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Sachsens Dörfer sind Orte mit Geschmack: malerische Kleinode mit zahlreichen idyllisch gelegenen Übernachtungsmöglichkeiten, umgeben von Wäldern und Wiesen, inmitten uriger Flusslandschaften, wilder Bergwelten oder Seengebiete. Auf den Höfen und Feldern, in Gemüsebeeten, Bächen und Gärten gedeihen die Zutaten für das einzigartige Aroma, das Sachsens ländliche Gebiete kulinarisch so besonders macht. Serviert wird es in Form regionaler Spezialitäten, alter Rezepte und neuer Kreationen in Gasthäusern, in Mühlen, alten Schmieden, Cafés und Bauernstuben. Hier findet ihr 7 Orte und ihre jeweiligen Spezialitäten. 

1

Blankenhain: Herrschaftliche Rouladen und jede Menge Kuchen

Blankenhain ist ein Museumsdorf. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Ort gehört zu Crimmitschau und liegt im Pleiße-Sprotte-Ackerhügelland, einer reizvollen Landschaft mit Feldern und Wiesen, Wald und Hügeln. Im Dorfzentrum erhebt sich das stattliche, mit drei Türmen verzierte Barockschloss. Am Mühlenaktionstag wird hier Korn gemahlen, in der Bäckerei wird Teig geknetet, der Imker erlaubt den Blick in alte Bienenbeuten, im Herbst wird Saft gepresst. Landleben, wie vor hunderten Jahren. 

Auch auf die Teller der Einheimischen und Besucher kommt echte Hausmannskost. „Roulade ist ein Klassiker in unserer Gegend, sie kam schon bei den Herrschaften vor 300 Jahren sonntags auf den Tisch“, erklärt der ehemalige Koch Jörg Pömpner. Dazu gibt es bei ihm goldgelbe Klitscher (eine Art Puffer) aus geraspeltem Kürbis. Ein herrschaftliches Gericht, das in vielen Gaststätten der Region angeboten wird: im Schlossbräu in Crimmitschau, im Haus des Gastes in Blankenhain und auch im Fischerhof in Mannichswalde. Und zum Nachtisch? Sachsen ist berühmt für seine Backkunst. Die Blankenhainer Backfrauen servieren genau die richtigen Teller für alle, die sich bei der Sorte nicht entscheiden können: 32 verschiedene Stückchen gibt es hier. Der Kuchenhimmel auf Erden!

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2

Höckendorf: Ist doch Ährensache

Gemächlich legt sich die Dämmerung über den Galgenberg. Es kehrt Ruhe ein auf dem 200 Jahre alten Weidegut Colmnitz. Nur ein fernes Motorengrummeln zeugt davon, dass die Bauern noch hellwach sind. Sie ziehen auf ihren Mähdreschern bis tief in die Nacht hinein ihre Bahnen. Es ist Erntezeit in der landwirtschaftlich geprägten Region zwischen Tharandter Wald und Osterzgebirge. Geerntet wird vor allem Getreide, das „Gold“ von Höckendorf. Es ist die Basis für das feine Brot von Bäcker Chris Sauer aus Pretzschendorf. Große Knethaken bereiten den Teig für Brot, Brötchen und Kuchen vor. Das Mehl dafür hat Sauer in der Dresdner Mühle gekauft: ‚‚Dort wird das Getreide aus unserer Region verarbeitet. Wir Bäcker, Landwirte und die Mühle lieben unser Handwerk.“ So ist das traditionelle Roggenmischbrot aus Pretzschendorf ein Brot aus natürlichen Zutaten. Nichts Künstliches oder Konservierendes kommt dazu. 

Ohne Konservierungsstoffe kommen auch die edlen Senfkreationen von Kristin und Peter Schneider aus. Für den Senf vermahlen sie die vorbereitete Maische schonend, langsam und kalt zwischen Mühlsteinen. Den Unterschied zum Senf aus einer Fabrik schmeckt man auf Anhieb. Und auch im Bauerngarten des Weidegutes in Colmnitz, einem Ort weiter, geht es biologisch zu. Auf der mehr als 5000 Quadratmeter großen Anlage werden leckere Gemüsesorten, unzählige Blumen und würzige, kunstvoll als Kräutermann arrangierte Kräuter angebaut. In der Erntezeit bekommt ihr hier regionale Produkte höchster Qualität. Holzkunst aus dem Erzgebirge, eine große Auswahl an Tischdekorationen, Blüten, Keramik, Glas und viele Naturprodukte in einem märchenhaften Ambiente findet ihr hier in der STRACOS-Erlebniswelt. Die Mischung aus Schauwerkstatt und Erlebnisverkauf lohnt zu jeder Jahreszeit einen Besuch.

