannes“-Tag – da wird jeweils ab 18 Uhr ein reichhaltiges Büffet aufgebaut – Reservierung empfohlen. 

Vom Feld auf den Tisch – viele Produkte werden im Hof Gimbach selbst angebaut
Vom Feld auf den Tisch – viele Produkte werden im Hof Gimbach selbst angebaut © Hof Gimbach
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Waldgasthaus Bürgelstollen

Es hat schon seine Vorteile, wenn ein Restaurant wie das Waldgasthaus Bürgelstollen mitten im Wald liegt. Da kommt dann schon mal der hiesige Jäger vorbei und liefert ab, was er frisch geschossen hat. Ergo: Der idyllisch oberhalb von Kronberg im Wald gelegene Bürgelstollen ist unter Kennern für seine Wildspezialitäten bekannt. Bietet aber – das nur zur Beruhigung für Frankfurter Ausflügler, die eine Waldwanderung mit dem Genuss hessischer Spezialitäten verbinden wollen – auch Handkäs, Grüne Soße oder Besonderheiten wie etwa frische Kalbsnieren mit Kartoffelstampf. Serviert werden diese Köstlichkeiten im gemütlich-rustikalen Ambiente des Gasthauses oder auf der Terrasse im Grünen, neuerdings gehört auch ein großer Wintergarten zum Ensemble. Bonus: Vom oberhalb des Waldschwimmbads auf einer Anhöhe liegenden Waldgasthaus hat man einen wunderbaren Blick bis nach Frankfurt und an guten Tagen sogar bis zum Odenwald!

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Zum Weinberg

Das Gasthaus „Zum Weinberg“ in Kronberg sieht nicht nur so aus, wie ein zünftiges Traditionsgasthaus aussehen sollte, mit seinen dunklen Holzwänden und den historischen Fotos an der Wand. Es versteht sich auch darauf, die gesellschaftlichen Aufgaben, die so ein Gasthaus in vergangenen Zeiten hatte, weiterhin zu pflegen. So gehört mit dem „Roten Sofa“ ein Accessoire zum Interieur der Gaststube, das nicht nur rein dekorative Zwecke erfüllt: In regelmäßigen Abständen nehmen Kronberger Persönlichkeiten auf dem roten Sofa Platz, um aus ihrem ereignisreichen Leben zu plaudern. Das Gasthaus als Mittelpunkt des Dorfes, das ist die Idee.  Dazu gehört natürlich auch eine gute, in diesem Fall gutbürgerliche Küche, die vom Schnitzel mit Grüner Soße über die Wirsingroulade mit Kartoffelpüree bis hin zum Hesseschnitzel mit Speckschmandsoße solide Hausmannskost führt. Der „Weinberg“ wird seit 200 Jahren mit Gespür für die Details warmherziger Gastlichkeit von der gleichen Familie betrieben – die zudem so freundlich war, die ursprünglich auf hessisch verfasste Speisekarte ins Hochdeutsche zu übersetzen. Man weiß ja nie, wer noch vorbeischaut.

Ob man sie darüber kippt, drauf streicht oder das Fleisch hinein dippt, ist egal; Hauptsache, man lässt sie nicht links liegen. Ohne grüne Soße wäre das Frankfurter Schnitzel nämlich einfach nur ein Schnitzel
Ob man sie darüber kippt, drauf streicht oder das Fleisch hineindippt, ist egal; Hauptsache, man lässt sie nicht links liegen. Ohne die Grüne Soße wäre das Frankfurter Schnitzel nämlich einfach nur ein Schnitzel © Hessen Tourismus
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Gasthaus Rudolph

