Dürfen wir vorstellen?

Dieses Bundesland im hohen Norden ist ein Zwei-Städte-Staat. Zu Bremen (liegt im Landesinneren) gehört nämlich auch das kleinere Bremerhaven, und das befindet sich, wie der Name schon sagt, am Meer. Beide zusammen haben rund 680.000 Einwohner, wovon etwa 113.000 in Bremerhaven leben. Dazwischen erstrecken sich mehr als 50 Kilometer Niedersachsen. Der Name Bremen leitet sich ab vom altsächsischen Wort bremo – das bedeutete „am Rand“ und bezog sich auf die Dünenlage der Stadt an der Weser. Womit das schon mal klar ist.

Man ahnt bereits: Hier geht es seit jeher ums Wasser. Die Hansestadt Bremen war wichtiges Mitglied der mittelalterlichen Handelsorganisation und die Nähe zur Nordsee ihr Tor zur Welt, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Zusammen bilden Bremen und Bremerhaven den zweitgrößten Seehafen Deutschlands und den viertgrößten in Europa (nach Rotterdam, Antwerpen und ... ääh: Hamburg). Außerdem gibt es mit Weser, Wümme, Lesum, Ochtum und Geste, den Marschwiesen und Altarmen noch viel mehr Wasser. Die Schlachte – das ist die Weserpromenade in der City – ist mit ihren Biergärten und Restaurants an warmen Sommerabenden so etwas wie der Kiez der Stadt, eine coole Location zum Bummeln. Und das Schiff weiter vorne kennt man aus dem Werbefernsehen: Wenn die „Alexander von Humboldt“ sich auf dem Bildschirm in den Wind legte und Joe Cocker dazu „Sail away!“ röhrte, ist man noch schnell zum Kühlschrank. Um sich ein Beck's zu holen, bevor die Sportschau anfing. 

Das kleine Bremen ist übrigens eine große Fahrradstadt. Auf über 800 Radwegkilometern (mit kaum nennenswerten Steigungen) kommt man mit dem Rad schnell überallhin. Oder man flaniert zu Fuß zu den schönsten Ecken der City, in 20 Minuten ist man per pedes durch den historischen Stadtkern hindurch und kann alles Wichtige anschauen. Den Schnoor zum Beispiel, Bremens ältestes Viertel, oder die Böttcherstraße mit dem „Sieben Faulen Brunnen“ – der ehrt die „faulen“ Söhne eines Bauern, die mangels Arbeit in die Welt zogen und mit modernen Ideen zurückkamen. 

Heute ist Bremen bei allem Stolz auf Tradition eine junge Stadt mit rund 20.000 Studenten, die sich an 100 Masterstudiengängen und Bachelorprogrammen versuchen. Klar, dass das eine coole Szene erzeugt, kleine Designer-Läden, Bars und Kneipen, vegane Restaurants und trendige Cafés gibt’s ohne Ende. Kaffee sollte man hier sowieso zwischendurch und immer wieder trinken. Besser als in Bremen kriegt man den wohl nirgendwo, die kleinen Röstereien erleben gerade ihren dritten oder vierten Frühling. 

Und natürlich muss man unbedingt zum Bremer Marktplatz. Dort steht nicht nur die zehn Meter hohe Statue des Roland, die seit 1404 über die Hansestadt wacht und wie das Rathaus zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, sondern auch ein Denkmal der berühmten Bremer Stadtmusikanten. Esel, Hund, Katze und Hahn hatten sich der Sage nach einst hierher aufgemacht, um hier ein besseres Leben zu finden. Heute ehrt sie die Bronzeskulptur in der City, und an der fallen besonders die blanken Vorderbeine des Esels auf – wer die umfasst, so die Legende, soll eine dicke Portion Glück mit nach Hause nehmen.

Kurz und knackig

Bremen ist das kleinste Land der Bundesrepublik mit einer Fläche von 420 Quadratkilometern, bei insgesamt gut 680.000 Einwohnern macht das etwa 1630 Menschen pro Quadratkilometer. Die beiden Schwesterstädte sind durch Niedersachsen getrennt, 53 Kilometer voneinander entfernt und durch die Weser miteinander verbunden: Bremen liegt am Unterlauf des Flusses, Bremerhaven an seiner Mündung in die Nordsee.

