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Tief im Norden, wo der Regen vergraupt … Ist natürlich nur ein böses Vorurteil, dass in Schleswig-Holstein, dem Bundesland mit den zwei Meeren, öfter mal schlechtes Wetter herrscht. Das gibt es ja ohnehin nicht: In Wahrheit bläst der Küstenwind Besuchern nur den Kopf frei. Leuchttürme, Wattenmeer und Häuser unter gemütlichem Reet bestimmen das Bild einer Region mit zahlreichen Attraktionen.


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Nationalpark Wattenmeer

Gummistiefel, steife Brise, Wattwanderungen und stets ein heißes Getränk in Reichweite – das wären in etwa die Dinge, die einem beim Begriff Wattenmeer sofort einfallen. Als lohnenswertes Ausflugsziel in der Natur ist das schleswig-holsteinische Wattenmeer eine der größten Attraktionen des gesamten Bundeslandes. Weltnaturerbe und Biosphärenreservat der UNESCO ist das Wattenmeer ohnehin, aber auch offizielles Vogelschutz- und Flora-Fauna-Habitat der EU. Und was gehört jetzt überhaupt dazu? Ganz einfach: Der Nationalpark reicht von der deutsch-dänischen Seegrenze im Norden bis hin zur Elbmündung im Süden. Noch ein Fakt: Mit einer Fläche von über 4410 Quadratkilometern ist es der größte Nationalpark zwischen dem Nordkap und Sizilien. Wow! 

Mehr Infos zum Nationalpark Wattenmeer gibt es hier.

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Holsteinische Schweiz

Keine Angst: Dieser Teil Schleswig-Holsteins ist nur so schön wie die Schweiz, aber selten so teuer. Der größte Naturpark des Landes liegt in Ostholstein zwischen Kiel und Lübeck. Charakteristisch für seinen Reiz sind die lieblichen Hügelketten und die über 200 Seen der Region. Auch idyllische Orte wie Eutin, Preetz oder Bad Segeberg sind beliebte Ausflugsziele in der Holsteinischen Schweiz. Für Liebhaber norddeutscher Geschichte ist Schloss Eutin am Großen Eutiner See eine interessante Anlaufstelle. Wem stattdessen der Sinn nach einem lässigen Tag am Strand steht, der wird am Plöner See fündig. Dort empfiehlt sich vor allem die Badestelle auf der Plöner Prinzeninsel – und zwar nicht allein wegen ihres einladenden Namens. Hier ist es auch im Hochsommer angenehm ruhig, weil dieser Strandabschnitt nur zu Fuß oder mit dem Rad erreicht wird. 

In unserem Artikel zur Holsteinischen Schweiz erfahrt ihr mehr.

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Lübeck

Wer mit dem alten braunen 50-DM-Schein aufgewachsen ist, kennt das Wahrzeichen Lübecks vermutlich, denn der zeigte das berühmte Lübecker Holstentor und verwies darauf, dass Lübeck einst die stolze Hauptstadt der Hanse war. Wenn ihr das Holstentor für einen Fotostopp einplant, könnt ihr im Gebäude auch einen Abstecher ins stadtgeschichtliche Museum machen – zum Beispiel, um etwas mehr über die legendäre Backsteingotik in Lübeck zu erfahren. Allein 42 Lübecker Bauwerke werden dieser typisch norddeutschen architektonischen Gattung zugeordnet, die bekanntesten sind sicher die vier Kirchen St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und der Lübecker Dom. Die gesamte Altstadt gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wer nicht bloß staunend schlendern, sondern dabei auch etwas über Lübeck lernen will, sollte gleich eine Führung in der Altstadt buchen. Die kostet nur 12 Euro pro Person. Eine Frage aber muss noch geklärt werden: Warum gilt Lübeck als Marzipanstadt? Reine Geschichtsklitterung… Angeblich sei Marzipan nach einer Hungersnot im 15. Jahrhundert in Lübeck erfunden worden, als es in der Stadt nur noch Zucker und Mandeln gab und man daraus „Brot“ gemacht haben will. Historiker aber vermuten aus guten Gründen, das Marzipan sei im Orient erfunden worden. Nun: Das Marzipanmuseum des berühmten Erzeugers Niederegger steht jedenfalls trotzdem in Lübeck.

Mehr Infos zu Lübeck gibt es hier.

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Glückstadt

Im Schatten schleswig-holsteinischer „Großstädte“ wie Kiel, Lübeck oder Flensburg hält sich das wohlklingende Glückstadt an der Elbe mit seinen 12.000 Einwohnern wacker. Seine schicke historische Altstadt mit den engen Gassen und der malerischen Hafenmole hat ihren Reiz. Besonders im Sommer ist ein Besuch in Glückstadt eine gute Idee, nicht zuletzt ob der schmackhaften „Matjes“, für die man in der gesamten Region bekannt ist. Es gibt sogar die Möglichkeit, einen „Matjesgang“ zu buchen – eine einstündige Führung mit erfahrenen Glückstädtern, die sich mit dem Thema Heringsfischerei auskennen. (60 Euro für eine Gruppenführung mit maximal 25 Personen). Fun-Fact: Glückstadt ist die einzige Stadt in Schleswig-Holstein, die von einem König gegründet wurde. Dem dänischen allerdings – es handelte sich um Christian IV, der Glückstadt 1617 nach Plänen am Reißbrett ganz neu erbauen ließ. Hat er gut gemacht, der Däne. 

