Sie ist zu Fuß durch Westaustralien marschiert, hat Großbritannien mit dem Rucksack durchquert und Südafrikas Amatola Trail bezwungen. Doch das Saarland ist neu für die Outdoor-Bloggerin. Wir begleiten Kathrin Heckmann, in der Social-Media-Welt als Fräulein Draußen bekannt, auf ihrer Wanderung durch die urige Natur des Saar-Hunsrück-Steigs.

Wie der Blogger-Name verrät, verbringt Kathrin ihre Zeit am liebsten draußen, und zwar fernab von Ballungsräumen und Städten. Also schon mal beste Voraussetzungen für ihre Premiere im einsamen, stillen Nordsaarland, wo ein Teil des 410 Kilometer langen Saar-Hunsrück-Steigs verläuft. Der trägt wegen seiner hohen Erlebnisqualität und der guten Beschilderung das „Premium Wandersiegel“, die höchste Auszeichnung, die ein Trail in Europa bekommen kann. Doch überzeugt er auch Kathrin, die bereits durch die halbe Welt gestiefelt ist? 

Auftakt mit Burgromantik und Schmetterlingen

Der Plan: eine Vier-Tages-Tour mit ausgesuchten Etappen zwischen 13 und 25 Kilometern. Start ist in Grimburg, ein Dorf hoch oben im Saarland, mit weniger als 500 Einwohnern und einer schmucken Burg. Dort dürfen Wanderer auf einer Wiese ihr Zelt aufschlagen – das ist ziemlich romantisch und ganz nach Kathrins Geschmack, die als gebürtige Bayerin eigentlich erst so richtig glücklich ist, wenn sie den Sonnenuntergang von einem Gipfel aus betrachten kann. Am Morgen macht sie sich auf den Weg mit Ziel Weiskirchen, einem Kurort im Herzen des Naturparks Saar-Hunsrück. Es geht durch ein wildes Tal mit Weihern, Wiesen und weiten Blicken. Immer wieder zückt Fräulein Draußen die Kamera: da ein Meer aus großen Farnen und leuchtend pinkem Fingerhut, dort plätschernde Bachläufe, ein Reh im Unterholz und so viele unterschiedliche Schmetterlinge.

Bisons, Berge und ein Badesee

Die Luft ist rein, die Motivation groß: Wegen der vielen An- und Abstiege ist die Strecke von Weiskirchen an den Losheimer Stausee (die 5. offizielle Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs) genau die richtige Herausforderung für Outdoor-Leute wie Kathrin. Nach dem Wildpark Rappweiler mit seinen Bisons heißt es bergauf gehen, gleich über mehrere Felsformationen. Dann ein weiterer Höhenzug mit dem Engels- und Teufelsfelsen. Durch das urige Lannenbachtal nähert sich Kathrin Saarlands höchstgelegenem Dorf Scheiden. Nix wie Rucksack abnehmen und von der „Sinnenbank“ die spektakuläre Fernsicht genießen. Auch Draußen-Fräuleins dürfen schließlich mal chillen. Von hier ist es nur noch eine Stunde zum See in Losheim. Ein Sprung ins Wasser und weiter auf dem 4. Abschnitt mit dem Etappenziel Bergen. Buchenwälder, ein verlassener Steinbruch und Weiher säumen den Weg. Und immer wieder herrliche Ausblicke. Kathrins Fazit am Abend: eine höchst abwechslungsreiche Tour mit Potential zur Lieblingsetappe. Ihr Nachtlager, das Landgut Girtenmühle, bietet neben einem gemütlichen Campingplatz auch Weinfässer und finnische Kotas zum Übernachten. 

Ein Abenteuer zwischen Himmel und Erde

Tag drei beginnt mit dem Ende der 4. Etappe des Steigs, bevor es ab Britten auf der 3. Etappe Richtung Orscholz weitergeht. Landschaftlich wunderschön ist die einige Kilometer lange Passage durch das einsame Saarhölzbachtal. Keine Menschenseele weit und breit. Fräulein Draußen folgt dem Weg auf schmalen, teils in die Hänge gebauten Pfaden, anschließend in Serpentinen oberhalb von Mettlach, das Keramik-Kenner aus der ganzen Welt ansteuern. Und plötzlich – Trommel, Wirbel –  liegt die Saarschleife zu Kathrins Füßen. Obwohl als Wahrzeichen Instagram-Star, übertrifft der echte Blick auf den echten Fluss, der sich in einer dramatischen 180-Grad-Kurve seinen Weg durch die tiefgrün bewaldete Schlucht bahnt, mehr als ihre Erwartungen. Und das ganz ohne Filter! Die letzten Kilometer führen über spektakuläre Pfade bis zum Aussichtspunkt Cloef – und ihrem Schlafplatz. Der befindet sich heute in luftiger Höhe zwischen den Bäumen direkt an der Kante der Steilhänge. „Cloefhänger“ nennen sich die schwebenden Bergsteigerbetten. Ein Erlebnis der außergewöhnlichen Art und ein Gefühl von Freiheit, das durchaus mit Fräulein Draußens Outdoor-Highlights von Australien bis Alaska mithalten kann. 

Einatmen, ausatmen, ankommen

Vom Zwitschern der Vögel geweckt, verlässt Kathrin am nächsten Morgen ihr schaukelndes Nest und startet zum letzten Streckenabschnitt ins rund 13 Kilometer entfernte Borg. Doch vorher stattet sie noch dem Baumwipfelpfad an der Cloef einen Besuch ab. In zahlreichen Windungen geht’s über einen hölzernen Steg immer höher hinauf, vorbei an zahlreichen Lern- und Erlebnisstationen – bis zur 42 Meter hohen Aussichtsplattform mit Rundum-Panorama über Saar und die grünen Hügel des Saar-Hunsrück-Gebiets. Sogar die Vogesen sind zu sehen!

Zeit für den Endspurt, die 2. Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs. Bald ist Fräulein Draußen wieder da, wo sie sich am wohlsten fühlt: im Wald. Einatmen, ausatmen, durchatmen und sich an den Naturschönheiten des wildromantischen Steinbachtals erfreuen. Die letzten zwei Kilometer bis zur römischen Villa Borg sind relativ flach, ein angenehmes Auslaufen nach vier Tagen auf den Beinen. Ende und Anfang des Saar-Hunsrück-Steigs befinden sich im rund sieben Kilometer entfernten Perl. Wo Deutschland, Frankreich und Luxemburg auf Tuchfühlung gehen – und Fräulein Draußen ihre Kurzreise Revue passieren lässt. Sie findet: „Ein ziemlich tolles Wandererlebnis inmitten erstaunlich wilder Natur und einigen ziemlich einzigartigen Unterkünften.“

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Geschrieben von Fabian