Die UNESCO-Welterbe-Stadt an der Ostsee begeistert mit prächtigem altem Ortskern, einem der größten Marktplätze Norddeutschland und skandinavischer Vergangenheit.
Eines fragt sich jeder Wismar-Besucher irgendwann: Handelt es sich hier nun um eine historische Stadt mit Weltkulturerbe-Status, die sich nebenbei noch einen niedlichen Hafen leistet? Oder ist Wismar eher eine maritime, weltoffene Stadt an der See, die sich einfach nur weit hinein ins Landesinnere ausdehnt? Die Wahrheit liegt diesmal nicht in der Mitte. Denn ohne seine glanzvolle Vergangenheit als Hanse-Hafenstadt wäre das Zentrum von Wismar heute bestimmt weit weniger prächtig ausgebaut und nicht solch ein glanzvoller Anziehungspunkt für Besucher aus dem ganzen Land. Der auf dem Wasser erworbene Wohlstand vergangener Tage ist es, der vor allem in der Altstadt leuchtet und Wismars architektonisch interessierte Besucher immer wieder freudig aufseufzen lässt: Wunderbar restaurierte Giebelhäuser sind hier in Reihe zu sehen, gleich drei beeindruckende Kirchen in Backsteingotik überdies, und obendrein auch noch ein „Alter Schwede“. Kein flapsiger Ausruf des Entzückens in diesem Fall, sondern tatsächlich die Bezeichnung für eine der Sehenswürdigkeiten, die Wismar weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus bekannt gemacht haben und die ihr, gemeinsam mit der in der Nähe gelegenen Stadt Stralsund, die ehrenvolle Aufnahme in die Welterbe-Liste der UNESCO bescherten.
Zum „Alten Schweden“ später ein paar Worte mehr. Erst soll der Mittelpunkt der Stadt Wismar gewürdigt werden: Der quadratische Marktplatz im Zentrum wird nicht nur zu den größten Marktplätzen in Deutschland gezählt; mit seinem Brunnen im Renaissancestil aus dem 17. Jahrhundert gehört er außerdem zu den schönsten. Gemeinsam mit dem klassizistischen Rathaus, das beinahe die gesamte Nordseite des Marktplatzes einnimmt, ist der Brunnen eines der beliebtesten „Instagram“-Motive der Stadt. Nur knapp gefolgt von den Kirchen St. Georgen, St. Nikolai und dem Turm der Marienkirche, der als einziges Zeugnis des Gotteshauses den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.
Dass Wismar von 1648 bis 1803 zu Schweden gehörte, ist an vielen Stellen der Stadt zu sehen. Ästhetisch war es nicht zu ihrem Schaden. Allein die barocken Herkulesbüsten aus dem 17. Jahrhundert, die heute vor dem Baumhaus im Alten Hafen aufgereiht sind, sind als Kulisse für ein Erinnerungsfoto bestens geeignet (und äußerst beliebt). Als Wismar Teil des Schwedischen Königreichs war, galt die Stadt als eine der gewaltigsten Seefestungen Nordeuropas, weshalb die Herkulesbüsten damals auch noch symbolschwer auf Dalben in der Hafeneinfahrt saßen. Doch was hat es nun mit dem „Alten Schweden“ auf sich? Das ist ein gotisches Gebäude aus dem Jahr 1380, das ein Wismarer Bürger 1878 als Gaststätte eröffnete und „Alter Schwede“ taufte. 1989 wurde die rundum restaurierte Gastwirtschaft neu eröffnet und ist mit ihrer urigen Einrichtung, aber auch dank ihrer prächtigen Fassade eines der beliebtesten und bekanntesten Häuser (und Treffpunkte) in der ganzen Stadt.
Auch auf dem Wasser bietet Wismar Museales mit Unterhaltungsanspruch. Die Kogge „Wissemara“ zum Beispiel liegt am Alten Hafen und ist ein originalgetreuer Nachbau der sogenannten Poeler Kogger aus dem 14. Jahrhundert. Dieses Schiffswrack wurde 1997 vor der Insel Poel aus dem Wasser gezogen. Heute kann man als Passagier auf der „Wissemara“ mitsegeln, wenn man gerne auf der Ostsee kreuzt. Wer stattdessen lieber am Alten Markt nach kulinarischen Abenteuern sucht, wird vor allem in der Osterzeit auf seine Kosten kommen. Dann finden die traditionellen „Heringstage“ statt, die – von den Heringen selbst mal abgesehen, die dort in rauen Mengen zubereitet und serviert werden – wirklich jedem Hafenbesucher gefallen. Last not least hat Wismar auch an Kurz-Besucher mit wenig Zeit, aber viel Interesse gedacht. Und einen Lehrpfad mit sechs Stationen entlang der so genannten „Kuhweide“ eingerichtet, der in komprimierter Form über alle Aspekte informiert, die Wismar zum Weltkulturerbe gemacht hat.
Titelbild: ©TZ Wismar / Maignpix
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