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Das ist echte Gastfreundlichkeit: Mit der Übernachtung erhält der Schwarzwaldtourist zugleich einen Freifahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Und es gibt hier einige spektakuläre Bahnstrecken, die kein Besucher auslassen sollte.

Lage: Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Calw im Norden sowie Basel (Badischer Bahnhof) und Waldshut-Tiengen im Süden
Länge: ca. 800 km Bahnstrecke
Höchste Punkte: Sommerau bei Sankt Georgen (Schwarzwaldbahn), 825 m Feldberg-Bärental (Höllentalbahn), 967 m
Ausgangspunkte: (empfohlen): Orte an der Schwarzwaldbahn wie Hausach, Triberg, Hornberg, St. Georgen oder Orte an der Murgtalbahn wie Baiersbronn oder Freudenstadt sowie die Region um Titisee

Leseprobe aus Entdecke Deutschland – Ausflüge ins Grüne

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Entdecke Deutschland – Die schönsten Ausflüge ins Grüne aus dem DuMont Reiseverlag. Dort findet ihr auf 192 Seiten Tipps für 40 besondere Ausflüge und Aktivtouren – mit vielen Bildern zum Wegträumen und legendären Wander- und Radwegen, Zugfahrten mit Kultstatus und Straßen mit Aussicht.

 

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Im Jahr 2006 kamen die Tourismusverantwortlichen der Schwarzwald-Region auf eine geniale Idee: Den Übernachtungsgästen in Hotels, Gasthöfen und Ferienwohnung wird mit der Gästekarte (»KONUS-Karte«) Freifahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln des gesamten Nahverkehrs geboten, inklusive der Regional-Express-Züge der Deutschen Bahn. Von der ehemaligen Residenzstadt Karlsruhe im Norden bis zur Schweizer Grenze im Süden, von der Rheinebene im Westen bis zum Übergang zur Schwäbischen Alb im Osten kann der Gast umsonst die gesamte Region bereisen, erwandern, in den nächsten Bus wechseln, wieder wandern, einen Zug nehmen und abends in sein Quartier zurückkehren – genial! Die wichtigsten Strecken:

Die Schwarzwaldbahn führt durch enge Täler und dichte Wälder © www.julian.pictures / Shutterstock

Die Schwarzwaldbahn verbindet Offenburg mit Donaueschingen (100 km). Bis Hausach folgt die Bahn der Kinzig, bei Gengenbach teilweise sogar direkt an deren Ufer. Bei Haslach wird für einige Hundert Meter der aufgestaute Seitenarm der Kinzig passiert, an windstillen Tagen aufgrund der Spiegelungen ein beliebtes Fotomotiv. In Hausach wechselt die Strecke bis Hornberg ins Gutachtal. Langsam wird das Tal enger, Schwarzwaldhäuser begleiten den Reisenden. Der Ort Hornberg selbst wird auf einem eindrucksvollen Viadukt überquert. Danach passiert der Zug bis Sankt Georgen mehrere Kehrschleifen mit zahlreichen Tunneln und überwindet so mehrere Hundert Höhenmeter. Im steilsten und auch sehenswertesten Teil des Anstiegs werden immer wieder die Täler weit ausgefahren. Der »Dreibahnenblick « bei Triberg bietet einen guten Überblick über den Streckenverlauf. Einige Kilometer nach Sankt Georgen wird der Donau-Quellfluss Brigach erreicht, dem die Strecke auf den nächsten Kilometern folgt. Hinter Villingen verlässt die Strecke den Schwarzwald und durchquert die Baar-Ebene. In Donaueschingen trifft die Schwarzwaldbahn die Höllentalbahn, von Freiburg kommend, nach der Schwarzwaldbahn die zweitwichtigste Eisenbahnstrecke im Schwarzwald. Die Strecke kreuzt auf ihrem Weg von Norden nach Süden gleich zweimal die europäische Wasserscheide (Rhein/Donau) in einem Tunnel: im 1 697 m langen Sommerauer Tunnel (zwischen Triberg und St. Georgen) und im 900 m langen Hattinger Tunnel (zwischen Immendingen und Engen).

Fachwerkhäuser in Schiltach, Schwarzwald. Die weit vorragenden, steilen Dächer sind typisch für den Baustil – sie sorgen dafür, dass im Winter die Schneelast nicht zu groß wird © XaviArt / Shutterstock

