Baden-Württemberg ist ein Land, in dem man gerne gut isst und trinkt, in dem die Menschen in vollen Zügen genießen können: bei Winzerfesten, bei Hocketsen, wie man hier kleine Dorffeste nennt, in gemütlichen Gaststuben, Besenwirtschaften und Sternerestaurants. Und wenn man Wein bestellt, wird man nicht schnöde gefragt: rot oder weiß? Da geht man hier schon gern ein bisschen weiter ins Detail und erörtert die Vor- und Nachteile von Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling, Riesling oder Weißburgunder.
Um Maultaschen mit Kartoffelsalat, um Linsen und Spätzle oder einen ordentlichen Zwiebelrostbraten beneidet halb Deutschland Baden-Württemberg. Um anderes weniger: nicht um die Kehrwoche zum Beispiel (aber ja doch, nicht nur im Treppenhaus, auch draußen auf dem Gehweg), nicht um den Dialekt („Wir können alles außer Hochdeutsch“) und auch nicht um den Ruf, dass die Einheimischen vom Charakter her mitunter etwas schweigsam, um nicht zu sagen mürrisch sein können – „bruddelig“ halt, wie man hier sagt. Aber, ganz im Ernst: So verkehrt sind die Menschen gar nicht, man muss nur einen zweiten Blick wagen. Und überhaupt „isch’s hier scho schee“ (schon schön), um nicht zu sagen: einfach großartig.
Baden-Württemberg ist eine der ganz wichtigen Reiseregionen in Deutschland. Hier an der Grenze zum Elsass und zur Schweiz liegen einzigartige Naturlandschaften: die einsamen Täler und Hochebenen des Schwarzwalds, von dem 10.062 Hektar seit einigen Jahren Nationalpark sind. Die luftigen, von Schafen gepflegten Heideflächen der Schwäbischen Alb. Die fast schon mediterrane, lichtdurchflutete Bodenseeregion. Und etwas weiter nördlich die Schlösser und mittelalterlichen Burgen Hohenlohes. Das Taubertal, die Kurpfalz … Das alles sind Landstriche zum Radeln, Wandern, Genießen und Entspannen.
Überall kann man große Kulturschätze heben, über Kunstwerke vieler Jahrhunderte staunen, eintauchen in gelebte Traditionen und Bräuche. Und, versprochen: Wirklich in jedem noch so kleinen Dorf trifft man liebenswerte, eigensinnige Leute, die voller Leidenschaft ihre Lebensprojekte vorantreiben und auch gerne davon erzählen. Ob’s Badener oder Schwaben sind, ist dabei nicht so wichtig. Die Menschen beider Regionen pflegen eine – na, sagen wir mal: sportlich-liebevolle – Rivalität zueinander. Als Gast tut man gut daran, davon schon mal gehört zu haben. Und die Sache nicht weiter ernst zu nehmen.
Was noch? Städte wie das international-studentische Heidelberg mit seiner romantischen Schlossruine über dem Neckar muss man besucht haben, wissen, dass Mannheim eine Popakademie hat und die Fantastischen Vier aus Stuttgart kommen. Gleichzeitig wird man bemerken, dass die Landeshauptstadt auch mit einer hochkarätigen Museumskultur, mit großer Oper und gleich mehreren sehr interessanten Theatern gesegnet ist. Und wer mal hemmungslos shoppen möchte, tja, der fährt ins Boss-Outlet-Center nach Metzingen auf der Schwäbischen Alb. Dort trifft man garantiert auch viele Einheimische.
Willkommen in einem Land voller reizvoller Gegensätze – landschaftlicher wie kultureller. Von jeher hat Baden-Württemberg zudem vielleicht genau deshalb auch so tolle Persönlichkeiten hervorgebracht: Tüftler und Genies wie Artur Fischer (Fischer-Dübel), wie Bosch, Daimler, Benz und Albert Einstein. Dichter und Denker, wie Schiller, Hölderlin, Hermann Hesse und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Politiker wie Joschka Fischer und Richard von Weizsäcker und Helden wie die beiden Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl. Es gibt für die Menschen im Südwesten also auch viele „ganz menschliche“ Gründe, stolz auf ihr Land zu sein. Das spürt man überall – und deshalb macht es so viel Spaß, dieses Bundesland zu entdecken.
Mehr als ein Drittel der Fläche in Baden-Württemberg ist Wald – genauer gesagt sind es üppige 39 Prozent, die durchzogen sind von 30.000 Kilometer Wegen. Wird also nicht so schnell langweilig da draußen an der frischen Luft. Sieben Naturparke hat das Land, einen Nationalpark und zwei von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservate oder sagen wir es anders: unendlich viele Anziehungspunkte für Naturentdecker. Radler können 8.000 Kilometer Strecke machen, oft entlang malerischer Flüsse wie Donau, Neckar, Jagst oder Kocher.
Baden-Württemberg ist das drittgrößte Bundesland Deutschlands, im Jahr 2019 gab es etwa 57 Millionen Übernachtungen. Und auch diese, eher skurrilen Zahlen helfen dabei, den Südwesten zu verstehen: Die Landeshauptstadt Stuttgart ist mit 400 Hektar Reben die größte Weinbaugemeinde Deutschlands – und feiert das mit vielen charmanten Weinfesten am Neckar. Mit 1.493 Metern ist der Feldberg im Südschwarzwald der höchste Berg des Bundeslandes. Und vom Schwarzwälder Schinken werden jedes Jahr 8,5 Millionen Stück produziert.
Die schon erwähnten Maultaschen und Spätzle, dazu heimischer Fisch wie Forelle und Felchen, feine Biere, große Weine – das alles gehört einfach zu Baden-Württemberg. Regionale Erzeugergemeinschaften produzieren überall im Land hochwertige regionale Lebensmittel. Kleine Familienbrauereien stellen Biere her, die oftmals nur in einem relativ kleinen Umkreis verkauft werden. Oder in Zahlen ausgedrückt: 185 Brauereien produzieren über 1000 Sorten Bier. Und vor allem aus dem Rheintal und aus der Region Stuttgart kommen weiße und rote Spitzenweine. Einige der Weingüter sind mittlerweile auch für Architekturfans Reiseziel – so interessant fügen sich avantgardistische Keller und Verkaufsräume ins Landschaftsbild. In keinem anderen Bundesland gibt es mehr Sterne als in Baden-Württemberg: derzeit sind es 77 Sternerestaurants und 86 Michelinsterne. Ein guter Kontrapunkt zu den vielen gemütlichen kleinen Gaststuben, in denen auch oft ganz vorzüglich, aber eben eher traditionell gekocht wird.
Titelbild: Die weite Landschaft Baden-Württembergs könnt ihr von den Besigheimer Felsengärten aus überblicken © Gregor Lengler
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