Wenn der große Sommertrubel vorbei ist, kehrt Deutschlands zweitgrößte Insel zu ihrem ursprünglichen Charme zurück und bezaubert mit Ruhe, Ungestörtheit und einem Hauch Melancholie.
Usedom ist nach Rügen die zweitgrößte Insel in Deutschland und in der Hauptsaison entsprechend gut besucht. Kein Wunder bei den herrlichen Stränden, ausgedehnten Wanderstrecken und schmucken Gründerzeitvillen an den Promenaden. Kenner schwören jedoch, dass sich die wahre, die melancholisch-ernsthafte Schönheit Usedoms erst dann einstellt, wenn die Natur die Blätter rot und den Himmel dunkler färbt. „Der Herbst ist immer unsere beste Zeit“, wusste schon Goethe. Und das trifft in besonderem Maße auch für Usedom zu. Weil man bei Spaziergängen entlang der prächtigen Promenaden von Heringsdorf, Ahlbeck oder Bansin die Schönheit der typischen Bäderarchitektur fast für sich alleine bewundern darf. Weil die entzückende Villa Irmgard – ein spezielles Heimatmuseum in Heringsdorf – im Herbst und Winter nicht so belagert wird und man diese Gedenkstätte des russischen Dichters Maxim Gorki in aller Ruhe und in schönster Ungestörtheit besuchen kann. Und weil das sanfte Licht des Herbstes die oftmals von zu viel Trubel gezeichnete Heringsdorfer Seebrücke, mit 508 Metern die längste Seebrücke Deutschlands, endlich wieder in die entzückende Postkarte zurückverwandelt, als die sie gedacht ist.
In der Nachsaison können die Usedomer Sonnenuntergänge ihren Farbrausch in erhabener Stille feiern. Besucher können den Streckesberg in Koserow oder den mit 69 Metern höchsten „Berg“ Golm auf Usedom erklimmen, ohne sich dabei beobachtet und womöglich leicht albern zu fühlen. Und endlich findet man auch die Zeit und die Ruhe, den Gesteinsgarten Pudagla in der Nähe von Ückeritz zu besuchen und sich dort auf eine geologische Zeitreise in die Geschichte Vorpommerns mitnehmen zu lassen. Die Universität Greifswald hat diese Ausstellung zusammengestellt, zu dessen Besonderheiten ein 2,3 Kubikmeter großer Nexösandstein mit Gletscherschrammen gehört. Auch die Bernsteinbäder Kölpinsee, Koserow oder Zemphin sind jetzt im Herbst einen Besuch wert und mit ihren reetgedeckten Häuschen und den schaukelnden Booten der einheimischen Fischer malerische Ausflugsziele.
Wer die vielen herbstlichen Schönheiten Usedoms miteinander verbinden will, kann das übrigens besonders stimmungsvoll mit dem Fahrrad tun. Dazu muss er sich nur in den 56 Kilometer langen Feininger Radweg einklinken. Der führt vorbei an der Pudagler Mühle und der Kriegsgräber-Erinnerungsstätte Golm und kreuzt auch die 40 Motive, die der Maler Lyonel Feininger in Form von Gemälden, Grafiken und Aquarellen auf seinem Weg verewigt hat.
Titelbild: ©Dirk Bleyer
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