Das Tegernseer Tal und seine umliegenden Berge, der Schliersee und der Spitzingsee, Bayrischzell und der Wendelstein formen eine Art Bilderbuch-Oberbayern. In der Tegernsee-Region geht es Deutschland nicht nur gut, sondern prächtig. Aber auch im Inntal kann man nicht klagen …

Leseprobe aus DuMont Bildatlas: Berge und Seen im Süden

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Berge und Seen im Süden aus dem DuMont Reiseverlag. Dort findet ihr auf 208 Seiten Ideen für euren Urlaub in den Bergen und an den Seen im Süden Deutschlands. Die Redaktion hat ihre Lieblingsziele in den Bergen, Traumwander- und radtouren sowie die besten Bilder für euch gesammelt.

 

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Lago di Bonzen ist kein schöner Begriff. Der Tegernsee wird trotzdem so genannt. Mal hämisch, mal neidisch, mal despektierlich. Lago di Bonzen ist eine Reaktion in Worten. Auf Ruhe und Reichtum. Auf Gelassenheit und Gemütlichkeit. Auf Schönheit und Sauberkeit. Auf Perfektion.

Eine der besten Adressen Deutschlands Selbstredend zählt der Tegernsee zu den saubersten Seen Europas, denn schon vor mehr als 50 Jahren wurde eine Ringkanalisation geschaffen – die erste dieser Art weltweit übrigens. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Tegernsee als eine der besten Adressen Deutschlands gilt, für viele bekannte und noch mehr unbekannte Reiche – Marke Goldrandbrille mit Vorstandsblond in teurem Loden.

Vergoldete Orte

Der Ort Tegernsee trägt nicht nur den Namen des Sees, weil er als Erster besiedelt wurde, er ist auch in Sachen Glamour gut dabei. Aber im Tegernseer Tal steht vor allem Rottach-Egern für Society. Als der deutsche Papst Benedikt XVI. noch im Amt war, wurde er am Münchner Flughafen von den Tegernseer Gebirgsschützen begrüßt – Benedikt ist ihr Ehrenmitglied. Selbst auf dem Flohmarkt kann es schon mal hochkarätig zur Sache gehen, wenn etwa Herzogin Elisabeth in Bayern ihren Speicher aufräumt und Kurioses oder Wertvolles für einen guten Zweck verkauft. Bad Wiessee hingegen ist ein Platz für Best und Golden Ager. Manche drehen den Spieß um und sagen: Wiessee leidet unter diesem Image, hat der Ort doch heilende Quellen vorzuweisen, darunter Deutschlands stärkste Jodschwefelquelle.

Bäuerliche Traditionen

Der Schliersee ist ebenfalls deutschlandweit bekannt. Doch wie im 300 Meter höher gelegenen, nahezu unberührten Spitzingsee scheinen die Uhren hier gemächlicher als am aufgetakelten Tegernsee zu gehen. Die Rotwand, der Rosskopf und weiter östlich der Wendelstein, Bayrischzell sowie das gern von Münchnern frequentierte Sudelfeld gelten als wunderbare Wander- und Wintersportgebiete. Der aus Schliersee stammende Doppel-Skiolympiasieger Markus Wasmeier hatte die schöne Idee, in seinem Heimatdorf ein Bauerndorf mit seinen mehrere Jahrhunderte alten Höfen zum Leben zu erwecken. Sie werden heute traditionell bewirtschaftet.

„Goaßlschnalzer“ lassen es auch am Rottach-Egerner Rosstag Ende August schnalzen © picture-alliance / DUMONT Bildarchiv | Reinhard Eisele

Vom Inn umschlungen

Wer glaubt, Tradition und junges Leben passen nicht zusammen und kulturelle Integration sei etwas für hoffnungslose Träumer, kann sich in Wasserburg vom Gegenteil überraschen lassen. Diese mittelalterliche Puppenstubenstadt mit ihren vielen alten Geschichten und der inselgleichen, fast vollständig vom Inn umflossenen Altstadt wirkt jung. Werden Besucher und Bewohner Wasserburgs gefragt, was sie an der Stadt schätzen, dann geraten sie meist ins Schwärmen: Südländisch, weltoffen, lebendig, kulturbegeistert und multikulturell sei es hier. Wasserburg ist aber auch voller alter Geschichten. Viele haben natürlich mit den Salzhandelswegen zu tun, die auch diesen Ort einst wohlhabend gemacht hatten. Fuhr man seinerzeit durch die Region, waren kleine Adelssitze und Landschlösschen typische Landmarken für die Gegend. So wie Schloss Weikertsham. Versteckt zwischen Feldern und Bauernhöfen liegt das im späten Mittelalter als Patrizierhaus erbaute Kleinod auf dem östlichen Innhochufer in der Nähe von Wasserburg. Das turmartige Schlösschen mit seinen Fresken an der Giebelfront ist umgeben von Bäumen und einem Garten mit Seeteich. Heute werden zwei Zimmer an Urlauber vermietet. Und so kann man sich auf Schloss Weikertsham als Gast – zumindest vorübergehend – wie eine Landlady oder wie ein Landlord fühlen.