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3

Jößnitz: Uraltes Handwerk in Küche und Keller

Fast schon liebevoll wird der kleine Ort Jößnitz von seinen drei Hausbergen Warthübel (454 Meter), Ploßenhübel (433 Meter) und Hornhübel (419 Meter) umschlossen. Diese idyllische Lage hat ihm den Beinamen Vogtländische Schweiz eingebracht. Als erste Besitzer von Schloss und Rittergut residierten hier ab 1282 die Herren von Jößnitz. Diese Anlage gibt es heute leider nicht mehr. Aber das Wahrzeichen des Ortes, das frühere Jägerhaus, thront noch immer beeindruckend auf einem Felssporn. Unweit davon liegt die Pfaffenmühle, und hier stehen regionale Klassiker auf der Karte. „Die Stars in unseren Kochtöpfen sind Kartoffeln – ganz oder in Scheiben, roh, gekocht, gebraten, geröstet, als Bambes oder Griegeniffte“, erklärt der Koch der Pfaffenmühle Jürgen Jahnsmüller. Bambes? Griegeniffte? Noch nie gehört? Wir schaffen Klarheit: Bambes ist das Vogtländer Pendant zu den Klitschern aus dem Erzgebirge, nämlich Kartoffelpuffer. Hinter den Griegenifften steckt ein uraltes Ritual: Jürgen Jahnsmüller bewahrt und pflegt es. Für das Nifften braucht er rohe Kartoffeln. Sie werden gerieben und ausgepresst. Dabei fängt er das Wasser auf. Die weiße Stärke, die sich am Schüsselboden absetzt, gibt er zur rohen Kartoffelmasse, salzt, überbrüht den Brei mit einer Tasse kochendem Wasser und rührt dann gekochte, gestampfte Kartoffeln unter. Aus der Masse formt er kleine Knödel, die 15 bis 20 Minuten in Salzwasser gekocht werden. Fertig sind die „Grünen Klöße des Vogtlandes“. Serviert werden sie gerne als Beilage zu Wildbraten. 

Und nach so einem deftigen Gericht darf in Jößnitz eines nicht fehlen: ein Schnaps, genauer gesagt ein Echter Dünnebiers Aromatique. Der Gewürzbitter hat es in sich. Ein Schlückchen reicht, und die Bitterstoffe von Enzianwurzel und Bitterorange sowie die ätherischen Öle von Zimtblüte, Nelke und Pfeffer räumen eifrig das Chaos im Magen auf. Seit 2011 produziert Bernd Gallon in seinem Keller in Jößnitz nach alter Rezeptur seines Onkels den würzigen Magenbitter. Prost!

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4

Kürbitz: Kräuterduft und Bambes in allen Variationen

Rund um Kräuter dreht sich auch alles im idyllischen Kürbitz. Anita Seifert und Christa Feustel kennen seine wilden Seiten. „Aus den Blättern der Roten Melde koche ich Spinat. Den Guten Heinrich verarbeite ich zu Salat, Spitzwegerich würzt Quark, und die jungen Triebe des Wiesen-Bocksbarts schmecken wie Spargel.“ Die beiden Kräuterexpertinnen kennen sich mit dem Grün am Wegesrand bestens aus und geben ihr Wissen bei Kräuterführungen gerne weiter. Zum Beispiel auf einer Wiese westlich von Kürbitz, auf der viele Obstbäume stehen. Gesäumt wird die Wiese von Holunder, Aronia-, Schlehen-, Sanddorn-, Brombeer-, Haselnuss- und Rosensträuchern. Ein kulinarisches Paradies. Bis die Früchte reif sind, sammelt Anita Seifert mit ihren Gästen Wiesenkräuter und zaubert daraus kulinarische Köstlichkeiten vom Wegesrand.

