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Die schönen Städte und Orte des Bundeslands haben alle ihren ureignen Stil und besonderen Charme, sind einzigartige Charakterdarsteller. In einem wichtigen Bereich aber sind sich alle absolut gleich: Sie empfangen ihre Besucher als pulsierende, weltoffene und kreative Destinationen! Kunst und Kultur sind in Hessens DNA verankert, Reisende finden eine breite Palette großartiger Ausstellungen, zeitgenössischer Events und bunter Veranstaltungen – Beispiele aus einigen der schönsten hessischen Städte und Umgebung.

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Von Bergpark bis Zissel – kulturelle Highlights in Kassel

Was für ein Reiseziel! In Kassel reiht sich eine Kulturstätte an die nächste und große wie kleine Events locken regelmäßig tausende Besucher aus aller Welt in die drittgrößte Metropole des Bundeslands. Beispiele gefällig? Da gibt es eindrucksvolle Anlagen wie den 560 Hektar großen Bergpark Wilhelmshöhe, der mit Schloss, Wasserspielen, Löwenburg und Herkules-Statue zum Welterbe der UNESCO gehört. Im Opernhaus werden großartige Inszenierungen wie „Janus“ der berühmten Choreografin Noa Wertheim gegeben. In der einzigartigen GRIMMWELT kann man in das Leben und die Märchen der Brüder Grimm eintauchen und bei Sonderausstellungen wie der auf Schloss Wilhelmshöhe Werke des namhaften Kasseler Malers und Zeichners Johann Heinrich Tischbein (1722–1789) bewundern.  

Dazu kommt eine Vielzahl regelmäßig stattfindender Events, die von Jung und Alt oft schon sehnlichst erwartet werden. Im Kulturzelt an der Drahtbrücke zum Beispiel verzaubern seit 1986 internationale Künstler mit Jazz, Indie, Soul, Pop, Punk oder Folk ihre Fans. Schloss und Park Wilhelmsthal, Deutschlands wohl schönstes Rokoko‐Ensemble, bilden eine opulente Kulisse für das Gartenfest Kassel. Vier bunte Tage voller Frohsinn herrschen beim Volks‐ und Wasserfest Zissel, das am Fulda-Ufer mit seinem phantasievollen Programm die ganze Familie beglückt. Ach ja, und dann ist da natürlich noch die berühmte documenta. 1955 vom Kasseler Maler und Gestalter Arnold Bode erstmals organisiert, findet sie seitdem alle fünf Jahre statt – und gilt heute als bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst weltweit.

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Für Kunstfreunde und Genießer – zauberhafte Ausstellungen und Museen

Kunstgenuss in Reinkultur können Reisende rund ums Jahr in vielen hessischen Städten erleben, zahllose spektakuläre Sammlungen präsentieren die Werke großer Kreativer von gestern wie heute. An Museen und Ausstellungen herrscht hier wahrlich kein Mangel, Themenvielfalt und Tiefe sind immens. Unter dem Titel „Welt im Aufruhr“ etwa präsentiert die Frankfurter Kunsthalle Schirn im Herbst rund 100 bislang weniger bekannte Arbeiten des jüdischen Malers Marc Chagall aus den 1930er- und 1940er-Jahren, in denen der wachsende Antisemitismus jener dunklen Tage zum Ausdruck kommt. Werke der Künstlerin Ottilie W. Roederstein sind im Frankfurter Städel zu sehen, die als Porträtmalerin in der von Männern dominierten Kunstszene des 20. Jahrhunderts reüssierte – ihre Gemälde und Zeichnungen in der Retrospektive „Frei schaffend“ werden für die impressionistischen, symbolistischen und neusachlichen Stilelemente gelobt.

Dass Kunst ein elementarer Bestandteil unseres Lebens ist, will die Ausstellung „In Art we trust“ im Kasseler Hugenottenhaus zeigen. Mit „American Heiner“ geht das Hessische Landesmuseum Darmstadt der Geschichte eines weltbekannten fossilen Elefantenskeletts nach. Im Frankfurter Romantikmuseum wird erstmals der Briefwechsel zwischen Friedrich Schlegel und Friedrich von Hardenberg (Novalis) ausgestellt, und das Museum Wiesbaden zeigt Werke des Expressionisten Alexej von Jawlensky und des deutschen Malers Ernst Wilhelm Nay – in Hessen haben Kunstfreunde die Qual der Wahl.