Aus der Handelsstadt ist längst auch eine Stadt der Wissenschaft geworden, in der sehr fleißig geforscht wird. Neben den neun Hochschulen gibt es mehrere große außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie 24.000 Arbeitsplätze im Wissenschaftssektor – kein anderes Bundesland hat pro Einwohner mehr kluge Köpfe als Bremen. Wobei die Forschung nicht im Elfenbeinturm hockt, sondern in beiden Städten überall mit dem Alltag verbunden ist. Auch Besucher bekommen leicht Zugang zur Welt des Wissens. In Bremen geht’s im Science Center Universum hinein in das Innere der Erde, im Überseemuseum einmal um sie herum und in der „botanika“ kann man ihre Pflanzenvielfalt bewundern, besonders den Rhododendron – von den weltweit bekannten 1000 Arten wachsen mehr als 600 im angrenzenden Rhododendronpark. Auch Bremerhaven bietet die tollsten Wissenswelten: das Klimahaus zum Beispiel und das Auswandererhaus, den Zoo am Meer und das Schifffahrtsmuseum …

Ach ja, und noch etwas: Bremen ist grün. Überall Parks, überall Gärten. Und wenn man zum Blockland radelt, ein Stadtteil im Osten der Stadt, ist man mitten in einem Naturschutzgebiet, in dem mehr Kühe leben als Menschen. Die Farbe Grün hat Bremen übrigens auch international bekannt gemacht: Es ist die Farbe des hiesigen Fußballvereins und des weltweit bekannten Bieres, das hier an der Weser gebraut wird.

Herr Ober!

Bremen liebt seine Traditionen – und hegt und pflegt sie auch in der Küche. Vieles davon schmeckt wesentlich besser, als der Name klingt. Kohl und Pinkel zum Beispiel, ein Gericht, das im Herbst nach dem ersten Frost serviert wird: Das ist deftiger Grünkohl mit Grützwurst (Pinkel), zu dem auch gerne noch Bauchspeck gegessen wird. Ähnlich gewöhnungsbedürftig ist Labskaus, eine Mischung aus Kartoffeln, Roter Bete und Pökelfleisch – sehr, sehr lecker, auch wenn es, ehrlich gesagt, nicht unbedingt so aussieht. Sehr bekannt ist auch die Hackgrütze Knipp, hergestellt aus Hafergrütze, Schweinefleisch, Rinderleber und Brühe, gewürzt mit Salz, Piment und Pfeffer.

Natürlich wird bei all dem Wasser in der Nähe viel Fisch gegessen – Stinte etwa, früher ein Armeleuteessen, gelten heute als Spezialität. Und speziell in Bremerhaven dreht sich ganz viel um Meeresgetier. Dort sollte man unbedingt fangfrischen Fisch im Fischereihafen probieren, oder Nordseekrabben, schmeckt einfach gut. Eine Institution ist seit 1927 das Seefischkochstudio, in dem Chefköche ihr Wissen weitergeben. Die Kochkurse, Kochshow und erstklassigen Rezepte sind bei Besuchern von nah und fern schwer beliebt.

Nicht zuletzt gibt es in Bremen auch eine absolute Spitzenküche. Der Feinschmecker-Guide Gault & Millau ehrte etwa das „Kleinen Lokal“ (Knurrhahnfilet auf Safrangraupen und Artischocken oder Stockfischpraline mit Schmorgurken und Passe Pierre, zum Niederknien) sowie „Grashoff’s Bistro“ (frankophile Küche mit mediterranen und asiatischen Einflüssen, auch Vicco von Bülow alias Loriot war schon hier) mit jeweils 15 von 20 Punkten, ein stolzer Wert. Und wenn noch Platz ist, gibt’s ein paar Bremer Kluten hinterher: Die kleinen Kalorienbomben sind aus Pfefferminzfondant und zur Hälfte mit dunkler Schokolade überzogen. Man bekommt sie in den meisten Bäckereien der Stadt. Auch in größeren Mengen, zum Mitnehmen, als Souvenir.

Titelbild: Die historische Uferpromenade an der Weser © WFB/Jonas Ginter

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