Einbeck gilt als die Heimat des Bockbiers. Das weiß fast jeder. Doch die Stadt am Rande des Weserberglands hat noch viel mehr zu bieten: traditionellen Blaudruck, Senf und scharfe Oldtimer beispielsweise.

Wer Einbeck hört, denkt an Bier. Das ist nun mal so. Dass die 32.000-Einwohner-Stadt am Rande von Weserbergland, Harz und Solling jedoch deutlich mehr zu bieten hat als Brau- und mittelalterliche Fachwerkkunst, hat sich dagegen noch nicht überall herumgesprochen. Dabei dürfte in der Heimatstadt des Bockbieres ein Wochenende kaum ausreichen, sich alles anzuschauen und zwischendurch immer mal wieder ein Bier-Päuschen einzulegen. Von zu Hause könnt ihr Einbeck im virtuellen Rundgang hier erkunden.

Da wäre zum Beispiel das „Blaue Wunder“. Der Einbecker Blaudruck ist ein über 380 Jahre altes Traditionshandwerk. Bis heute werden die typischen Muster und bebilderten Stadtgeschichten auf Stoffe gezaubert. Von 1638 bis 2005 (!) war die Werkstatt im Besitz der Familie Wittram. 2018 wurde ihr Handwerk zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO geadelt. Der Clou: Man kann sich sogar seine eigenen Textilien individuell bedrucken lassen. Besonders geeignet sind Leinen- und Baumwollstoffe. Doch wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Über 800 Muster stehen im Programm. Dafür kann sich das Ergebnis sehen lassen: An Eleganz und Schönheit ist der Einbecker Blaudruck nämlich kaum zu überbieten.

Massenware, nein danke!

Das Schärfste in Einbeck ist und bleibt aber der Senf, dessen Erfolgsgeschichte vor knapp 100 Jahren begann. Wie in alten Zeiten wird er noch heute aus allerfeinsten regionalen Produkten in klassisch handwerklichen Prozessen angefertigt. Massenware, nein danke! Qualität und Vielfalt sind kaum zu toppen und gelten längst über die Stadtgrenzen von Einbeck hinaus als kulinarisches Highlight.

Ohne Bier geht es in Einbeck natürlich nicht, dafür hat das Bierbrauen eine zu lange Tradition in der ehemaligen Hansestadt. Schon im 13. Jahrhundert erfanden hier die Brauer eine Methode, das süffige aber schnell verderbliche Getränk durch Hopfung schmackhafter und – eine Sensation – haltbarer zu machen. Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf und das „Ainpökisch Bier“ wurde mittels der Hanse in alle Welt exportiert. Um 1616 gab es immerhin 742 brauberechtigte Häuser in Einbeck.

Köstlich, so ein Bier! Das Brodhaus ist eines der ältesten Gasthäuser Niedersachsens © Daniel Li Photography

Auf ein Bier in die Vergangenheit

Bis heute spiegelt sich der Wohlstand der Brauer in den reich verzierten Fassaden der Häuser wider. Exzellent zu besichtigen in der Tiedexer Straße. Einem der längsten, zusammenhängenden Fachwerkensemble in Deutschland. So gut erhalten, dass man glaubt, man sei in die Vergangenheit gebeamt worden. Fehlen nur noch die einst mit goldenem Bockbier beladen Pferdewagen, die über das Kopfsteinpflaster klappern.

Dann schnell zurück in die Gegenwart in den PS.SPEICHER. Verteilt über acht Säle, sechs Etagen und rund 5.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wartet eine Reise durch 200 Jahre Mobilität und Europas größte, frei zugängliche Oldtimersammlung dieser Art auf den Gast. In dem ehemaligen Kornspeicher werden über 400 Fahrzeuge auf zwei, drei und vier Rädern gezeigt. Eines der wertvollsten Exponate ist ein Benz-Victoria-Motorwagen von 1894.

Mit dem Rad durch die Natur

Wer mehr auf das Fortbewegungsmittel Fahrrad fixiert ist, sollte die Sonderausstellung RadHaus im StadtMuseum nicht verpassen. Es zählt zu den modernsten Fahrradmuseen Deutschlands und lädt große und kleine Radfahrer ein, anzufassen, aufzudrehen, aufzusteigen, zuzuhören und mitzumachen. Krönender Abschluss: im Museumshof warten historische Fahrräder auf eine Probefahrt.

Für eine Radtour in die umliegende Natur sollte man allerdings das eigene Rad nutzen. Der Höhenzug Ahlsburg, das Naturschutzgebiet Leinepolder oder der Stadtforst bieten sich sowohl für Wander- als auch für Fahrradtouren an. Wer sich lieber auf verwunschene Wasserstraßen begibt, leiht sich ein Kanu aus und erlebt Flussabenteuer auf Leine oder Ilme. Einbeck? Bloß nichts verpassen!

So kommt ihr mit der Bahn nach Einbeck: Anreise planen.

Im RadHaus wird die Geschichte des Fahrrads eindrucksvoll erzählt © Mehle Hundertmark Fotografie

Einbeck

Titelbild: Unter Denkmalschutz. Die Tiedexer Straße ist die längste komplett erhaltene Häuserzeile aus dem 16. Jahrhundert © Daniel Li Photography