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Was für seine Fitness tun, an der frischen Luft sein, das Leben umarmen: Wer im Sommer eine Tour auf dem Mecklenburgischen Seen-Radweg unternimmt, wird all das erleben können – und mehr. Zwischen Ludwigslust und Neubrandenburg warten Königsschlösser, Eisvögel und idyllische Städtchen auf Urlaubsgäste mit Mut zur Pause.

Hatte Adam Opel Recht? Der Gründer der gleichnamigen Firma behauptete einst, keine andere Erfindung würde das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbinden wie das Fahrrad. Das war vermutlich noch, bevor Opel damit begann, Autos zu bauen ... Wer sich zu einer Erkundung des 625 Kilometer langen Mecklenburgischen Seen-Radwegs aufmacht, der im niedersächsischen Lüneburg startet, sich dann aber schon bald nur noch durch die südlichen und östlichen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns schlängelt, wird eine Menge Gelegenheiten haben, das kühne Zitat Opels zu überprüfen. Auch wenn man nicht gleich die gesamte Strecke in Angriff nimmt.

Ein Land ohne Hügel und Berge

Schließlich wären ja auch schon die knapp 300 Kilometer zwischen Ludwigslust und Neubrandenburg eine gewisse Herausforderung, die wir als Teilstrecke empfehlen und die in drei bis fünf Tagen auf dem Rad gut zu bewältigen sein sollte. Zumal Mecklenburg-Vorpommern ein Traum auch für ungeübte Radfahrer ist: „Zum ersten Mal sah ich, auf der Fahrt durch Mecklenburgs Kornfelder und Kleewiesen, ein Land ohne Hügel und Berge.“

Was den Dichter Erich Kästner begeisterte, der als kleiner Junge ausgiebig durch Mecklenburg tourte, dürfte auch Radel-Urlaubern von heute gefallen: Meistens schwebt man ohne anstrengende Anstiege durch die herrlichen Landschaften Mecklenburgs, beschwingt von Sonne, Seen und den vielfältigen Sehenswürdigkeiten. Das beginnt schon in Ludwigslust, dieser hübschen Residenzstadt, die vor allem wegen ihres Schlosses bekannt ist, dem „Versailles des Nordens“.

Nein, jetzt aber ernsthaft: Für Schloss Ludwigslust sollte man gleich aus mehreren Gründen eine kurze Besichtigungspause einlegen und vom Rad steigen: Das ehemalige Residenzschloss – erbaut zwischen 1772 und 1776 – ist das herrlich anzusehende Zentrum einer nahezu vollständig erhaltenen barocken Stadtanlage mit einem Schlosspark, der wiederum mit Wasserspielen, seltenen Bäumen und Pflanzen nicht nur kundige Gärtnerinnen begeistert. Wer lange plant (oder ein feines Gespür für das richtige Timing hat), kann den Schlosspark auch noch einmal von einer ganz besonderen Seite erleben: Einmal im Jahr findet dort das „Kleine Fest im Großen Park“ statt – wo auf über 20 Bühnen internationale Artistik und Akrobatik, Comedy und Clownerie, Masken und Marionetten, Puppenspiel und Pantomime geboten werden.

Doch auch ohne solch ein in dieser Kulisse märchenhaft anmutendes Erlebnis lohnt sich der Besuch des Schlosses: Beeindruckend etwa der Goldene Saal mit seinen riesigen Fenstern, Spiegeln und prächtigen Kristalllüstern. Wer anschließend noch Lust auf einen Besuch im Schlossmuseum hat, könnte sich dort theoretisch noch einen Eindruck vom höfischen Leben des alten Adels machen, dem es seinerzeit gefiel, sich mit kostbaren Waffen und Möbeln zu umgeben. Die Sammelleidenschaft der mecklenburgischen Herzöge kann man als besonders ausgeprägt bezeichnen.


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Radgenuss im Land der 1000 Seen

Sollten sich Familien mit munterer Kinderschar dem Museums-Event allerdings lieber entziehen und sich stattdessen lieber schnell aufs Rad retten wollen, nun – vollstes Verständnis von unserer Seite. Schließlich blitzt auf beiden Seiten des Radwegs immer wieder die Oberfläche eines jener zauberhaften Seen auf, die der Landschaft ihren Namen – das Land der 1000 Seen – gegeben haben. Was gibt es Schöneres, als jetzt kurzerhand (erneut!) vom Fahrrad zu springen und einzutauchen in einige dieser Gewässer. Es wartet ja doch kein Zug, kein Bus, keine Pflicht am Ende des Tages – es ist doch Urlaub, es sind Ferien, da gehört Bummeln zum Konzept! Kleiner Tipp: Am Plauer See können geduldige Familien mit etwas Glück sogar den Eisvogel zu Gesicht bekommen, einen der farbenprächtigsten Vögel Deutschlands.

