Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 ist Frankfurt auch diesmal wieder Gastgeber von einigen Spielen in der Vorrunde und einem Spiel im Achtelfinale der EM. Die deutsche Mannschaft spielt hier am 21. Juni gegen die Schweiz, zudem schauen auf jeden Fall noch Belgien, die Slowakei, Rumänien, Dänemark und England in der hessischen Metropole vorbei. Für die Besuchenden der Spiele sind zahlreiche Events vorbereitet – langweilig wird es den zahlreich anreisenden Fan-Armeen auf keinen Fall. 

1. Tag

10 Uhr. Wer zum ersten Mal nach Frankfurt kommt, wird sich vermutlich in der historischen Altstadt umsehen wollen. Zum einen, weil hier zahlreiche Sehenswürdigkeiten ohnehin jährlich Millionen von BesucherInnen anlocken. Der Römer, das Frankfurter Rathaus natürlich, aber auch die berühmte Paulskirche und der Kaiserdom wären da zu nennen. Fast noch wichtiger aber dürfte sein, dass in der größten mittelalterlichen Altstadt Deutschlands zahlreiche Kneipen und Restaurants auf hungrige und durstige Gruppen aus Belgien, Rumänien oder England eingestellt sein werden. Wir empfehlen als erste Frühstücks-Anlaufstelle das Metropol am Dom. Solide Speisen, sehr viel Platz – die Kombination machts.  

12 Uhr. Wer sich die historische Altstadt Frankfurts angesehen hat, ohne den Verlockungen der örtlichen Gastronomie zu erliegen, hat auch keine schlechte Entscheidung getroffen. Jetzt nämlich kann er oder sie sich in der herrlichen Kleinmarkthalle in der Nähe der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil nach Herzenslust beim Angebot der über 60 HändlerInnen und Imbisse bedienen. In diesem kulinarischen Begegnungsort werden Speisen aus aller Welt angeboten, eine Terrasse sorgt für Outdoor-Vergnügen bei gutem Wetter. Immer Samstags bittet ein Schlemmergarten zur Verkostung von allerlei Feinschmeckereien. Aber keine Angst – irgendwo hier drin gibt’s auch Frankfurter Würstchen. 

15 Uhr. Wie die Lemminge zieht es die Menschen bei schönem Wetter in Frankfurt auf den Römerberg. Das ist der Platz vor dem Frankfurter Rathaus und im Laufe des Jahres ein Ort zahlreicher Veranstaltungen. Früher wurden auf dem Römerberg Kaiser gekrönt, heute finden dort Messen statt und der jährliche Weihnachtsmarkt. Für gut gelaunte Fußballfans, die sich mit ihren Landsleuten in der Innenstadt für das Spiel am Abend warm singen möchten, ist der Gerechtigkeitsbrunnen in der Mitte des Römers der perfekte Treffpunkt. Die Göttin Justitia, die den Brunnen ziert, ist eines der Wahrzeichen Frankfurts. 

18 Uhr. Genug Geschichte und Kalorien inhaliert. Zeit für das Euro 24-Areal in Frankfurt, dem „place to be“ während der einmonatigen Europameisterschaft im Juni und Juli. Die Fan Zone ist in Frankfurt ganze 1,4 Kilometer lang und soll Platz bieten für 30 000 Menschen. Sie wird am nördlichen Mainufer zwischen Holbeinsteg und Friedensbrücke eingerichtet. Der Eintritt ist frei, gezeigt werden alle 51 Spiele auf einer Großleinwand, natürlich abgerundet von vielen Imbissen und Getränkeständen. Kunst, Kultur und Musik-Veranstaltungen sind ebenfalls geplant, die wunderschönen Main-Impressionen nach Einbruch der Dunkelheit kommen als Bonus obendrauf. 

20 Uhr. Das Frankfurter Bahnhofsviertel hat landesweit nicht den besten Ruf, Drogen und Prostitution sind dort unübersehbar. Allerdings hat in den letzten 10 Jahren auch ein Gentrifizierungseffekt eingesetzt: Schöne Hotels, gute Restaurants und hippe Bars sind in den Straßen rund um den Hauptbahnhof keine Seltenheit mehr. Außerdem, das zeigte sich schon während der WM 2006 in Frankfurt, wird vor allem das Lokal O‘Reilly’s am Ende der Münchner Straße gerade von englischen Fans besonders geschätzt. Schließlich können hier auch englische FußballfreundInnen sicher sein, dass sie in einem irischen Pub auf jeden Fall all die Biere bekommen, die ihnen auch auf der Insel kredenzt werden. Oder ist es die tägliche Karaoke-Veranstaltung, die so verlockend ist? 

