In Zusammenarbeit mit der Welterberegion Wartburg Hainich
Eine Reise nach Eisenach ist immer auch eine Reise in die Vergangenheit: Minnesänger aus dem Mittelalter und weltberühmte Komponisten wie Bach und Wagner haben in der Stadt am Fuße der Wartburg ihre Spuren hinterlassen. Luther floh ins Exil auf die Wartburg, wo er die Bibel übersetzte und weiter für seine Überzeugungen einstand. Aber auch ein Ausflug in die Natur rund um Eisenach führt in vergangene Zeiten. Schließlich steht der Urwald, der zum Nationalpark Hainich gehört, hier schon seit Jahrhunderten. Wir schlagen also vor, dass du dich erst mal ausgiebig dem kulturellen Angebot widmest. Und danach radelnd oder wandernd ins Grüne abtauchst. Hier fünf Ideen für deinen Besuch in Eisenach:
Seit 1000 Jahren wacht sie über Eisenach. Sie war Heimat, Zuflucht und Wirkungsstätte für herausragende Persönlichkeiten, die Großes schaffen wollten und den Lauf der (Kunst-)Geschichte mitbestimmten. Im frühen Mittelalter kamen die bekannten Minnesänger Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach auf die Wartburg, um ihre Dichtungen vorzutragen. Richard Wagner, der ein Faible hatte für das Mittelalter, machte den sogenannten Sängerkrieg zum Leitmotiv in seiner berühmten Oper Tannhäuser und verhalf ihm somit zu Weltruhm. Im frühen 13. Jahrhundert wohnte und wirkte die heilige Elisabeth hier, und der von Kirche und Kaiser geächtete Martin Luther fand 1521 Zuflucht auf der Wartburg, wo er in nur elf Wochen das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche übersetzte und sich somit der Allmacht der Kirche widersetzte. Seine damals durchaus revolutionäre Forderung: Jeder und jede soll selber lesen dürfen, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht. Freiheit und Gleichheit haben sich auch die Studenten auf die Fahne geschrieben, die sich 1817 zum Wartburgfest versammelt hatten, um ihre Idee eines liberalen Nationalstaats kund zu tun.
Auch rund 1000 Jahre nach ihrem Bau ist die Burg eine echte Begegnungsstätte. Auch Austragungsort für Kunst und Musik ist sie geblieben. Da ist die von Goethe ins Leben gerufene Kunstsammlung, die mit so wertvollen Gemälden wie „Junge Mutter mit Kind“ von Lucas Cranach begeistert. Da ist die Harfe zu sehen, die dem letzten Minnesänger Oswald von Wolkenstein gehört haben soll. Da hängt ein Bildteppich aus dem 15. Jahrhundert, der an das Leben der heiligen Elisabeth erinnert. Und dann wären da noch die beliebten Wartburgkonzerte, die Sommernächte, die Theatervorstellungen. Auch dem Freiheitsgeist, der durch die Reformation und später durch die bürgerliche Bewegung im 19. Jahrhundert begründet wurde, kann man auf der Wartburg nachspüren. Ganz besonders deutlich natürlich in der Lutherstube, wo sich der Augustinermönch an die Bibelübersetzung machte.
Infos zu Führungen, zur Kunstausstellung und Veranstaltungen gibt’s hier.
Wie es sich wohl angefühlt haben muss, versteckt hinter dicken Mauern von der Welt abgeschnitten zu sein? Mit „man in a cube“ hat der renommierte chinesische Künstler und Aktivist Ai Weiwei ein Kunstwerk geschaffen, das an Luthers Zeit auf der Wartburg erinnert, wo der Mönch sich als Junker Jörg für ein Jahr versteckt hielt. Wie ein aufgeschnittener Betonblock sieht die Skulptur aus, die Weiwei zum 500-jährigen Reformationsjubiläum angefertigt hat. Doch warum ist im Hohlraum der Abdruck eines Körpers zu erkennen, der die Züge des Künstlers trägt? Wie Luther hat sich auch Ai Weiwei öffentlich gegen Missstände ausgesprochen. Und wie Luther kennt der chinesische Künstler, der 2011 81 Tage lang an einem unbekannten Ort in China inhaftiert war, das Gefühl von Einsamkeit und Isolation.
Die Skulptur steht im Innenhof des Lutherhauses, in dem Gebäude, in dem Luther zwischen 1489 und 1501 gelebt hat. „Luther und die Bibel“ heißt die Dauerausstellung im Inneren des historischen Fachwerkhauses. Sie erzählt eindrücklich vom Leben Luthers, der mit vierzehn Jahren als Lateinschüler nach Eisenach kam, dort als Sänger sein Brot verdiente und 1521 als Geächteter in die Stadt zurückkehrte, um in der Wartburg Unterschlupf zu finden. Mit ihren multimedialen Stationen macht die Ausstellung deutlich, dass auch 500 Jahre alte Geschichte äußerst lebendig sein kann! Besucher*innen können sich beispielsweise anhören, wie deutsche Dialekte im Mittelalter klangen. Und erfahren dabei, dass Luthers Bibelübersetzung nicht nur den Glauben revolutioniert, sondern auch den Grundstein für unser heutiges Hochdeutsch gelegt hat! Selbst in der berühmten Lutherbibel kann man blättern – digital zwar nur, aber Erstaunliches lässt sich trotzdem entdecken: Zum Beispiel, dass Sprache nicht immer eindeutig ist und dass es manchmal ganz kleine Wörter sein können, die Gedanken formen und somit den Lauf der Menschheitsgeschichte beeinflussen.
