In idyllischer Natur radeln, zwischendurch Meisterwerke oder die Sterne sehen – das ist ein reizvolles Kontrastprogramm. Auf dem Radfernweg Thüringer Städtekette geht das ohne Umwege. Denn unterwegs übernachtet man eh in sieben der schönsten Städte des Landes. Für die kulturelle Abwechslung nach jeder Tages-Etappe im Sattel haben wir ein paar Tipps:
Der Radfernweg "Thüringer Städtekette" verbindet sieben der schönsten Städte Thüringens miteinander und führt dazwischen durch große Naturlandschaften. 230 Kilometer liegen zwischen Eisenach im Westen und der Skatstadt Altenburg im Osten – es geht also einmal quer durch Thüringen, und als Etappenziele bieten sich die Städte mit ihren reichen Kulturschätzen an. Als Teil der D4-Route ist die Thüringer Städtekette zudem an das deutschlandweite Fernradwanderwegenetz angebunden. Alle Städte entlang des Radfernweges – Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Altenburg – sind natürlich auch an das Streckennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Somit können Teilstrecken auch mit dem Zug zurückgelegt werden.
In Eisenach startet die etwa einwöchige Radtour. Die Stadt liegt am Rand des Thüringer Waldes und hat eine gemütliche Altstadt. Wer am Vortag früh anreist, der sollte vorab die berühmte Wartburg besichtigen – und eine Runde auf den Spuren des jungen Martin Luther durch die Stadt wandeln. Hier lebte er von 1498–1501, lang, bevor er in der Wartburg das Neue Testament übersetzte und so zu einem berühmten Mann wurde: In Eisenach verbrachte Luther seine letzten Schuljahre. Während dieser Zeit wohnte er in einem der heute ältesten und schönsten Fachwerkhäuser Thüringens. Das vor einigen Jahren aufwändig sanierte und restaurierte Lutherhaus erzählt auf mehreren Etagen in einer spannenden Ausstellung von Luthers Leben und erläutert den Einfluss seiner Bibelübersetzung auf die Zeit- und Weltgeschichte. Gut in Schwung für einen langen Tag im Sattel kommt man mit dem tollen Frühstück im Vienna House Thüringer Hof Eisenach – in diesen Genuss kommt man übrigens, auch ohne dort genächtigt zu haben.
Weitere Informationen zu Eisenach findet ihr hier: Eisenach: Zweimal Wartburg, einmal Wagner, vielen Villen
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Die erste Empfehlung für radelnde Gotha-Besucher ist ein Stopp auf dem schönen Hauptmarkt mit seinen Cafés und Restaurants. Meist findet man dort auch einen mobilen Verkaufsstand für Thüringer Rostbratwürste. Gestärkt kann man dann zum imposanten Schloss Friedenstein hinaufspazieren. Auf einem Hügel oberhalb der Stadt erwartet den Besucher hier die größte Schlossanlage des 17. Jahrhunderts – und nicht weniger als ein "barockes Universum": Neben prachtvollen Repräsentationsräumen, dem Schlosspark und der Orangerie auch beeindruckende kunstgeschichtliche, historische und naturkundliche Sammlungen. Gezeigt werden sie in drei Museen, im Herzoglichen Museum etwa ist die Kunstsammlung der Herzöge von Sachsen-Gotha zu sehen: Mumien und antike Vasen aus Ägypten, Schätze aus Griechenland, aus China und Japan, Werke berühmter Renaissance-Maler sowie Keramiken und Skulpturen aus verschiedenen Epochen. Auch eine einzigartige Sammlung von Portraits und Fotografien der britischen Royals des 19. Jahrhunderts gehört dazu – denn zwischen Gotha und Großbritannien bestand seinerzeit ein enges Band: 1840 vermählte sich Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha mit Königin Viktoria von Großbritannien und Irland. Im Westturm des Schlosses ist das Ekhof-Theater beheimatet, eines der ältesten Barocktheater Deutschlands.
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Fast zu schade für ein kurzes Radler-Stopover: In der Thüringer Landeshauptstadt könnte man natürlich ganz locker eine ganze Woche Kulturprogramm einplanen. Erfurt hat nämlich viele originale Lutherorte, eine der tollsten Altstädte Deutschlands, dazu die berühmte Krämerbrücke, Festivals und viele weitere Kulturschätze. Unbedingt ein wenig Zeit einplanen sollte man für die Kunsthalle am Fischmarkt. Nur ein paar Schritte von der Krämerbrücke entfernt, werden dort vornehmlich Werke junger bildender Künstler gezeigt, neben Skulpturen auch weitere zeitgenössische Kunstformen wie etwa Installationen sowie Video- und Fotokunst. Am Puls der Zeit ist auch die Küche in der „Bachstelze“ – die Köchin Maria Groß hat sich mit ihrer saisonal-regionalen Spitzen-Kulinarik bereits einen Michelin-Stern erkocht.
