Das größte Stadion der EM 24 steht in der Bundeshauptstadt. Kein Wunder also, dass in Berlin am 14. Juli auch das Endspiel der Europameisterschaft stattfinden wird. Insgesamt sind im Olympiastadion drei Spiele in der Vorrunde und jeweils ein Spiel im Achtelfinale, im Viertelfinale und eben im Endspiel vorgesehen. Berlin kann sich auf jeden Fall auf Fans aus Spanien, Kroatien und Österreich freuen. Wer zu den Finalspielen anreist, steht zwar noch in den Sternen, sicher ist allerdings: Berlin wird ein guter Gastgeber sein.

1. Tag

10 Uhr. Das altehrwürdige Café Kranzler hat sich verändert. Geblieben ist seine vorzügliche Lage auf dem Kudamm in Berlin, dem mondänen Boulevard des alten West-Berlins. Seit 2016 kehrt hier aber nicht mehr die „Aber bitte mit Sahne“-Generation ein, sondern moderne internationale IndividualistInnen, deren Kaffee von einem Barista mit Man-Bun zubereitet wird. Um sich einen guten Überblick über das nostalgische West-Berlin zu verschaffen, ist das Kranzler ein wunderbarer Anlaufpunkt für BesucherInnen aus aller Welt, die auf der Suche nach einem guten Kaffee und einem feinen Frühstück sind. In Kombination mit einem guten Platz versteht sich, um das gesellige Treiben auf dem Kudamm zu beobachten. So kommt man im gemächlichen Tempo so langsam in der Stadt an.

12 Uhr. Tempowechsel. Es wird hektischer. Nach der Wende und dem Fall der Mauer hat sich Berlin-Mitte zu dem Viertel gemausert, in dem „Berlin“ passiert. Dank der guten S- und U-Bahn-Verbindungen kommt man auch aus dem ehemaligen West-Teil schnell nach „Mitte“. Wer auch nur einige der zahlreichen Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, sollte sich sputen. Allein für die Museumsinsel mit ihren zahlreichen Gebäuden braucht man schon Zeit, Plätze wie der Gendarmenmarkt oder die Straße Unter den Linden sind ebenfalls nicht in zehn Minuten zu erkunden. Die Hackeschen Höfe wiederum sind der Inbegriff des Shopping- und Flanierparadieses, sehr viele im guten Sinne eigenwillige Läden und Cafés sind hier und in der unmittelbaren Umgebung zu finden.   

15 Uhr. Zeit, um ein bisschen Luft zu holen. Berlin zieht Energie. Und durchfeiern ist selbst für stresserprobte Fußballfans aus aller Herren Ländern keine Option. Warum nicht also den schönen Monbijou-Park auf der Oranienburger Straße besuchen und auf einer Wiese unter schattenspendenden Bäumen mal ein paar Stunden entspannen? Der fünf Hektar große Park liegt östlich der Museumsinsel und bietet neben Liegestühlen auch ein Kinderschwimmbad und ein Open Air-Theater. Gut auch seine Lage. Wer sich ausreichend ausgeruht fühlt, taucht innerhalb von fünf Minuten wieder in die brummkreiselnden Szenevierteln Berlins ein. 

18 Uhr. Das war klar: Berlin hat die größte Fanmeile in Deutschland, laut Eigenauskunft „die Mutter aller Fanmeilen“. Sie erstreckt sich vom Brandenburger Tor über die Straße des 17. Juni bis zur großen Querallee. Der Clou: Das Brandenburger Tor soll in das größte Fußballtor der Welt verwandelt werden, auf dem wiederum ein großer Bildschirm alle Spiele der EM überträgt. Technisch klingt das schon recht anspruchsvoll, ebenso wie die erklärte Absicht, auf der Straße des 17. Juni einen grünen Rasen auszurollen. Mit dessen Hilfe soll dort ein Pop-Up Park entstehen, damit die Gäste der Fanmeile auch zwischen den Spielen eine gute Zeit haben.  

20 Uhr. Willkommen in einer Berliner Institution: Clärchens Ballhaus ist eines der letzten erhaltenen Ballhäuser aus der guten alten Berliner Zeit um 1900 herum. Das Haus atmet den nostalgischen Geist dieser Zeit, seine authentische Patina macht den Reiz für all jene aus, die dort an den Wochenenden bis in die Puppen feiern wollen. Nach einigen BesitzerInnenwechseln wird hier nun wieder solide Wirtshausküche angeboten, im Spiegelsaal finden oft kulturelle Veranstaltungen statt. Für Fußballfans aus dem Rest Europas ist Clärchens Ballhaus mit Sicherheit eine originelle Adresse, die sie so in ganz Berlin kein zweites Mal finden dürften. 

