Fünf Spiele finden während der EM in der Arena von Stuttgart statt, unter anderem Begegnungen von Schottland, Dänemark und Belgien. Auch die deutsche Mannschaft wird in Stuttgart am 19. Juni versuchen, drei Punkte für den Einzug ins Achtelfinale gegen Ungarn zu erkämpfen. Gute Stimmung ist also im Schwabenland auf jeden Fall garantiert. Dafür sorgen nicht zuletzt gleich vier offizielle Fan Zonen für die Fans aus ganz Europa – so viel wie in keiner anderen Stadt während der EM. Das Motto in Stuttgart lautet: „Die ganze Stadt ein Stadion“

1. Tag

10 Uhr. Erst mal ein wenig Orientierung: Die Stuttgarter Königstraße beginnt am Hauptbahnhof und geht auf 1,2 Kilometern Länge über den Schlossplatz bis zum Rotebühlplatz. Und das vorbei an vielen schicken Geschäften, Cafés, Restaurants und Kaufhäusern. Es ist das kommerzielle Zentrum der Stadt, aber auch so etwas wie eine großzügige Versorgungsstation. Selbst wenn die schottischen und dänischen Fans in Scharen in Stuttgart anlanden werden, dürfte das vorhandene gastronomische Angebot auf der Königstraße für eine faire Verteilung sorgen. 

12 Uhr. Wenn man ohnehin schon in der Nähe des Stadtzentrums ist und fürs Erste alle kulinarischen Gelüste befriedigt hat, bietet sich ein Besuch des Stuttgarter Marktplatzes an. Abgesehen von seiner idyllischen Bebauung dient er während der Europameisterschaft als eine der vier Fan Zonen. (Alle ab 12 Uhr geöffnet). Allerdings einer, die vor allem aktiven SportlerInnen gefallen wird. Auf dem Marktplatz wird ein Soccercourt errichtet, auf dem interessierte Fangruppen gegeneinander antreten können. Weiterhin existiert eine nicht näher definierte „Aktionsfläche“ – und was in der sogenannten Bolzbox passiert, entzieht sich im Moment noch unserer Kenntnis, es hat aber mit Fußball und sehr viel Spaß zu tun, wurde uns versichert. Natürlich sind auf dem Marktplatz in Stuttgart auch alle EM-Spiele live zu sehen, das ist quasi die Grundausstattung in jeder Fan Zone. 

15 Uhr. Die Sonne brennt vom Himmel, die Kräfte sind nach packenden Kämpfen auf dem Soccer Court der Fan Zone erst einmal erschöpft. Zeit für ein wenig Chill Out. Der schönste und auch bei den StuttgarterInnen sehr beliebte Platz dafür ist der Schlossplatz. Auf den Rasenflächen vor dem Schloss treffen sich bei gutem Wetter all jene, die eine angenehme Liegewiese auch außerhalb des Freibads zu schätzen wissen. Und die großen Brunnen auf dem Schlossplatz können bei Bedarf ja auch zur schnellen Erfrischung genutzt werden. Mit etwas Glück kann man sogar an musikalischen Events teilhaben, die im Sommer sehr regelmäßig hier stattfinden, das Stuttgarter Sommerfest zum Beispiel. 

18 Uhr. Energiespeicher wieder gefüllt? In diesem Fall folgt eine kleine Exkursion zum Stadtpalais von Stuttgart. Ehemals als Stadtbücherei genutzt, dient der schmucke Bau nun als Museum für Stuttgart. Weil die MuseumsmacherInnen eine Möglichkeit erkennen, wenn sie sich bietet, haben sie vom 17. Mai bis zum 14. Juli, dem Tag des EM-Endspiels, eine Sonderausstellung unter dem Titel EURO Legends 2024 eingerichtet. Zielgruppe: Fußballfans. Und die sind ja während der EM in Massen in der Stadt. Sieben Nationen werden in Stuttgart mindestens eines ihrer Spiele bestreiten. Was werden sie im Museum zu sehen bekommen? Filme von legendären Spielen, bebilderte Anekdoten rund um den Fußball, aber auch Dokumentationen von politischen Spannungen und historischen Auseinandersetzungen durch den Fußball. Es wird auf jeden Fall kurzweilig. 

20 Uhr. Wenn die ganze Stadt ein Stadion sein will, muss sie sich natürlich auch um die kulinarischen Gepflogenheiten eines Stadions kümmern. Zur obligatorischen Bratwurst, die bekanntlich zur Fußballfolklore gehört, wird auf dem Schillerplatz in Stuttgart gleich eine komplette Fressmeile eingerichtet. Präsentiert werden typisch schwäbische Spezialitäten, da gehören Maultaschen und Spätzle natürlich auch mit dazu. Mal sehen, wie zum Beispiel die kulinarisch als sehr … ähem… anspruchsvoll bekannten SchottInnen mit derlei Regionalkost zurechtkommen. Bonus: Der Schillerplatz ist nur ein paar Gehminuten vom Schlossplatz entfernt, der wohl am Abend zum zentralen Treffpunkt in der Stadt werden wird.   

