Duftende Gartenlandschaften, historische Städte, Meilensteine der Architektur – das kulturelle Erbe in Sachsen-Anhalt ist groß und vielfältig. Mit gleich fünf UNESCO-Welterbestätten zählt das Bundesland zu den Regionen mit der höchsten Dichte an Orten, die für das Kultur- und Naturerbe der Menschheit bedeutend sind. Die Lutherstädte Eisleben und Wittenberg, das Bauhaus Dessau, Quedlinburg mit historischer Altstadt und Schloss, der Dom in Naumburg sowie das Gartenreich Dessau-Wörlitz sind mit dem begehrten UNESCO-Titel zertifiziert. Drei davon stellen wir auf dieser Seite vor.
Im Herbst des Jahres 1517 begann in der schönen Stadt Wittenberg im Osten Sachsen-Anhalts eine Bewegung von historischer Tragweite. Am 31. Oktober schlug Martin Luther (1483–1546), der als Mönch, Prediger und Universitätsprofessor für Bibelkunde in Wittenberg lebte, seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an das Portal der Schlosskirche. Damit nahm die Reformation ihren Lauf, deren Spuren auch nach 500 Jahren noch sichtbar sind. Kaum ein Lebensbereich der Gesellschaft blieb davon unberührt, egal ob Kirche, Sprache, Wirtschaft oder Kultur.
Wer die Lutherstadt Wittenberg heute besucht, kann den Spuren des Reformators problemlos folgen. Die UNESCO hat mehrere Gedenkstätten vor Ort als Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Angefangen beim Lutherhaus, in dem der Reformator einst 35 Jahre lang lebte und arbeitete – heute ist es das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt. Im schönen Wohnhaus von Philipp Melanchthon, einst Luthers wichtigster Mitarbeiter, sind Studier- und Sterbezimmer des Gelehrten nachgebildet. Zu den wichtigsten Stationen zählt neben der Schlosskirche auch St. Marien, seit 1514 Luthers Predigtstätte – in dieser „Mutterkirche der Reformation“ wurde die Heilige Messe zum ersten Mal in deutscher Sprache gefeiert.
Die zweite Lutherstadt Sachsen-Anhalts auf der UNESCO-Welterbe-Liste ist Eisleben im östlichen Harzvorland, wo der Reformator geboren wurde und auch gestorben ist. In seinem Geburtshaus wird heute mit historischen Möbeln an das Leben im Mittelalter erinnert, eine Ausstellung im Sterbehaus gedenkt der letzten Tage des Kirchenmanns. Martin Luther wird auch durch Skulpturen auf den Marktplätzen von Eisleben und Wittenberg geehrt – im Restaurant "Wittenberger Hof" können Gäste zudem wie zu Luthers Zeit speisen. Mehr Infos finden sich hier.
Die Bauhausschule für Design, Kunst und Architektur ist weltweit berühmt, international gilt sie als erfolgreichster kultureller Exportartikel Deutschlands im 20. Jahrhundert, nicht mehr und nicht weniger. Nach ihrer Gründung in Weimar zog die Hochschule 1925 nach Dessau – seither wird die Stadt im südöstlichen Sachsen-Anhalt am stärksten mit dem Bauhaus verbunden. Kein Wunder: Nirgendwo sonst lässt sich auf engstem Raum so viel Bauhausarchitektur entdecken, die noch heute zu besichtigen ist.
Als „Wiege der Klassischen Moderne“ hat die Schule Stilgeschichte geschrieben wie keine andere. Praktisch, formschön, schnörkellos: Diese Merkmale sind heute fest mit dem Bauhausstil verbunden. Das traf einen Nerv der Zeit, weltweit war in den 1920er und 1930er-Jahren das Interesse am „Neuen Bauen“ mit seinen einfachen kubischen Formen groß. Und Dessau war der Hotspot aller Aktivitäten. Dort haben mit Walter Gropius, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe alle drei Bauhausdirektoren gelebt und gearbeitet, von dort aus verbreitete sich der Stil in alle Welt, von Rotterdam bis nach Tel Aviv.
Längst hat die UNESCO die Bedeutung der Schule anerkannt. Seit 1996 sind Sachsen-Anhalts wichtigste Bauhausstätten eingetragenes Weltkulturerbe. Darunter das Dessauer Bauhausgebäude, das nach Plänen von Walter Gropius einst als Schulhaus entstand und als Ikone der Moderne gilt, oder die Laubenganghäuser vor Ort. Jährlich kommen zigtausend Neugierige ins Bundesland, um die originalen Bauten zu sehen. Die legendäre Hochschule wurde übrigens 1933 nach nur 14 Jahren geschlossen – in dieser kurzen Zeit hat sie gewaltige Spuren hinterlassen. Mehr dazu hier.
Dichte Wälder, duftende Blumen, weite Wiesen, dazu Seen, Flüsse und Brücken, Schlösser und Tempel: Seit mehr als 200 Jahren beglückt das Gartenreich Dessau-Wörlitz seine Besucher. Sachsen-Anhalts bedeutendste Kulturlandschaft liegt im Biosphärenreservat Mittelelbe und umfasst heute eine Fläche von 142 km². Von der UNESCO wurde die Anlage bezeichnet als ein „herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet“ – und zählt folglich seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe.
Kern des Gartenreiches sind die Wörlitzer Anlagen. Den Grundstein legte Anno 1765 Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Er und sein Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff wurden durch zahlreiche Reisen inspiriert, planten fortan den ersten Landschaftspark nach englischem Vorbild auf dem europäischen Kontinent, als Abbild eines modernen Staatswesens und einer aufgeklärten Denkweise. Das Schöne sollte nützlich sein. Während seiner 50-jährigen Regentschaft ließ Fürst Franz großartige Schlösser und Parkanlagen errichten, die durch Alleen, Deichanlagen und Obstpflanzungen miteinander verbunden sind.
Was den Besucher heute erwartet? Der Wörlitzer Park, dessen Wege und Wiesen von Obstplantagen gesäumt sind – die Gäste können von einer Gondel aus die einmaligen Anlagen erleben. Das als kleines Sanssouci bezeichnete Rokoko-Schloss Mosigkau voller Gemälde flämischer und holländischer Meister. Der Sieglitzer Park, das Gotische Haus, Schloss Oranienbaum und das Luisium, einst privates Refugium der Fürstin. Und immer und bei allem verzaubern die weiten Grünanlagen ringsum – seit über 200 Jahren Heim für seltene Tiere und Pflanzen im Herzen von Sachsen-Anhalt. Mehr Infos gibt es hier.
Titelbild: Meilenstein der Geschichte – die Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg © Michael Bader
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