Bekannt ist der Landstrich im nördlichen Niedersachsen für die Heideblüte im Spätsommer. Aber auch jenseits dieses Naturschauspiels hat das Outdoor-Paradies mit zwei Naturparks, sanften Hügeln, Mischwäldern, Mooren und Wasserläufen viele Reize.

Wilseder Berg, die höchste Erhebung der Lüneburger Heide

Wilseder Berg, Pietzmoor, Totengrund – der Naturpark Lüneburger Heide

Die fünfte Jahreszeit ist lila, zumindest in der Lüneburger Heide, wo ihr die größte zusammenhängende Heidefläche Europas findet. Auf den nährstoffarmen, sandigen Böden blüht die Besenheide im wahrsten Sinne des Wortes förmlich auf: nach gängiger Faustregel vom 8. August bis zum 9. September (das „Blütenbarometer“ informiert, wann genau es soweit ist). Bei einer Wanderung rund um den Wilseder Berg, mit 169 Metern die höchste Erhebung, lässt sich das violette Wunder mit jedem Schritt genießen. Tipp: Stärkt euch vorher in einem der gemütlichen Cafés im autofreien 40-Seelen-Dorf Wilsede, das mit seinen vielen Reetdachhäusern und dem Heidemuseum „Dat ole Huus“ wie aus der Zeit gefallen wirkt. Dann heißt es losmarschiert – oder rauf auf den Sattel, denn das Radwegenetz von rund 2.000 Kilometern Strecke ist optimal, um kurze oder lange Strecken per Mountainbike, E-Bike oder gemütlich mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Wunderschöne Ausblicke bietet die Umrundung des „Totengrund“. Nicht vom Namen abschrecken lassen, denn dieser Talkessel ist höchst lebendig, vor allem zur Blütezeit, wenn sich der ganz in lila getauchte Fleck zum Instagram-Star wandelt. Dabei ist dieses märchenhafte Stück Erde, gelegen im Dreieck zwischen Hamburg, Bremen und Hannover, auch in den anderen Jahreszeiten ein Hingucker. So verhüllt im Winter der Nebel die Landschaft mit einem mystischen Schleier. Übrigens: Das Areal rund um den Totengrund wurde bereits 1921 unter Naturschutz gestellt, als erste Region in Deutschland.

Als schöne Tagestour in der Nordheide bietet sich eine Kombination aus Totengrund und Steingrund an. Letzterer zeigt mit dunkelgrünen Wacholderbüschen, Bienenzäunen und Heidschnucken den typischen Heide-Look. Los geht’s ab den Besucherparkplätzen in Niederhaverbeck oder Oberhaverbeck: Ein schmaler Sandweg führt auf der Höhe entlang, von dort oben erhascht ihr immer wieder gigantisch schöne Blicke auf die nordischen Naturschönheiten.

Lust auf eine Fahrt mit der Pferdekutsche? Wie anno dazumal chauffieren euch die Heidekutscher durch malerische Natur. Dazu passen die Zeilen des Heimatdichters Hermann Löns von 1911: „Auf der Lüneburger Heide /In dem wunderschönen Land /Ging ich auf und ging ich unter /Allerlei am Weg ich fand.“ Apropos: Die als Findlinge bezeichneten Felsbrocken fallen hier überall ins Auge. Von den Überbleibseln der Eiszeit rührt auch der Name Steingrund. Tipp: Das weitläufige Panorama aus der Vogelperspektive genießen und den Turmberg bei Oberhaverbeck erklimmen.

Müden, Lüßwald und Wietzer Berg – die Südheide

Nicht verpassen solltet ihr auch Müden an der Örtze: Das Dorf sieht so wie früher aus, fast wie ein Freiluftmuseum. Also spaziert einfach staunend durch die Pflastergassen mit ihren Fachwerkhäusern und alten Höfen, mit kleinen Brücken über Flüsschen und alten Höfen. Sogar eine Wassermühle gibt es.

Doch Müden ist weit mehr als nur Kulisse. Hier gibt es auch einen Wildpark und die Möglichkeit zum Kanuwandern auf der Örtze. Am Fluss entlang führt zudem der preisgekrönte Heidschnuckenweg, dem ihr sieben Kilometer nach Faßberg zur nächsten Etappe folgen könnt.
Die abwechslungsreiche Landschaft ist mit den gut beschilderten Wander- und Radwegen wie gemacht für Bewegung an frischer Luft. Als Pausenstopp empfiehlt sich der Wietzer Berg mit wundervollen Aussichten auf das romantische Örtzetal – und die tiefen Wälder in der Ferne.

Wie ein Dschungel sieht der Lüßwald im Naturpark Südheide aus. Die etwa 7500 Hektar große Fläche gehört zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Deutschlands und fand schon im 13. Jahrhundert Erwähnung. Dieses alte, ausgedehnte Reservat bietet Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. So wachsen hier über 100-jährige Douglasien, Buchen, Eichen und Fichten – die perfekte Oase für Schwarzstorch, Sperlingskauz, Hirsch und Reh. Lust, mehr über diesen Urwald mitten in Niedersachsen zu erfahren? Es gibt einen Walderlebnispfad sowie die Fahrrad-Thementour „Wald, soweit das Auge reicht“.

Titelbild: Einfach zauberhaft – die Lüneburger Heide im Licht der aufgehenden Sonne, hier bei Undeloh © Lüneburger Heide GmbH 

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