Bio-Hippies in Mittelaltergassen. Hightech-Studenten auf Schwarzwaldpfaden. Veggieburger im Bermuda-Dreieck. In der grünsten und einer der sonnenreichsten Stadt Deutschlands lebt es sich sehr angenehm. Findet auch unser Autor Harald Braun und listet auf, was er Besuchern in der Stadt im Breisgau empfehlen würde.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Freiburger Altstadt
2. Das Bermudadreieck
3. Radfahren
4. Dreisam
5. Die Blaue Brücke
6. Schauinsland
7. Universitätsbibliothek Freiburg
8. Freiburger Münster
9. Schlossberg
10. Freiburger Bächle
In der Freiburger Altstadt erlebt ihr das Beste aus zwei Welten: Von außen wirkt das architektonische Ensemble wie ein mittelalterliches Gemütsörtchen, das kein neuzeitliches Wässerchen trüben kann. Von innen allerdings ergeben die vielen individuellen Shops eine exquisit ausgestattete moderne City mit hohem Manufaktur-Anspruch. Besonders auf und um die lebhafte Konviktstraße herum lohnt sich ein ausgedehnter Flaniernachmittag. Meine beliebteste Anlaufstelle, um Kunst und Koffein zu genießen, ist die Kunsthandlung und Kaffeebar Bollhorst – freundliche Menschen, interessante Kunst, prima Kaffee.
Freiburg ist eine junge Stadt. Das liegt auch daran, dass unter den 220 000 Einwohnern rund 30 000 Studenten sind. Die prägen ökologisch, politisch und kulturell das städtische Leben und fahren überwiegend Rad. Vollkommen zurecht begrüßte die wunderbare Judith Holofernes der Band „Wir sind Helden“ ihre Freiburger Mitbürger mit „Liebe Bongospieler, Jack-Wolfskin-Jackenträger, liebe Niedrigenergiehausbesitzer und Fünfkindermacher“… Klar, dass man in so einer Stadt auch einen großen öffentlichen Feierraum besetzt. Er nennt sich inoffiziell „Bermudadreieck“ und bezeichnet das Gebiet zwischen Martinstor, Werderring und Bertoldsbrunnen – hier brummkreiselt das Nachtleben der Stadt. Mein Lieblingsort hier: Der „Schlappen“, eine Art Mix aus Kölner Kneipe und französischem Bistro mit Klavier in einem Gebäude aus dem Mittelalter.
Das nennt man Lebensqualität. Freiburg ist das Kopenhagen Deutschlands. In keiner anderen Stadt liebt der Mitbürger sein Rad so sehr und nutzt es so ausgiebig wie hier. (Naja, vielleicht noch in Münster…) In welcher Stadt wird man am Bahnhof schon mit einem richtigen Fahrradparkhaus empfangen, in dem man sich natürlich auch gleich eines leihen kann. Die Radwege sind in Freiburg deutlich breiter als das Trottoir und nicht selten auch als Autostraßen. Nur logisch, dass man hier auch eine Citytour auf dem Fahrrad buchen kann, um Freiburgs Sehenswürdigkeiten aktiv kennen zu lernen. Das geht natürlich auch mit dem E-Bike. Klar. Wie las man einst in einer Gazette: „Die Freiburger sind nicht nur enthusiastische Radfahrer, weil es umweltfreundlich ist. Sondern weil es blanker Irrsinn wäre, in dieser Landschaft und bei diesem Klima nicht die meiste Zeit an der frischen Luft zu verbringen.“
Einsam, zweisam, Dreisam: Wer bei schönem Wetter in Freiburg nach einem romantischen Ort sucht, um sich mit einem Buch, dem Partner der Wahl oder seinen Freunden in waagerechter Haltung zu erholen, wird vermutlich an den Ufern der Dreisam landen, der Lebensader der Stadt, wie sie die offiziellen Touristiker nicht ohne Pathos nennen. Nüchtern reportiert handelt es sich mit der Dreisam zwar nur um einen 29,7 Kilometer langen Fluss in Baden-Württemberg, der im Schwarzwald aus zwei Quellbächen entspringt und durch Freiburg plätschert. Doch wer sich einmal bei 30 Grad auf den angrenzenden Wiesen dieses idyllischen Gewässers niederließ, weiß es besser: Mehr Chill-Out-Area mitten in der Großstadt ist schwer zu finden. Wer sich dabei gastronomisch auf korrektem Niveau betreuen lassen möchte, ist im „Cafe Extrablatt“ gut aufgehoben – ein Café mit idyllischem Biergarten direkt am Dreisam-Ufer.
Wer sie nicht besucht hat, war gar nicht richtig in Freiburg: Die „Blaue Brücke“, auch unter der Bezeichnung Wiwili-Brücke bekannt, gehört zu den beliebtesten Wahrzeichen Freiburgs. Steht man drauf, weiß man warum: Die blauen geschwungenen Stahlbögen sind echte Hingucker. Von dort aus lässt sich auch prima der Sonnenuntergang genießen.
