André Wagenknecht ohne Mountainbike – das ist kaum vorstellbar. Der 41-Jährige liebt und lebt den Radsport und ist sogar Deutscher Meister in den Disziplinen Enduro und Downhill. Auch wenn er seine aktive Karriere bereits beendet hat, ist ein Tag ohne Biken für ihn kaum vorstellbar. Rund um seine Wahlheimat Pöhl mit dem Elstertal, der Elstertalbrücke und den Kletter- und Wandergebieten rund herum, ist er ganz viel unterwegs. Als Testfahrer für neue Produkte, als Fotomodell und Videofahrer oder einfach just for fun. Uns hat er erzählt, was ihn antreibt und wo die schönsten Strecken und Trails für Mountainbiker in Sachsen liegen.

André Wagenknecht ist eine echte Größe im Mountainbikesport © Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen/Philip Ruopp

Wie bist du zum Mountainbiken und Downhillen gekommen? 

Ich hatte schon in den 1980er-Jahren einen Draht zum Biken, aber einfaches Herumfahren war mir irgendwie zu langweilig. Ich bin schon damals auf umgebauten Klapprädern über Hindernisse gesprungen und auf dem Hinterrad gefahren. Da wusste ich aber noch gar nicht, dass es ein Fahrrad namens Mountainbike gibt, mit dem das alles ganz problemlos klappt. Sehr schnell wurde ich jedoch auf diese Bikes aufmerksam, als in den 1990er-Jahren die ersten auf den Markt kamen. Da ich immer den Drang hatte, möglichst schnell zu fahren oder möglichst weit zu springen, habe ich meinen Fokus zügig auf den damals noch jungen Downhill-Sport gelegt. Mein erstes Rennen, noch in Jeanshosen, bin ich dann im Oktober 1995 gefahren.

Wo liegen die Unterschiede zwischen Mountainbiken, FreeRiden, Enduro und Downhillen?

Für mich ist erstmal alles Mountainbiken! Wobei die beiden Disziplinen Enduro und Downhill reine Rennsportarten sind. Freeride erklärt sich im Namen selbst – hier ist alles möglich, findet aber zu 99 Prozent auch immer bergab statt. Beim reinen Mountainbiken geht’s durchaus auch bergauf. In mir steckt aber schon immer der Racer, also der Bergabfahrer. Ich würde sogar behaupten, dass man entweder ein „Racer“ ist, oder nicht. Das hat nichts mit dem Können zu tun, eher mit der Sichtweise auf den Sport.

Was fasziniert dich so an dieser Sportart? 

Die Kontrolle über das Bike. Die Geschwindigkeit. Der Geruch im Wald. Die Technik und ihre Möglichkeiten. Und die anderen Menschen, die mit dem Sport verbunden sind. Auch wenn sich die Biker im Vergleich zu den Anfangszeiten des Sports schon stark verändert haben, so sind es  doch fast immer Menschen mit Visionen, Querdenker, allesamt freizeit- und naturliebend. Über die Faszination des Bikens haben sie eine Hintertür gefunden, ab und zu aus dem Alltag auszubrechen.

Was treibt dich an? Was motiviert dich z. B. während einer Durststrecke?

Da ich in den letzten Jahren immer mehr in die Entwicklung von Bikes und Zubehör hineinschnuppern durfte, bewegen mich heute mehr die Technik und die Weiterentwicklung der Räder, als eine Zehntelsekunde. Aber sobald man auf dem Bike sitzt, ist es doch wieder das gleiche Gefühl wie damals: Da ist nichts! Nur du bist da und das Bike! Die Motivation ist also, nach einer Durststrecke erneut auf dem Rad zu sitzen und zu merken: Man war ich dumm, dass ich diese Durststrecke hatte! Aber auch neue Strecken oder unbekannte Regionen sind immer ein Antrieb, wieder mehr aufs Bike zu steigen.

Am liebsten ist André natürlich gemeinsam mit Freunden – hier die MTB-Größen Steffi Marth und Tobi Woggon – auf den sächsischen Trails unterwegs. © Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen/Philip Ruopp

Wo gehst du am liebsten Mountainbiken in Sachsen?

