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Klingende Instrumente, edles Porzellan, jahrhundertealte Traditionen – Sachsen begeistert mit vielfältigem Kunsthandwerk und langer Manufakturgeschichte. Kein Wunder, dass sein Brauchtum und Erfindergeist oft zum UNESCO-Welterbe erhoben wurden.

Inhaltsverzeichnis:

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Musikinstrumentenbau, Plauener Spitze und ein Stein-Koloss im Vogtland

Im Vogtland schlägt seit gut 350 Jahren das musikalische Herz Sachsens. Rund 1300 Handwerker in über 100 Werkstätten bauen hier nahezu sämtliche in Europa verwendeten Streich-, Zupf-, Holzblas-, Metallblas-, Schlag- und Harmonikainstrumente. Diese Konzentration und Vielfalt machen den vogtländischen Musikwinkel einzigartig. Bei einem Besuch in der Erlebniswelt Musikinstrumentenbau und im Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen erfahrt ihr, warum die Raffinesse, mit der die Instrumente gebaut werden, inzwischen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.

Das Vogtland und speziell die Stadt Plauen stehen mit der Plauener Spitze auch für feinste Stoffverarbeitung. Seit 1881 wird hier die maschinengestickte Tüllspitze hergestellt. Modedesigner bringen die Plauener Kreationen bis auf die Laufstege der Haute Couture. Auf Tuchfühlung mit dem edlen Stoff geht ihr am besten in Deutschlands einzigem Museum zum Thema Spitze.

Welt-Spitze ist auch die Göltzschtalbrücke bei Netzschkau. Der steinerne Koloss gilt als größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Die beeindruckende Brücke und ihre kleine Schwester, die Elstertalbrücke, könnt ihr vom Vogtland Panorama Weg aus bewundern. In nur fünf Jahren Bauzeit wurden die beiden Eisenbahnbrücken ab 1846 errichtet und 1851 eingeweiht. Die millionenfach verbauten roten Ziegelsteine geben den Brücken ihre typische Farbe. Allein in der Göltzschtalbrücke steckt die stattliche Anzahl von 26 Millionen Ziegeln! Wer nachzählen will, muss herkommen.

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Bergmänner, Reifentiere und Teerschwelerei im Erzgebirge

Schnitzen und Drechseln hat im Erzgebirge eine lange Tradition. Als der Silbererz-Bergbau dort im 15. Jahrhundert eine Krise erlitt, begannen die Bergleute Kunstwerke aus Holz herzustellen und brachten es darin zu meisterhafter Fertigkeit. Die heute noch erhaltenen Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände sind lauter Unikate, gehören zum UNESCO-Welterbe „Montanregion Erzgebirge Krušnohoří“ und sind prägend für Sachsen.

„Glück auf!“ lautet der herzliche Gruß im Erzgebirge. Er ist hier ebenso verwurzelt wie viele unter dem Schutz der UNESCO stehenden bergmännischen Brauchtümer. Dazu zählen zum Beispiel die Herstellung, die Pflege und das Tragen des historischen Habits zu Bergaufzügen und Bergparaden. Oft wirken bei solchen Anlässen auch Musikvereine mit, die ebenfalls schon lange in der bergmännischen Tradition verankert sind. Die schönsten Bergparaden und Bergaufzüge erlebt ihr in der Adventszeit.

Holzkohle kennt jeder. Aber Holzteer? Beide bilden die Grundlagen für die kulturelle und technische Entwicklung der Menschheit. Im Erzgebirge, wo viel Erz verarbeitet wurde, erzeugte man daher auch viel Holzkohle. Um dieses historische Wissen zu bewahren, wurden „Köhlerhandwerk und Teerschwelerei“ in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Der Europäische Köhlerverein setzt sich für den Erhalt des Handwerks und der alten Techniken ein. Erleben könnt ihr die traditionellen Gewerbe bei Köhlerfesten oder den Meilerwochen in Sachsen.

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Die gekreuzten Schwerter und andere handgefertigte Werkzeuge in Dresden Elbland

Er ist Wahrzeichen Dresdens und Hüter von Schätzen wie der „Sixtinischen Madonna“ von Raffael oder dem „Brieflesenden Mädchen“ von Vermeer: der Dresdner Zwinger. Weil das barocke Bauwerk kontinuierlich instandgehalten werden muss und auch, um das Wissen rund um alte Handwerkstechniken zu pflegen, gibt es die Dresdner Zwingerbauhütte. Die Arbeitsweise der Restauratoren, Bildhauer und Steinmetze unterscheidet sich kaum von der des 18. Jahrhunderts. Die meisten Tätigkeiten werden manuell ausgeführt, und auch die Werkzeuge sind fast ausschließlich von Hand gefertigt. So bleiben traditionelle Handwerkstechniken am Leben, werden Wissen und Bräuche überliefert, historische Techniken praktiziert und Lehrlinge ausgebildet. Genug Gründe für die UNESCO, das Bauhüttenwesen der Dresdner Zwingerbauhütte auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes zu setzen.