Natürlich ist so eine Radtour entlang der Mecklenburgischen Seen nicht vollständig, wenn man nicht die Müritz besucht und staunt: Wie groß ist der See denn? Mit einer Fläche von fast 120 Quadratkilometern ist die Müritz nicht nur der größte See in Mecklenburg-Vorpommern, sondern der größte See, der vollumfänglich innerhalb deutscher Grenzen liegt. (Der Bodensee ist zwar noch größer, aber gehört in Teilen auch zur Schweiz und Österreich). Doch wie wir wissen, ist Größe ja nicht alles, was zählt.  Es kommt auch auf die Ausstrahlung an. Und die ist etwa am schicken Sandstrand von Klink so, als ob man am Ufer eines riesigen Meeres stehen würde. Auch an diesem schönen Ort empfehlen wir das Triumvirat des gelungenen Nachmittags am Strand: Kurz eintauchen ins Wasser, lange Siesta in der Sonne und zum Abschluss ein großes Eis in einem der vielen anliegenden Cafés – so geht Sommerfrische!

Burgwallinsel und Motorsport

Bevor es auf dem Mecklenburgischen Seen-Radweg nach Neubrandenburg geht, machen Kenner der Region – oder jene mit guten Ratgeberinnen – noch einen kleinen Schlenker nach Teterow. Einerseits wegen des Teterower Bergring. Andererseits natürlich wegen der historischen Burgwallinsel dort, einem Geheimtipp für Kulturliebhaber. Slawischstämmige Menschen entdeckten die Insel im 9. Jahrhundert und errichteten hier eine bewohnte Fluchtburg. Einige Reste der Burg sind heute noch zu sehen. Bonus: 2010 wurde die Burgwallinsel von der UNESO in die Liste des schützenswerten Kulturguts der Menschheit aufgenommen. Ob das dem Bergring auch einmal wiederfährt, ist fraglich. Trotzdem werden sich Motorsportfans eher für einen Abstecher hierhin entscheiden, denn es handelt sich dabei um die größte Naturgrasbahn für Motorradsport in Europa. Hier fahren beim in der Region sehr beliebten “Bergringrennen” einmal im Jahr Motocrosserinnen und Quadfahrer aus der ganzen Welt um die Wette. Doch auch an vielen anderen Tagen des Jahres sind häufig Motorsportler unterwegs und lassen sich beim Schrauben an ihren wilden Maschinen gerne auch einmal vom Nachwuchs über die Schulter schauen.

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Durch Backsteingotik ans Ziel

Einen feinen Tipp für einen würdigen Abschluss der Tour zwischen Ludwigslust und Neubrandenburg haben wir auch noch in unserer imaginären Satteltasche: In der fast mittelalterlich anmutenden Stadt Neubrandenburg könnte man seine letzten Meter auf dem Rad wie eine triumphale Tour-de-France-Einfahrt inszenieren: Statt auf den Champs-Élysées ins Ziel zu schweben, nimmt man dafür einfach eines der vier gotischen Backsteintore, die zu den Wahrzeichen Neubrandenburgs gehören. Ein letztes Foto vor diesen architektonischen Prachtbauten rundet die ganze Tour ab, bevor die Eingangsfrage in diesem Text endgültig beantwortet werden kann – und zwar mit überzeugter Zustimmung: Wer mit dem Fahrrad durch Mecklenburg-Vorpommern reist, sieht viel von der wunderschönen Natur, ist immer an der frischen Luft und lernt die Sehenswürdigkeiten der Region gleichzeitig auf die denkbar spielerischste Weise kennen. Verbindet also wie von Adam Opel behauptet, tatsächlich das Nützliche mit dem Angenehmen. Unser Rat also: Rauf aufs Rad.

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In Zusammenarbeit mit Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Die Ostseeküste, die mecklenburgische Seenplatte, historische Hansestädte: Gründe für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern gibt es viele.

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