Im Kölner Stadion werden fünf Spiele der Europameisterschaft ausgetragen, vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale. Erwartet werden die Teams und die Fans aus Ungarn, Schottland, Belgien, England und Rumänien, die Schweiz tritt sogar gleich zweimal in der rheinischen Hauptstadt der guten Laune an. Da Köln sich den Ruf einer Partyhochburg in langen Jahren redlich erarbeitet hat, dürfen sich die anreisenden Fans auf viele Möglichkeiten freuen, auch abseits des Stadions eine gute Zeit zu haben. 

1. Tag

10 Uhr. Um sich mit den rheinischen Gebräuchen und der lokalen Gerstensaft-Variante anzufreunden, empfiehlt sich zuallererst ein Besuch im berühmten Kölner Bräuhaus Päffgen im Friesenviertel ganz in der Nähe des Kölner Doms. Das Gasthaus bietet Platz für über 200 Leute und öffnet früh. Hier wird bereits seit 1883 das Päffgen Kölsch ausgeschenkt, zudem werden deftige rheinische Spezialitäten angeboten, vom Hackbraten bis zum Gulasch mit dicken Bohnen. Für robuste Fan-Mägen wäre das auch zum Frühstück gar keine schlechte Idee, so als Grundlage. Vorstellbar, dass sich die Kölner Servicekräfte – genannt: Köbes – mit ihren ausländischen Gästen wieder diesen Spaß machen und die Bestellung Halven Hahn mit Röggelchen unkommentiert entgegennehmen. Dass es sich dabei um ein Brötchen mit Käse handelt und keineswegs um ein halbes Hähnchen, wie der Name suggeriert, wird dann erst später am Tisch klar. Aber was solls, ist ja eh erst Frühstückszeit. 

12 Uhr. Der Besuch des Kölner Doms und seiner Umgebung ist selbst für Menschen, die der Religionsgemeinschaft FC Liverpool oder Glasgow Rangers angehören, ein Pflichttermin. Allerdings wird für das Betreten der Kirche Eintritt erhoben, was so manchen Fan aus Ungarn, der Schweiz oder Slowenien zweimal darüber nachdenken lassen dürfte, ob sich diese Investition tatsächlich lohnt. Ein Foto von außen reicht ja vielleicht auch. Zumal auch die Domplatte mit ihren 7000 Quadratmetern Auslauf groß genug ist, um sich darauf zu verteilen und schon mal die Fangesänge für den Abend im Stadion einzuüben.

15 Uhr. Nach so viel kulturell-religiösen Ablenkungen braucht der gemeine Fußballfan nun wieder etwas Ruhe im Grünen. Da bietet sich ein Besuch des Kölner Volksgartens an, der sich in der südlichen Neustadt Kölns auf fast 14 Hektar ausbreitet. Sportlich Aktive können auf einem Weiher Tretboot fahren oder auf den Wiesen schon mal erste Länderspiele austragen, sofern sich Fans beider Nationen eingefunden haben, die abends im alten Müngersdorfer Stadion aufeinandertreffen. Selbstverständlich befindet sich auch ein gut sortierter Biergarten im Volksgarten sowie mit Hellers Volksgarten ein stimmungsvolles Etablissement, das neben den Bio-Bieren auch über eine korrekte Speisekarte verfügt.

18 Uhr. Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Schließlich möchte man doch sehen, wie es in Köln um hippe Lebensart und gute Shoppingmöglichkeiten bestellt ist. Zu diesem Zweck empfiehlt sich ein Bummel durch die Ehrenstraße. Sie ist in Köln für casual Avantgarde bekannt, was heißt, dass man hier ausgefallene Kleider und Design findet, die man auch seinen Eltern vorführen kann, ohne enterbt zu werden. Wenn im ansonsten doch eher hemdsärmeligen Köln eine Straße nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“ funktioniert, dann ist das die Ehrenstraße. Ob sich FußballfreundInnen aus Ungarn nun eher für die Flagship Stores von Fred Perry oder Liebeskind Berlin interessieren oder doch eher beim Café Waschsalon oder dem Frittenwerk einbiegen, muss im Einzelfall geklärt werden.

20 Uhr. Zeit für Vergnügen und Musik, das möglichst in großer Runde? Zu den schönsten Orten für Gruppenspäße dieser Art gehört der Tanzbrunnen in Deutz. Der befindet sich zwar – wie man von eingefleischten KölnerInnen auch gern ungefragt erfährt – auf der falschen Rheinseite. Ist aber mit seinem 30 000 Quadratmeter großen Outdoorbereich und den vielen Räumen im Inneren der perfekte Versammlungsort für größere Gesellschaften, die etwas zu feiern haben. (Oder sich nach einer Niederlage trösten müssen.) Zudem lockt der auf dem Gelände gelegene Beachclub km 689 mit feinen Drinks und Sicht auf den Rhein. 