Was beim ersten Hören vom Wort her an einen bizarren Themenpark erinnert, ist in Wahrheit das beliebteste Naherholungsziel des Freiburgers. Es ist sein so genannter Hausberg im nur 10 Kilometer entfernten Schwarzwald und mit 1283 Metern Höhe durchaus schon einen kleinen Aufstieg wert. Für die Strecke zwischen Freiburg und dem Berg ist die Schauinsland-Bahn zu empfehlen, die auf einer Strecke von knapp vier Kilometern 746 Höhenmeter überwindet. Grund genug, ausnahmsweise mal das Fahrrad stehen zu lassen. Noch zwei Tipps: Auf dem Berg befindet sich ein 20 Meter hoher Aussichtsturm – bester Fotospot auf dem Berg. Außerdem rockt die „Die Bergstation“ mit Schnitzel und leckerem Flammkuchen.
Keine Stadt ohne architektonischen Zankapfel: Für 53 Millionen Euro gönnte sich Freiburg 2015 einen neuen, futuristischen Bau mitten in der Stadt, zwischen Stadttheater und dem Platz der Alten Synagoge. Dort wirkt der in mattschwarzem Glas schimmernde Bau wie ein Raumschiff aus einer weit entfernten Galaxie und ist dementsprechend umstritten. Trotzdem – oder gerade deshalb? – lohnt sich ein kurzer Besuch (freier Eintritt!) in der Bibliothek durchaus, schon allein, um sich die schicke Einrichtung und die roten „Parkscheiben“ anzuschauen, die von den Studenten auf ihre Arbeitsplätze gelegt werden müssen, wenn sie kurz Pause machen wollen. Bei all der Schönheit hat man nämlich ein paar Arbeitsplätze zu wenig angelegt, um den Heerscharen von Studenten in Freiburg gerecht zu werden. Aber darüber kann man dann im eleganten Lounge-Bereich auf den schicken Designersesseln von Vitra debattieren.
Ich kenne den Kunsthistoriker Jacob Burkhardt natürlich nicht persönlich, gehe aber mal davon aus, dass er ein echter Freiburger Lokalpatriot gewesen sein muss: Vor etwa 150 Jahren bezeichnete er den 116 Meter hohen Westturm des Freiburger Münsters als „schönsten Turm der Erde“. Ist natürlich schwer, solch eine Aussage zu widerlegen, da sowas bekanntlich Geschmackssache ist, Fakt ist aber: Das Freiburger Münster ist das Wahrzeichen Nummer eins in Freiburg. Es wacht an zentraler Stelle über die gesamte Stadt. Allein die Entstehungsgeschichte der römisch-katholischen Kirche zog sich vom Jahre 1200 bis 1513 hin, begonnen wurde im romanischen Stil, beendet aber in gotischer und spätgotischer Bauweise. Ich empfehle, den Turm des Münsters zu besuchen, um einen guten Überblick über die Altstadt zu gewinnen, merke aber an: Aufzug gibt’s dort keinen. Dafür 333 Stufen. Läuft wohl unter dem Motto „Steps & Spot“.
Wer sich die Welt gern von oben anschaut, aber dafür nicht unbedingt auf den Kirchturm steigen möchte, der hat in Freiburg eine wunderbare, alternative Option: Der Schlossberg über der Stadt ist der Lieblingsort vieler Freiburger, die hier im Biergarten feiern, im Restaurant schlemmen und im sommerlichen Abendlicht von einem schönen Leben träumen können. Den Namen erhielt der Schlossberg von den Zähringer Herzögen, einem schwäbischen Fürstengeschlecht, das vor fast 1000 Jahren dort das Burghaldenschloss erbaute. Davon sind heute nur noch Ruinen übrig. Entstanden aus jenen ist aber ein großzügiges Gelände, das im Sommer auch zu kulturellen Zwecken genutzt wird: Auf fünf verschiedenen Etagen des Schlossberges sorgen Live Bands und DJ´s an diesem idyllischen Ort für ein turbulentes Spektakel.
Münster, Museen, eine feine Altstadt – all das ist in Freiburg zu finden, so wie in jeder schicken Stadt, die etwas auf sich hält. Wenn man allerdings darüber nachdenkt, worauf Freiburg einen Alleinstellungs-Anspruch hat, dann fällt einem – neben dem alemannisch-amüsant über die Weltlage referierenden Fußballtrainer Streich – vor allem eines ein: die Freiburger Bächle. Die kleinen Wasserkanäle werden mit dem Flusswasser der Dreisam gespeist und plätschern durch viele Gassen der Altstadt. Seit dem 12. Jahrhundert versorgten die sprudelnden Rinnen die Stadt mit Trink- und Löschwasser, heute sind sie Vorlage für fabelhafte Geschichten und amüsante Bräuche wie das legendäre Bächleboot-Rennen. Noch eine Info für verzweifelte Singles: Wer versehentlich in eine der Rinnen tritt, so sagt man, muß einen Freiburger respektive eine Freiburgerin heiraten.
Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Freiburg: Anreise planen.
Titelbild: Die schöne Stadt im Blick: Der Schlossberg gehört zu den Lieblingsorten der Freiburger © Shutterstock/ Simon Dux Media
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