Karpfen & Kajak – Bayern zwischen Genuss und Abenteuer

Über 200 Seen hat Bayern – besonders tiefe wie der Walchen- und der Königssee, so große wie der Chiemsee, der bekanntlich stolze 80 Quadratkilometer misst. Diese Gewässer sind Paradiese für Wassersportler: Kajak, Stand-up-Paddling, Schwimmen – alles ist möglich. Und zugleich sind die malerischen Seen Reviere für Hecht, Zander, Saibling, Waller oder Renke. Hinzu kommen 100.000 Kilometer Flüsse und Bäche – von Main bis Isar – sowie über 11.700 Teiche im fränkischen Aischgrund und im Stiftland um Tirschenreuth. Seit Jahrhunderten liefern sie gesunden Karpfen, gezüchtet von Mönchen, gepflegt von Fischern, geschätzt von Gourmets. Wer hier unterwegs ist, merkt: Wasser ist in Bayern nicht nur Natur, sondern Kultur.

Für Besucher ist die Radroute „Erlebniswelt Zoigl und Fisch“ durch die Tirschenreuther Teichpfanne ein besonderes Erlebnis. Über 4.700 Teiche funkeln dort in der Sonne – eine Kulturlandschaft, die die Zisterziensermönche schon im Jahr 1133 anlegten. Sie machten aus sumpfigem Land eine Welt der Fische, in der Karpfen und Kulte gleichermaßen gedeihen. Heute verbindet die Route Fischgenuss und frisch gezapftes Zoigl-Bier – eine Reise zwischen Natur und Kultur, die zeigt: Manchmal schmeckt Geschichte ganz wunderbar. Und wer sich aufs Rad setzt, kann unterwegs in Zoigl-Stuben einkehren – da wird frisch gezapft, und hausgemacht, kurz: es wird gesellig! 

Traditionelle Fischteiche gehören zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Sie speichern Regenwasser, bieten Lebensraum für Frösche, Molche, Libellen und Vögel. Auch kulinarisch ist ihr Ertrag einzigartig: Bayerischer Fisch gilt als besonders nachhaltig. Kurze Wege, keine Überfischung, sondern naturnahe Aufzucht. Karpfen ernähren sich überwiegend von Kleinstlebewesen und Pflanzen im Teich. Zusätzliche Fütterung ist dabei überflüssig. Kein Wunder, dass der Herbst hier Karpfensaison ist: von September bis April steht der Fisch in Gasthäusern und Wirtshäusern im Mittelpunkt. Ob blau, gebacken oder filetiert – er ist der heimliche Star der Speisekarten.

Am Chiemsee führen Tassilo und Florian Lex gemeinsam mit ihrem Vater Thomas die Chiemseefischerei Lex – in sechster Generation. „Seit 400 Jahren leben Fischerfamilien auf diesem Gelände“, erzählen sie. Heute sind es 16 Berufsfischer, die in strengen Schonzeiten fischen und ihre Regeln selbst festlegen. Ihre Spezialität sind Renken-Semmeln – frisch geräuchert mit Sahnemeerrettich oder gebeizt nach Matjes-Art mit Crème fraîche und Zwiebeln. Vom See direkt auf die Hand: frischer geht’s nicht. Und wenn die Fischer mal frei haben, sind sie selbst auf dem Wasser unterwegs – mit dem Kajak zur kleinen Krautinsel. Ein Geheimtipp, so sagen sie, „denn vom Wasser aus sieht der See immer noch ein bisschen schöner aus.“

Wer statt Stille lieber Strömung sucht, wird an Bayerns Flüssen glücklich. Main, Donau, Isar, Inn – sie alle laden ein zu Touren mit Kajak, Schlauchboot oder Floß. Geführte Kajakfahrten auf der Isar oder Familienfloßfahrten auf der Donau sind ideale Möglichkeiten, die Landschaft aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben. Vorbei an Wäldern, Felsen, Sandbänken – immer begleitet vom leisen Plätschern des Wassers. Fischliebhaber freuen sich dabei unterwegs bereits auf Hecht, Zander oder Waller und genießen dabei die wunderbare Atmosphäre. Wie Henry David Thoreau einmal sagte: „Viele Männer angeln ihr Leben lang, ohne zu wissen, dass sie gar nicht den Fisch suchen.“ Wer auf Bayerns Flüssen paddelt, spürt sofort, wie wahr das ist – denn häufig sind es Ruhe, Natur und das Staunen, nach denen wir eigentlich greifen.

Karpfen, Kajak, Kulturgeschichte – in Bayern gehören sie zusammen. Die Teiche sind Schöpfung der Mönche, die Seen Heimat der Fischer, die Flüsse Abenteuerpfade. Wer hier reist, kann morgens im Kajak sitzen, mittags frischen Fisch genießen und abends im Zoigl-Wirtshaus anstoßen. Ein Dreiklang, der Bayern einfach unverwechselbar macht.

Titelbild: Historische Fischhofbrücke – das Wahrzeichen Tirschenreuths. © erlebe.bayern – André Schösser