2. Tag

10 Uhr. An einem schönen Wochenende heißt es in Berlin für viele BürgerInnen „Pack die Badehose ein“, nach einem Lied, dass die damals siebenjährige Conny Froboess schon 1951 sang. Zeile zwei des Lieds lautete „Ja, wir radeln wie der Wind, durch den Grunewald geschwind und dann sind wir bald am Wannsee!“ Auch mehr als 70 Jahre später hat sich am Wochenend-Marschbefehl der BerlinerInnen auf der Suche nach Entspannung und Badespaß wenig geändert: Der Wannsee ist Ausflugsziel Nummer eins und das berühmte Strandbad Wannsee eines der größten Freibäder in ganz Europa. Für FußballfreundInnen beginnt der perfekte Sommertag genau hier. Zumal auf dem 1,2 Kilometer langen und 80 Meter breiten Sandstrand auch zahlreiche Sportmöglichkeiten angeboten werden. 

Der Wannsee von oben © stock.adobe.com - travelview

13 Uhr. Vom Baden im Wannsee erfrischt, meldet sich nun vermutlich das Bedürfnis nach einem gediegenen Imbiss (falls man auf die Pommes am Strand verzichtet hat). Um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, wäre jetzt ein Besuch der Weltwirtschaft eine gute Idee. Das weiträumige Restaurant mit seinem großen Außenbereich liegt in der Nähe des Hauses der Kulturen, gleich beim Bundeskanzleramt. Wer sich das politische Berlin und all seine Repräsentanzen anschauen möchte, kann das also gut mit einem Besuch der Weltwirtschaft vereinbaren. Bundestag, Reichstag, Platz der Republik und Brandenburger Tor liegen fußläufig entfernt, zudem fließt malerisch die Spree am Reichstag-Ufer entlang. Vor allem in den Berliner Abendstunden lockt der farbig illuminierte Biergarten. Ein Hingucker ist auch der bunte Glaspavillon.  

15 Uhr. So ein wenig in die jüngere Geschichte Berlins eintauchen kann man auf dem gut ausgebauten Mauerweg, der einmal rund um die Berliner Mauer führt. Die Strecke ist 160 Kilometer lang, also kein Projekt, was man einem Tag komplett erledigen könnte. Es reicht aber schon, einige der Teilstrecken anzusehen, die bis 1989 West-Berlin und Ost-Berlin voneinander trennten, um die Dimensionen dieses Bauwerks zu verstehen. Der Mauerweg ist in 14 einzelnen Teiletappen angelegt, die jeweils in der Nähe von Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel beginnen oder enden. Und auch Fahrradwege sind auf dem Mauerweg vorhanden.   

18 Uhr. Neben der riesigen Fan Zone um das Brandenburger Tor herum hat der Berliner Senat noch eine weitere Public Viewing-Arena eingerichtet. Auf der Wiese vor dem Reichstag können sich Fußballfans aus aller Welt treffen und gemeinsam alle 51 Spiele der Europameisterschaft anschauen. Neben den Fußballspielen wird für die BesucherInnen auf zwei großen Bühnen ein Kultur-Programm präsentiert. Kleiner Tipp: Wer es eine Nummer kleiner mag, aber nicht auf das Gemeinschaftserlebnis „Public Viewing“ verzichten möchte, findet möglicherweise im Innenhof der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg seinen Lieblingsplatz. Im „Soda Beach Garden“ sorgt eine 32 Quadratmeter große Leinwand dafür, dass niemand ein Spiel verpasst. 

20 Uhr. Tanzen, Biergarten und Clubatmosphäre lassen sich in der Regel nur schwer unter einen Hut bringen. Das ist im Birgit & Bier anders, das sich selbst als „Club unter den Biergärten“ bezeichnet. Tatsächlich ist der stylische Biergarten am Landwehrkanal in Kreuzberg ein Unikat. Techno und Electro beschallen den kurios designten Platz, dazu gibts Pizza aus dem Holzofen und Bier vom Fass. Gezahlt wird nur mit Karte und TürsteherInnen wachen darüber, dass der Laden nicht zu voll und von den falschen Leuten besetzt wird. (Jene, die ihre eigenen Getränke dabeihaben.) Auf Outdoor-Tanzflächen tummeln sich auch Twens und SeniorInnen. Insofern ist das Birgit auch eine gute Option für Menschen, die nicht mehr mit den Kids feiern wollen. 

Copyright Titelbild: Die Museumsinsel in Berlin © Adobestock/exetronic

Geschrieben von Harald Braun

Der Reise- und Kulturjournalist Harald Braun, gebürtiger Rheinländer, lebt in Schleswig-Holstein auf dem Land, flüchtet im Winter regelmäßig nach Australien, mag den FC St. Pauli, Südtirol und immer häufiger auch ausgewählte Ecken in Deutschland, die er neuerdings entdeckt – wie den Hafenkran „Greif“ vor der Elbphilharmonie, in dem man vorzüglich übernachten kann.

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