Besuch in den Havenwelten, dem interessanten, lebendigen Stadtquartier der Seestadt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenWir wandern aus. So wie damals vor mehr als 100 Jahren. Stehen abends nach Einbruch der Dunkelheit an der Kaje in Bremerhaven und verabschieden uns von unseren Lieben. Hören das Stimmengewirr anderer Auswanderer:innen und die Segenswünsche derer, die zurückbleiben werden. Wir sind bestimmt nicht die einzigen, die einen Kloß im Hals haben – obwohl das hier ja alles nur eine Ausstellung ist. Denn eine fast greifbare Schwere liegt in der Luft. Wir fühlen mit – spüren Trauer, Verlorenheit und den Mut der Verzweiflung. Gehen wenig später an Bord und erleben die Überfahrt. Auf dem Weg zur Einwandererbehörde auf Ellis Island bei New York steigt unser Puls, weil über die Lautsprecher im Raum Herzklopfen zu hören ist, und wir fragen uns: Was erwartete die Menschen, die von hier aus auswanderten nach Amerika? Gingen ihre Hoffnungen in Erfüllung? Wurde es ein Abschied für immer?
Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven ist ein Museum, das den Weg der etwa sieben Millionen Auswanderer, die vom Neuen Hafen aus zwischen 1840 und 1974 eine ungewisse Reise in ein neues Leben antraten, so sinnlich nacherlebbar macht, dass man emotional berührt ist. Die Dauerausstellung erzählt Geschichte und Geschichten, zeichnet dabei Schicksale nach – und lässt die Besucher:innen gleichzeitig selbst Raum für Raum den Weg der Auswanderung nachgehen. Seit wenigen Wochen endet die Ausstellung nun zudem nicht mit der Ankunft in Amerika, sondern es werden auch 31 Geschichten von Einwanderern nach Bremerhaven erzählt – in einem neuen, avantgardistisch aussehenden Bau. Das Deutsche Auswandererhaus ist ein Glücksfall in der Museumslandschaft hierzulande – und es ist nicht der einzige in den Havenwelten: Auch das Klimahaus und das Deutsche Schifffahrtsmuseum sind absolut sehenswert.
Herzlich willkommen in den Havenwelten! Nach einer Nacht im ATLANTIC Hotel Sail City, das die Form eines Segels hat und wie ein Leuchtturm direkt am Deich liegt, holt uns Maike Weihrauch ab, mit ihr gehen wir auf Erkundungstour. Maike arbeitet in Bremerhaven bei dem kleinen Reiseveranstalter Natur Pur Reisen, der Touren durch die Stadt und ins Umland anbietet – und sie ist heute unser Guide. Zuerst fahren wir mit ihr Lift, über einen Seiteneingang des Hotels geht’s hinauf aufs Dach des Sail City, das als Aussichtsplattform konzipiert ist. Von dort oben in knapp 90 Metern Höhe genießen wir den Rundblick über das Stadtviertel. Die Havenwelten und die Innenstadt liegen uns zu Füßen, dazu die Überseehäfen, die Weser und in der Ferne auch die Nordsee. Und über all das fegen in hohem Tempo die Sonne-Schattenspiele der Wolken hinweg. Eine gute Einstimmung auf einen Tag voller Eindrücke.
London hat seine Docklands, Hamburg die Hafencity – und Bremerhaven seit ein paar Jahren eben die Havenwelten. Weil das Areal rund um den Alten und Neuen Hafen Stück für Stück verwaiste, entstanden in der Hansestadt an der Wesermündung völlig neue Spielräume – und die wurden mit viel jungem, modernem Leben gefüllt. Gäste erleben dort nun ein Stadtquartier, in dem ein maritimes Flair und rauer Nordseecharme ebenso zu Hause sind wie Museen von Weltrang. Dabei lebt das Quartier auch von seinen Kontrasten, erzählt uns Maike, deren Lieblingsort der Neue Hafen mit der Marina ist: „Ich mag das hier, den Budenzauber mit dem Riesenrad, die Schiffe in der Marina, abends am Deich spazieren gehen“, erzählt die junge Frau, die seit vielen Jahren in Bremerhaven lebt. Trotz des Windes spaziert sie mit uns ganz sommerlich angezogen an der rauen Waterfront am Deich entlang. Dort zerrt der Wind heute mal wieder an allem, was man so mit sich schleppt. Am Seglerhafen mit seiner Drehbrücke stehen wir eine Weile und schauen zu, wie die kleinen Bötchen über eine Schleuse ein- und ausgelassen werden. Wir essen unterwegs Fischbrötchen und gebrannte Mandeln, schauen uns das Auswanderer Denkmal an und huschen auch einmal quer durch das große MEIN Outlet & Shoppingcenter hier. Lieber wieder raus, es gibt so viel zu sehen in den Havenwelten. Und die salzige Luft tut gut. Der Blick auf die Weser weitet den Horizont, der Besuch der wichtigsten Museen vertieft die Sicht auf die Welt.