In dieser Listung darf die weltberühmte documenta natürlich nicht fehlen, deren 15. Auflage von Mitte Juni bis Ende September in Kassel großartige zeitgenössische Kunst zeigt. Kuratiert wird sie 2022 vom indonesischen Kollektiv ruangrupa. Neben üblichen Ausstellungsorten à la Fridericianum werden dabei ungewöhnliche Locations genutzt, etwa eine alte Lagerhalle oder Kassels Hallenbad Ost. So will man Stadterfahrung dezentralisieren und Menschen aus verschiedenen Lebenswelten verbinden. Motto der documenta15 ist „Lumbung“, das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune – damit sollen Werte wie Solidarität und Kollektivität betont werden.

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Ein Volk der besonderen Art – hessisches Keltenjahr 2022

Beigaben aus drei keltischen Prunkgräbern und eine lebensgroße Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“: In der Keltenwelt am Glauberg sind einzigartige Relikte keltischer Kultur ausgestellt © Hessen Tourismus/Roman Knie

Sie siedelten einst in einem großen Gebiet zwischen Frankreich und der Türkei, hinterließen viele Spuren auch im heutigen Hessen. In den Jahren 800 bis 100 vor Christus schufen die Volksgruppen der Kelten eine Grundlage für unsere moderne Gesellschaft, sorgten für nachhaltige Veränderungen in den Bereichen Kultur und Wirtschaft. Dem trägt das Museum Keltenwelt am Glauberg zum hessischen Keltenjahr 2022 mit der Sonderausstellung „KELTEN LAND HESSEN“ Rechnung, das einige Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main von Mitte März bis Ende Dezember Besucher anlockt. Dabei werden allerlei neue, überraschende Erkenntnisse über die Kelten mit ihrer ausgeprägten und hoch entwickelten sozialen Struktur präsentiert – als Einladung zu einer Entdeckungsreise über Wesen und Werden des Volksstamms vor 2400 Jahren.

Verbindungen bis hin zum Mittelmeerraum, Handel mit Produkten wie Salz oder Eisen und eine intensive Landwirtschaft veränderten die Region damals enorm. Die Sammlung, die sich über die gesamte Museumsfläche erstreckt, zeigt rund 500 Fundstücke aus ganz Hessen, von Waffen über Handwerkzeug bis hin zu Schmuck. Unter den europaweit einzigartigen Ausstellungsstücken befindet sich auch die berühmte Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“. Viele der Funde werden hier erstmals gezeigt, Exponate wie Grabbeilagen geben Einblicke in Bestattungsrituale und die Vorstellungen der Kelten vom Jenseits. Sehr lohnend sind auch ein Spaziergang zum rekonstruierten Grabhügel oder eine Wanderung auf dem Keltenwelt-Pfad durch den Archäologischen Park – dabei lässt sich zudem die wunderschöne Naturlandschaft in Ruhe genießen. 

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Ganz große Geschichte – 800-jähriges Stadt-Jubiläum in Marburg

1222 wurde Marburg zum ersten Mal urkundlich als Stadt erwähnt: 2022 wird das mit einer großen Veranstaltungsreihe gefeiert © Francesco Carovillano

Was für eine großartige Feier! In der Universitätsstadt Marburg, von Moderator und Kabarettist Eckhart von Hirschhausen bei der Eröffnungsgala als „Harvard Mittelhessens“ geehrt, geht es zum 800-jährigen Jubiläum hoch her. Unter dem Motto Marburg800 werden den Besuchern rund 200 Top-Events, Veranstaltungen und Projekte geboten, mit denen sich Marburg anlässlich des Festjahrs in all seinen Facetten präsentiert. Im Hörmal-Podcast gibt’s Informationen dazu. Unterteilt ist das ganze in drei große Themenbereiche: „Marburg erinnern“ beleuchtet die Geschichte, „Marburg erleben“ die Gegenwart und „Marburg erfinden“ die Zukunft der Stadt. Da wird für Groß und Klein jede Menge geboten.