Übrigens: Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Bibelübersetzung finden bis Ende 2022 zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen zum Thema Luther und das Neue Testament statt. Hier ein Überblick über Dauer- und Sonderausstellungen im Lutherhaus.
Weihnachtsoratorium, Matthäus-Passion, Fuge in d-Moll – Bachs Kompositionen sind aus der Musikgeschichte nicht wegzudenken! Die Geschichte eines der größten Komponisten aller Zeiten begann in Eisenach. Hier wurde Johann Sebastian 1685 geboren, hier erhielt er seinen ersten Musikunterricht. Schon als Zehnjähriger war er Vollwaise; später musste er den Tod dreier seiner Kinder verkraften und auch seine erste Frau Maria Barbara verstarb viel zu früh. Die Musik soll ihn getröstet und seinen Glauben an Gott gestärkt haben. Von seinem bewegten Leben, seinem künstlerischen Schaffen und seiner Liebe zur Musik erzählt die Dauerausstellung im Bachhaus. Original eingerichtete Wohnräume, historische Instrumente, Notenblätter und eine umfassende Bach-Bibliothek versetzen Museumsbesucher*innen zurück in den bürgerlichen Alltag des 17. Jahrhunderts. Vor allem aber ist die Ausstellung ein Genuss für die Ohren: In „Bubble-Chairs“ kann man in entspannter Haltung wunderbarer Musik lauschen, im „begehbaren Musikstück“ ertönen Takte aus Bachs Weihnachtsoratorium und anderen bedeutenden Werken, und im Instrumentenzimmer wird stündlich ein Live-Konzert auf historischen Tasteninstrumenten gegeben. Gut zu wissen: Neben Museumsführungen gibt es auch eine Bach-Stadtführung, die Halt macht an wichtigen Lebensstationen des barocken Komponisten, wie etwa der Hauptkirche St. Georgen, der Taufkirche Bachs.
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Am Fuße der Wartburg im Helltal steht die Reuter-Villa mit ihrer strahlend weißen Fassade, dem Säuleneingang und dem prächtigen Garten. Hier verbrachten der Dichter Fritz Reuter und seine Frau Luise die letzten Jahre ihres Lebens. Das originale Mobiliar im Arbeitszimmer und im Salon gibt Einblick in das Leben des Literaten, der im 19. Jahrhundert gelebt und gewirkt hat und als Begründer der niederdeutschen Literatur gilt. Heute beeindruckt die Reuter-Villa aber vor allem mit der großen Wagner-Sammlung: Briefe, Plakate, Zeitungsartikel, Fotos und Originalpartituren – ganze 20.000 Objekte sind hier zu sehen. Das Herzstück: Die umfassende Wagner-Bibliothek, in der sich viele Schätze verbergen, wie zum Beispiel die Originalpartitur der Oper „Rienzi“, handgeschrieben und mit den Notizen Wagners versehen. Dass sich neben Bayreuth ausgerechnet in Eisenach die zweitgrößte Wagner-Sammlung befindet, ist übrigens nicht ganz zufällig: Wagner war tief beeindruckt von der Wartburg; in seiner Oper Tannhäuser erhob er sie sogar zum Schauplatz der Handlung.
Die rauschenden Wälder, die murmelnden Flüsse, die Berge und verträumten Täler. Wie schön, wenn Kultur so nah an unberührter Natur liegt! Nur einen Katzensprung von Eisenach entfernt befindet sich der Nationalpark Hainich, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Also nichts wie rein ins ausgedehnte Grün – die Auswahl an Wanderungen und Radtouren jedenfalls ist groß! Wie wär’s beispielsweise mit den Urwaldpfaden, die durch gänzlich unberührte Waldabschnitte führen, mit dem Rennstein-Radweg, der in Hörschel bei Eisenach seinen Anfang nimmt, mit einer Wanderung durch die mystische Drachenschlucht oder einer Tour auf dem Tannhäuser-Radwanderweg, der durch die Werra-Auen und wunderbar intakte Dörfer führt?
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Titelbild: Heimat, Zufluchtsort und Wirkungsstätte für Dichter und Denker: Die Wartburg wacht über Eisenach und ist eng verwoben mit der deutschen Geschichte © Eisenach-Wartburgregion Touristik/T. Kromke
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