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Architektur, Kunst, historische Orte: Sachsen ist Deutschlands Kulturreiseziel Nummer 1. Zu den Hotspots zählen Klein Venedig und Elbflorenz, alias Leipzig und Dresden. Das sind nicht nur die bekanntesten Großstädte des Bundeslands, sie sind auch bildschön und voller Lebensfreude– und stets für neue Überraschungen gut.

Leipzig erhielt in seiner Geschichte viele Etiketten. Messestadt, denn mit 850-jähriger Tradition zählt sie zu den ältesten Messeplätzen der Welt. Musikstadt, denn hier wirkten Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert und Clara Schumann. Buchstadt, denn sie war bis ins frühe 20. Jahrhundert das internationale Logistik-Zentrum des Kommissionsbuchhandels. Heldenstadt, denn hier begann die Friedliche Revolution 1989 gegen das DDR-Regime. 

Seit einigen Jahren hört man zudem über Leipzig, sie sei Deutschlands Boomtown schlechthin. Hier wachsen die Einwohnerzahlen am schnellsten. Das liegt vielleicht an dieser eigenwilligen Melange aus Geschäftigkeit, Bürgersinn, Kultiviertheit, Hartnäckigkeit und Ideenreichtum, die die Leipziger zu einer enormen Kreativität antreibt und erfolgreich macht. 

Wer davon einen Eindruck gewinnen will, der kann durch die Shopping-Passagen der Innenstadt flanieren. Oder sich in feinen Restaurants und Cafés verwöhnen lassen. Oder am Nachmittag ins Museum der Bildenden Künste gehen. Oder am Abend klassische Musik im Gewandhaus genießen. Die Liste der Erlebnis- und Kulturempfehlungen ließe sich reichlich verlängern. Die Leipziger City ist schick ausgebaut, verkörpert Erfolg und Wohlstand, macht auch Besuchern aus aller Welt gute Laune.

So kommt ihr mit der Bahn nach Leipzig: Anreise planen.

Leipzig vom Wasser aus sehen

Wer aber erleben will, wie die Stadt aktuell tickt, der sollte das Zentrum verlassen. Und zwar mit dem Boot, am besten vom Stadthafen aus in Richtung Plagwitz und darüber hinaus. Geübte Kanuten können das auf eigene Faust tun, Touren unterschiedlicher Länge und Dauer gibt es auch mit sachkundigem Guide. Eine der vielen Routen führt über den Elstermühlgraben, die Weiße Elster und den Karl-Heine-Kanal bis ins Herz der ehemaligen Industriequartiere Plagwitz und Lindenau.

Plagwitz hat seinen Ursprung in der Industrialisierung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Gründerzeit und frühe Moderne prägen den Stil des Viertels. Die Schornsteine sind nur noch Kulisse, die Textilmaschinen stehen still, doch das Leben pulsiert: Künstler und Galeristen, kreative Köpfe haben von den alten Industriehallen Besitz ergriffen. Eine Top-Adresse ist die ehemalige Leipziger Baumwollspinnerei, heute leben dort Künstler in über 100 Ateliers. Man kann sie zum Teil besuchen, regelmäßig finden geführte Spinnerei-Rundgänge statt. Und mehr noch wartet entlang des Karl-Heine-Kanals: Skaterstrecken, Wasserspielplatz, Kneipen und Kunstkraftwerk.

Sport und Spaß im Neuseenland

Und das Staunen geht weiter, denn wer Zeit und Ausdauer genug hat, entdeckt am Ende der Bootstour das örtliche Meer: Leipzigs Neuseenland. Wo einst Braunkohletagebau stattfand, glitzert heute türkisblaues Wasser, umgeben von immer stärker werdendem Grün. Segeln, Wakeboarden, Surfen, Stand-up-Paddeln, Baden, Spielen, Radeln, Tauchen – all das ist hier möglich. 

Ziel der Paddeltour ist dann der Cospudener See mit seiner bunten Hafenanlage am Südufer. Hier kann man gut das Treiben beobachten, in Restaurants und Cafés herrscht vom Frühjahr bis Herbst Hochbetrieb. Nebenan locken auch noch der Störmthaler See mit dem schwimmenden Kunstobjekt Vineta, einem einmaligen Ort für Veranstaltungen, sowie der Markleeberger See. Dort reizt vor allem der Kanupark – sein Wildwasserkanal erlaubt nicht nur Spitzenkanuten internationale Wettbewerbe, auch mutige Laien können sich unter Anleitung in die Fluten stürzen. 