2. Tag

10 Uhr. Wo treibt man sich am Morgen des 22. Juni in Köln herum, wenn man belgischer Fußballfan ist und sich bis zum Spiel seines Teams gegen Rumänien am Abend die Zeit vertreiben will? Sehr einfache Antwort: Im Belgischen Viertel natürlich. So etwas gibt es in Köln tatsächlich. Es handelt sich dabei sogar um eines der angesagtesten Viertel der Stadt. Viele kleine Geschäfte, Cafés, Bars und Restaurants sind hier zu finden. Unser Favorit ist definitiv das Hallmackenreuther am Brüsseler Platz. Drinnen ist der Laden sehr stylish, schön ist aber auch, wenn man das Glück hat, einen Platz draußen auf der Terrasse zu ergattern. 

13 Uhr. Kleiner Ausflug, raus aus der Stadt, um das Kölner Umland kennenzulernen? Da empfehlen wir ein Doppelziel, damit unterschiedliche Freizeit-Temperamente zu ihrem Recht kommen. Im rund 20 Kilometer entfernten Brühl wäre zum einen das schmucke Schloss Augustusburg zu besichtigen, das mit seinem barocken Schlossgarten zu einem schönen Spaziergang im Grünen einlädt. So ziemlich das Gegenteil von Ruhe und Idylle wartet im bundesweit bekannten Phantasialand in Brühl, das vor allem bei Kindern und jung gebliebenen Gästen sehr beliebt ist. Es handelt sich um den zweitgrößten Freizeitpark in ganz Deutschland und eine Art deutsches Disneyland. 

15 Uhr. Ein Besuch im Museum? In Köln während der EM? Man sieht die ungarischen, slowenischen oder englischen Fußballfans bei diesem Gedanken schon vor Freude juchzen … Doch sooo abwegig ist unser Vorschlag gar nicht: Es handelt sich schließlich beim Schokoladenmuseum am Rheinauhafen um einen Themenkomplex, der selbst Fußballfans ein genießerisches Lächeln abringt. Wird man doch im Rahmen der Führungen im Haus ständig aufgefordert, das „braune Gold“ auch zu kosten. Einen Schokoladenbrunnen gibt’s zudem, immer ein nettes Fotomotiv. Zudem befindet sich das Schokoladenmuseum unweit des Kölner Rheinauhafens, auf dem wiederum die futuristischen Kranhäuser stehen. Die sind architektonisch Avantgarde und auch bei Promis sehr beliebt: Lukas Podolski besitzt angeblich eine der vier Penthouse-Wohnungen des Komplexes. 

18 Uhr. Wer an Köln denkt, der hat den Dom im Sinn, vielleicht noch den Karneval, aber vor allem den Rhein. Der Fluss gehört zur viel besungenen Kölner Folklore, ebenso die imposanten Brücken zwischen rechter und linker Rheinseite.  Wer das alles einmal geballt aus der Wasserperspektive erleben möchte, kann entweder in der Kölner Altstadt oder an der Hohenzollernbrücke in eines der dort startenden Ausflugsschiffe einchecken, die auf dem Rhein im Stadtgebiet im Einsatz sind. Von der romantischen Panoramafahrt bis zur eher lockeren Musikpassage sind zahlreiche Tour-Varianten zu haben. Nix wie Rhein da! Bonus: Es existiert in Köln ein sogenanntes KD-Kombiticket, das eine Schiffstour mit einer Cabriobustour an Land verbindet. 

20 Uhr. Es hilft ja nichts. Der Mensch muss essen. Und wenn er in Köln ist, dann liegt es nahe, die Aufnahme von Speisen aller Art mit einem Besuch im Brauhaus zu verbinden. Denn bei aller Liebe: Mit köstlichen Bieren hat Köln sich einen Namen gemacht, für die feine Küche hingegen? Mit Verlaub – eher nicht. SpötterInnen behaupten, RheinländerInnen erwarteten vom Essen bloß, dass die Portionen reichlich und noch warm sind, wenn sie am Tisch angeliefert werden, den Rest trinken sie weg. Das ist natürlich übertrieben, aber nur ein bisschen. Zurück zum Brauhaus: Eines der schönsten Gasthäuser in der Altstadt ist das Bierhaus en d´r Salzgass. Es reüssiert nicht nur mit süffigem Kölsch, sondern auch mit spektakulär-rustikaler Inneneinrichtung. Riesige Kronleuchter, Wände aus dunklem Holz, eine zweistöckige Halle. Hier könnte auch im Mittelalter schon das Volk gezecht haben. Und eine krosse Schweinshaxe mit Bratkartoffeln schafft es im Bierhaus auch noch ganz stabil auf den Tisch, da muss sich niemand sorgen. 

Titelbild: Ein Blick über Köln im Frühjahr © sborisov - stock.adobe.com

Geschrieben von Harald Braun

Der Reise- und Kulturjournalist Harald Braun, gebürtiger Rheinländer, lebt in Schleswig-Holstein auf dem Land, flüchtet im Winter regelmäßig nach Australien, mag den FC St. Pauli, Südtirol und immer häufiger auch ausgewählte Ecken in Deutschland, die er neuerdings entdeckt – wie den Hafenkran „Greif“ vor der Elbphilharmonie, in dem man vorzüglich übernachten kann.

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