Dürfen wir vorstellen?

Was haben die kecken Engel im Gemälde “Die Sixtinische Madonna” und die markanten Felsen der Basteibrücke gemeinsam? Die einen sind Meisterwerke der Kunst, die anderen Wunderwerke der Natur. Zu finden in der Gemäldegalerie Alte Meister im Dresdner Zwinger und im Nationalpark Sächsische Schweiz: in Sachsen. Die Kultur- und die Naturlandschaft Sachsens bilden eine unschlagbare Kombination.  

Es gibt wohl einfach Landschaftsbilder, die sind bei jedem Wetter unvergesslich, ja fast schon mystisch. Die uralte Aussichtsplattform auf der Bastei überspannt mit ihren 76,50 Metern Länge und sieben Bögen ziemlich waghalsig eine 40 Meter tiefe Schlucht. Wie sie wecken viele andere spektakuläre Formationen namens “Lokomotive” oder “Kuhstall” mit ihren Panoramablicken die Lust auf Wander- und Klettertouren im Elbsandsteingebirge. Winzig klein wirken von hier oben die historischen Raddampfer auf der Elbe und die sich am Fluss entlang windenden Dörfer. 

Mit 25 Kilometern Luftlinie gewissermaßen einen Steinwurf entfernt breitet sich Dresden und das Elbland selbstbewusst im Elbtal aus – gut zu sehen bei einer Fahrt mit der Standseilbahn vom Weißen Hirsch aus. Übers berühmte “Blaue Wunder” in Loschwitz geht es mitten hinein in den Trubel von Elbflorenz. Schön, an einem sonnigen Spätnachmittag das bunte Treiben rund um die wieder erbaute Frauenkirche zu erleben, auf den Elbterrassen zu flanieren, Residenzschloss, Hofkirche und Semperoper in Augenschein zu nehmen. Und abends? Wartet die Bunte Republik Neustadt, Dresdens verrücktes Szeneviertel “Neustadt”, mit zig Kneipen, Läden und Innenhöfen. Im fröhlichen Gewirr vieler Sprachen ist immer wieder das sympathische “Nu” der Dresdner zu hören. Das Lieblingsschloss der Sachsen liegt unweit der sächsischen Landeshauptstadt: Auf Schloss Moritzburg nördlich von Dresden wurde der legendäre Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gedreht. In Meißen kann man nicht nur Porzellan shoppen, sondern auch hinter die Kulissen der berühmten Manufaktur schauen. 

Leipzig, übrigens die größte Stadt im Freistaat, gehört derzeit zu den angesagtesten, lebendigsten Metropolen Europas. Klassik und Moderne sind dicht beieinander. Gewandhaus und Kunstkraftwerk, Völkerschlachtdenkmal und Baumwollspinnerei. Passagen und Kanäle. Es ist hipp, mit dem Kanu vom Stadthafen bis zum Cospudener See im Leipziger Neuseenland zu paddeln. Aus gefluteten Braunkohlegruben ist – ähnlich wie in der Oberlausitz – ein Freizeitparadies für Wassersportler und Badegäste entstanden. Mittlerweile gibt es mehr als 20 zum Teil über schiffbare Kanäle verbundene Seen. Action heißt es im Kanupark Markkleeberg. 

Das Vogtland ganz im Süden ist nicht nur ein Ziel zum Wandern. Hier hängt der Himmel auch voller Geigen und sprudeln Radon- und Thermalquellen für einen perfekten Gesundheitsurlaub. Und Chemnitz, die drittgrößte Stadt des Bundeslandes? Sie hat mindestens drei außergewöhnliche Museen, die man gar nicht so recht im Fokus hat: das Sächsische Industriemuseum, die Villa Esche als eine Station der Europäischen Henry-van-de-Velde-Route und das Museum Gunzenhauser mit der bedeutendsten Expressionisten-Sammlung in Deutschland. Chemnitz hat ein ungewöhnliches Wahrzeichen: den Langen Lulatsch. Im Jahr 2025 wird Chemnitz Kulturhauptstadt Europas sein. Von bahnbrechenden Erfindungen, mutigen Entscheidungen bis hin zu kulturellen Innovationen – Chemnitz steckt voller Ideen und Überraschungen. Als „Sächsisches Manchester“ zählt die Stadt zu den industriellen Wiegen Deutschlands. Unter dem Motto „C the unseen“ kommen bei einem ersten virtuellen Kennenlernen die Schätze, Überraschungen und das bislang Unentdeckte in Chemnitz zutage.