Seit ich Vater bin, versuche ich natürlich, meine Zeit auf dem Bike effektiver zu nutzen. Ich reise immer noch, aber fahre auch sehr viel in meiner Heimat – und jetzt gerade natürlich noch mehr. Aktuell genieße ich die Gegend rund um die Weiße Elster, Schöneck und das Erzgebirge.

Was macht Sachsen so ideal zum Mountainbiken und Downhillen?

Wir sitzen in Sachsen auf einer kleinen Goldgrube, denn die Mittelgebirge hier bieten unendliche Möglichkeiten in Sachen Mountainbiken – für jeden Biker, egal welches Level er hat. Auch die schnelle Erreichbarkeit von kleinen MTB-Hotspots ist unschlagbar.

Gerade auch die neuen Enduro- und All-Moutainbikes ermöglichen extrem viele Bike-Erlebnisse. Sie geben noch mehr Sicherheit, sind noch besser auf die Herausforderungen angepasst und machen einfach extrem viel Spaß. Lange Touren, gute Downhills und technische Trails: Hier in Sachsen fehlt es wirklich nicht an Möglichkeiten, und die Bikes machen heutzutage (fast) alles mit.

Was macht die sächsischen Trails aus?

Die dicht bewaldeten Flächen und die langen Flusstäler sind ein Markenzeichen von Sachsen. Bei den Trails denke ich immer an die Steine, wie zum Beispiel im Elstertal, welche bei Nässe auch das Fahrkönnen fordern. Aber auch die Kammwege rund um Schöneck oder die Singletrails am Rabenberg bieten enorme Abwechslung.

Spektakuläre Stunts gehören ebenso zum Mountainbiken und Downhillen wie rasante Abfahrten © Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen/Philip Ruopp

Welche drei Strecken würdest du empfehlen?

Auf jeden Fall den Stoneman Miriquidi. Das ist eine fordernde Ein- bis Drei-Tagetour, auf der man die Weite des Erzgebirges entdecken kann. Nur in diesem Jahr gibt es eine neue Strecke: mit ganz viel Wasser, neuen Trails und neuen Panorama-Aussichten. Sie ist wegen der Corona-Pandemie entwickelt worden, weil der Grenzübergang nach Tschechien nicht möglich war. Diese Strecke kann man nur 2020 erleben! Für alle, die eine tolle MTB-Tour suchen – oder aber sich bei einem Event messen wollten – ist der Stoneman mit seinen 162 Kilometern und 4.400 Höhenmeter das perfekte Ziel.

So kommt ihr mit Bahn und Bus zum Stoneman Miriquidi: Anreise planen.

Als nächstes das TrailCenter Rabenberg. Das erste und größte TrailCenter Deutschlands ist eine Klasse für sich. Hier findet man richtig naturnahe, zum Teil wurzelige und steinige Trails für jeden Anspruch. Am Rabenberg verläuft sich das Publikum super auf den Strecken, es gibt keine Stauungen und damit Infektionssorgen, zum Beispiel am Lift. Gleichzeitig trifft man auf die Mountainbikeszene, zum Beispiel am Café, wenn man das will. Auch die Enduroveranstaltungen bieten ein perfekte Möglichkeit, um wieder in den Racemodus zu kommen.

So kommt ihr mit der Bahn zum TrailCenter Rabenberg: Anreise planen.

Und zum Schluss die Bikewelt Schöneck: Mein Homespot darf natürlich nicht fehlen. Hiermit verbinde ich meinen Titel als erster deutscher Meister im MTB-Enduro im Jahr 2014. Das ist einfach einer der besten Bikeparks, die es in Deutschland gibt. Klein, aber fein! Hier wurden mit viel Geschick ein Flowtrail und eine einzigartige Jumpline, Pumptrack und ein riesiger Übungsparcours an einen vorhandenen Skihang gezaubert – und das super gut erreichbar. Dabei achten die Verantwortlichen momentan während der Corona-Krise sehr darauf, dass eine Ansteckung fast nicht möglich ist. Es gibt digitale Eintrittskarten, einen modernen Vierer-Sessellift, indem man nichts ungeschützt anfasst und Abstandsmarkierungen.

So kommt ihr mit der Bahn zur Bikewelt Schöneck: Anreise planen.

Titelbild: In Sachsen gibt’s ganz viel Mountainbike-Action, wie hier im TrailCenter Rabenberg © Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen/Philip Ruopp

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