Wer in Kürbitz über die sieben Bögen der steinalten Brücke von 1298 läuft, betritt ein gemütliches Örtchen mit regem Dorfleben. Die Salvatorkirche ist eine der schönsten Dorfkirchen des Vogtlands, die Wirte sind gastfreundlich und die Vereinsfreude der Kürbitzer hat das Dorf zusammengeschweißt. Etwa zehn Autofahrminuten außerhalb von Kürbitz könnt ihr die traditionellen Bambes in ganz neuen Kreationen probieren. Sylvia Schellenberg hat mit ihrer kleinen Manufaktur „pufferfreunde“ die traditionellen Kartoffelpuffer des Vogtlandes neu erfunden. Mit Spinat, Pilzen oder Kürbis, pur oder scharf, sind sie alles andere als langweilig. Das Schöne daran: Es gibt den Pufferteig küchenfertig im Hofladen oder im Online-Shop. Wer vorher kosten möchte, kann sich auf dem Europäischen Bauernmarkt in Plauen durch die Bambeskreationen futtern.

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5

Rammenau: Vom Wachholderschinken bis zur Deichelmauke

Wer Rammenau in der Oberlausitz besucht, kommt an seinem berühmtesten Sohn nicht vorbei: Hier, im damals ärmlichen Dorf, wurde der bedeutende Philosoph Johann Gottlieb Fichte 1762 als Sohn von Bandwebern geboren. Später prägte er als Vertreter des deutschen Idealismus Friedrich Hölderlin und Georg Wilhelm Friedrich Hegel mit seinen Lehren. Ihm zu Ehren gibt es in Rammenau eine Fichtestraße, ein Fichte-Denkmal, ein Gasthaus Fichtestube und sogar Fichte-Wein. „ ... es wird sicherlich nie wieder irgendein Wohlsein an uns kommen, wenn wir nicht selbst es uns verschaffen“, meinte einst der Philosoph. Na dann, legen wir gleich los. 

In der Fleischerei Haufe wird seit 1966 über den Geschmack von Wurst philosophiert. Sogar ein Patent entsprang dem Ideenreichtum von Christfried Haufe: die Buschmächern. „Das ist ein luftgetrockneter Schinken mit zartem Wacholdergeschmack“, erklärt Irina Haufe, die Frau des Fleischermeisters. Wer ihn kostet, kommt bestimmt wieder. Eine wahre Hommage an die vielen Teiche in der Lausitz ist die Deichelmauke. Dabei handelt es sich um ein Gericht mit Rindfleisch und Kartoffelbrei. Dafür wird Rindfleisch mit Suppengrün, Markknochen, Lorbeerblatt, Salz und Pfeffer gekocht und dann in kleine Stücke geschnitten. In einen Berg Kartoffelbrei, in der Lausitz Mauke genannt, wird mit der Kelle eine Kuhle gedrückt. In diese Kuhle kommen die Fleischstückchen, dann wird der „Teich“ mit viel Brühe und Sauerkraut aufgefüllt. Der Legende nach hat die Deichelmauke magische Kräfte und sorgt für ein langes Leben.

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6

Schleife: Leckeres mit sorbischen Wurzeln

Das verträumte Örtchen Schleife liegt an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen: Liebevoll gepflegte Höfe mit viel Land drumherum zwischen Feldern und Wiesen. Mittendrin das Wahrzeichen des Ortes: die spätgotische Kirche mit dem sechseckigen Turm. Der älteste Teil, der Altarraum, stammt aus der Zeit, als sich im 12. und 13. Jahrhundert die ersten Sorben in der Lausitz ansiedelten. Bis heute pflegen die Einwohner hier ihre sorbischen Traditionen. Vor allem auch in den heimischen Küchen. Besonders das Njepila-Brot erfreut sich großer Beliebtheit. Der Bäcker Tschammer im Ortsteil Rohne hat es im Jahr 2000 auf der Grundlage alter Rezepturen der Region kreiert. Im Brot stecken neben Roggen- und Weizenmehl auch Hanfmehl, Hanfsamen und Buchweizengrütze. Belegt mit Wurst, bestrichen mit Schmalz oder dem berühmten Kochkäse ist es eine leckere Delikatesse vergangener Zeiten. Benannt ist das Brot übrigens nach dem Heimatdichter Hanzo Njepila, der vor etwa 250 Jahren auf dem heute denkmalgeschützten Njepila-Hof in Rohne, einem Nachbarort von Schleife, lebte. 