Mehr Infos zu Glückstadt gibt es hier.

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St. Peter Ording

Klar könnte man auch damit beginnen, dass St. Peter Ording das einzige deutsche Seebad ist, das über eine eigene Schwefelquelle verfügt und deshalb ganz offiziell als „Nordseeheil- und Schwefelbad“ firmiert. Oder dass die Badestelle St. Peter Dorf besonders bei Naturliebhabern beliebt ist und dort geführte Wattwanderungen starten. Doch das wäre nur ein Teil der Wahrheit. Der wahre Grund, warum sich im Sommer halb Hamburg plus Besucher aus ganz Deutschland nach St. Peter Ording in Bewegung setzen, dürfte der zwölf Kilometer lange, herrliche Sandstrand mit seinen legendären Pfahlbauten sein. Von dort aus könnt ihr am Abend den Sonnenuntergang über der Nordsee erleben und dabei in einem der fünf Pfahlbaurestaurants speisen. Speisekarte? Was wohl: Es gibt frischen Fisch …

Mehr Infos zu St. Peter Ording gibt es hier.

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Kiel

Die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins ist mit rund 250 000 Einwohnern auch die größte Stadt des Bundeslandes. Die vielen Studenten machen aus Kiel zudem eine junge, energetische Küsten-Metropole mit einer munteren Café-, Bar- und Restaurantszene. Kiel ist eine Wasserstadt: Die Kieler Woche zum Beispiel, 2021 vom 19. bis 27. Juni, gilt als das größte Segel-Event der Welt, gleichzeitig aber auch als Sommerfest und Kulturfestival. Die Hafenstadt an der deutschen Ostseeküste verfügt mit dem gewaltigen Marine-Ehrenmal samt Aussichtsplattform oder dem Kieler Aquarium zwar noch über einige maritime Anlaufpunkte mehr, macht seinen Besuchern aber auch in der Innenstadt Angebote: Die Nikolaikirche etwa ist das älteste Gebäude in Kiel und ein gutes Beispiel für die beliebte Backsteingotik im deutschen Norden. 

Mehr Infos zu Kiel gibt es hier.

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Die Halligen

Romantiker und Menschen auf der Suche nach ein wenig Einsamkeit dürften sich für die zehn Halligen in Schleswig-Holstein interessieren. Ein wenig Spannung muss man allerdings aushalten können. Eine Hallig nämlich ist eine sehr kleine Marschinsel, die im Gegensatz zu einer „normalen“ Insel bei Hochwasser stets überschwemmt wird. Trotzdem leben auf fünf der zehn einzigartigen Halligen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer Menschen, selbst Urlauber sind willkommen. Wie das möglich ist? Die wenigen Höfe auf den Halligen Langeneß, Oland, Gröde, Hooge und Nordstrandischmoor liegen alle auf künstlich angelegten Hügeln. So werden Überschwemmungen der Häuser vermieden … also meistens. Auf Langeneß übrigens leben die meisten Menschen dauerhaft: 100 Personen, umgeben vom weiten Meer. Da versteht man gut, was Theodor Storm meinte, als er von den Halligen als „schwimmenden Träumen“ sprach. 

Mehr Infos zu den Halligen gibt es hier.

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Timmendorfer Strand und Travemünde

Der Timmendorfer Strand wird oft als „Badewanne von Hamburg“ bezeichnet und Travemünde als Vorort von Lübeck. Das mag ja stimmen, führt aber beides tendenziell in die falsche Richtung, denn auch ohne die jeweiligen Großstadt-Bezüge sind sowohl der berühmte Strand als auch das edle Seebad attraktive Reiseziele. Der Timmendorfer Strand allein schon deshalb, weil seine autofreie Promenade in jeder Jahreszeit als Treffpunkt mit Ostsee-Blick geschätzt und genutzt wird. Für Liebhaber des einsamen und eher ruhigen Wasservergnügens taugt der breite Sandstrand in Timmendorf zwar weniger, aber für solche Zwecke liegen ja die kleineren Bäder Niendorf und Hemmelsdorf nur einen Katzensprung entfernt. Und was Travemünde angeht: Von hier aus könnt ihr nicht nur die Fähren nach Skandinavien nutzen oder das Schifffahrtmuseum im 1539 erbauten Leuchtturm besuchen, sondern auch am Strand chillaxen und einen der 1060 Strandkörbe der Gemeinde besetzen. 

Mehr Infos zu Travemünde gibt es hier.

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Titelbild: Bei einem Spaziergang auf der Travemünder Mole fühlt ihr euch der Ostsee noch viel näher © Adobestock/HHBCK

Geschrieben von Harald Braun

Der Reise- und Kulturjournalist Harald Braun, gebürtiger Rheinländer, lebt in Schleswig-Holstein auf dem Land, flüchtet im Winter regelmäßig nach Australien, mag den FC St. Pauli, Südtirol und immer häufiger auch ausgewählte Ecken in Deutschland, die er neuerdings entdeckt – wie den Hafenkran „Greif“ vor der Elbphilharmonie, in dem man vorzüglich übernachten kann.

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