Marburgs Historie ist zum Beispiel ein neuer Stadtspaziergang gewidmet, der durch acht Jahrhunderte führt, mit dem Flyer oder Handy in der Hand können sich Einheimische und Gäste auf Spurensuche begeben. Im Rathaus wird liebevoll das jüdische Leben vor Ort porträtiert, während der Universitätschor und die Philharmonie am dritten Wochenende im Juli bei gemeinsamen Konzerten Marburgs Geschichte mit Brahms und Liszt musikalisch interpretieren. Ihre Zukunftsvision der Stadt haben derweil Kinder und Jugendliche großformatig mit leuchtenden Farben auf Leinwand gebracht, ihr beeindruckendes „RATHAUSBILD - ZUKUNFT“ ist aktuell der Hingucker im Historischen Rathaussaal.

Die genussvolle Gegenwart der hessischen Großstadt wird durch eine besonders spektakuläre Aktion gefeiert. Tischlein-deck-dich heißt das Mitmach-Event, das am Pfingstsonntag über die Bühne geht. Auf einem abgesperrten Teil der Stadtautobahn B3 wird dafür eine endlos lange Geburtstagstafel errichtet, die aus bis zu 800 Biertischgarnituren besteht. Für einen geringen Betrag kann solch ein Tisch gemietet oder gekauft werden, um dort mit Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, Verein, Jugendclub, Stadtteilgemeinde oder Institution ein kreatives Angebot zu gestalten, egal ob in Sachen Kunst, Musik, Kulinarik, Tanz oder Spiel. Als Geburtstagsgeschenk für die Stadt zum Jubiläum entsteht damit ein buntes und abwechslungsreiches Programm, das vom Laufpublikum kostenlos genossen werden kann – wahrlich ein Grund mehr, nach Marburg zu kommen.

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Ein Hochgenuss – architektonische Highlights in Hessen

Hessens Städte sind wahre Zauberreiche für Architekturfreunde. Wer durch die historischen Zentren spaziert, kommt oft aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da funkeln prächtige Bauwerke unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen, eins schöner als das andere. Klassizistische Prunkschlösser wetteifern mit mächtigen romanischen Kirchen und prachtvollen Jugendstilbauten um Aufmerksamkeit, jede hessische Stadt bietet ganz besondere Highlights. Fulda zum Beispiel ist berühmt für sein prächtiges Barockviertel, das Schloss, der Dom, das Paulustor und schmucke Adelspalais begeistern Kulturreisende seit Urzeiten. Sehenswerte Gebäude aus der Zeit der Romanik sind in vielen anderen hessischen Destinationen zu finden, zum Beispiel der Limburger und der Wetzlarer Dom, die Kilianskapelle zu Marburg oder die Leonhardskirche in Frankfurt am Main. 

Prunkbauten im Stil der Renaissance (wie die Rathäuser von Wiesbaden oder Bad Hersfeld) und des Klassizismus (etwa Schloss Wilhelmshöhe) gibt es ohne Ende, etliche davon haben gar einen lebendigen Gegenwartsbezug, das klassizistische Stadtschloss in der Landeshauptstadt zum Beispiel ist heute Arbeitsort des Hessischen Landtags. Ein besonderer Stellenwert im Bundesland kommt dem Jugendstil zu. So gilt Darmstadt als Deutschlands Wiege der „Art nouveau“, ihre Künstlerkolonie Mathildenhöhe ist mit markanten Bauten wie dem Hochzeitsturm Anziehungspunkt für tausende Kreative und Fans. Auch Bad Nauheim verzückt mit seinen opulenten Jugendstil-Kuranlagen. Und wer mehr über die Geschichte der einst revolutionären Kunstrichtung erfahren will, ist im Museum Wiesbaden mit der großartigen Sammlung „Jugendstil und Art Nouveau“ genau richtig.

Mehr architektonische Highlights in Hessen findest du hier.

Titelbild: Die Ausstellung "GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION" in der Schirn Kunsthalle Frankfurt © Schirn Kunsthalle Frankfurt 2021/Norbert Miguletz

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