Weites Meer und Boddenlandschaften, wilde Strände und Künstleratmosphäre, Licht und unberührte Natur: Es gibt viele Gründe, Fischland-Darß-Zingst zu lieben. Wir haben ein paar Einheimische nach den ihren gefragt
Idyllisch duckt sich das Hafenstädtchen Barth unter den wuchtig aufragenden Turm der Marienkirche. In dem hübschen, kleinen Ort am Bodden geht das Leben noch seinen geruhsamen Gang. Dabei war er schon im 19. Jahrhundert für seine vielen Werften und Reedereien bekannt. Im Boddenhafen von Barth, der sich in einen Sport-, einen See- und einen Wirtschaftshafen aufteilt und insgesamt zwölf Hektar Wasserfläche umfasst, ist auch heute noch viel los. Darum, dass hier alles läuft, kümmert sich Hafenmeister Stephan Wenke, ein stattlicher Mann mit strahlend blauen Augen. Er beaufsichtigt Anlegemanöver, vergibt Liegeplätze, pflegt Stege und Kaikanten. Sein Schreibtisch – auch Verwaltungsarbeit muss manchmal sein – steht in der obersten Etage des Steuerhauses am Hafen, einer modernen, schiffsartigen Holzkonstruktion mit Rundumverglasung für maximale Sicht. Von hier blickt der Hafenmeister auf sein Reich wie von einer Schiffsbrücke. Doch lieber ist er draußen unterwegs, wo er dank seines T-Shirts mit dem „Hafenmeister“-Aufdruck von jedermann erkannt und gerne auch mal angesprochen wird. Und wo er mit seinem Dienstfahrzeug durch die Wellen pflügt, einem Arbeitsboot namens "Molly“. Übrigens ist Stephan Wenke auch in seiner Freizeit am liebsten am und auf dem Wasser. Er hat ein eigenes Segelboot, mit dem er an freien Tagen in See sticht. Besonders gern kreuzt er durch die Wasserwelt westlich von Fischland-Darß-Zingst. Durch den Bodstedter Bodden zum Beispiel, wo er ausgiebig genießt, was er an seiner Heimat besonders liebt: „Die Natur, das Licht und den Vogelflug.“
Von weit her kommen die Gäste nach Zingst, um die endlos langen, feinen Sandstrände zu genießen, die elegante Seebrücke und die einmalige Naturlandschaft zwischen Ostsee und Bodden. Aber was lieben eigentlich die einheimischen Kinder an dem traditionellen Seebad? Madita von Klitzing, 13 Jahre alt und ein echtes Zingster Gewächs, muss nicht lange nachdenken. „Hier gibt es immer einen Platz zum Spielen“, schwärmt sie. „Wir können Muscheln oder Bernstein sammeln, mit dem Pony über den Strand galoppieren, mit dem SUP fahren oder im Herbst den Drachen steigen lassen. Manchmal klettern wir auch einfach auf die Brille.“ Auf die Brille klettern? Ach so: Madita meint die überdimensionale Sonnenbrille mit den bunten Gläsern, die wie eine Kunstskulptur mitten auf dem Sandstrand steht und sich bestens für vergnügte Aktivitäten bei sämtlichen Wetterlagen eignet. Die Brille ist Teil des Zingster Olympus FotoKunstPfads und zu einer Art modernem Wahrzeichen des Seebads geworden, das sich mit seinem jährlich stattfindenden Umweltfotofestival schon seit vielen Jahren als Destination für Fotografie-Liebhaber empfiehlt. Davon profitieren dann auch Madita und ihre Clique. Denn die Kids probieren auf der Brille gewagte Sprünge und Turnübungen aus und setzen sich bei „Shootings“ gekonnt in Szene. Life is a beach? In Zingst auf alle Fälle!
