Auf der Staufer-Runde könnt ihr Gipfel erobern, Ausblicke genießen und Täler durchschreiten – und gleichzeitig auf den Spuren des mächtigsten schwäbischen Adelsgeschlechts wandeln.

Elf Kilometer Geschichtsunterricht der schönsten Art

Wer auf dem Pfad der gut elf Kilometer langen Staufer-Runde wandert, kann nicht nur die Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb genießen, sondern auch eine kleine Zeitreise unternehmen. Los geht es bei der Burg Wäscherschloss in Wäschenbeuren, weiter durch das romantische Beutental und schließlich auf einem schmalen Weg über das Naturschutzgebiet Spielburg hinauf zum Hohenstaufen. Von dort geht es wieder, fast ohne Anstrengung, bergab zurück.

Die Staufer waren ein mächtiges Adelsgeschlecht und prägten das Europa ihrer Zeit
Die Staufer waren ein mächtiges Adelsgeschlecht und prägten das Europa ihrer Zeit © Oliver Raatz

Die Staufer – wer war das noch gleich?

Kurz gefasst ließe sich sagen: Die Staufer waren ein mächtiges schwäbisches Adelsgeschlecht, das in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Macht in Europa erlangte. Mehrere römisch-deutsche Kaiser entstammten der Familie der Staufer. Als Stammvater gilt ein gewisser Friedrich von Beuren. Sein Sohn Friedrich wurde zum Herzog ernannt und errichtete die Burg auf dem Hohenstaufen. Friedrichs Sohn wurde als Konrad III. erster deutscher Stauferkönig. Bis heute einen klangvollen Namen hat Konrads Neffe Friedrich I.: Er wurde als Kaiser Barbarossa weltberühmt und ist wohl der wichtigste Spross der Staufer. Zu seiner Zeit erstreckte sich das Staufer-Reich von Süditalien bis nach Dänemark. Ebenso schnell wie der Aufstieg folgte jedoch der Fall der Staufer: Nur etwa 100 Jahre später verschwanden sie wieder von der Weltbühne der Geschichte. Bis dahin hatten sie allerdings längst das damalige Europa geprägt: Sie gründeten Städte und Universitäten, förderten die höfische Kultur und schufen ein neues Rechtssystem.

Auf den Spuren der Staufer

Schon vor dem Start der Wanderung könnt ihr auf Burg Wäscherschloss in die Zeit der Staufer eintauchen. Burgverwalterin Krisztina Mutter plaudert mit Gästen gerne über die Alltagskultur in der damaligen Zeit: welche Getreide angebaut wurden, was man gegessen und wie man geschlafen hat. Die Burg stammt aus dem Jahr 1220 und war Teil der vorgelagerten Befestigung des Hohenstaufen. Von hier überblickte man die Stammburg auf dem Berg und konnte vor Eindringlingen warnen. Im Inneren ist es erstaunlich wohnlich: Im ersten Stock liegt ein Saal mit großem Kamin und Bleiglasfenstern; auf einer Holztafel stehen täuschend echte mittelalterliche Speisen – fast erwartet man, dass gleich der Hausherr erscheint und zu Tisch bittet.

Wer die Staufer-Runde läuft und den Hohenstaufen besteigt, dem liegt eine Welt voller Weitblick und symmetrischer Spielereien zu Füßen. Einige davon sind durch natürliche Erosion entstanden: Etwa die kegel-förmigen Zeugenberge. Bei anderen hatten die Menschen – besser gesagt: die Staufer – ihre Hände im Spiel, wie bei der Burg Wäscherschloss, auf die sich im Verlauf des Weges schöne Blicke eröffnen.

Auf dem Weg zum Gipfel führt der Weg in das Naturparadies rund um die Spielburg. Die ist, anders als der Name vielleicht vermuten lässt, ein riesiger Felsbrocken. Er war einmal Teil des Gipfels, doch das ist Millionen von Jahren her. Er brach ab, rutschte den Hohenstaufen hinab, bis er an seiner heutigen Position stillstand. Um den Felsen herum liegt heute ein schönes Naturschutzgebiet voller knorriger Bäume und blühender Wiesen. Ein angenehm zu gehender Spazierweg führt zum Gipfelkreuz – ein guter Ort, um auf der Bank mit Ausblick auf Göppingen Kraft zu sammeln für den Höhepunkt der Wanderung. Es ist nicht mehr weit bis zum Aufstieg auf den Hohenstaufen.

Der Weg hinauf zum Hohenstaufen verläuft mal flach, mal windet er sich steil hinauf. Unterwegs wird es grüner, stiller, kühler. Fast unverhofft tritt man am Ende auf die Lichtung am Gipfel. Hier war es also: Hier stand die Stammburg der Staufer, von der nur wenige Ruinen erhalten sind. Der Blick schweift über die Schwäbische Alb und den Landkreis Göppingen. Zwei weitere Berge erheben sich aus der Landschaft: Rechberg und Stuifen. Zusammen mit dem Hohenstaufen bilden sie die Gruppe der drei sogenannten Kaiserberge. Auf dem Gipfel des berühmtesten der drei Berge genießt man einen grandiosen Blick auf die beiden anderen. Der Alltag scheint weit weg, man fühlt sich etwas entrückt und unantastbar. Vielleicht haben sich die Staufer nicht zuletzt wegen dieses Gefühls diesen Ort als Sitz ausgesucht.

Noch mehr schwäbische Geschichte

Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet zum Beispiel im Kloster Lorch noch mehr Staufer-Geschichte(n). Wichtige Familienmitglieder liegen in dem von den Staufern erbauten Kloster begraben. Auf einem riesigen modernen Rundgemälde des vor wenigen Jahren verstorbenen Künstlers Hans Kloss kann man sich die schicksalhaften Staufer-Jahre bildhaft vergegenwärtigen.

Die Löwenpfade sind 16 vom Deutschen Wanderverband zertifizierte Wege im Landkreis Göppingen. Benannt sind sie nach dem Wappen der Staufer sowie nach der Symbolfigur der Schwäbischen Alb, dem 40.000 Jahre alten Löwenmenschen. Kurze und lange Wege, sportliche Touren oder barrierefreie Wege – hier könnt ihr in schönster Weise Wanderfreuden mit dem Erkunden historischer Orte verbinden. Wer lieber auf dem Fahrrad unterwegs ist, nimmt die 55 km lange Staufer-Route zwischen Göppingen und Schwäbisch-Gmünd.

Titelbild: Wildromantisch und abwechslungsreich ist die Natur der schwäbischen Alb © Gregor Lengler

In Zusammenarbeit mit Tourismus Marketing Baden-Württemberg

Weitere Artikel aus Baden-Württemberg