Kräftig, deftig ist auch die typisch sorbische Krautmauke. Das Gericht besteht aus Rotkohl, der gekocht und dann mit Kartoffelbrei und fettem Speck vermischt wird. Und das ist immer noch nicht alles. Zum Nachtisch werden in Schleife gerne allerlei verschiede Blechkuchen serviert: Streusel-, Mohn-, Zupf-, Pflaumen- und Mandarinen-Quarkkuchen vor allem. Einmal im Jahr, immer am letzten Sonntag im September, wird auf dem Njepila-Hof übrigens groß gefeiert. Dann kommen alle Spezialitäten auf die Tische. Um 9.30 Uhr beginnt das Fest mit einem zweisprachigen Gottesdienst. Danach wird es fröhlich mit Schalmeienkapelle, Trachtentänzern und Chorsängern. Ein Hochzeitszug zieht über den Hof, auf dem Bauernmarkt gibt es regionale Produkte und abends werden Stockkartoffeln am Lagerfeuer geröstet. Es sind lebendige Traditionen, die zu erleben und zu kosten sich unbedingt lohnt.

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7

Schwarzkollm: Sagenhaft gut!

„Im Dorfe Eutrich bei Königswartha lebte vor Jahrhunderten ein armer Viehhirt. Sein Stiefsohn, der kleine Krabat, musste frühzeitig vor fremden Türen um Almosen bitten. So kam er auch einmal nach Schwarzkollm. Dort hauste in der Teufelsmühle ein alter Mann, der als Schwarzkünstler verschrien war.“ So beginnt die Sage, zusammengetragen und niedergeschrieben von Alfred Meiche, die seit mehr als 300 Jahren in der Lausitz erzählt wird. Schriftsteller wie Jurij Brezan und Otfried Preußler haben die Legende von Krabat, der als Müller- und Zauberlehrling aufwächst, aufgegriffen und sie in ganz Deutschland berühmt gemacht, 2008 wurde sie sogar verfilmt. Wer heute Schwarzkollm besucht, kommt an der Legende nicht vorbei: In der KRABAT-Mühle, einem sagenhaften Kulissendorf mit Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert, könnt ihr einige originale Requisiten aus dem Film entdecken und in das Leben von Krabat eintauchen, der sich laut der Sage in einen schwarzen Raben verwandeln konnte. 

Auch vor den Küchen der Region macht Krabat nicht halt. In der KRABAT MILCHWELT hat sich Käsemeister Joseph Klant ganz der Geschichte verschrieben: „Milchprodukte sind lebendige Wesen, die gepflegt werden wollen.“ Krabatello, der junge Weißkäse, ist schon nach wenigen Tagen reif, der Schwarze Müller, ein geräucherter Weißkäse, braucht etwas länger. „Wir setzen moderne Technik schonend ein, machen aber vieles noch in Handarbeit. So bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe der Milch erhalten, und der Käse wird zum Genuss“, erzählt er. Auch in der Gaststätte Zur Rabenmutter in Schwarzkollm denkt sich Koch Paul Penk Gerichte aus, die an die Sage erinnern: Eine seiner überraschenden Kreationen: Rabenschwarzes Vanilleeis mit Apfelmus und Eierlikör. Ebenfalls bekannt ist die Region übrigens für ihren Spargel. Vor allem auf dem Gemüsehof von Familie Domanja wachsen die Stangen in Hülle und Fülle – und ausnahmsweise hat der Spargel mal so gar nichts mit Krabat zu tun. 

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Ihr wollt einige der Spezialitäten nachkochen? Alle Rezepte findet ihr im Reiseführer "Kulinarische Touren durch Sachsens Dörfer".

Titelbild: Chris Sauer, Bäcker aus Pretzschendorf, fertigt aus dem Getreide der umliegenden Felder feinstes Brot © Archiv TMGS / Andreas Krone

In Zusammenarbeit mit Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH

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