In sechs Trekkingcamps im Nordschwarzwald ist etwas erlaubt, das sonst fast überall streng verboten ist: Zelten im Wald.

Geschafft: Das Zelt steht, ein kleines Feuer knackt und prasselt, die Nudeln köcheln im Topf auf dem Gaskocher. Die erste Tagesetappe liegt hinter uns – und die erste Nacht im Wald vor uns. Um uns herum wird es langsam dunkel, eingekuschelt in die warmen Schlafsäcke lauschen wir in die nächtliche Stille hinein. Der kleine Bach, der etwas unterhalb des Camps verläuft, gluckert und murmelt leise. Ab und an knackt es irgendwo im Unterholz. Unheimlich ist das nicht – sondern eher ziemlich beruhigend.

Panoramablicke und Dickicht

Schwer beladen sind wir am Vormittag in Freudenstadt zu einer dreitägigen Trekkingtour durch den Nordschwarzwald aufgebrochen. In sechs Trekkingcamps ist dort erlaubt, was sonst streng verboten ist: sein Zelt im Wald aufzuschlagen. Die Camps sind mit nicht mehr als einer Feuerstelle und einer Komposttoilette ausgestattet – also tragen wir alles, was wir brauchen, auf dem Rücken: Zelt, Schlafsack und Campingkocher, Wasser und Proviant, Kleidung, Klopapier und Taschenlampe. Auch eine Flasche Rotwein ist dabei – nur das Nötigste eben. Erst zwei Kilometer liegen zwischen uns und dem Freudenstädter Marktplatz, als wir schon mittendrin sind im dichten Grün des Schwarzwalds. Anfangs wandern wir noch nebeneinander und gemütlich plaudernd auf breiten Forstwegen, doch bald werden die Pfade schmaler, steiler und verschlungener. Unter dem Blätterdach ist es trotz der sommerlichen Hitze angenehm kühl. Stellenweise wuchert Farn mannshoch über den Weg, bildet links und rechts ein grünes Dickicht. Hier und da ragen mächtige Tannen und Fichten über die anderen Bäume hinaus. Zwischendurch öffnet sich der Wald immer wieder und gibt den Blick frei auf die hügelige Landschaft.  

Wer will, kann eine Woche von Camp zu Camp wandern 

Die Trekking-Camps liegen zwischen Baden-Baden und Freudenstadt versteckt und abseits der Wege im Schwarzwald. Um sie zu finden, braucht man die GPS-Koordinaten. Jedes Camp ist für drei Zelte ausgelegt, nach einer Nacht muss man weiterziehen. Zwischen den Plätzen liegt jeweils eine Tageswanderung, so lassen sie sich gut zu einer mehrtägigen Tour verbinden. 

Mit jedem Schritt wächst der Abstand zum Alltag

Nach einer wunderbar erholsamen Nacht schälen wir uns viel später als gedacht aus den warmen Schlafsäcken. Rund 15 Kilometer führen uns über teils steile, wurzelige Pfade am zweiten Tag zu gleich mehreren Naturschönheiten im Nordschwarzwald. Gegen Mittag erreichen wir die Sankenbachfälle und klettern über steinige Pfade hinab zum Sankenbachsee, der schon von Weitem zwischen den Bäumen funkelt. Später genießen wir von der Panorama-Plattform oberhalb des Ellbachsees den Blick über die sanft-hügelige Landschaft. Der tiefdunkle Ellbachsee, eingebettet in einen beinahe schon grimmschen Märchenwald und fast ganz von einem schwimmenden Rasenteppich überzogen, besitzt eine mystische Aura. Bald darauf sind wir auch schon auf dem letzten Tages-Kilometer unterwegs. Mit der Dämmerung sind wir am Camp und stellen das Zelt auf. Im flackernden Schein des Feuers trocknen die verschwitzen Wanderschuhe, während wir uns heißhungrig über eine Schale dampfende Pesto-Nudeln hermachen, um anschließend satt und erschöpft ins Zelt zu kriechen. Diesmal wachen wir früh auf, ein vielstimmiges Vogelorchester begrüßt den neuen Tag. Am nahe gelegenen Bergbach klatschen wir uns Wasser ins Gesicht, eiskalt, schlürfen Kaffee, heiß, knuspern Müsliriegel und Banane, bevor wir uns auf die letzte Tagesetappe machen. Nach nur zwei Nächten im Wald sind wir komplett tiefenentspannt. Bloß keine Hektik – wir beschließen, uns heute Zeit zu lassen und das letzte Stück des Weges abzukürzen: Von Baiersbronn fahren wir mit dem Zug zurück nach Freudenstadt.

Die drei Tage im Wald haben uns geerdet – wir haben festgestellt, dass Mahlzeiten wie Nudeln mit Pesto, die zu Hause eher als schnelle Notlösung gelten, auf einem Baumstamm am Lagerfeuer sitzend jedes Fünf-Gänge-Menü im Gourmetrestaurant ausstechen können. Dass man auch (mal!) ohne WLAN und warmes Wasser auskommt, dass fehlender Handyempfang etwas wunderbar Befreiendes sein kann. Und jetzt freuen wir uns ebenso auf eine warme Dusche wie auf unsere nächste Trekkingtour. 
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Titelbild: Den Weg zu den Camps findet nur, wer die Koordinaten kennt © Dietmar Denger

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