Die Höllentalbahn bzw. Dreiseenbahn von Freiburg nach Titisee und Seebrugg/ Schluchsee (51 km) ist fast durchgehend eingleisig ausgeführt. Zwischen Freiburg und Neustadt werden insgesamt neun Tunnel durchquert. Nach etwa 15 km wird das Tal immer enger und macht seinem Namen alle Ehre. Beim Blick aus dem Fenster meint man, die Felswände berühren zu können … Höhepunkt ist die Passage am sogenannten Hirschsprung, wo der Legende nach ein Hirsch seinen Jägern entkam, indem er die wenigen Meter über das enge Tal hinwegsprang. Wenige Kilometer weiter kreuzt die Strecke die Ravennaschlucht auf einem 40 m hohen Viadukt. In Hinterzarten liegt mit 893 m ein Scheitelpunkt der Strecke. In Richtung Titisee, wo die Strecke nach Neustadt und dann, nicht mehr elektrifiziert, weiter nach Donaueschingen abzweigt, geht es jetzt leicht bergab. Die weitere Strecke mit dem Namen »Dreiseenbahn « macht einen eleganten Bogen, um jetzt die gegenüberliegende Seite des Titisees zu passieren. Die Hochfläche eröffnet immer wieder den Blick auf die Seen oder den höchsten Berg des Schwarzwaldes, den Feldberg. Der nächste Bahnhof, Feldberg-Bärental, ist mit 967 m Deutschlands höchstgelegener Normalspur-Bahnhof. Anschließend geht es bergab, vorbei am Windgfällweiher, zum Schluchsee, dem größten Staussee Deutschlands.

Eindrucksvolles Panorama – Blick ins Kinzigtal im Schwarzwald © Simon Dux Media / shutterstock

Die Murgtalbahn führt von Rastatt nach Freudenstadt durch das Murgtal (58 km). Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) integrierte die Murgtalbahn im Jahr 2000 in ihr Netz. Die Bahn verläuft durch ein teilweise tief eingeschnittenes Schwarzwaldtal, das zwischen Murg und Felswänden kaum Raum für die Strecke lässt. Ab dem Bahnhof Kuppenheim verlässt die Bahn die Rheinebene und fährt nun in das Murgtal ein. Nach dem Haltepunkt Weisenbach beginnt der landschaftlich reizvollste und technisch anspruchsvollste Teil. Bis Schönmünzach verengt sich das Murgtal zu einer Schlucht. NeunTunnel und fünf Talbrücken waren allein in diesem Abschnitt erforderlich. Wenn der Bahnhof Forbach erreicht ist, hat die Bahn von Weisenbach bis hier einen Höhenunterschied von 123,5 m überwunden, das bedeutet eine durchschnittliche Steigung von 20 Promille. Nach Forbach folgt ein zehn Kilometer langer Abschnitt bis zum Bahnhof Schönmünzach. Wiederum wird die Murg zweimal gekreuzt, einmal auf einer Stahlbrücke direkt hinter Forbach und einmal auf einem weiteren Steinviadukt bei Raumünzach. Beide Male folgen direkt hinter der Brücke Tunnel. Ähnlich ist der weitere Streckenverlauf bis Baiersbronn. Ab hier verlässt die Bahn das enge Tal und gelangt auf eine Hochebene, welche bis Freudenstadt allerdings weiter ansteigt. Innerhalb des Stadtgebietes fällt die Strecke steil ab, auf nur knapp drei Kilometern werden 73 Höhenmeter überwunden. Dieser Teil war ursprünglich als Zahnradstrecke ausgeführt. Hier befindet sich mit der Christophstalbrücke ein weiterer Steinviadukt. Freudenstadt lädt mit seinen Arkaden und dem größten Marktplatz Deutschlands zum Verweilen ein.

Die Anfänge der Uhrenindustrie im Schwarzwald gehen bis ins 17. Jh. zurück. Die heute unter dem Begriff »Schwarzwalduhr« weltweit bekannte Variante mit dem Kuckuck, der stündlich aus dem Fenster pfeift, ist allerdings erst Mitte des 19. Jh. erfunden worden © Iceink / Shutterstock

Städtetouren inbegriffen

Aufgrund der Freifahrtmöglichkeiten bietet es sich an, die in der Region liegenden größeren Städte zu besuchen. Karlsruhe und Freiburg sind inklusive des Nahverkehrs im Stadtbereich völlig kostenfrei zu bereisen, bei den Metropolen jenseits der Grenze wie Straßburg und Basel müssen allerdings ab der Grenzstation Tickets für den Nahverkehr im jeweiligen Stadtbereich gelöst werden. Wer eher der Natur den Vorzug gibt, der sollte einen Ausflug zum Titisee, Schluchsee oder auf den Hohen Feldberg einplanen. Auch eine Busfahrt über die Schwarzwaldhochstraße ist im Preis enthalten.
Noch mehr Informationen findet Ihr hier: Trekking im Schwarzwald

Die Schwarzwaldbahn passiert auch den Ort Hornberg im Schwarzwald © Leonid Andronov / Shutterstock

Entdecke Deutschland – Die schönsten Ausflüge ins Grüne, DuMont Bildatlas

Titelbild: Die Bahnstrecke durch den Schwarzwald ist ein landschaftliches Erlebnis © www.julian.pictures / Shutterstock

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