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Kirchen in Wismar, Fischbrötchen am Timmendorfer Hafen, Brücken in Boltenhagen - und als Hintergrundkulisse die charmante Ostsee immer mit dabei. Wer auf einer Fahrradtour an der Mecklenburgischen Ostseeküste was erleben und sich dabei den frischen Wind um die Nase blasen lassen möchte, sollte es mal mit der Wismarer Bucht versuchen.

Eine Geschichte mit dem – oder wenigstens einem – Höhepunkt zu beginnen, ist in der Regel keine gute Idee. In diesem Fall aber wäre es problematisch, nicht gleich von diesem herrlichen Morgen an der Boltenhagener Seebrücke zu erzählen, denn hier startet sie schließlich, die Radtour in der Wismarer Bucht. Beziehungsweise: Hier sollte sie starten, schon seit 30 Minuten. Doch der Autor dieser Zeilen kann sich einfach nicht losreißen und vertrödelt stattdessen mit seinem dampfenden Kaffee in der Hand Minute um Minute; ist hinaus geschlendert bis ans Ende der 290 Meter langen Boltenhagener Seebrücke und schaut hinaus. Schaut und schaut und schaut auf die Wellen der Ostsee – oder des baltischen Meeres, was irgendwie gewaltiger klingt, erhabener beinahe – und hängt dabei seinen Gedanken nach.

290 Meter ragt die Boltenhagener Seebrücke ins baltische Meer hinein. Wer sie bis ans Ende geht, wird mit einem wohligen Gefühl der Sehnsucht belohnt – nach mehr Meer, Weite und Schönheit! ©TMV/Friedrich
290 Meter ragt die Boltenhagener Seebrücke ins baltische Meer hinein. Wer sie bis ans Ende geht, wird mit einem wohligen Gefühl der Sehnsucht belohnt – nach mehr Meer, Weite und Schönheit! ©TMV/Friedrich

So ein Meer hat ja einen merkwürdigen Effekt auf den Menschen. Es verschafft ihm ein wohliges Gefühl der Sehnsucht und Leichtigkeit bei gleichzeitigem Bewusstsein der eigenen Bedeutungslosigkeit. Aber wollen wir nicht gleich philosophisch werden am frühen Morgen, bleiben wir einfach bei dem wohligen Gefühl. Das Ostseebad Boltenhagen ist eines der ältesten Seeheilbäder in Deutschland, sein kilometerweiter Strand und die lang gezogene Steilküste sind weit über Mecklenburgs Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Davon kündet auch der schmucke Kurpark am Eingang zur Brücke, der bereits von erstaunlich vielen Gästen mit ihren ersten Schritten des neuen Tages vermessen wird.

Von Boltenhagen zum Walfisch

Höchste Zeit, sich aufs Fahrrad zu setzen, um ein wenig mehr von der Wismarer Bucht zu entdecken. Es geht los – durch die ursprüngliche Landschaft des Klützer Winkels, dort, wo sich alte Backsteinkirchen inmitten grüner Wiesen und Felder in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ostsee abheben.  Eine idyllische Route führt direkt nach Zierow, einem Ort, der es im Grunde nicht nötig hat, auf sein Prädikat als staatlich anerkannter Erholungsort hinzuweisen. Es reicht, die Augen zu öffnen: Wir reden hier von einem Landstrich an der westlichen Mecklenburgischen Ostseeküste, der von herrlichen Feldern, Wiesen und Wäldern umgeben wird. Ein besonderes Highlight: der etwa zwei Kilometer lange Küstenabschnitt an der Eggers Wiek. Eigentlich ist es noch zu früh für eine Pause, doch der dortige Naturstrand macht Radelfahrern ein Angebot, das sie nur schwer ablehnen können: Die sichelförmige Bucht ist der perfekte Ort, um sich einmal kurz in den Fluten der Ostsee zu erfrischen – und ein feiner Blick auf die Inseln Poel und Walfisch ist auch noch drin. Letztere ist ein unbewohntes Natur- und Vogelschutzgebiet, das ganzjährig nicht betreten werden darf.