Der traditionelle Apfelwein gehört bei einem Traditionsbetrieb wie dem Gasthaus Rudolph in Liederbach einfach dazu. „Auch Touristen sollten ihn – ob pur, sauer oder süß gespritzt – unbedingt einmal probieren“ meint die Familie Batz, die das Gasthaus Rudolph seit Generationen betreibt, auf ihrer Homepage. Zumal durch Tochter Nora wohl auch ein ganz besonderer Zugang zum Äppelwoi entstanden ist, abgesehen davon, dass man ihn im Betrieb natürlich auch selbst keltert: Nora Batz war von 2011 bis 2015 Frankfurter Weinkönigin! So etwas verpflichtet natürlich. Im hübschen Fachwerkhaus im historischen Ortskern von Liederbach wird großer Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit, Frische und Regionalität gelegt: Die Speisekarte überzeugt durch ihre Vielfalt, aber auch einen spürbaren Bezug zur Heimat, wie ein kleiner Auszug belegt. Wir empfehlen die Hessische Vesper-Platte mit Schweinshaxe, Spare Ribs, Bratwürsten und Rindfleisch auf Sauerkraut. Wer’s nicht ganz so mächtig mag: Auch Hessen-Tapas werden gereicht. Was das ist? Na Handkäse, Spundekäse und Eier mit Grüner Soße. Da bleiben doch wirklich keine Fragen offen. 

Es ist das perfekte Sommergericht und besteht (theoretisch) nur aus drei Komponenten. Kalte Frankfurter Grüne Soße, hartgekochte Eier und warme Kartoffeln. Dazu sollte man unbedingt ein Glas kalten Ebbelwoi trinken
Es ist das perfekte Sommergericht und besteht (theoretisch) nur aus drei Komponenten. Kalte Frankfurter Grüne Soße, hartgekochte Eier und warme Kartoffeln. Dazu sollte man unbedingt ein Glas kalten Ebbelwoi trinken © #visitfrankfurt/Holger Ullmann
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Marktweib

„Ein schlichtes, hübsches, ehrliches und immer gut gelauntes Restaurant“ möchte das Marktweib sein, so steht es jedenfalls in der Selbstauskunft der Betreiber geschrieben. Und tatsächlich, schon der erste Eindruck dieses feinen Platzes in Oberursel bekräftigt immerhin drei von vier dieser Ambitionen. Das grün-türkise Namensschild des Restaurants allein wirkt ungewöhnlich modern und auffällig, ein Blick hinein in die Schankstube zeigt bunte Blumen, viele farbige Einrichtungsdetails und herrlich plüschig-puffige Sessel vor aufgereihten Äppelwoi-Bembeln an der Wand. Ein Unikat, dieses Restaurant, in dem monatliche Live-Konzerte jeweils am 13. des Monats („Wilde 13“) ebenso zum Programm gehören wie Kulinarische Abende. Apropos: Was kann die Küche? Einen ersten Hinweis liefert der Umstand, dass man im Marktweibeine „Heimatküche“ anbieten will, geprägt von Frische, regionalen Zutaten und geschmacklicher Raffinesse. Motto: Mit Herz gekocht. Aber was? Nun: Das vegane Blumenkohl-Linsen-Curry dürfte auch Fleischessern schmecken, bei der Salbei-Frikadelle mit Sellerie-Kartoffelpüree und geschmortem Spitzkohl wird spätestens klar: In einer Hinsicht haben die Betreiber des Marktweibes untertrieben. Ihr Restaurant mag hübsch, ehrlich und gut gelaunt sein, aber schlicht, nein, schlicht ist es auf keinen Fall. Und das ist eine gute Nachricht.

Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Frankfurt: Anreise planen.

Titelbild: Welches Gericht man auch immer wählt, Apfelwein passt fast immer dazu © Hessen Tourismus

In Zusammenarbeit mit Hessen Tourismus

Wandern durch stille Mittelgebirge, alte Buchenwälder oder Streuobstwiesen, Paddeln auf der Lahn, schönstes mittelalterliches Fachwerk gucken und die Atmosphäre historischer Kurorte schnuppern – Hessen macht romantische Seelen rundum glücklich. Bei Weinwanderungen, in hessischen Metzgereien und bei „Handkäs mit Musik“, einem eingelegten Käse, kommen aber auch Genießer voll auf ihre Kosten. Gründe für einen Urlaub in Hessen gibt es genug!

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