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Von Kartoffelküchlein, die man wahlweise mit Marmelade oder Leberwurst bestreicht, bis hin zu frittierten Quarkbällchen, ohne die der rheinländische Karneval undenkbar wäre:  Fast jede Region in Nordrhein-Westfalen hat ihre eigene süße Spezialität. In jeder steckt viel Liebe in der Zubereitung – und das schmeckt man! 

Wir beginnen unsere Reise im Nordosten des Landes in Westfalen, genauer im Teutoburger Wald. Eine Region mit viel ursprünglicher Natur, Wiesen und lauschigen Plätzen, die von zwei Naturparks geschützt werden. Hier auf dem Land hat der Lippische Pickert seinen Ursprung. Früher waren die dicken Pfannkuchen ein Arme-Leute-Essen. Das Wort Pickert leitet sich wahrscheinlich vom plattdeutschen Wort „pecken” ab, was soviel wie klebrig bedeutet, was den Teig ziemlich treffend beschreibt. Der Teig für das „Nationalgericht der Lipper“ besteht aus Hefe, Milch, Kartoffeln, Mehl, Zucker, Eiern, Rosinen und Butterschmalz und wird, zu runden Talern geformt, in einer heißen Pfanne goldbraun gebacken. Früher wurde der Teig direkt auf einer mit einer Speckschwarte eingeriebenen Herdplatte gebraten. Auf vielen Wochenmärkten der Region wird Pickert heute noch frisch zubereitet. Auch auf den Speisekarten der Restaurants findet ihr ihn häufig. Bei der Frage wie Pickert gegessen werden sollte, scheiden sich die Geister. Die einen mögen Pickert süß mit Marmelade, Sahne oder heißen Kirschen, die anderen bevorzugen die herzhafte Variante mit gesalzener Butter und Lippischer Leberwurst. 

Im Video erfahrt ihr, wie ihr den Klassiker aus Westfalen und dem Teutoburger Wald zubereitet. Unser Tipp: Unbedingt beide Varianten ausprobieren. 

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Von Westfalen führt unsere kulinarische Tour weiter nach Westen in die Stadt Soest. Hier in der Wiesenkirche gibt es ein buntes Fenster mit einem Motiv, das man so wahrscheinlich eher nicht in einer Kirche erwarten würde: Es zeigt das „Westfälische Abendmahl“. Die klassische Szene mit Jesus und den zwölf Aposteln. Aber nicht mit Wein und ungesäuertem Brot. Sondern mit Schinken, Bier, Schnaps und Pumpernickel. Das Kunstwerk aus dem Jahr 1500 zeigt, wie verwurzelt das Pumpernickel-Brot hier in Westfalen und erst recht im Münsterländer Teil ist. Kein Wunder also, dass es nicht nur für herzhafte Mahlzeiten, sondern auch für süße Gerichte genutzt wird. Das wohl bekannteste ist die Westfälische Götterspeise. Gleich vorweg: Sie hat nichts mit der glibberigen, roten oder grünen Nachspeise zu tun, die man aus dem Kühlregal kennt. Es ist ein Schichtdessert bestehend aus einer Quarkcreme mit Vanille, Kirschen und karamellisierten Pumpernickelbröseln. Die drei Komponenten werden nacheinander in ein hohes Glas geschichtet und mit Schokostreuseln oder kleinen Baisers verziert. Nicht nur optisch ein kulinarisches Highlight der Region. 

Schon die Römer naschten gerne

Zugegeben, nach dem edlen Schichtdessert scheint unsere nächste süße Leckerei zumindest namentlich etwas im Nachteil zu sein. Doch die Armen Ritter solltet ihr auf keinen Fall unterschätzen. Sie sind vor allem im neanderland und Ruhrgebiet weit verbreitet, verschiedene Variationen von ihnen haben aber mittlerweile ganz Nordrhein-Westfalen und sogar weite Teile Deutschlands erobert. Schon die Römer kannten die in Milch getauchten und in Fett gebackenen Brotscheiben. Das älteste schriftlich übermittelte deutschsprachige Rezept für Arme Ritter steht im „Buch von guter Speise“ aus dem 14. Jahrhundert. Im Ruhrgebiet wurde seit jeher körperlich schwer gearbeitet, deshalb musste das Essen oft deftig und gehaltvoll sein und schnell gehen. An den Kalorien sollte es bei den Armen Rittern also nicht scheitern – auf 100 Gramm kommen etwa 250 Kalorien. Und auch die Zubereitung ist denkbar einfach: Man nehme Brotscheiben vom Vortag, wälze sie in Milch, Ei und Semmelbröseln und backe sie in Butterschmalz, bis sie goldbraun sind. Zum Schluss überziehe man sie mit einer Schicht aus Zimt und Zucker. Dazu passen heiße Kirschen und Sahne, sie sind aber auch pur ein Genuss und die kleine Kaloriensünde wert. 

