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Unbeschwerter Badespaß an der Elbmündung mit viel Freizeit: Otterndorf ist für Familien und Tagesgäste eine Top-Alternative zu den großen Nordsee-Badeorten. 

Das ist selbst für uns langjährige Nordsee-“Ferienkinder“ eine Premiere. Es ist halb acht Uhr abends, die Sonne steht noch sommerhoch am Himmel. Vor uns ziehen zwei Container-Frachter gemächlich ihre Bahn Richtung Hamburg, keine 20 Meter entfernt rollt das Wasser der Elbmündung sanft an den Strand. Wir haben uns einen Picknickkorb mitgebracht, eine Bluetooth-Box für stimmungsvolle Musik, dazu Kissen und Schlafsäcke. Meine Frau und ich machen es uns jetzt schön gemütlich für unsere exklusive erste Nacht in unserem spektakulären Draußen-Heim: in einem der drei Quadratmeter großen Schlafstrandkörbe von Otterndorf.

Rund 100 Kilometer nördlich von Bremen und 15 Kilometer südöstlich von Cuxhaven nah am Elbdeich gelegen (oder ist es doch schon die Nordsee?), hat sich die knapp 7500 Einwohner zählende Gemeinde eine treue Fan-Base geschaffen. Hinterm Deich heißt ja nicht hinterm Mond: In Otterndorf findet sich alles für einen unkomplizierten, unkonventionellen und unverstellten Familienurlaub am Meer. Und unverstellt ist in Otterndorf vor allem eines: der Blick hinaus auf das weite Wasser und den blauen Himmel mit oft grandiosem nordischen Wolken-Panorama. 

Hauptspot für die meisten Gäste ist die große Camping-Ferienanlage „See Achtern Diek“ – inmitten eines zauberhaften Landschafts- und Wasserparks unweit der Elbe. Der mehrfach ausgezeichnete Platz lässt ausstattungstechnisch keine Wünsche offen und bietet nicht nur feine Stellplätze für Zelt, Wohnwagen und Wohnmobil, sondern auch die Möglichkeit der Anmietung eines Ferienhauses direkt am Wasser. Und wer ein besonders originelles Urlaubsquartier sucht, mietet auf dem Gelände eines der vier brandneuen „Campingfässer“. Sie sehen aus wie eine auf den Bauch gelegte Riesentonne, sind gemütlich eingerichtet und bieten Platz für zwei bis vier Personen.

Auch sonst hat Otterndorf viel zu bieten: Spielplätze für die Kleinen bis hin zur wetterfesten Spiel- und Spaß-Scheune, den gezeitenunabhängigen Süßwasser-Badesee, oder direkt vor dem Deich die Meeres-Badestelle mit ihrem vorzüglichen Blick auf die vorbeiziehenden dicken Schiffspötte. Hier gibt es Großrutschen, Beachvolleyballfeld, Karussell, Klettergerüste, Seilbahn und eine schicke Skater-Anlage. Fünf gut ausgearbeitete Walking-Routen starten hier – und natürlich kommen Wassersportler auf ihre Kosten: Surfkurse, Kanus und Tretboote, dazu Wasserski- und Wakeboard-Anlage. Auf „Achtern Diek“ faulenzt nur, wer wirklich will. 

Für Tagesgäste empfiehlt sich der Ortskern von Otterndorf mit seinem Altstadtflair. Den erschließt man sich am besten auf einem historischen Stadtrundgang. Bei gutem Wetter lockt der 300 Meter lange Grünstrand direkt an der Nordsee-Elbe, circa zweieinhalb Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums gelegen. Dort finden Strandurlauber vom Strandkorb über Fuß- und Volleyballfelder bis hin zu allerlei Gastro-Ständen, was ihr Herz begehrt. Wer will, kann sich auch einer geführten Wattwanderung anschließen. Und spielt das Wetter mal nicht mit, macht die Sole-Therme Otterndorf den Wasser- und Badespaß vom Himmel unabhängig.

Bei unserem Nachtabenteuer im Schlafstrandkorb zeigt der sich jedoch von seiner schönsten Seite. Es ist ein lauer Abend, die am nordwestlichen Horizont nur ganz allmählich schlafen gehende Sonne zaubert wunderschöne Lichtschleier an das fast wolkenlose Firmament. Wir öffnen mit einem sanften Ploppen die mitgebrachte Flasche Champagner, schauen versonnen hinaus aufs weite Wasser, kuscheln uns aneinander und prosten uns zu. Ein Postkartenidyll ist nix dagegen – das gilt es auszukosten bis zum letzten Licht und zum letzten Schluck. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis wir die blickdichte Plane über uns zuziehen und im Reich der maritimen Träume versinken.

Titelbild: Der Schlafstrandkorb am Grünstrand von Otterndorf im Licht der untergehenden Sonne © Tobias Hoiten