UNESCO Kulturerbe in Wismar

Nach einigen weiteren Kilometern auf dem Rad warten in der Hansestadt Wismar eine Vielzahl ganz anders gearteter Sehenswürdigkeiten auf geneigte Besucher: Zahlreiche gotische Baudenkmäler vermitteln einen prägnanten Eindruck davon, vor welch prächtigen Kulissen sich das Leben in der wohlhabenden Hansestadt Wismar einst abgespielt haben muss. Besonders auffällig dabei die drei gotischen Sakralbauten St. Marien, St. Nikolai und vor allem St. Georgen, allesamt in der vom UNESCO-Weltkulturerbe gelisteten Wismarer Altstadt zu finden. „Die Georgenkirche ist zwar die größte der drei Kirchen in Wismar, aber auch die jüngste“, erzählt Christian Thadewald-Friedrich, der mit knapp 30 Jahren noch erstaunlich junge Kantor des Wismarer Kirchentrios. Er kam über Thüringen nach Wismar und gibt dort nun Klavierunterricht, spielt die Orgel in den Kirchen, leitet Chöre und Musikgruppen in Wismar. Mit ein wenig Glück trifft man den begabten Musiker auch schon einmal außerhalb der offiziellen Messe-Zeiten in der Nikolaikirche an, wo er auf der Orgel spielt, seinen Schülern Unterricht erteilt oder für eine spezielle Aufführung probt. „Da mogele ich dann auch schon mal eigene Kompositionen unter“, lacht Thadewald-Friedrich, „das merkt ja in der Regel niemand.“ Er verweist auf ganz besondere Konzerte, die hin und wieder in der Nikolaikirche stattfinden: „Sehen Sie diese Art Lichtschächte“, sagt er und zeigt mit dem Finger unter die Decke der riesigen Kirchengewölbe, wo in einiger Höhe nebeneinander aufgereihte Vorsprünge zu sehen sind. „Darin stehen bei solchen Gelegenheiten die Sänger. Das ergibt eine unglaubliche Akustik und entwickelt eine wunderschöne Atmosphäre in der Kirche.“

Frischer Fisch auf Poel

Die letzte Etappe auf dieser unterhaltsamen und abwechslungsreichen Tagestour mit dem Fahrrad entlang der Wismarer Bucht führt an den Timmendorfer Hafen auf der Insel Poel. Ein turbulenter Ort voller Leben, an dem sich alles um frischen Fisch – und seinen Genuss – dreht. Man kann ihn hier noch ganz authentisch an einigen wenigen Plätzen direkt vom Kutter kaufen. Allzu viele Fischer sind es allerdings nicht mehr, die mitten in der Nacht aufbrechen, um hungrigen Besuchern am nächsten Tag frischen Aal (nur im Sommer!), Steinbutt, Scholle oder Dorsch anbieten zu können. Umso schöner zu sehen, wie am malerischen Timmendorfer Hafen die Menschen Schlange stehen, um den ergiebigen Fang des Tages so frisch wie möglich genießen zu können.

Es gibt wahrlich eine Menge Möglichkeiten, die letzten Stunden eines sonnigen Urlaubstags in der Wismarer Bucht entspannt zu vertrödeln. Den Sonnenuntergang auf der Insel Poel mit ihrem malerischen Leuchtturm im Hintergrund anzusehen, dürfte ganz sicher eine der schönsten davon sein. Steht dann noch ein Teller mit frischer Scholle auf dem Tisch oder ein gebratener Dorsch, ist man dann auch als verwöhnter Rad-Ausflügler in der Wismarer Bucht gerne bereit, eine solche Szene als (weiteren) Höhepunkt des Tages anzuerkennen. Und diesmal passt es ja auch, denn das Schönste gehört schließlich immer ans Ende. Naja, wenigstens an einem perfekten Urlaubstag.

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Titelbild: Boltenhagen eignet sich perfekt als Startpunkt für eine Radtour © TMV/Tiemann

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In Zusammenarbeit mit Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Die Ostseeküste, die mecklenburgische Seenplatte, historische Hansestädte: Gründe für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern gibt es viele.

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