Früher wurde an diesen Orten schwer malocht, heute wird dort gestaunt, gewandert und geschwoft: Dreimal Industriekultur zum Anfassen in Nordrhein-Westfalen. Kumpel, lass kucken!

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Noch lange nicht Schicht

In Essen wurde einst die größte und ertragreichste Steinkohlen-Grube der Welt betrieben: Die Zeche Zollverein, das schwarze Sahnestück des Krupp-Imperiums mit einem gigantischen Ausstoß von 12 000 geförderten Tonnen am Tag. Längst gehört die 1986 geschlossene Zeche zum UNESCO Weltkulturerbe. Beeindruckend, gut zu wissen – aber allein noch kein Grund, diesen gewaltigen Industrie-Moloch regelmäßig zu besuchen. Doch inzwischen ist die Zeche Zollverein nicht nur ein beliebtes Ziel für Urlauber aus aller Welt, die sehen wollen, wie man im Pott aus stillgelegten Ruinen lebendige neue Welten erschaffen hat. Nein, die Zeche Zollverein ist auch ständiges Sehnsuchtsziel der Menschen im Ruhrgebiet selbst, die den Wandel vom Malocher-Moloch zur kulturellen Allrounder-Arena gerne und mit Stolz mitgegangen sind. Heute ist die Zeche Zollverein nicht nur ein Stück Heimat, Ruhrgebiets-Historie und Kohle-Folklore, sondern auch: Freibad. Eislaufbahn. Riesenrad. Künstleratelier. Kunsthalle. Konzertsaal. Museum. Restaurant. Designhotel. Oder schlicht: Kultur und Lebensqualität zum Anfassen. In diesem 360°-Rundgang könnt ihr euch die Zeche Zollverein anschauen. Unser Fazit also: In diesem Schacht ist lange noch nicht Schicht. 

So kommt ihr mit der Bahn zur Zeche Zollverein: Anreise planen.

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Park Fiction

Bis in die achtziger Jahre hinein war im Duisburger Norden Hochofen No 5 für die Stimmung zuständig. Erst im April 1985 schloss das Hüttenwerk Meiderich seine Tore und hinterließ neben gewaltigen Backstein-Ruinen und surreal anmutenden Maschinenparks auch eine 180 Hektar große Brache ohne Zukunft. Tote Steine, triste Aura - eine traurige Geschichte ohne happy end? Nicht wirklich. 35 Jahre später ist aus dieser typisch-traditionellen Hochofenanlage im Ruhrgebiet ein Abenteuerspielplatz für Menschen entstanden, die Neugier, Spieltrieb und ein Bedürfnis nach emotionaler Kulturvermittlung verbindet. Okay, eine Nummer kleiner: Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist zu einem Gesamtkunstwerk aus Naturschauspiel, Sportstätte und Chill Out-Area geworden. Skater und Mountain-Biker fühlen sich hier ebenso zuhause wie Pütt-Traditionalisten, die am Wochenende im Rahmen romantischer Fackelführungen durch die geheimnisvollen Stahl-Gewölbe des ehemaligen Hüttenwerks geleitet werden. Das futuristische Tauchgasometer gilt als größtes Indoor-Tauchgewässer Europas – und auch diesen Hochseilparcours über wankende Edelstahl-Brücken in einer ehemaligen Gießhalle dürfte es in dieser Form kein zweites Mal geben. Im Landschaftspark Duisburg-Nord warten geheime Gärten, lehrreiche Rundwege, Ausstellungsräume und speziell für nature nerds sogar ein Lehr- und Lernbauernhof auf staunende Besucher. Unser passendes Fazit, ausgeliehen vom alten Schiller: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Word. 

So kommt ihr mit der Bahn zum Landschaftspark Duisburg-Nord: Anreise planen.

3

Hopp On!

Nichts gegen hohe Berge, tiefe Täler und reißende Gebirgsbäche. Bekanntlich schöne Anlässe, seine Urlaubstage in Hochstimmungslagen zu verjuxen. Aber mal ehrlich: Hatten wir das nicht alles schon? Wahre Wander-Avantgarde verlangt doch nach neuen, nach kreativen Pfaden abseits bekannter Tippel-Touren. Wie wärs beispielsweise mit einem amtlichen Halden-Hügel-Hopping im Ruhrgebiet? Noch nie gehört? Da könnt ihr mal sehen, wie originell dieses rund 200 Kilometer umfassende Netz an Wanderrouten ist, das sich auf zwölf Thementouren im nördlichen Ruhrgebiet aufteilt. Worum geht’s dabei? Ganz einfach: Ebenso sachkundige wie erzählbegabte Wanderführer weisen uns Unwissenden nicht nur den rechten Weg, sondern erläutern en passant klassische Pott-Themen: Die Tour „Natur im Wandel“ etwa führt auf 15 Kilometer durch die Haldenlandschaft Hoheward in Herten. Obacht: 250 Höhenmeter! Oder, nehmen wir die ambitionierte Alternative für Fleißkärtchen-Flaneure: Auf drei Etappen ließe sich der 53 Kilometer lange „Vestische Höhenweg“ bezwingen und erklären. Allein Start- und Zielpunkt klingen da schon nach Kohlegold in Ruhrgebietsohren: Los geht’s am Schiffshebewerk Henrichenburg, die finale Fanfare erklingt am Tetraeder in Bottrop. Unser Fazit aus einem alten Bergmanns-Gedicht, passend gemacht: „Ein jeder Stein hat hier Gesicht, die Halde hat unheimlich viel. Erzählte sie uns die Geschicht‘, nach Jahren käm‘ man nicht ans Ziel.“ 

So kommt ihr mit Bahn und Bus zum Schiffshebewerk Henrichenburg: Anreise planen.

Titelbild: Schwimmen im Schatten gigantischer Produktionsanlagen – Industriekultur in Essen © Tourismus NRW e.V. Ketz

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In Zusammenarbeit mit Tourismus NRW e.V.

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