Sehenswertes & Erleben

Tegernsee

Schliersee

Wasserburg

Bayrischzell

Kreuth

Wasserburg am Inn

Die inselähnliche 1000-jährige Altstadt Wasserburgs (12 700 Einw.) wird beinah vollständig vom Inn umflossen. Mittelalterlich geprägt, wechseln in ihren engen Gassen alte Handwerkshäuser mit saalartigen Plätzen und gewölbten Laubengängen ab. Besonders lohnenswert:
Altstadt: Durch das massive Brucktor (1470) führte die Salzstraße in die Stadt. Mittelpunkt der Altstadt ist der Marienplatz. An die ehem. Kornschranne erinnern die Eingangshalle des Rathauses (15. und 19. Jh.) und das Brothaus, in dem bis in die 1970er-Jahre die Backwaren der ortsansässigen Bäcker angeboten wurden. Das Kernhaus besitzt eine der schönsten Rokokofassaden Süddeutschlands von Johann Baptist Zimmermann. Spätgotisch ist die dominierende Hallenkirche St. Jakob (1410–1478), ausgestattet mit einer prachtvollen Renaissancekanzel (1635) der Brüder Zürn sowie einem „Lebensbaum“ (1460) an der südöstlichen Chorwand. In der Frauenkirche (um 1325) ist am Hochaltar die „Schöne Madonna“ (1430) zu sehen, eine liebliche Madonnen-Darstellung. Ihr Turm war einst Stadtturm mit der Wohnung des Stadtwächters.
Nationenfest: Das Nationenfest in der Altstadt bietet Tanz, Musik und internationale Gastronomie www.rio-konkret.de; Sa. Mitte Juni.
Historische Hausfassaden: Bei Wasserburg leuchtet werden historische Hausfassaden ab 20.00 Uhr mit Lichteffekten illuminiert (erster Fr. nach den bayerischen Sommerferien).

Beinah vollständig von Wasser umgeben – Wasserburg am Inn © Harald Obergrusberger/Shutterstock.com

Bayrischzell

Eine Wintersportgemeinde wie sie im Buche steht: gemütlich, überschaubar. Aber auch im Sommer hat der im 11. Jh. aus einer Klostersiedlung entstandene Luftkurort (1600 Ew.) bei Wanderern und Motorradfahrern beste Referenzen. Besonders empfehlenswert:
Wendelstein, Sudelfeldstraße, Tatzelwurm-Wasserfall: Der Ferienort um seine barocke Pfarrkirche aus dem 18. Jh. liegt im Schatten des Wendelsteins (1838 m; Wendelsteinbahn, www.wendelsteinbahn.de); rundum gibt es etwa 50 bewirtschaftete Almen. Die Sudelfeldstraße lieben Biker mit und ohne Motor, während das Obere Sudelfeld mit 16 Liften und 32 km Pisten ein gutes Skigebiet ist. 95 m stürzt der Tatzelwurm-Wasserfall des Auerbachs in die Tiefe.

Einfach grandios – der Blick vom Wendelstein © Wolfgang Hauke / Shutterstock

Tegernsee

Die reizvolle Lage mit zum Süden hin aufragenden Bergen, seine überschaubare Größe von knapp 9 km², liebenswerte Ortschaften sowie die vielen schönen Wander-, Wasser- und Wintersportmöglichkeiten machen die Region zu einem idealen Platz, um abzuschalten und zu genießen, Kraft zu tanken oder aktiv zu sein. Die Highlights:
Spaziergang entlang der Seepromenade: Einen Spaziergang auf der Bad Wiesseer Seepromenade zum Ortsteil Abwinkl sollte man ebenso wenig versäumen wie den Blick vom dortigen Aussichtspunkt Prinzenruhe. Den besten Talblick hat man auf einem Ausflugsdampfer (Schifffahrt Tegernsee, Seestr. 70, 83684 Tegernsee, www.seenschifffahrt.de).
Ruder- und Tretbootverleih: Oder man mietet sich ein Ruder- oder Tretboot (u. a. Christoph Rixner, Seestr. 12 a, Tegernsee, www.bootsverleih-rixner.de).

Urlaubsort mit tollem Panorama – Tegernsee in Bayern © FooTToo/Shutterstock.com

Kreuth

Der heilklimatische Kurort (3700 Ew.) bietet im Naturschutzgebiet der Weißach-Auen seltene Tiere und Pflanzen und gilt als ein im Winter schneesicheres Gebiet. Sehenswert:
Pfarrkirche Kreuth: Die Pfarrkirche aus dem 12. Jh. ist ältestes Leonhardi-Heiligtum Bayerns (Leonhardifahrt am 6. Nov.).

Sehenswert – die kleine Kirche in Kreuth © FooTToo/Shutterstock.com

Leseprobe: DuMont Bildatlas „Deutschland – Berge und Seen im Süden“

Titelbild: Zwei Möglichkeiten, den See zu genießen: auf einem der Ausflugsschiffe oder auf der Terrasse des „Herzoglichen Brauhauses“ im Ort Tegernsee © picture alliance / DUMONT Bildarchiv | Reinhard Eisele

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