Raphaels Engel strahlen wieder in Dresden  

Ob zu Fuß, mit dem Rad entlang des Elberadwegs, per Kutsche oder mit einem historischen Schiff der Sächsischen Dampfschifffahrt – an Dresden führt kein Weg vorbei. Wer in Sachsens Landeshauptstadt die Frauenkirche, den Zwinger, das Residenzschloss, die Hofkirche und die Semperoper nicht gesehen hat, der verpasst eines der schönsten historischen Altstadt-Ensembles Deutschlands. Dresdens architektonische Schätze rund um den Theaterplatz und die Kunstschätze der Staatlichen Kunstsammlungen sind Magneten. 

Die Sammelleidenschaft der sächsischen Kurfürsten, allen voran August der Starke, machte Dresden als Kunststadt weltberühmt. Die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister im Zwinger zu Jahresbeginn war daher Grund zu großer Freude. Denn hier erhält die „Sixtinische Madonna“ von Raphael nicht nur neue Aufmerksamkeit, sondern auch ein bestaunenswertes Umfeld. Ebenso wie die endlich wieder prächtig funkelnden Paraderäume Augusts des Starken von 1719 im Westflügel des Dresdner Residenzschlosses.

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Kultur in alten Industriebauten

Bildende Kunst und Industriekultur reichen sich auch in Dresden die Hand. So verbindet Semperoper und Radeberger Pilsner eine jahrzehntelange Freundschaft – bis heute ist das Opernhaus ein Erkennungsbild der Brauerei. Die Unterstützung von Radeberger, wo das erste Bier nach Pilsener Art in Deutschland gebraut wurde, ermöglicht es dem Opernhaus, hoffnungsvolle Nachwuchskünstler an das eigene Haus zu binden und deren künstlerischen Werdegang nachhaltig zu prägen. Beide Einrichtungen vereint nicht nur die sächsische Heimat, sondern vor allem der hohe Eigenanspruch an Qualität und Wertigkeit. Beide sind Markenzeichen, die für Sachsen stehen, beide sind historische Stätten.

Wie auch das Kraftwerk Dresden Mitte. In das alte Gehäuse ist moderner Zeitgeist eingezogen. Wo früher Strom erzeugt wurde, wird heute getanzt und gesungen. Hier sind unter anderem die Dresdner Staatsoperette und das tjg – theater der jungen generation eingezogen. Am Wettiner Platz ist in den vergangenen Jahren eine ganz besondere Stadt in der Stadt entstanden, ein Ort für die Kultur, der seinesgleichen sucht – und dabei Geschichte atmet. Er ist Beleg dafür, wie sehr man in Dresden nicht nur die eindrucksvollen Barockbauten liebt, sondern auch auf eine lebendige und moderne Kulturszene setzt.

Mit dem Schaufelraddampfer durch Dresden

Was nicht nur Urlauber, sondern die Dresdner selber so lieben: Stadt und Umland auf dem Wasserweg zu erkunden, besonders gern mit dem Raddampfer. Die neun schlanken Schiffe mit ihren ausladenden Hüften, unter denen sich riesige Schaufelräder befinden, glänzen in ihrem Hafen am Dresdner Terrassenufer grün und weiß in der Sonne. Wenn die Dampfsirene ertönt, weiß jeder, dass in diesem Moment ein Schiff losfährt. Und das täglich, morgens bis abends, vom Frühjahr bis in den Herbst – sofern die Elbe genügend Wasser hat. Mindestens 80 Zentimeter muss der Pegel anzeigen. 

Die Faszination, die von den weit über 100 Jahre alten Schiffsdamen ausgeht, erstreckt sich über Generationen. Die Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG bezeichnet ihre Flotte als älteste und größte dieser Art weltweit. Die Schiffe sind technische Denkmäler. Sie gleiten in gemächlichem Tempo von Dresden die Elbe hinunter, entlang der Weinhänge um Meißen und Radebeul. In die andere Richtung geht es an den Dresdner Elbschlössern, Schloss Pillnitz und Pirna vorbei bis zu den Felsformationen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz – 86 Flusskilometer insgesamt. 

Heute noch läuten die Traditionsschiffe der Dresdner Flotte mit der großen Dampferparade am 1. Mai jeden Jahres die Hauptsaison ein. Und die Dresdner nutzen ihre neun schwimmenden Denkmäler auch für besondere Veranstaltungen. So etwa für das große Riverboat-Shuffle, das Jazzfreunde aus aller Welt anlockt. Beim Internationalen Dixieland-Festival wird die Elbe an mehreren Abenden zum sächsischen Mississippi – Mensch und Maschine swingen dann gemeinsam zum Klang der flotten Südstaatenmusik, und alle sind eingeladen.

Titelbild: Leipzig ist Sachsens größte Stadt und hat eine lebendige Kunst- und Kulturszene © Philipp Kirschner

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