Wer mit geschlossenen Augen und auf einer Kutsche durch diese idyllischen Orte fährt, wähnt sich mit etwas Fantasie in Epochen, die man bislang nur aus dem Geschichtsunterricht kannte. Es war einmal… und ist noch da!
Die erste gute Nachricht ist schon einmal, dass du in der Altstadt von Monschau nicht mit dem Auto fahren darfst. Warum das gut ist? Es macht die Illusion perfekt: In der ehemaligen Tuchmacherstadt herrscht reger Fußgängerbetrieb, es klappert und klackert auf dem Kopfsteinpflaster wie in einer romantischen Literaturverfilmung, fehlt nur noch der schwarze Mehrspänner, der mit Wohlgeborenen durch solch ein malerisches Bild rauscht. Vor der Fassade der rund 300 gut erhaltenen Fachwerkhäuser in Monschau schaut man unwillkürlich immer wieder hoch zur Monschauer Burg, die Ende des 12. Jahrhunderts von Limburger Herzogen erbaut worden ist. Und früher oder später wird man dann auch vor dem „Roten Haus“ stehen, einem imposanten Patrizierhaus aus dem 18. Jahrhundert, das so etwas wie der „Eiffelturm“ Monschaus geworden ist – wer das „Rote Haus“ nicht gesehen hat, war eigentlich gar nicht da. Die letzte der vielen guten Nachrichten in Zusammenhang mit einem Besuch in Monschau, diesem lieblichen Örtchen in der Nähe Aachens und dem Dreiländereck aus Deutschland, Holland und Belgien: Mit dem „Hohen Venn“ findet man gleich einen Naturpark in der Nähe, in dem zahlreiche Wanderwege an herrlichen Wiesentälern entlang führen.
Der besondere Tipp: Der „Weihnachtszauber“ in Monschau dürfte an den vier Adventswochenenden des Jahres zu den schönsten Weihnachtsmärkten des gesamten Landes gehören.
Und so kommt ihr mit Bus und Bahn in die Monschauer Altstadt: Anreise planen.
Manchmal kann so ein Brand ja auch ein Segen sein. Das werden sich die Freudenberger Bürger im Jahr 1666 zwar nicht sofort gedacht haben, als ein riesiges Feuer ihr Städtchen bis auf die Grundmauern zerstörte. Doch der Umstand, dass die eifrigen Freudenberger ihre Altstadt geschlossen wiederaufbauten – und zwar beinahe geometrisch wie am Reißbrett in idyllischem Fachwerk mit seinen unverkennbaren Giebeln – führt dazu, dass der „Alte Flecken“ heute zu den bauhistorisch bedeutendsten Altstädten des gesamten Bundeslandes gehört. Seit dem 17. Jahrhundert wurde hier im Stadtkern nur noch das Nötigste verändert. Wie grandios diese Giebelparade wirkt, siehst du am besten nach einem kurzen Spaziergang hinauf in den Schlosspark – hier findest gibt’s den definitiv besten Fotospot für solch eine Postkartenidylle. Übrigens: Wer sich in Freudenberg jedes einzelne Fachwerkhaus ansehen möchte, hat gut zu tun: In der Denkmalliste der Stadt werden 86 (!) Gebäude aufgeführt. Aber hey, wer zählt das schon…
Der besondere Tipp: Das „4Fachwerk Mittendrin Museum” verrät sein Geheimnis schon im Namen: Auf vier Stockwerken haben ehrenamtliche Einheimische mittendrin in ihrem „Flecken“ zu genau vier Schwerpunkten Museales zu ihrer Fachwerk-Heimat zusammengetragen. Tolle Initiative.
Und so kommt ihr mit Bus und Bahn in die Altstadt von Freudenberg: Anreise planen.
Ursprünglich soll es ja keine gute Idee sein, neuen Wein in alten Schläuchen abzufüllen, steht schon in der Bibel. Doch in Soest im Sauerland gilt das nicht. Die Stadt aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nämlich, die schon vorauseilend damit wirbt, 1000 Jahre, aber echt kein bisschen alt zu sein, legt stets großen Wert darauf, vor seinen historischen Gemäuern eine Menge junges Leben stattfinden zu lassen. Die „heimliche Haupstadt Westfalens“ – ausgestattet mit einer großen Anzahl von historischen Gebäuden wie etwa dem romanischen Turm von St. Patrokli oder der berühmten Nikolaikapelle aus dem 12. Jahrhundert – lädt übers Jahr zu einer Menge Theater-, Musik- und sonstigen Veranstaltungen ein, die besonders vor den Fassaden seiner musealen Gemäuer einen besonderen Reiz ausstrahlen. Soester Kneipen-Festival, Bördetag, „Soest Art“ und vor allem die größte Altstadtkirmes Europas zu Allerheiligen zeugen vom Anspruch der Stadtväter, ihre Soester Heimat auch für junge Menschen attraktiv zu gestalten. Kleiner Tip: Der Dudelmann, ein westfälischer Magenlikör nach einem Rezept aus dem Jahr 1845, wird ausschließlich auf ebenjener Kirmes ausgeschenkt und soll über Wunderkräfte verfügen… Eine der größten Attraktionen in Soest aber sicher: Die berühmte Stadtmauer, die so genannte Stadtumwallung. Früher mal zum Schutz der Soester errichtet, ist sie heute eher für einen Mix aus Leibesertüchtigung und Entertainment zuständig, denn man kann einen (nicht sooo kurzen) Rundweg auf der Mauer prima mit der Erkundung einer Stadt verbinden, die offensichtlich auf eine lange und architektonisch interessante Geschichte zurückblickt.