2. Tag

10 Uhr. Wer eine Reise tut, der will was erleben – und tunlichst auch etwas mit nach Hause nehmen. Da empfiehlt sich in Frankfurt ein Besuch an einem besonderen Flohmarkt. Der Flohmarkt am Schaumainkai hat den Ruf, dass es dort wirklich jede schräge Kuriosität gibt, nach der man sein Leben lang schon nicht gesucht hat. Dass der Markt am Mainufer vorbeiführt, wertet ihn noch zusätzlich auf: So können BesucherInnen Frankfurt auch einmal aus einer anderen Perspektive sehen und verstehen, dass es hier auch ein Leben neben Glaspalästen und Bankenwolkenkratzern gibt. Der Markt am spröden, authentischen Osthafen öffnet jeden zweiten Samstag um neun Uhr, spätestens 14 Uhr ist Schicht.

 

13 Uhr. Außerhalb von Hessen dürfte man noch nie von der Grünen Soße gehört haben, die in Frankfurt und Umgebung als Nationalgericht gilt. Warum also nicht mal ein kleines kulinarisches Experiment mit einem Ausflug nach Bonames verbinden. Bei Bonames handelt es sich um einen Stadtteil im Norden von Frankfurt, in dem sehr viele und schöne Fachwerkhäuser stehen und keine der hohen Glaspaläste wie sonst in Frankfurt. Allein das ist schon ein Hingucker. Reizvoll ist Bonames aber auch aufgrund der dort ansässigen Traditionslokale. In der Goldene Gerste etwa oder Zum Goldenen Einhorn wird ausgezeichnete regionalen Küche aufgetischt. Im urigen, farbig mutigen Einhorn wird traditionell eine der besten Grüne Soße-Gerichte der Stadt angeboten, ein lauschiges Gärtchen sorgt für Sommerfeeling.  

15 Uhr. Durch Frankfurter Spezialitäten gestärkt, wird es Zeit für etwas Sport auf dem Wasser. Tauchen, schnorcheln, SUP? Nicht doch. Während der Europameisterschaft 2024 hat sich die Stadt Frankfurt etwas Besonderes am Mainufer zwischen Friedensbrücke und Eisernem Steg einfallen lassen. Auf dem Main wird auf einem Ponton ein schwimmendes Fußballfeld aufgebaut. Interessierte KickerInnen können sich auf dieser vermutlich etwas wackeligen Spielfläche austoben und darauf hoffen, dass sie bei diesem Spiel nicht seekrank werden. Wer lieber auf einem festen Untergrund spielen möchte, kann auch das tun. Auf der Fan Zone am Mainufer sind zwei Kleinfelder eingerichtet.    

18 Uhr. Sachsenhausen gilt als das Vergnügungsviertel von Frankfurt und ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Nicht mal Fußballfans aus mehreren Ländern, die gleichzeitig in der Stadt sind, werden es schaffen, Alt-Sachsenhausen leer zu trinken – dazu gibt’s hier einfach zu viele Kneipen und Bars. Man sollte die Chance nutzen und sich in einem der authentischen Traditionslokale einen Bembel Ebbelwoi bestellen. (Einen Krug Apfelwein!) Das macht man hier so, und es wird, so unsere Erfahrung, nicht bei jedem Gast gleich zu Begeisterungsstürmen führen. Doch immerhin kann man jetzt in Belgien, Dänemark oder Ungarn erzählen, was die Menschen in Hessen so alles freiwillig trinken. In Sachsenhausen findet man das Getränk in Kombination mit den Frankfurter Gerichten in so gut klingenden Kneipen wie Daheim in der Affentorschänke, Kanonesteppel oder Ebbelwoi unser. Viel Spaß.  

20 Uhr. Frankfurt ist eine ehrgeizige Stadt, die es in bestimmten Stadtteilen mit London und New York aufnehmen möchte. Davon kann man sich vor allem überzeugen, wenn man abends bei entsprechender Illumination eine der vielen Rooftop-Bars besucht und sich Frankfurt im Panorama-Rundblick anschaut. Soll noch mal einer behaupten, Wolkenkratzer hätten keinen Charme. Die NFT Skybar & Restaurant etwa befindet sich auf 185 Metern Höhe und ist für jeden Fußballfan der perfekte Ort, um den Alltag (und womöglich die Niederlage des eigenen Teams) mit ein paar Cocktails zu verabschieden. Originell auch die Rooftop-Bar Oosten, die man auf zwei alten Ladekränen errichtete. Live-Musik und DJs erwarten Gäste schließlich im edlen 22nd Lounge & Bar im Eurotheum-Hochhaus. 

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Geschrieben von Harald Braun

Der Reise- und Kulturjournalist Harald Braun, gebürtiger Rheinländer, lebt in Schleswig-Holstein auf dem Land, flüchtet im Winter regelmäßig nach Australien, mag den FC St. Pauli, Südtirol und immer häufiger auch ausgewählte Ecken in Deutschland, die er neuerdings entdeckt – wie den Hafenkran „Greif“ vor der Elbphilharmonie, in dem man vorzüglich übernachten kann.

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