War die gute alte Zeit wirklich so schön, wie man sie erinnert? Bei einer Zeitreise durch Oberschwaben mit der ganzen Familie stellt man fest: Manchmal kann Nostalgie auch ganz schön anstrengend sein, langsam oder abenteuerlich: Fest steht aber: Das macht Spaß.

Wo die dicke Berta dampft

Für Kinder ist die Fahrt mit der Bummelbahn eine Sensation: Sie hocken bei Lokführer Frank Rebholz vorne in der alten Dampflok und sehen dem Mann dabei zu, wie er unablässig Kohlen in den glühend heißen Ofen schiebt, damit die „dicke Berta“ ihren Job macht. Anstrengend! Das ist der Preis dafür, dass wir hier nicht mit dem ICE unterwegs sind, sondern mit der liebevoll restaurierten Öchslebahn, die zweimal täglich von Ochsenhausen nach Warthausen losdampft. So ging Zugfahren vor 100 Jahren! 800 Kilo Kohlen am Tag schluckt die alte Dampflok, und trotzdem ächzt und schleppt sie sich nur langsam durch die hügelige Landschaft. In Ochsenhausen haben wir uns vor Fahrtantritt das ehemalige Benediktinerkloster angesehen, ein prächtiger Barockbau mit imposanter Orgel. Interessant fanden die Kinder das, doch die Fahrt mit der nostalgischen dicken Berta, die war, nun ja: Mega.
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Wie sah das Dorfleben vor 500 Jahren aus?

Im Museumsdorf Kürnbach war da schon mehr mit anpacken gefragt. Dort nämlich wird unter anderem unter tätiger Mithilfe der jungen Gäste gezeigt, wie man mit Hilfe von Dreschflegeln Getreide schlägt. Puh, mühsam. Die Kinder seufzen mit roten Köpfen. Doch erst wenn die Spreu vom Weizen vollständig getrennt ist, kann in der der nostalgischen Backstube damit begonnen werden, die typisch oberschwäbischen Dinnete zu backen. (Eine Art Flammkuchen.)

Bäcker Dietmar Neltner erklärt seinen Gästen ganz genau, wie früher gebacken wurde und lässt sie auch die Bleche in den Holzofen schieben. Auf diese Weise lernen sie spielerisch, wie das Leben generell vor mehr als 500 Jahren ausgesehen hat. Sie bestaunen im Museumsdorf original eingerichtete Stuben und Werkstätten und erleben so oft zum ersten Mal am eigenen Leib, wie hart die „gute, alte Zeit“ oft gewesen sein muss. Spaß allerdings hatte man damals auch, wie sie auf der historischen Kegelbahn sehen.
So kommt ihr mit Bahn und Bus nach Kürnbach: Anreise planen.

Wo der Wackelwald wie Pudding ist

Nostalgische Zeitreisen sind das Thema unserer Exkursion durch Oberschwaben, doch so weit zurück in die Vergangenheit wie am Federsee ging es selten: Wir sitzen vor einem Mahlstein im Federseemuseum Bad Buchau und lernen – wie mühsam es früher gewesen sein muss, Brot für eine Mahlzeit herzustellen. Früher, das heißt in diesem Fall: Frühsteinzeit, knapp 4000 v. Christi. Doch hier wird uns nicht nur ein Einblick ins harte Arbeitsleben gewährt – wir dürfen auch mit einem Einbaum auf den See und anschließend auf einem Naturtrampolin im Wackelwald springen: Hier wackelt das Moor wie ein Pudding. Kerstin Wernecke vom NABU-Naturschutzzentrum führt uns schließlich über den Steg auf den Federsee.

Wir entdecken Turmfalken und Schmetterlinge, Oberschwaben ist eine gute Urlaubs-Region für Outdoor-Fans. Nicht nur für Spaziergänger: Fahrradfahrer haben die Wahl unter 500 Kilometer abwechslungsreichen Routen. Zum Abschluss unserer nostalgischen Reise durch Oberschwaben darf natürlich auch ein Bad im See nicht fehlen.
So kommt ihr mit Bahn und Bus zum Federsee: Anreise planen.

Nach kurzen Abstechern in Isny – einem idyllischen 1000 Jahre alten Städtchen mit hohen Mauern und Türmen wie aus einem Mantel und Degenfilm- und einer Pause am Schloss von Kisslegg inklusive einem malerischen Picknick im Schlossgarten landen wir schließlich im Strandbad am Obersee: Ein wunderschöner Naturbadesee, der für die Kinder auch heute noch der Inbegriff von einem perfekten Urlaubstag ist: Chillen unter hohen, alten Bäumen, toben im Moorsee und Salti vorführen auf der Sprungturm-Plattform.
So kommt ihr mit der Bahn nach Kißleg: Anreise planen.

Titelbild: Auf dem Gelände des Federsee-Museums begebt ihr euch auf die Spuren unserer Ahnen von der Jungsteinzeit bis in die späte Bronzezeit © TMBW/Stefan Kuhn

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