Der besondere Tipp: Zweimal im Jahr lockt der größte Flohmarkt Westfalens Besucher nach Soest. Schauplatz des „Gräftetrödels“: Einmal rund um die Stadtmauern!
Und so kommt ihr mit der Bahn nach Soest: Anreise planen.
So ganz entkommt Hattingen seiner Geschichte als traditioneller Stahlstandort im Ruhrgebiet dann doch nicht: Die rostigen Eisenskulpturen des polnischen Künstlers Zbigniew Fraczkiewicz an der Stadtmauer symbolisieren als „Eisenmänner“ den Kampf Hattingens um seine Rolle im Ruhrgebiet gleich in der Nähe von Bochum und Essen. Das wärs aber auch schon fast, was auf darauf hinweisen würde, dass Hattingen zum „Pott“ gehört: Seine Altstadt ist durch die Vielzahl seiner idyllischen Fachwerkhäuser zum beliebten Ausflugsziel geworden, zu einem säkularen Wallfahrtsort der Naherholung mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Die wichtigsten: Der Malerwinkel zum Beispiel. Er trägt seinen Namen zurecht, er könnte in diesen Zeiten auch als „Selfiewinkel“ durchgehen: Die Treppe zwischen den eng stehenden Fachwerkhäusern zum Kirchplatz, im Hintergrund der schiefe Turm der St. Georgs-Kirche – das hat schon ein (attraktives) Gesicht. Mit Abstand der populärste Spot in Hattingen aber ist das 1611 erbaute Bügeleisenhaus. Auch dieses architektonische Kleinod trägt seinen Namen nicht zufällig – seine Form ist selbst für ein Fachwerkhaus ein wenig, nun… merkwürdig geraten. Ob sein Erbauer damals so genau wusste, was er tat? Fakt ist: Heute birgt das Bügeleisenhaus das Museum des Heimatvereins, gleich nebenan befindet sich die Tourist-Information – mehr Altstadt-Zentrum geht nicht.
Der besondere Tipp: Schaut doch einfach mal im „Alten Rathaus“ vorbei. Nicht nur, weil das im 15. Jahrhundert erbaute Fachwerkhaus einfach schön anzusehen ist. Heute finden darin immer wieder unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen statt, die Galerie des Kunstvereins ist dort ständig präsent.
Und so kommt ihr mit Bus und Bahn in die Hattinger Altstadt: Anreise planen.
Schon mal von Hermann Cothmann gehört, einem Juristen, der sich zeitlebens zu Höherem berufen fühlte? Nicht? Kein Grund, sich zu schämen: Cothmann ist schon ein paar Jahrhunderte tot. In Lemgo allerdings hat sein Ruf überlebt: die wohl populärste Sehenswürdigkeit der Stadt – und davon gibt es nicht wenige – ist das Hexenbürgermeisterhaus. Heute befindet sich ein Museum darin, im 17. Jahrhundert aber residierte Cothmann als Bürgermeister in diesem wunderschönen, teilweise im auffälligen Stil der Weserrenaissance erbauten Haus. Seine Passion: Hexen. Als eifriger Jäger an der Besenfront machte sich Cothmann einen Namen, das Hexenbürgermeisterhaus zehrt noch heute von dessen Image. Darüber hinaus aber hat Lemgo, die Hochschulstadt in Ostwestfalen-Lippe, noch einige solch feiner Renaissance-Adressen zu bieten. Auf dem malerischen Marktplatz fühlen sich Heimatpfleger und Kulinariker zu gleichen Teilen wohl und wenn ihr euch für Museen interessiert, dürfte Schloss Brake für einen Ausflug in Frage kommen. Weitere Sehenswürdigkeiten aus der historischen Schatzzkammer Lemgos: das sowohl von innen und außen spektakuläre Junkerhaus (erbaut vom Künstler Karl Junker mit vielen aufwändigen Schnitzereien) oder die Ölmühle mit seinem historischen Wasserrad.
