Mitten in Bremen, im wunderschönen Schnoorviertel, liegt das kleinste Haus Deutschlands. Der Künstler Fynn Kliemann hat es 2020 gekauft, es gemeinsam mit seinem Team liebevoll renoviert und zu einer Ferienwohnung ausgebaut. 

“Man sollte sich schon mögen, wenn man das Häuschen mietet, es ist etwas für Nähe”, grinst Fynn Kliemann. Wir sitzen im kleinsten Haus Deutschlands – einer Ferienwohnung, die sagenhafte vier Quadratmeter groß ist. Haustür, Küchenzeile, Dusche und Klo, alles haben wir aus der Mitte des Raums im Blick. Und wenn wir die Arme ausstrecken, können wir fast alles berühren, ohne uns vom Fleck zu bewegen. Aber: vier Quadratmeter, so stelle ich überrascht fest, sind größer als gedacht, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Fynn ist der Besitzer des kleinsten Hauses Deutschlands und hat sich heute Zeit für ein Interview mit mir genommen. 

Das kleinste Haus Deutschlands steht in einer Seitenstraße des Schnoorviertels, dem ältesten Viertel Bremens, und es ist miniklein. Wer es finden möchte, kann sich einfach unauffällig einer Stadtführung anschließen, denn die steuern so gut wie alle den hübschen Klinkerbau an. Auch viele Freundes- und Familien-Grüppchen spazieren hier entlang, denn das Häuschen ist eine echte Sensation. „Schon damals, als es verkauft wurde, ging es durch die Medien” erzählt Fynn, als ich frage, wie er zu dem Haus gekommen sei. „Meine Assistentin Antje ist relativ klein und ein Kollege meinte dann, das sei ihr Haus. Es war erstmal ein Running-Gag in der Firma, aber dann habe ich Interesse bekommen. Als ich dann beim Makler angefragt habe, gab es schon über 2000 BewerberInnen, darunter auch InvestorInnen aus China und den USA. Alle wollten dieses Haus haben. Und ich bin dann einfach spontan an einem Freitagabend hingefahren, habe mich mit dem Makler getroffen, ihm von meinem Vorhaben, es als Ferienwohnung umzubauen, erzählt und habe es bekommen.”

DIY vom Feinsten 

Fynn ist ein Macher. Neben seiner Musik erschafft er unter anderem Kunstwerke, hat den kreativen Hof Kliemannsland ins Leben gerufen, er designt und produziert Mode und er baut. Spielplätze zum Beispiel oder ein Hausboot. Und er renoviert Immobilien. In die Bauprojekte und Renovierungen stecken er und sein Team immer viel Herzblut. „Wir haben drei Jahre an dem kleinsten Haus Deutschlands gearbeitet, es war bisher das größte Umbauprojekt meines Lebens.” Allein alles Essenzielle in den vier Quadratmetern unterzubringen, war eine Herausforderung: „Einige Architekten haben mir gesagt, dass ich auf irgendetwas verzichten muss – aber das wollte ich nicht.” Und so haben Fynn und ein Team aus SchreinerInnen, seinen MitarbeiterInnen und ArchitektInnen viel ausprobiert. 

„Alles ist eine Spezialanfertigung. Insgesamt haben wir zwei komplette Inneneinrichtungen ein- und wieder ausgebaut. Auf dem Papier waren die Ideen immer super, aber man sieht erst nach dem Einbau, ob alles passt und auch cool ist.” Allein die Leiter zur Dachterrasse hat ihm und dem Team ein halbes Jahr Kopfzerbrechen bereitet. Die ist neben der Dusche in der Hauswand verankert und wird bei Bedarf nach unten geklappt. “Das ist eine uralte Konstruktion, die die Feuerwehr in etwas abgewandelter Form früher genutzt hat,” erklärt Fynn. „Die Inspiration dazu hat mir jemand auf Instagram geschickt, nachdem wir lange nach einer guten Lösung gesucht haben.” 

Er zieht die Leiter nach unten, steigt mit dem rechten Fuß auf das Fensterbrett, greift mit der linken Hand eine Sprosse und steigt, Kaffee in der freien Hand, die Leiter hinauf. Oben stellt er den Kaffee auf einer Leiste ab und drückt das Dachfenster auf. Der Aufstieg ist gar nicht so einfach, wie Fynn ihn aussehen lässt. Mit seinen 1,90 Metern hat er eindeutig einen Höhenvorteil gegenüber mir. Doch auch ich schaffe es, mit der Kaffeetasse in der Hand, nach oben. 

Wie Campingurlaub mitten in Bremen

Das Mini-Haus steckt voller genialer und außergewöhnlicher Konstruktionen. Das Bett etwa versteckt sich in einer schmalen Kommode, aus der auch ein Tisch ausgeklappt werden kann. Die hübschen grünen Fliesen in der Dusche wurden aus Bauschutt gepresst und eingefärbt. Und das Klo ist ein besonders kleines Exemplar, laut dem italienischen Hersteller sogar das kleinste Klo der Welt. Angst haben, etwas beim Besuch zu übersehen, muss man in dem Häuschen nicht. An vielen Stellen sind Infosticker angebracht, die die Besonderheiten hervorheben – und es gibt natürlich eine Anleitung, wie etwa Bett, Tisch und Balkon genutzt werden können.  

„Es ist klein, wie beim Campingurlaub, nur eben mitten in Bremen”, fasst Fynn seine Ferienwohnung ganz passend zusammen. Er würde sein Häuschen nicht unbedingt Langzeitgästen empfehlen, sagt er, aber es sei perfekt für ein oder zwei Tage und alle, die die Stadt erkunden möchten. „Bremen ist wirklich wunderschön, du bist hier mittendrin – und hast nebenbei noch ein außergewöhnliches Übernachtungserlebnis – was will man mehr?” 

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