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Die märchenhaften Fachwerkhäuser des Bundeslands sind weithin bekannt. Für Kulturfreunde hält Hessen aber noch viele andere Highlights bereit. Städte und Ortschaften funkeln nur so vor architektonischer Pracht. Die Palette reicht von Meisterwerken der Renaissance über Prunkbauten des Barock bis hin zu zauberhaften Kleinoden des Jugendstils. Hier einige besonders schöne Beispiele.

Fulda

Die 68.000-Einwohner-Stadt am gleichnamigen Fluß ist die größte Stadt in der Region Osthessen und deren politisches und kulturelles Zentrum. Wahrzeichen der Stadt ist der Dom St. Salvator.

Darmstadt

Die mit etwa 160.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Hessens gehört zum Rhein-Main-Gebiet. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Frankfurt am Main und Offenbach etwa 30 km nördlich.

Wiesbaden

Die Landeshauptstadt von Hessen zählt mit ihren 15 Thermal- und Mineralquellen zu den ältesten Kurbädern Europas. In der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes leben rund 279.000 Menschen.

Bad Nauheim

Die rund 32.000 Einwohner zählende Kurstadt liegt 28 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main am Ostrand des Taunus. Sie wird von der Wetter und der Usa durchflossen.

Limburg

Die 35.5000 Einwohner zählende Stadt liegt unmittelbar an der Westgrenze Hessens zwischen Taunus und Westerwald zu beiden Seiten des Flusses Lahn. Bekanntestes Bauwerk ist der spätromanische Dom.

Frankfurt am Main

Die mit gut 763.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Deutschlands liegt auf beiden Seiten des Mains südöstlich des Taunus. Die Stadt mit ihrer markanten Skyline zählt zu den wichtigsten internationalen Finanzplätzen.

Bad Hersfeld

Die Festspiel- und Kurstadt im Nordosten von Hessen zählt knapp 30.000 Einwohner. Sie vor allem durch die Bad Hersfelder Festspiele in der Stiftsruine bekannt.

Kassel

Die 202.000 Einwohner zählende Großstadt liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich des geografischen Mittelpunkts von Deutschland, nahe den Grenzen zu Niedersachsen und Thüringen. Bis heute erinnern Residenzen und Schlösser an ihre Rolle als ehemalige Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen.

Glanz des Barock in Fulda

Ein prächtiges Kabinett mit 420 Spiegeln und roten Seidentapeten, der opulente Fürstensaal, exquisites Porzellan – Fuldas Stadtschloss ist innen wie außen ein barockes Meisterwerk. Hier vergeht die Zeit vor lauter Staunen wie im Flug. Das Anwesen wurde einst an Stelle einer mittelalterlichen Abtsburg errichtet und später vom Architekten Johann Dientzenhofer (1663–1726) zur barocken Vierflügelanlage umgebaut. Man kann das höfische Wohlleben des 18. Jahrhunderts in all seinen Facetten förmlich erspüren, viele der historischen Räume stehen für Besucher offen. Genauso wie der barocke Schlossgarten mit seinen plätschernden Brunnen, verspielten Wasserbecken und steinernen Skulpturen. Als eine der berühmtesten Gartenplastiken Europas steht die 6,80 Meter hohe Floravase auf der Freitreppe zur Orangerie – mit ihren Blumenranken und Engelsfiguren symbolisiert sie die Blumengöttin Flora und gilt als Ausdruck tiefer Verbundenheit mit der Natur. Einfach nur schön.

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Das gesamte Barockviertel der alten Residenzstadt steckt voller Geschichte und Geschichten, kündet von Reichtum und Macht der einstigen Fuldaer Fürstbischöfe. Als ein bekanntes Wahrzeichen erhebt sich der Dom St. Salvator unweit des Schlossgartens. Er steht anstelle einer einstigen Klosterkirche, wurde ab 1704 von Johann Dientzenhofer im Stil des italienischen Barock erbaut und gilt seit 1752 als Bischofs- und Kathedralkirche; seine Fassade wird von zwei mächtigen, 65 Meter hohen Glockentürmen geprägt. Auf dem Domplatz feiert derweil die Neuzeit ihre rauschenden Feste – hier gingen schon große Open-Air-Konzerte über die Bühne, mit Stars wie Joe Cocker, José Carreras und Chris de Burgh.

Fuldas Reichtum an barocker Schönheit ist damit längst nicht erschöpft, es gibt noch viel mehr zu sehen. Darunter das Paulustor und die Hauptwache unweit von Dom und Schloss sowie die schmucken Adelspalais, die einst von reichen Hofbeamten bewohnt wurden. In dem ab 1737 errichteten Palais Buttlar residiert heute die Tourist Info. Der Besucher spaziert in diesem Quartier wahrlich durch ein architektonisches Gesamtkunstwerk.