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Die Altstadtgassen von Weimar stecken voller Geschichte, Kunst und Literatur, man stolpert eigentlich drüber. Die Dichter Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe wohnten beide hier. Seiner umfangreichen Sammlung von Werken zeitgenössischer Kunst wegen lohnt sich ein Besuch des Neuen Museums. Zumindest von außen sollte man einen Blick auf das Nationaltheater geworfen haben. Dichterfürst Goethe leitete einst die Bühne – und verhalf der bis dahin als ein wenig anrüchig geltenden Schauspielkunst ganz nebenbei zu höherer Wertschätzung. Doch auch die Moderne ist in der Stadt an der Ilm zu finden: Nicht nur wurde hier 1919 mit der Gründung der Weimarer Republik politisch eine neue Ära eingeläutet, im selben Jahr gründete auch Walter Gropius in Weimar seine Kunstschule: das Bauhaus. Gleichsam den Grundstein dafür hatte fast 20 Jahre zuvor bereits Henry van de Velde gelegt. Vom Wirken des belgisch-flämischen Künstlers in Weimar erzählt heute eine Sammlung in seinem damaligen Wohnhaus, dem Haus Hohe Pappeln. Wohl am besten logiert man in Weimar im einstigen Anwesen des Rittmeisters Carl von Kalckreuth: Der Dorotheenhof ist heute eine Vier-Sterne-Herberge.
Weitere Informationen zu Goethe und seiner Zeit in Weimar findet ihr hier: Klassiker: Die UNESCO Welterbestätten in Weimar
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Jena ist eine junge Studentenstadt mit netten Kneipengässchen, in denen man den Radtag gut ausklingen lassen kann. Außerdem kann man von Jena aus ins All schauen – im betriebsältesten Planetarium der Welt. Das 1926 eröffnete Zeiss-Planetarium ist heute mit modernster Ultra-HD-Technik ausgestattet und ermöglicht weit mehr als „nur“ einen Blick auf Sterne und Planeten. Bei 360-Grad-Multimedia-Shows gehen die Besucher hier auf eine Reise durchs All, speziell für Kinder gibt es spannenden Ausstellungen rund um das Thema Astronomie. Hoch hinaus muss man auch, will man im Anschluss beim Landgrafen speisen: Das Restaurant am gleichnamigen Aussichtspunkt bietet einen tollen Blick auf die Stadt – und eine vorzügliche Küche.
Weitere Informationen zu Jena findet ihr hier: Jena: Willkommen im Paradies
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Auf der Etappe von Jena nach Gera liegt der Brauereigasthof Ziegenmühle in Schleifreisen – ideal für eine Stärkung unterwegs. Vier Sorten Bier werden hier gebraut und frisch vom Fass gezapft zu traditionellen, regionalen Küchenspezialitäten serviert. In Gera steht dann wieder Kunstgenuss auf dem Programm: Neben der Kunstsammlung in der barocken Orangerie sollte man sich in der Stadt an der Weißen Elster auch das vom Bauhaus-Wegbereiter Henry van de Velde entworfene Haus Schulenburg anschauen. Spannend ist auch eine geführte Tour durch die Geraer Höhler: Ein insgesamt rund neun Kilometer langes Stollensystem unter der Altstadt, gewissermaßen als Keller unter dem Keller einst angelegt zum Lagern von Bier. Einige der bis zu zehn Meter unter der Erdoberfläche liegenden Höhler sind zum Museum ausgebaut worden.
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Immer ein gutes Blatt auf die Hand bekommt man in Altenburg, denn in der ehemaligen Residenzstadt wurde das Kartenspiel Anfang des 19. Jahrhunderts erfunden. Nicht nur deshalb trägt Altenburg den Beinamen „Skat-Stadt“: Seit 500 Jahren werden hier Spielkarten produziert, der Spielkartenladen am Marktplatz führt ein Sortiment von mehr als 350 Kartenspielen, es gibt den Skatbrunnen und im Residenzschloss, das auf einem Hügel über der schönen Kleinstadt thront, ist das Spielkartenmuseum beheimatet. Außerdem hat das höchste Entscheidungsgremium bei Streitfällen rund um das Skatspiel in Altenburg seinen Sitz: Das Deutsche Skatgericht. Wem das zu viel Skat ist: Sehenswert ist auch die einzigartige neogotische Brüderkirche mit Jugendstilelementen, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde.
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Titelbild: Der Thüringer Radfernweg Städtekette verbindet Naturerlebnis und Kulturgenuss © TTG
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