Das älteste eingetragene Markenzeichen der Welt findet ihr in der Porzellanmanufaktur Meissen. Seit 1710 stehen die blauen, gekreuzten Schwerter weltweit für höchste Qualität. Weiße Tonerde – das Kaolin – ist der Schlüssel für die Strahlkraft des „Weißen Goldes“. Zum Porzellanschatz der Manufaktur gehört der weltweit größte und älteste Bestand an Gipsformen, historischen Modellen und Vorlagen, die je in einer Manufaktur geschaffen wurden. Neben Figuren, Plastiken und Skulpturen werden auch sehenswerte Porzellan-Services und einzigartige Kunstwerke ausgestellt.

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Gute Weine sind kein Wermutstropfen in Dresden Elbland

Gute Böden, das richtige Klima und viel Erfahrung schaffen den fruchtbaren Grund für besondere Weine – und das in einem der kleinsten Weinanbaugebiete Europas. Auf nur 511 Hektar rund um Dresden reifen im Weinanbaugebiet Sachsen echte Raritäten heran, gepflegt von fleißigen Winzerinnen und Winzern. Angebaut werden unter anderem Riesling, Weißburgunder, Dornfelder und Traminer. Eine besondere (Wieder-)Entdeckung ist der Goldriesling, der heute nur noch in Sachsen in nennenswerter Menge angebaut wird.

1992 wurde die Sächsische Weinstraße eingeweiht. Die könnt ihr auf rund 90 Kilometern auch zu Fuß erleben – auf dem parallel verlaufenden Sächsischen Weinwanderweg, der mit Ein- und Ausblicken auf Natur und Stadtschönheiten wie Dresden, Pirna, die Villen- und Gartenstadt Radebeul, die Porzellanstadt Meißen und das Weindorf Diesbar-Seußlitz für jede Menge Abwechslung sorgt. Mit dem Auto könnt Ihr die zirka 55 km lange Weinstraße als Tagestrip oder im Rahmen eines ausgedehnten Wochenendes oder aber auch als 6-Tages-Wanderung genießen.

Unterwegs dürft ihr euch einen Besuch des Weinguts Hoflößnitz in Radebeul nicht entgehen lassen. Es beherbergt das Sächsische Weinbaumuseum, wo ihr viel Spannendes zu Geschichte, Vielfalt und Besonderheiten des sächsischen Weines erfahrt. Neu sind seit 2021 Informationstafeln entlang des Weinwanderweges. Einfach nur die QR-Codes scannen – und ein Audioguide liefert interessante Infos zu den Weingütern, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten.

Das älteste private Weingut Sachsens ist Schloss Proschwitz. Auf den Hängen vis à vis von Schloss Albrechtsburg , die das Weingut heute bewirtschaftet, wird bereits seit über 850 Jahren Wein angebaut.

Auf Schloss Wackerbarth in Radebeul, wo früher Grafen residierten und der sächsische Adel rauschende Feste feierte, empfängt heute Europas erstes Erlebnisweingut seine Gäste. Die Kombination aus barocker Anlage, malerischen Weinbergen und moderner Manufaktur im Herzen der Sächsischen Weinstraße lohnt unbedingt einen Besuch.

Ständiger Begleiter der Weinstraße und des Weinwanderweges ist der nahezu parallel verlaufende Elberadweg, Deutschlands beliebtester Fernradweg.