Schönster Jugendstil in Darmstadt, Wiesbaden und Bad Nauheim 

Ein anderer Ort, eine andere Architektur: Ein Zentrum des Jugendstils in Deutschland liegt bis heute in Darmstadt. Um das Jahr 1900 förderte der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen (1868–1937) hier die Gründung einer Kolonie für junge wilde Jugenstil-Künstler auf der Mathildenhöhe, die ihre Strahlkraft über das ganze Land verbreitete. Zudem ließ der Blaublütige Räume in Darmstadts Neuem Palais von englischen Vertretern des Jugendstils einrichten. Viele weitere Bauwerke und Denkmäler mit den typischen geschwungenen Linien und großflächigen floralen Ornamenten folgten und verzaubern die Stadt bis heute.

Die Mathildenhöhe ist und bleibt dabei Highlight des Darmstädter Jugendstils. Sieben junge Künstler dieser „Art nouveau“ verwirklichten hier auf Einladung des Großherzogs ab 1899 mit ihren Bauwerken ihre Vorstellungen von einer modern gestalteten Wohn- und Lebenswelt, man wollte verkrustete Strukturen von Kunst und Architektur aufbrechen. Das war nicht weniger als eine Revolution. Die berühmte Künstlerkolonie Mathildenhöhe war geboren, galt bald als wichtige Wegbereiterin der Moderne. Nach Kriegszerstörungen wurden markante Bauten wie der Hochzeitsturm liebevoll restauriert, dienen heute in Teilen als Museum – und stehen auf der Vorschlagsliste Deutschlands als künftige UNESCO-Welterbestätte.

Dem Jugendstil begegnet man in Darmstadt aber nicht nur auf der Mathildenhöhe. Auch der 1912 eröffnete Hauptbahnhof zeigt zahlreiche Jugendstilelemente, und das Hessische Landesmuseum (HLMD) hat eine komplette Abteilung dem Thema gewidmet. Die dreiflügelige Anlage des ab 1907 erbauten Darmstädter Jugendstilbads mit seinen vielen Pools, Spa-Angeboten und großer Saunalandschaft zeigt sich im schönsten Jugendstil-Dekor, und die denkmalgeschützte Dornheimer Brücke sowie das Haus für Industriekultur sind weitere sehenswerte Bauten. Jugendstil-Fans kommen hier wahrlich auf ihre Kosten.

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Dem Großherzog Ernst Ludwig von Hessen verdankt das Bundesland zudem ein ganz besonderes Juwel. Im 70 Kilometer nördlich gelegenen Bad Nauheim, das damals wie heute zu den führenden Bädern des Landes zählt, entstand ab 1903 auf Geheiß des kunstbegeisterten Regenten eine weltweit einzigartige Jugendstil-Kuranlage. Mit ihrem Sprudelhof, reich verzierten Badehäusern, Brunnen, Figuren und üppig ornamentierten Wartesälen zählt sie zu den wichtigsten Zeugnissen jener Architektur.

Die hufeisenförmige Trinkkuranlage umschließt einen Innenhof samt Wandelgängen und einer großen Konzertmuschel. Ein achteckiger Brunnen mit goldener Kuppel in der Mitte der Trinkhalle spendet heilkräftiges Wasser. Das ab 1862 erbaute Kurhaus wurde um einen großen Konzertsaal erweitert – mit abstrakten und figürlichen Jugendstil-Malereien reich verziert, ist es ein wahres Schmuckstück. Die Anlage ist so schön, dass einst dort die Reichen und Mächtigen Heilung und Wohlbefinden suchten.

Auch in Wiesbaden hinterließ die Epoche architektonische Spuren. Im Gegensatz zu Darmstadt und Bad Nauheim spielt der Jugendstil hier allerdings selten die erste Geige, will in der einst konservativen Stadt eher entdeckt werden. Während eines Baubooms ab Mitte der 1880er-Jahre entstanden in Wiesbaden vielerlei Prachtbauten, deren Architekten den neuen Stil zwar begrüßten, vornehmlich aber nur dezent bei der Gestaltung der Fassaden nutzten. Entsprechend finden sich heute an vielen Gebäuden Gestaltungsmerkmale des Jugendstils, speziell im Dichter- und im Rheingauviertel, aber auch in Teilen der Innenstadt.

Ein Hauptthema ist die Art nouveau allerdings im Museum Wiesbaden. Als Dauerausstellung wird hier im Südflügel die riesige Jugendstil-Sammlung des 2020 verstorbenen Kunsthändlers und Mäzens Ferdinand Wolfgang Neess präsentiert, der die Werke dem Haus als Schenkung zukommen ließ. Mehr als 500 Objekte im Wert von gut 40 Millionen Euro lassen das Lebensgefühl des Fin de Siècle wieder lebendig werden – sie setzen Wiesbaden damit nachdrücklich auf die Karte europäischer Jugendstil-Städte.