“Glück auf!” ruft das Erzgebirge zur Begrüßung - eine der reizvollsten Mittelgebirgslandschaften Europas, geprägt vom Silbererz-Bergbau. Silber findet man heute keins mehr. Wer hier wandert, findet ein UNESCO-Welterbe. Höchste Erhebung ist der 1.215 Meter hohe Fichtelberg in Oberwiesenthal. Im Sommer donnern ihn die Leute mit Monsterrollern, E-Bikes oder Mountainbikes hinunter, im Winter mit Skiern. Die coolsten Typen sind im Erzgebirge aus Holz geschnitzt: Nussknacker, Räuchermännchen & Co. Viele bewundern auch Schwibbogen und Weihnachtspyramide. Sachsen hat auch “Görliwood”, einen schiefen Turm, ein Stones-Museum, Senf und Sorbische Ostereier. Und zwar dort, wo man “R” so schön rollt: in der Oberlausitz.

Kurz und knackig

Sachsen ist mit einer Fläche von 18.450 Quadratkilometern und rund vier Millionen Einwohnern eines der mittelgroßen deutschen Bundesländer. Jährlich besuchen mehr als 8,5 Millionen Gäste das Land, davon mehr als eine Million aus dem Ausland. Das bestimmende Thema in Sachsens Tourismus ist die Kultur. Ob in der Semperoper Dresden, im Gewandhaus in Leipzig, in der Oper Chemnitz, in Schlössern, Burgen und historischen Anlagen: hochkarätige Theater- und Musikinszenierungen prägen den Freistaat. Musikfestivals von Klassik über Jazz bis Klezmer haben ihre Fans weltweit. Über 500 Museen zeugen vom großen Erbe der über 1000-jährigen Kulturlandschaft. Etwa 1.000 Schlösser, Burgen, Gärten und Herrenhäuser können Reisende erleben – unter ihnen Kleinode wie Pillnitz, Moritzburg und Augustusburg, die Schlösser Albrechtsburg, Lichtenwalde oder Rammenau. Sachsen hat zudem zwei UNESCO-Welterbestätten –  den „Muskauer Park / Park Mużakowski“ als gemeinsames polnisch-deutsches Kulturerbe in Bad Muskau und die „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ als deutsch-tschechisches Kulturerbe.

Herr Ober!

Die Sachsen lieben es süß: Eine wirklich international bekannte sächsische Spezialität ist recht winterlich – der Christstollen, den man am besten bei einem der rund 125 Stollenbäcker in Dresden und Umgebung kauft. Rund ums Jahr gibt’s die Dresdner Eierschecke (ein besonderer Schichtkuchen aus viel Quark und Eiern) und Schokolade – immerhin wurde 1839 in Dresden die Milchschokolade erfunden. Aus Leipzig kommen die Leipziger Lerchen, ein Gebäck in Pastetenform und das Gemüse Leipziger Allerlei. Ach ja, und: Sächsische Quarkkeulchen sollte man auch mal probiert haben.

Neben lokalem Bier schmecken hierzulande auch Sekt und Wein. In einem der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands ist entlang der Sächsischen Weinstraße zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz das Keltern eine große Kunst. In gemütlichen Weinlokalen und feinen Restaurants kann man sich die qualitätsvollen Weine verschiedener Rebsorten schmecken lassen. Seit über 850 Jahren schon wird im Elbtal auf rund 450 Hektar Fläche in vorwiegend steilen Lagen Wein angebaut.

Ein Blick in die Speisekarten regionaler Lokale verrät die Spezialitäten der sächsischen Küche: Sächsischen Sauerbraten etwa, die Sächsische Kartoffelsuppe oder die Sorbische Hochzeitssuppe aus der Oberlausitz. Auf Sachsens kulinarischer Visitenkarte stehen ebenso kleine Käsereien, Imker, Fischerzeuger, Hofläden, Kaffeeröstereien und Schokoladenhersteller. Höchste Gaumenfreuden? Sechs Sternerestaurants gibt es in Sachsen auch.

Typisch sächsisch: der Dialekt

Wenn es um ihren Dialekt geht, haben es die Sachsen nicht leicht. Eigentlich sprechen alle Deutschen Sächsisch. Sie sprechen es nur falsch aus! Spätestens seit dem Mittelalter ist nämlich klar: Sächsisch kommt dem Hochdeutsch noch am nächsten, denn es war die Grundlage für die einheitliche, hochdeutsche Verkehrssprache. Wer sich einmal an die Aussprache gewöhnt, wird Sächsisch leicht verstehen. Aus K wird G, aus T wird D, aus P wird B: Gronentor, Daschenbergpalais oder Baraderäume – ist doch ganz einfach. Hinter manchen Vokabeln, die einem ab und zu begegnen, stecken herrliche Anekdoten. Bliemchengaffee (Blümchenkaffee) oder Scheelchen Heeßn (Tasse Kaffee) gehören dazu. Die erzählen die Sachsen herzlich gerne.

Titelbild: Die Bastei ist die berühmteste Felsformation der Sächsischen Schweiz © Sebastian Rose

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