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Alles Bio und alles eine Frage der Zeit im Elbsandstein- und im Erzgebirge

Alles Bio! Das im Nationalpark Sächsische Schweiz an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Schmilka zählt zu den schönsten Dörfern des Landes. Das einstige Fischerdörfchen an der Elbe mit gerade einmal 75 Einwohnern ist ein echter Geheimtipp. Der Ort eignet sich mit seiner herrlichen Lage bestens für ausgedehnte Wanderungen im Elbsandsteingebirge, Radtouren auf dem Elberadweg und Kanutouren. Sehenswert sind aber auch die urigen Pensionen in schmucken Fachwerkhäuschen, die historischen Mühle aus dem Jahr 1665, in der immer noch Mehl gemahlen und die benachbarte Bio-Bäckerei und Brauerei-Manufaktur, in denen immer noch traditionelles Handwerk gepflegt wird. An der Elbe liegen feine Hotels und stilvolle Ferienwohnungen. Zum anderen Ufer setzt die historische Fähre "Lena" von 1927 über. In der historischen Mühle und der Braumanufaktur könnt ihr Tradition und Handwerk bei Führungen ganz unmittelbar erleben. Alles zusammen läuft unter dem Namen „Bio- & Nationalparkrefugium Schmilka“.

Seit 1878 steht die Marke „Glashütte“ für eines der bekanntesten Zentren der Uhrmacherkunst in Deutschland. Im Deutschen Uhrenmuseum illustrieren über 400 Exponate die Geschichte der Uhrmacherkunst. Viele Ausstellungsstücke sind weltweit einmalig, darunter Taschen-, Armband- und Pendeluhren verschiedener Epochen, Marinechronometer und Gangmodelle.

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Ein blaues Wunder, verzierte Eier und tausend Sterne in der Oberlausitz

Reisende waren es, die den Blaudruck Mitte des 17. Jahrhunderts nach Europa brachten. Blaudruck ist ein Färbeverfahren für Naturtextilien wie Leinen oder Baumwolle. Eine Druckreservage, der „Papp“, wird mit teils jahrhundertealten Modeln – so heißen die schablonenartigen Druckstöcke – auf den Stoff aufgetragen. Der Aufdruck der Masse bewirkt, dass der Stoff im Färberbad an diesen Stellen die indigoblaue Farbe nicht annimmt und so ein weißes Muster entsteht. Eine der ältesten Blaudruckereien, die Blaudruckwerkstatt von Cordula Reppe, befindet sich noch heute in Pulsnitz.

In der Lausitz leben etwa 60.000 Menschen des kleinen slawischen Volkes der Sorben. In Sachsen sind die Sorben rund um Bautzen zu Hause. Wesentliches Merkmal ihrer Identität sind außer den eigenen Sprachen (Ober- und Niedersorbisch) ihre Traditionen und Bräuche. Im Jahresverlauf werden etwa 30 verschiedene Bräuche und Feste gefeiert. Die bekanntesten sind die Vogelhochzeit und das alljährlich in der Oberlausitz stattfindende Osterreiten.

Seit 300 Jahren wird immer Mitte August, in der Bartholomäuswoche, das Kamenzer Forstfest gefeiert. Das größte Schul- und Heimatfest in Sachsen wurde in die Liste der Immateriellen Kulturerbe aufgenommen. Bei den Umzügen, die durch die mit Blumen und Fahnen geschmückte Kamenzer Innenstadt bis zum Forst führen, singen Schülerinnen und Schüler traditionelle Heimatlieder. Im Forst stehen dann Blasmusikkonzerte, die Turnvorstellungen der Sportvereine und Schulen sowie ein Schützenumzug und das sogenannte Adlerschießen auf dem Programm.

In der Advents- und Weihnachtszeit leuchten in vielen Orten der Welt Herrnhuter Sterne. Diese traditionsreiche Weihnachtsdekoration stammt aus Herrnhut in der Oberlausitz. Zu den Erkennungszeichen des Sterns mit seiner über 160-jährigen Geschichte gehören die 25 Zacken aus Papier oder inzwischen auch aus Kunststoff. Viel Wissenswertes über Geschichte und Entstehung der Sterne bekommt ihr in der Schauwerkstatt zu sehen. Hier könnt ihr auch euren eigenen Weihnachtsstern gestalten.

In sechster Familiengeneration betreibt Stephan Hierl mit seiner Frau mitten in Bautzen eine Wassermühle. Die Geschichte der Hammermühle an der Spree reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Wie eh und je sorgt Wasserkraft für den Betrieb der Mühle, in der Senf, Bio-Öle und Heilerde hergestellt werden. Eine große Auswahl findet ihr im liebevoll gestalteten Hofladen. Probieren ist selbstverständlich erlaubt. Beim Senf-Workshop könnt ihr auch selbst Senf herstellen und vielleicht eure ganz persönliche Geschmacksvariante kreieren.