Auf den Spuren von Romanik, Renaissance und Klassizismus

In Hessen lassen sich zauberhafte Beispiele auch anderer wichtiger Epochen der Architekturgeschichte finden. So gibt es neben Bauwerken des Barock und des Jugendstils sehenswerte Gebäude etwa aus der Zeit der Romanik (etwa 950 bis 13. Jahrhundert), der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) und des Klassizismus, der den Barock zwischen 1770 und 1840 ablöste. Hier einige Beispiele.

Wuchtige Steinwände und Säulen, markante Rundbögen und Bogenfenster, blockartige Kapitelle und Wände, eher einfache Grundrisse – all das gilt als typische Erkennungsmerkmale romanischer Architektur, wie sie vor Ort bei vielen Sakralbauten zu finden ist. So zum Beispiel beim romanischen Dom zu Limburg, der als Wahrzeichen majestätisch über der Stadt an der Lahn thront und 1235 geweiht wurde. Da zur Zeit des Dombaus im Mittelalter nur wenige Menschen Lesen und Schreiben konnten, steckt die Architektur voller Symbolik – so hat das Bauwerk nicht weniger als sieben Türme, in Anlehnung an die sieben Sakramente.

Neben dem Wetzlarer Dom und der Kilianskapelle zu Marburg zählt auch die Leonhardskirche in Frankfurt am Main zu den Prunkstücken der Romanik in Hessen. Sie liegt in der Altstadt unweit des Römers am nördlichen Mainufer und wurde Anno 1219 als spätromanische Basilika errichtet. Als einzige der neun Frankfurter Dotationskirchen blieb sie im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört, ist heute eine Filialkirche der Frankfurter Domgemeinde und dient der englischsprachigen katholischen Gemeinde als Pfarrkirche.

Auch Bauwerke im Stil der Renaissance, die die Formensprache der Antike in klassischer Strenge wiederbeleben will, sind in Hessen häufig zu finden. Beispielsweise das Alte Rathaus von Wiesbaden, das im Jahr 1610 fertiggestellt wurde und als ältestes Gebäude der Landeshauptstadt gilt. Aus nahezu gleichem Baujahr stammt das Bad Hersfelder Rathaus, im Herzen der Altstadt zwischen Weinstraße und Kirchplatz gelegen. Rund drei Kilometer südlich davon am linken Ufer der Fulda liegt ein weiteres Kleinod dieser Epoche. Eine einstige gotische Wasserburg wurde hier im 16. Jahrhundert im Renaissancestil zum Schloss Eichhof umgebaut und diente fortan als Sommerresidenz für die Oberen der Reichsabtei Hersfeld. Das Erscheinungsbild mitsamt Renaissancegiebel und prächtigem Innenraum hat sich seither kaum verändert, ein Lutherzimmer erinnert an den Besuch des Reformators. Auf der Schlossbühne werden regelmäßig Theaterstücke während der Bad Hersfelder Festspiele aufgeführt.

Ein anderes hessisches Prunkschloss kommt prachtvoll im Stil des Klassizismus daher. Schloss Wilhelmshöhe thront inmitten von sattem Grün im berühmten Bergpark von Kassel, Hessens drittgrößter Stadt. Es wurde um 1790 für Landgraf Wilhelm IX. errichtet, von 1891 bis 1918 diente es als Sommerresidenz der Kaiserfamilie und war Rückzugsort für Wilhelm II. Heute hat die Öffentlichkeit Zutritt und freut sich über die Gemäldegalerie Alte Meister, eine Antikensammlung, die Graphische Sammlung sowie das Schlossmuseum. Seit 2013 sind Schloss und Bergpark Wilhelmshöhe als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.

Und auch Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden hat ein klassizistisches Stadtschloss, bürgernah im Stadtzentrum gelegen. Es wurde ab 1837 für die Herzöge von Nassau erbaut und war später Zweitwohnsitz preußischer Könige. Seit 1946 dient das Anwesen als Arbeitsort des Hessischen Landtags, der Plenarsaal bietet heute ein großes Foyer, eine Besuchertribüne und ein Informationszentrum, und der Hessische Rundfunk hat im Haus sein eigenes Studio. Im großen Musiksaal finden zudem bunte Konzerte und Veranstaltungen statt – Hessens großartige Architektur ist eben oft eng mit dem Alltag verwoben.

Titelbild: Barocke Gartenpracht – die Orangerie in Fulda © ines39 - stock.adobe.com

In Zusammenarbeit mit Hessen Tourismus

Wandern durch stille Mittelgebirge, alte Buchenwälder oder Streuobstwiesen, Paddeln auf der Lahn, schönstes mittelalterliches Fachwerk gucken und die Atmosphäre historischer Kurorte schnuppern – Hessen macht romantische Seelen rundum glücklich. Bei Weinwanderungen, in hessischen Metzgereien und bei „Handkäs mit Musik“, einem eingelegten Käse, kommen aber auch Genießer voll auf ihre Kosten. Gründe für einen Urlaub in Hessen gibt es genug!

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