Der besondere Tipp: Wie tief und nachhaltig die Renaissance ihre Spuren in Lemgo hinterlassen hat, zeigt eine geführte, anderthalbstündige Führung durch die Altstadt des Ortes. Ebenso interessant, vielleicht eine Spur gruseliger: der Nachtwächterrundgang durch Lemgo, Historie und Histörchen aus erster Hand.
Und so kommt ihr mit der Bahn nach Lemgo: Anreise planen.
Wer sich für die Geschichte Gräfraths interessiert, dem kleinsten der fünf Stadtbezirke Solingens nicht mal 20 Kilometer von Düsseldorf entfernt, wird an einem Satz hängen bleiben, der für den Ort noch heute die Welt bedeutet. Er lautet: „Gräfrath blieb während des zweiten Weltkriegs vom Bombardement der alliierten Streitkräfte weitgehend verschont.“ Ein Glück! Nur so ist es zu erklären, dass rund um den historischen Marktplatz herum 90 ausgewiesene Baudenkmäler in den aufgeführt sind und das kleine Gräfrath zu den offiziell ausgewählten 56 historischen Ortskernen in Nordrhein-Westfalen gehört. Warum das so ist? Ein Blick von der Kirche St. Maria Himmelfahrt hinunter auf die Altstadt genügt, um das zu verstehen. Ihr werdet mehr als nur eine Ahnung davon erhalten, wie prächtig die vielen Gebäude aus drei Jahrhunderten im Zentrum des Ortes wirken und wie gut sie erhalten sind. Bonus zudem: diskrete Info-Tafeln an den Außenwänden der Häuser, die Auskunft geben zur Geschichte und früheren Nutzung des Gebäudes. Wenn ihr euch solch eine Idylle mit eigenen Augen anschauen möchtet, dann verweisen wir auf den nur fünfminütigen, aber poetischen Kurzfilm von Jens Lopez mit dem Titel „The Voice of Gräfrath“. Bester Satz daraus: „Hier wird gelebt und gearbeitet – nur deshalb ist es kein Disneyland.“ Schaut den Film an, danach wollt ihr sicher da auch mal hin…
Der besondere Tipp: Ursprünglich sollte der ehemalige Wasserturm in Gräfrath abgerissen werden, doch zum Glück besann man sich rechtzeitig. Heute ist der Wasserturm als Lichtturm Schauplatz diverser kultureller Veranstaltungen und leuchtet somit weit über die Grenzen Solingens hinaus.
Und so kommt ihr mit der Bahn nach Solingen-Gräfrath: Anreise planen.
Fällt der Begriff Neandertal, sind keine Erklärungen notwendig: Dabei handelt es sich um den Talabschnitt der Düssel zwischen Erkrath und Mettmann, der aus einem Grund weltbekannt wurde: Hier fand man 1856 das Teil-Skelett eines Neandertalers, dem Vorläufer des Homo Sapiens. Er wurde später zum Neandertal 1 erklärt. Dass nicht nur das Neandertal, sondern auch das Neanderland seine Reize hat, dürfte hingegen viel weniger Menschen bekannt sein: Wer die regelmäßig angebotene Erlebnistour „Typisch Bergisch“ mitmacht, wird staunen: Er wird Dörfer kennenlernen wie das historische Gruiten in Haan, wo man in verwinkelten Gassen auf eine Menge wunderbar erhaltener Fachwerkhäuser stoßen wird. Die meisten dieser Häuser entstanden am Ende des 17. Und am Anfang des 18. Jahrhunderts. Besonders zu beachten: Der erste erhaltene Steinbau des Dorfes, das „Haus am Quall“, welches früher als Bauernburg genutzt wurde. Doch nicht nur Gruiten hält die Fachwerk-Fahne im Neanderland hoch: Es gibt noch einige Orte mehr mit historischen, gut erhaltenen oder restaurierten Altstädten, die einen Besuch wert sind: Mettmann gehört dazu, Velbert-Langenberg, Neviges und Wülfrath.
Der besondere Tipp: Der älteste dieser historischen Stadtkerne findet sich „Alt-Homberg“, einem Stadtteil von Ratingen, in dem noch Häuser aus dem Mittelalter erhalten sind. Hingucker vor allem das Fachwerkhaus „In der Meuse“ in der Jacobusgasse 3, es stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Und so kommt ihr mit der Bahn nach Haan im Neanderland: Anreise planen.
Titelbild: Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster und die malerische Rur prägen das idyllische Bild der kleinen Stadt Monschau in der Eifel. Und ja: das urige Restaurant „Zum Haller“ hat nach einer Corona-Pause wieder geöffnet: Deftige Hausmannskost und Bier vom Fass! © Tourismus NRW e.V.
Gründe für einen Urlaub in Nordrhein-Westfalen gibt es jede Menge – die lebendigen Städte, die alten Schlösser und Burgen und die einzigartige Natur sind nur ein paar davon.
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