Seit mehr als 1.400 Jahren sichern Bergbauern in Bayern das Überleben einer einzigartigen Kulturlandschaft. Ihre Höfe, meist seit Generationen in Familienhand, sind stabile Bollwerke gegen das Verbuschen der Alpen. Kühe und Jungrinder weiden auf saftigen Matten, wo sonst Latschen, Büsche und Zwergsträucher überhandnehmen würden. Was von außen idyllisch wirkt, ersetzt harte Arbeit: das händische Sensen von Alpenampfer, das Abholzen von Latschen, das Freihalten der Hänge für das Licht, damit Enzian, Frauenschuh, Türkenbund und Orchideen wachsen können. Rund 720 Farn- und Blumenarten wurden allein am Chiemgauer Blumenberg gezählt – ein lebendes Botanik-Museum, das ohne die Bergbauern längst verschwunden wäre.


Armin Kling: Verwurzelt im Allgäu

Wie sehr das Leben der Bergbauern mit der Natur verwoben ist, zeigt Armin Kling. Gemeinsam mit seinen Eltern führt er im Allgäu seinen Hof in zwölfter Generation. „Würden wir die Natur vernachlässigen, änderte sich für uns alles. Wir leben von und mit ihr“, sagt er. Das klingt selbstverständlich, ist aber täglich mühsame Verpflichtung: Kühe treiben, Wiesen pflegen, Unkraut sensen, Heu machen. Kling weiß, dass die Schönheit der Landschaft auch sein Verdienst ist – und jener vieler Bergbauern, die im Rhythmus von Jahreszeiten und Wetterlagen leben. Gäste erleben diese Arbeit indirekt. Sie freuen sich über grüne Wiesen voller Löwenzahn, friedlich grasende Kühe und ein prächtiges Alpenpanorama zum Greifen nah.

Florian Karg: Sommer auf der Alm

Ein ganz anderes Kapitel schreibt der Hirte Florian Karg. Den Sommer verbringt er mit seiner Frau, vier Kindern und 122 Jungrindern auf der Alpe Plättele bei Bad Hindelang. Bis auf 2.000 Meter steigen sie hinauf, wo das Gras kräuterreich und die Blumenwiesen ein einziges Farbenmeer sind. „Ich kenne jedes einzelne Tier persönlich. Jedes hat unverkennbare Merkmale und einen ganz eigenen Charakter“, erzählt er. Hirten genießen im Allgäu hohes Ansehen, denn sie halten die Almen offen, verhindern, dass Wiesen „verstrohen“ – und schaffen so Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die gesunde Ernährung macht seine Tiere widerstandsfähig und robust. Beim Almabtrieb, dem Viehscheid, wird schließlich der unfallfreie Sommer gefeiert: Bauern, Hirten und Dorfbewohner ziehen gemeinsam mit ihren geschmückten Kühen ins Tal – ein Spektakel, das heute auch Touristen in Scharen anzieht. „Einmal im Jahr,“ sagt ein Besucher augenzwinkernd, „machen die Kühe eine bessere Show als jedes Oktoberfest.“

Käse mit Charakter

Die Milch der Bergkühe ist ein Schatz. Sie wird in 35 Alp-Sennereien und zahlreichen Talbetrieben zu würzigen Rohmilchkäsen verarbeitet – Bergkäse, Hartkäse, Weichkäse. Jede Hüttentour endet mit einer Kostprobe: ein Stück Käse, das nach Almkräutern, Sommerregen und Geduld schmeckt. In Gunzesried, wo seit 1892 Bayerns älteste Sennerei ihrem Handwerk nachgeht, lebt ein ganzes Dorf vom Käse. Zwölf Landwirte liefern ihre Milch, die Senner verwandeln jährlich 1,3 Millionen Liter in über tausend Laibe Bergkäse. Jeder wiegt 25 Kilo, wird im Keller gelagert, regelmäßig gewendet und mit Salzwasser abgerieben. „Bergkäse ist wie ein guter Freund“, heißt es in Gunzesried, „man muss sich um ihn kümmern, sonst wird er grantig.“

Und weil Tradition nicht Stillstand bedeutet, werden hier auch neue Wege beschritten. In Eschach etwa gründeten Philipp Haggenmüller, Sebastian Herz und Lisa Benz die Genusskäserei „Hoimat“. Ihre Spezialität: Bio-Rohmilch-Weichkäse. „Wir wollten Wertschätzung für Natur, Rohstoffe und Tradition mit bewusstem Genuss verbinden“, sagt Lisa Benz. Die Milch stammt ausschließlich von heimischen Bio-Heumilchbauern, das Ergebnis sind Käsekreationen, die zeigen, dass das Allgäu mehr kann als nur Bergkäse allein.

Ein Stück Bayern für alle Sinne

Ob traditioneller Bergbauernhof, Hirtenleben zwischen Gipfeln oder Käsehandwerk im Tal – Bayerns Bergbauernwirtschaft ist ein Gesamtkunstwerk. Sie formt Landschaften, erhält Artenvielfalt, schafft Identität und liefert zugleich Delikatessen, die Urlaubstage veredeln. Wer durch die Alpen wandert, sieht nicht nur Berge, sondern das Werk von Menschen, die seit Jahrhunderten Höchstleistung erbringen. Ihr Lohn ist nicht allein der Käse auf dem Teller, sondern eine Kulturlandschaft, die Bayern unverwechselbar macht.

Titelbild: Einkehr mit Postkartenblick © erlebe.bayern - Gert Krautbauer

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