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Kunstkraftwerk, Kanupark, Gondwanaland und eine Notenspur in Leipzig

Das Kunstkraftwerk Leipzig gehört seit 2016 zu den europäischen Hotspots für New Media Art. Schon 20 vielbeachtete Ausstellungen wurden hier gezeigt. Schwerpunkt sind immersive Kunstprojekte, die auf ungewöhnliche Weise in die industrielle Umgebung eingebettet sind und verschiedene Kunstformen und Technologien miteinander verknüpfen. Für raumgreifende Erlebnisse sorgt außerdem das größte Videoprojektionssystem Deutschlands.

Die Tropenerlebniswelt Gondwanaland im Zoo Leipzig ist Europas größte Tropenhalle. 500 verschiedene Baum- und Pflanzenarten bilden ein feuchtwarmes Habitat für 140 exotische Tierarten. Im Gondwanaland könnt ihr den tropischen Regenwald Afrikas, Asiens und Südamerikas erleben, euch über einen Baumwipfelpfad hangeln oder eine Bootsfahrt auf dem Urwaldfluss Gamanil unternehmen.

Der Kanupark Markkleeberg zählt zu den modernsten Wildwasseranlagen der Welt. Die Anlage ist Teil des Leipziger Neuseenlands an der Südostküste des Markkleeberger Sees, einem gefluteten ehemaligen Braunkohletagebau. Technisch ähnlich anspruchsvoll wie die Olympiastrecken in Sydney, London und Rio de Janeiro, gehört besonders das Wildwasserrafting zu den großen Attraktionen.

So viele original erhaltene Wirkungsstätten berühmter Komponisten wie in Leipzig gibt es sonst nirgends. Die Leipziger Notenspur macht dieses musikalische Kulturerbe touristisch erlebbar. Auf einer gut fünf Kilometer langen Strecke verbindet sie die einzelnen Stationen zu einem gelungenen Gesamterlebnis aus Musikgenuss und Stadtspaziergang. Geschwungene Stahlelemente im Boden markieren das Band, das sich durch die Innenstadt schlängelt. An jeder Station vermitteln Klangbeispiele und Informationen in deutscher und englischer Sprache musikalische Eindrücke.

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Hopfen, Malz und jede Menge Dampf überall in Sachsen

Sachsen sind genussvolle Biertrinker. Und waren es schon immer. Bierbrauen hat hierzulande ja auch eine wirklich lange Tradition. Das erste nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraute Bier kommt aus Sachsen, genau wie Deutschlands älteste Privatbrauerei. Seit kurzem befindet sich das Brauereihandwerk nach dem Reinheitsgebot auch auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes. Allein 26 Brauereien und über 30 Gasthausbrauereien gibt es im Freistaat. Viele könnt ihr bei geführten Brauereibesichtigungen besuchen.

Seit dem 13. Jahrhundert bringen Knabenchöre Musik in sächsische Gottesdienste. Der Leipziger Thomanerchor, der Dresdner Kreuzchor und die 1709 aus der Hofkapelle hervorgegangenen Dresdner Kapellknaben begeistern mit ihrem Gesang Musikliebhaber in der ganzen Welt. Zu den ehemaligen Chorleitern gehörten hochrangige Musiker und Komponisten wie der Dresdner Hofkapellmeister Heinrich Schütz oder der Thomaskantor Johann Sebastian Bach. Ihre Werke und der liturgische Gesang spielen in den Knabenchören auch heute noch eine große Rolle.

Sachsen verfügt nicht nur über die längste und älteste Raddampferflotte der Welt, sondern auch über die meisten noch durchs Land ratternden Dampfeisenbahnen. Heute sind in Sachsen noch fünf Schmalspurbahnen aktiv, dazu kommen drei ehemalige Schmalspurbahnen, die als Museumsbahnen betrieben werden. Die touristische DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen, die auf dem Straßenweg befahrbar ist, führt euch quer durch das Land. Ein Netz aus 750 Streckenkilometern verbindet insgesamt 68 Stationen in ganz Sachsen. Damit die 175 Jahre alte Eisenbahngeschichte auch in Zukunft erlebt werden kann, kümmern sich zahlreiche Vereine, Interessenverbände und Museen um die vielgeliebte Tradition.

Titelbild: Liebevolle Detailarbeit – eine Teekanne wird mit Schneeballblüten verziert © Meissen® Photo:Manufaktur MEISSEN

In Zusammenarbeit mit Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH

Hochkultur, großartige Landschaften wie das Erzgebirge oder die Sächsische Schweiz, tolle Städte wie Dresden und Leipzig sind nur ein paar der vielen guten Gründe für einen Urlaub in Sachsen.

 

Finanziert mit Mitteln des Freistaats Sachsen

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