Eine Künstlerkolonie ist Ahrenshoop schon seit über hundert Jahren. Damals, Ende des 19. Jahrhunderts, siedelten sich die ersten Maler in dem kleinen Fischerdorf zwischen Ostseeküste und Bodden an, um in unberührter Natur, in der Weite und im besonderen Licht des Nordens Ruhe und Inspiration zu finden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gesellten sich zu den Malern auch Schriftstellerinnen, Schauspieler und Musikerinnen. „Seit 125 Jahren wird Ahrenshoop von Künstlern und Individualisten geprägt“, begeistert sich Lutz Gerlach, ein Musiker und Komponist, der ursprünglich aus Berlin stammt. „Hier herrscht ein besonderes, ein kulturelles Urlaubsflair. Viele Kulturevents füllen den Ort mit Geist und Atmosphäre.“ Für ihn selbst war es neben der Kultur aber auch die Natur, die ihn vor vielen Jahren dauerhaft von Prenzlauer Berg nach Ahrenshoop ziehen ließ, wo er mittlerweile künstlerischer Leiter der Konzertreihe „Naturklänge“ ist. Das sind Musik-Events, die an ganz unterschiedlichen Orten in der Region – an den Klippen über dem Meer, in duftenden Gärten, in grünen Parks – die spezielle Verbindung aus Natur und Musik zelebrieren. Aber auch in seinen eigenen Kompositionen kommt die Ahrenshooper Natur zum Ausdruck: »Die Ostseewellen, das Rauschen der Bäume, die Frösche am Bodden – das übersetze ich in Klang«, sagt Gerlach. Früher habe er Funk, Soul und Jazzmusik gemacht, doch seit er in Ahrenshoop lebe, sei seine Musik leiser und transparenter geworden, erzählt er. »Musica Mare« ist das vielleicht schönste Beispiel für Lutz Gerlachs musikalisches Schaffen an der Ostsee. Untertitel: »Vom Klang der Wellen.«
Für romantische Menschen gibt es kaum einen schöneren Urlaubsort als Dierhagen: Mit seinen langen, perfekt nach Westen ausgerichteten Sandstränden ist das Ostseebad die ideale Sunset-Location. Findet auch Frank Bremer. Der gebürtige Stralsunder hat, nachdem er viele Jahrzehnte in Hamburg gearbeitet hat, vor kurzem in Dierhagen die Ferienanlage „Frei wie der Wind“ eröffnet. Das großzügige, acht Hektar große Anwesen verfügt über Chalets und Glamping-Zelte mit jeglichem Komfort, dazu ein behagliches Restaurant und eine große Reithalle mit Reitschule, Stall und elf Pferden, die auch von den Gästen geritten werden können. Bis auf die Zelte ist alles in edel-rustikaler Backstein- und Fachwerk-Optik gehalten. Vom Dierhagener Strand ist die Ferienanlage nur wenige Schritte – oder besser gesagt, wenige Hufschläge – entfernt, und das ist kein Zufall, denn für Frank Bremer ist das Reiten über den Strand, am liebsten auf seinem Rappen Aragon, eine der schönsten Dinge, die er sich vorstellen kann. Speziell zum Sonnenuntergang. »Da oben im Sattel zu sitzen, die Weite zu spüren und den Horizont zu sehen, wenn dahinter die Sonne versinkt – das ist so schön, das kann man gar nicht beschreiben«, sagt er. »Fischland-Darß-Zingst ist zum Reiten einfach ideal. Endlose Wiesen und Wälder, keine Behinderungen, und kaum störende Straßen.« Alles Glück der Erde liegt – jedenfalls in Dierhagen – eben doch auf dem Rücken der Pferde.
Wo gibt es das eigentlich noch – wirklich unberührte Natur, in die sich der Mensch nicht einmischt, in der sie machen darf, was sie will? Annett Storm hat die richtige Antwort gleich parat: im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft natürlich, zu dem fast der gesamte Nordteil von Fischland-Darß-Zingst gehört. Eine Welt mit ganz unterschiedlichen Lebensräumen ist dieser Nationalpark, denn Bodden und Ostsee gehören ebenso dazu wie Wald und Strand. Schon seit 30 Jahren arbeitet Annett Storm für und mit dem Nationalpark; aktuell ist sie Geschäftsführerin und Vorsitzende des Fördervereins Nationalpark Boddenlandschaft e.V. Was sie nach all diesen Jahren immer noch begeistert? „Die Dynamik dieser Landschaften, der Umstand, dass sich die Natur immer weiterentwickelt. Dass etwa neue Wälder entstehen, wo früher Wiesen waren. Man muss die Natur einfach nur Natur sein lassen. Das zu erleben, daran kann ich mich kaum sattsehen.“ Voller Enthusiasmus erzählt die Wieckerin vom Osterwald bei Zingst, einem alten Hochmoor, das gerade revitalisiert wird. »Da brechen jetzt die Kiefern ein, doch dafür sprießt nun wunderbares Wollgras!«, berichtet sie. »Oder der Erlenbruch am Darßer Ort in Born. Wie da neue Erlen heranwachsen, der Himmel sich im Wasser spiegelt und manchmal ein einzelner Kranich hindurchstakt. So schön ist das alles!« Annett Storm liebt es, Menschen für ihre Arbeit zu begeistern, ihnen das „Prinzip Natur“ erklären und dabei auch Probleme ansprechen zu können. Weshalb sie gerne auch höchstpersönlich mit Gästen im Nationalpark unterwegs ist – bei geführten Wanderungen.
Copyright Titelbild: Ein Ausritt am Meer ist Freiheit pur © TMV/Tiemann
Die Ostseeküste, die mecklenburgische Seenplatte, historische Hansestädte: Gründe für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern gibt es viele.
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