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Hausboote sind ideale Unterkünfte für alle, die gerne gemütlich auf dem Wasser unterwegs sind. In der Mecklenburgischen Seenplatte ist das sogar ohne Führerschein erlaubt. Nach einer Einweisung darf man ablegen, loslegen, Abenteuer erleben. Das Beste: Man ist unterwegs ganz für sich und doch mitten in der Natur.

Der Jüngste hat die Angel ausgeworfen und steht nun schon seit einer Viertelstunde regungslos vorn auf der Terrasse unseres schwimmenden Feriendomizils. Die beiden Mädchen kommen gerade von ihrer kleinen Seenrunde mit den SUP-Brettern zurück. Langsam wird’s Zeit für den Sundowner und das Abendessen. Aber noch genießen wir das Faulenzen. Schön, mal wieder die Langsamkeit zu entdecken, die Zeit Zeit sein zu lassen. So wie der Graureiher dort drüben auf dem Stein am Ufer – der scheint auch die Ruhe weg zu haben. Ich beobachte von der Hängematte aus die Weidenzweige, die sich sacht im Wind wiegen, und die Haubentaucher-Familie, die direkt beim Boot Formationsschwimmen übt. Familienurlaub in der Mecklenburgischen Seenplatte – das hatten wir uns genauso vorgestellt: große Freiheit, kleine Abenteuer. Für eine Woche haben wir bei Yachtcharter Römer im Hafendorf Müritz ein Bunbo gemietet. 

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Wir fühlen uns schon wie echte Kapitäne

Ein Bunbo? Jaja, stimmt schon – das klingt nach einer exotischen Affenart oder einem unbekannten Freizeit-Spaßgerät. Es ist aber schlicht und einfach ein schwimmendes Ferienhäuschen – ein so genanntes Bungalow-Boot. Und das darf man hier sogar ohne Führerschein fahren, weil es nicht so schnell ist. Wir schippern nämlich nur mit zirka zehn Stundenkilometern durch die Seen und Kanäle. Und allzu schwer ist das auch nicht: Nach dem ersten Ablegen und Anlegen am Steg und ein, zwei Schleusenmanövern fühlen wir uns nun schon fast wie echte Kapitäne. Die Kommandos sitzen, der Spaß hat begonnen.

Von der Müritz aus sind wir in Richtung Kleinseenplatte getuckert, weil wir diese kleinen Seen, von denen viele miteinander verbunden sind, gerne einmal vom Wasser aus erleben wollten. Und mit einem Holzfloß wie der „Tante Frieda“ fehlt einem unterwegs auch wirklich nichts: Bad, Toilette, kleine Küche, gemütliche Schlafkoje und eine Hängematte an Deck, alles vorhanden. Ein paar Stunden fahren wir täglich, aber dann ankern wir auch bald irgendwo in einer kleinen Bucht – um schwimmen zu gehen, Stand-up-Paddling zu machen oder schlicht: um rein gar nichts zu tun. Meistens. Manchmal legen wir auch an, nehmen die Räder und erkunden die Gegend. 

Ein Vogelkonzert zum Kaffee

Wir lieben diese Region mit ihren dicht bewaldeten Ufern, ihren Städtchen, mit den Wiesen, Seitenkanälen und kleinen Marinas. Schon ab dem ersten Tag bestimmen nur noch unsere spontanen Entscheidungen das Tempo und die Route der Reise. Abends lauschen wir den Rufen der Eulen, während »Tante Frieda« uns sanft in den Schlaf wiegt. Und morgens gibt’s zum ersten Kaffee ein Vogelkonzert. 

Beim Frühstück auf dem Deck fliegen Kraniche nah an uns vorbei – ein unvergessliches  Naturerlebnis, vor allem auch für die Kinder. Die Frage “Was machen wir heute?” taucht im Allgemeinen gar nicht erst auf. Einfach in der Hängematte lesen, sich sonnen, angeln oder in den Himmel schauen. Das Wasser ist warm, die Kinder baden oft den halben Tag. Abends kochen wir einen großen Topf Nudeln oder wir braten frischen Fisch und essen fast immer draußen. Dann sitzen wir noch zusammen, bis die Sonne untergeht. Wollen wir anschließend noch eine Runde „Elfer raus!“ spielen? Oder gehen wir lieber gleich schlafen – damit wir morgen früh das Vogelkonzert auch ganz bestimmt nicht verpassen!? 

Titelbild: Unterwegs ganz für sich und doch mitten in der Natur – mit dem schwimmenden Ferienhäuschen über die Mecklenburgische Seenplatte © TMV/Kirchgessner

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