2. Tag

10 Uhr. Fußball und Autos, gehört das nicht irgendwie zusammen? Vor allem, wenn es sich um schnelle Sportgeschosse handelt, die traditionell in Stuttgart-Zuffenhausen produziert werden. Im Porsche-Museum sind nicht nur von Dienstag bis Sonntag zwischen 9 Uhr und 18 Uhr alle Generationen der schnittigen Porsches zu sehen, die seit 1948 gebaut wurden. Bei einer Werksführung hat man außerdem die Möglichkeit, hinter die Kulissen der automobilen Edelmanufaktur zu blicken. Natürlich darf auch der Museumsshop nicht fehlen, in dem man das passende Souvenir für die Rückreise nach Glasgow, Budapest oder Kopenhagen aussuchen kann. Wenn’s noch nicht für einen echten 911er reicht, dann muss man sich halt erst mal mit einem Boliden im kleineren Maßstab zufrieden geben. Bonus: Im Museum liefern gleich drei gastronomische Einrichtungen die kulinarische Grundlage für einen langen, langen Rundgang.

13 Uhr. Hat man gestern schon genug vom Schlosspark gesehen oder ist er einfach zu voll – was durchaus mal passieren kann – steht in Laufweite der nächste Park zur Verfügung. Der Rosensteinpark gilt als der größte englische Landschaftspark Südwestdeutschlands. Auf stolzen 100 Hektar kann man hier in Ruhe chillen und sich mental auf das Spiel seiner Mannschaft einstellen. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich ja auch ein Blitzinteresse an Naturkunde, wenn man die mächtigen Nadelhölzer im Park oder sogar den kalifornischen Mammutbaum in voller Pracht erlebt. In diesem Fall könnte man das Staatliche Museum für Naturkunde besuchen, das im Rosensteinpark gleich an zwei Standorten zuhause ist. 

15 Uhr. Zeit, auch die vierte Fan Zone in Stuttgart zu besuchen. Der Karlsplatz ist sozusagen der Kulturpalast der Euro 24 in Stuttgart. Zwar steht im Prinzip auch hier vieles unter dem Motto „Lasset den Ball rollen“, doch dazu gesellen sich zahlreiche kulturelle Events aus Musik, Tanz und Theater. Zudem ist eine Chill Out-Area eingerichtet, die vermutlich zu den gut besuchten Orten am Karlsplatz gehören wird. Wer dann nach einiger Zeit doch einmal sportlich aktiv werden möchte, muss dafür nicht zum Marktplatz mit seinem Soccer Court und der Bolzbox abwandern. Auch auf dem Karlsplatz wird ein Beach-Soccer-Feld eingerichtet, auf dem Fans aller Nationen friedliche Wettkämpfe austragen können.

18 Uhr. Genug vom Fußball? Endlich mal „normale“ Leute treffen? In diesem Fall empfehlen wir den Besuch eines Viertels, das wie eine Puppenstube aus vergangenen Jahrhunderten anmutet und sich um den Hans-im-Glück-Brunnen in der Stuttgarter Geißstraße gruppiert. Das Szeneviertel in der Altstadt hat sich zu einem lebendigen Hotspot entwickelt. Um die malerischen Giebel, Brunnen und Arkadenbauten des Viertels herum haben sich zahlreiche Cafés, Restaurants und Clubs angesiedelt. Hier wird gern bis in die Morgenstunden gefeiert. Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, wird das Viertel um den Hans-im Glück-Brunnen auch während der EM ein wunderbarer Treffpunkt für die Jugend aus aller Welt sein. 

20 Uhr. Kein interessantes Fußballspiel am Abend, aber Lust auf spannende Menschen und eine coole Umgebung? Im Jaz in the City dreht sich alles um Musik und Design, was für ein Hotel ja schon einmal eine angenehme Kombination ist. Auch das hausinterne Restaurant Rhythms Bar & Kitchen groovt mit leckeren Tapas, Burgern und einer Variation an bunten Salaten. Abgerundet wird das alles von einer großen Dachterrasse in der Wolfram Bar & Terrace. Das Jaz in the City hat auf lässige Weise alles, was man für einen ganz besonderen Abend in einer fremden Stadt braucht. Ab morgen dann wieder Fußball …  

Titelbild: Die schwäbische Metropole liegt umgeben von Weinbergen © Simon - stock.adobe.com

Geschrieben von Harald Braun

Der Reise- und Kulturjournalist Harald Braun, gebürtiger Rheinländer, lebt in Schleswig-Holstein auf dem Land, flüchtet im Winter regelmäßig nach Australien, mag den FC St. Pauli, Südtirol und immer häufiger auch ausgewählte Ecken in Deutschland, die er neuerdings entdeckt – wie den Hafenkran „Greif“ vor der Elbphilharmonie, in dem man vorzüglich übernachten kann.

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