Im Video könnt ihr die einzelnen Schritte noch einmal nachschauen:

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Vom Ruhrgebiet führt unsere Reise an den Rhein. Er durchzieht auf 230 Kilometern das Land und prägt das Rheinland vor allem mit seinen zahlreichen Obstanbaugebieten. Der „Obst- und Gemüsegarten Kölns“, wie das Gebiet zwischen Rheinebene und Vorgebirge der Eifel schon seit der Römerzeit genannt wird, ist die größte Obst-Anbauregion in Nordrhein-Westfalen und die drittgrößte in ganz Deutschland. Es ist also kaum verwunderlich, dass Süßspeisen hier oft mit Äpfeln zubereitet werden. Von der Appeltate gibt es gleich mehrere Varianten, die von Stadt zu Stadt verschieden sind. In Köln ist es ein runder Apfelkuchen mit Hefeteigboden, der mit Apfelmus gefüllt und mit Riemchen, einem Muster aus Teigstreifen, gedeckt wird. In Köln heißt dieser Kuchen deshalb auch Rheinischer Riemchenapfel oder Apfelriemchen. In anderen Regionen des Rheinlandes ist Appeltate ein gedeckter Apfelkuchen vom Blech. Egal in welcher Form und Größe, einig sind sich die Einheimischen zumindest über die Herkunft ihrer Äpfel: Aus dem Rheinland müssen sie sein. 

Kein Karneval ohne Muzen

Wir bleiben im Rheinland, denn hier gibt es eine Süßspeise, die vor allem zur Karnevalszeit mächtig Anklang findet. Man könnte sogar fast sagen: Die Rheinischen Muzen, oder auch Mutzen, gehören zum Karneval wie Konfetti und der Hoppeditz. Auch hier gibt es regionale Unterschiede: Es gibt sie als frittierte Scheiben aus Hefeteig oder als kleine Bällchen aus Quarkteig, die oft auch Mutzenmandeln genannt werden. Beide Varianten werden vor dem Verzehr mit Zimt und Zucker betreut. Den eifrig feiernden und schunkelnden Karnevalisten mag die Form und Herkunft des süßen Gebäcks freilich egal sein, Hauptsache es gibt zur Karnevalszeit genug davon. 

Im Video seht ihr, wie ihr die leckeren Muzen herstellt:

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Aus den rheinischen Karnevalshochburgen ist es nur ein Katzensprung ins benachbarte Bergische Land. Hier erwartet uns ein wahrer Klassiker unter den Süßspeisen: die Waffel. In der Region, in der man ganz wunderbar Rad fahren und wandern kann, sind sie die perfekte Belohnung nach einer anstrengenden Tour und können mit ihrem Duft schon mal müde Sportler zu einem Endspurt antreiben. Im Gegensatz zu ihrem belgischen Pendant sind die bergischen Waffeln traditionell herzförmig, eher flach und werden mit Buttermilch und Honig zubereitet. Außerdem kommen Milch, Eier, Mehl, Salz, Zucker und Butter in den Teig. Früher wurden die Waffeln wochentags mit Milchreis, Zimt und Zucker gegessen. An Feiertagen wurden sie mit heißen Kirschen und Schlagsahne gereicht. Heute seid ihr zum Glück nicht mehr an Wochen- und Feiertage gebunden, sondern könnt eure Waffeln in allen nur vorstellbaren Varianten genießen. 

Aachener Printen
Was lange währt: der Teig für die Aachener Printen muss mehrere Monate liegen, bevor er verarbeitet werden kann © Andreas Herrmann

Vom Bergischen Land reisen wir zur letzten Station unserer kulinarischen Reise. Es geht ganz in den Süden des Landes, nach Aachen. Hier weht jedes Jahr in der Weihnachtszeit der Duft von Lebkuchen durch die Straßen, denn dann haben die Aachener Printen Hochsaison. Als original Aachener Printe dürfen übrigens nur Lebkuchen bezeichnet werden, die nach der Rezeptur von 1820 in Aachen selbst und in den Nachbarorten Alsdorf, Baesweiler, Eschweiler, Stolberg und Würselen produziert werden. Sie sind sogar als Produkt mit geschützter geografischer Angabe zertifiziert. Im 15. Jahrhundert wurde der Lebkuchenteig in kunstvoll geschnitzte Holzformen gedrückt, im englischen „print“, daher stammt der heutige Name Printen. Mittlerweile ist das Gebäck so beliebt, dass es in Aachen das ganze Jahr über angeboten wird. Die Hochsaison ist und bleibt aber die Weihnachtszeit.

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Titelbild: Mit einem Haps im Mund: Die Rheinischen Muzen sind das perfekte Gebäck für Zwischendurch © Tourismus NRW e.V._Miss Gliss

In Zusammenarbeit mit Tourismus NRW e.V.

Gründe für einen Urlaub in Nordrhein-Westfalen gibt es jede Menge – die lebendigen Städte, die alten Schlösser und Burgen und die einzigartige Natur sind nur ein paar davon.

 

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