Also, Museumsspaziergang, Teil 2: Das Herzstück im Deutschen Schifffahrtsmuseum, das den Umgang des Menschen mit dem Meer thematisiert, ist die seit 2000 fertig restaurierte in Bremen gefundene Bremer Kogge aus dem Jahr 1380 – ein einmastiges Handelsschiff. Und weil die ein wahrlich einzigartiges Exponat ist, konzentrieren wir uns heute mal auf sie: Auf zwei Ebenen kann man das in einer eigenen Halle stehende Holzwrack von allen Seiten bewundern. Maike war schon öfter hier und ist jedes Mal aufs Neue beeindruckt: „Man muss sich das mal vorstellen, diese uralte Kogge wurde 1962 durch einen Zufall im Schlamm der Weser gefunden“, erzählt Maike, „und sie musste erst einmal jahrelang in einem 800.000 Liter Konservierungsflüssigkeit fassenden Tank lagern, bevor sie weiter restauriert und schließlich hier ausgestellt werden konnte.“ Egal, wo sie einst mit Waren unterwegs war, ihr Weg bis hierher ins Museum war jedenfalls sehr weit.
Nur wenige Meter vom Schifffahrtsmuseum steht das Klimahaus, das aussieht wie ein leuchtendes Schiff oder Ufo. Dort reist man in wenigen Stunden auf dem 8. Längengrad durch acht Länder, von der Antarktis bis in die Schweiz, in den Niger, nach Sardinien und Samoa. Wir nehmen heute den kleinen Umweg über den Museumshafen, der zum Deutschen Schifffahrtsmuseum gehört, klettern dort noch etwas auf den Schiffen herum. Und machen uns dann auf zum Round-the-World-Trip. Und der wirkt ganz schön echt, weil die Temperatur sich ständig ändert, es ist, also ob uns ein Flugzeug immer wieder auf einem anderen Kontinent ausspuckt, nur dass wir nicht fliegen, sondern Räume wechseln: In der Antarktis schlottert sich Maike mit uns flott bei Minusgraden auf einem schmalen Weg durchs ewige Eis, im feuchtwarmen Klima der Südsee verlangsamen wir unseren Schritt wieder und sind froh, zwischendurch auch gemäßigte Zonen wie die Schweiz und Sardinien zu durchstreifen. Das Klimahaus ist eine einzigartige Wissens- und Erlebniswelt zu den Themen Klima, Klimawandel und Wetter. Es thematisiert die Erderwärmung und macht anhand von persönlichen Porträts über Menschen begreiflich, was diese für die Erdbewohner bedeutet. Das ist ein ernstes Thema, aber man lernt unterwegs nicht nur viel über ferne Länder und klimatische Zusammenhänge. Man hat schlicht Spaß an diesem bunten, furiosen Weltenbummel, der auch bestens für Familien mit kleineren Kindern geeignet ist.
Am Ende gewinnen wir mit Maike den Eindruck, dass das alles kein Zufall ist – dass diese drei besonderen Ausstellungshäuser genau auf dieses Fleckchen Erde gehören. Denn auch dieses Hafenviertel war und ist ein Tor in die große, weite Welt. Allen drei Ausstellungen gelingt es, Besucher:innen eine Ahnung davon zu geben, was das Leben der Menschen überall auf der Erde gleichermaßen ausmacht, ganz egal, wo man gerade einen Stopp einlegt – in der Vergangenheit, in weiter Ferne am 8. Längengrad oder irgendwo auf dem Meer: Schönheit und Freude, Fragilität und Drama, Hoffnung und Fernweh, Denken, Fühlen, Zerstreuung und Mut und Heimatgefühl. Und die Einsicht, das wir alle letztendlich in einem Boot sitzen.
Mit der Bahn bequem und ohne Stau nach Bremerhaven: Anreise planen.
Titelbild: Blick auf die Havenwelten – Bremerhavens maritimes Tourismuszentrum mit einzigartigen Attraktionen © Anne Mäder
Für euren Urlaub in Bremen und Bremerhaven gibt es jede Menge gute Gründe: spannende Wissenswelten, tolle Fahrradtouren und natürlich die Highlights in Bremen und in Bremerhaven. Noch mehr gute Gründe? Klar:
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen