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Es kann nur einen Gedanken geben nach stundenlanger Wanderung in der Thüringer Natur: Wo finde ich eine gemütliche Hütte, die meinen Hunger stillt und mein Herz erwärmt?

Neue Gehlberger Hütte

Werraquell Hütte

Waldgasthaus Auerhahn

Speisewagen Oberweißbacher Bergbahn

Ruppberghütte

Bergmannsklause

Waldschenke Dreiherrnstein

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Neue Gehlberger Hütte – sie lebt hoch, hoch, hoch …

Der Schneekopf ist der zweithöchste Berg in Thüringen, und wem das als Anreiz noch nicht reicht, dem sei ein Zitat von Goethe mit auf den manchmal beschwerlichen Gipfelwanderweg Suhl gegeben: „Auf dem Schneekopf ist die Aussicht schön – bin vergnügt über die weiten Aussichten, die sich mir auftun.“ Dabei hatte der alte Meister nicht mal die Chance, die Aussichtsplattform des Schneekopf-Turmes zu erklimmen, die gibt’s nämlich erst seit 2008. Ein Jahr später dann die Eröffnung der „Neuen Gehlberger Hütte“ gleich nebenan auf der stolzen Höhe von 978 Metern. Damit ist sie die höchstgelegene bewirtschaftete Hütte in Thüringen - was einen hungrigen Wanderer womöglich aber erst in zweiter Linie interessiert. Wichtiger in diesem Fall wohl eher der Umstand, dass die Hütte über einen gemütlichen Gastraum mit Kachelofen verfügt, zudem über eine Speisekarte, die regionale Spezialitäten vom Hirschbraten bis zum Finkeböff bereit hält. Nie gehört? Das sind angeschwenkte Pellkartoffeln mit geröstetem Schinken, Zwiebeln und Rührei…. Wohl bekomm’s. Wer nach derlei Köstlichkeiten den Weg ins Tal scheut, könnte sich theoretisch eines der 19 Betten im Lager der Hütte sichern. Dann erst wird’s richtig hüttenromantisch. schneekopf.eu

Die Neue Gehlberger Hütte ist die höchstgelegene bewirtschaftete Hütte in ganz Thüringen © Dominik Ketz
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Werraquell Hütte – ein Fest für Genießer

Das Wandergebiet um die Werraquelle nahe Masserberg gehört unbestritten zu den schönsten der gesamten Rennsteig-Region. Dazu passt, dass auch die dort ansässige Werraquellhütte zwischen Masserberg und Fehrenbach nach Höherem strebt: „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst“, schreibt man selbstbewusst auf die Karte. Die Thüringer Vesperplatte wird Kennern aus der Region schmecken, die saftigen Steaks kommen vom feinen Lavasteingrill. Es soll Menschen geben, die den langen Wanderweg bis zur Werraquellhütte nur auf sich nehmen, um in der idyllisch vor Tannen gelegenen Hütte zu speisen. Doch auch für die kleineren Familienmitglieder bietet dieser besondere Ort Optionen: Der Streichelzoo, ein kleiner Aussichtsturm und der geheimnisvolle Wald gleich in der Nähe der Hütte beschäftigen Kinder mit Sicherheit eine ganze Weile. werraquell-huette.de

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Waldgasthaus Auerhahn – wo einst Goethe wanderte

Man kommt um ihn nicht herum: Der alte Goethe war nicht nur ein General-Gelehrter, sondern auch ein ruheloser Wandersmann, der mit guter Nase für die schönen Seiten des Lebens überall dort einkehrte, wo besondere Spezialitäten auf ihn warteten. So soll er – so heißt es jedenfalls – seinen letzten Geburtstag in der Gaststube des Auerhahns verbracht haben. Klingt auch ganz plausibel, denn das Waldgasthaus galt schon immer als Ort für besondere kulinarische Spezialitäten. Das wussten in der Neuzeit unter anderem auch VIPs wie Norbert Blüm, Theo Waigel und Fritz Pleitgen zu würdigen, nur der arme Walter Ulbricht hatte keinen guten Plan für die Wirtschaft: An dem Tag, als er dort auftauchte, hatte der Auerhahn Ruhetag. Vermutlich hat es Ulbricht in Thüringen trotzdem gefallen, denn rund um den Auerhahn könnt ihr Ausflüge ins Schortetal oder zum „Finsteren Loch“ unternehmen, euch aber auch auf eine Wanderung entlang des hier verlaufenden Goethewanderweges begeben – im Winter warten dementsprechend schöne Skitouren. Wer nicht genug von Goethe bekommen kann, der geht hinauf zum Ilmenauer Hausberg, dem Kickelhahn und genießt am Goethehäuschen den Blick übers Land. An dieser Stelle schrieb der gute Johann Wolfgang das Wandrers Nachtlied. Und im nahegelegenen Stützerbach gibt es natürlich noch das Goethemuseum. waldgasthaus-auerhahn.de

Weitere Informationen zu Goethe und seiner Zeit in Weimar findet ihr hier: Klassiker: Die UNESCO Welterbestätten in Weimar

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Speisewagen Oberweißbacher Bergbahn – die Fahrkarten bitte!

Vermutlich wäre der Speisewagen in der Bergstation der Oberweißbacher Bergbahn ziemlich beleidigt, wenn man ihn als schlichte „Hütte“ bezeichnen würde. Schließlich verfügt die schmucke Stahlkabine über eine lange und bewegte Vergangenheit als mobiles Restaurant. Erst in der jüngeren Neuzeit verortete die Familie Zetsche in Lichtenhain das schicke Stück fest an der Bergstation und bewirtet nun auf der herrlichen Aussichtsplattform Wandergäste und Zugfreunde mit hausgebackenem Kuchen und leckeren Torten. Wer sich durch das üppige Angebot des „Speisewagens“ futtern möchte, hat zumindest eine gute Entschuldigung für den längeren Verbleib vor Ort: Die grandiose Aussicht auf das Schwarzatal nimmt halt schon einmal ein paar Stunden in Anspruch. oberweissbacher-bergbahn.com

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Ruppberghütte – Brotzeit am Wochenende

Hallo? Was ist das denn? Auf den ersten Blick – na gut, den riskiert man ja in der Regel auch aus großer Entfernung - wirkt die charmante Hütte tatsächlich wie eine der Hütten auf den Gemälden von Casper David Friedrich. Doch auch in der Nahansicht verliert die am Ruppberg gelegene Hütte nichts von ihrem Flair. Sie wurde nach einem Brand 1946 in liebevoller Kleinarbeit von Bürgern aus Zehla-Mehlis – organisiert seit jeher in einem Verein - neu erbaut und wird seit diesem Tag in ehrenamtlicher Arbeit von 30 Vereinsmitgliedern betrieben. Aber Vorsicht an alle Wanderer, die das vielfältige Wandergebiet um Zella-Mehlis innerhalb der Woche ohne eigene Wegzehrung genießen wollen: Die Ruppberghütte hat nur am Wochenende geöffnet und bietet seinen Gästen eine kleine Brotzeit und ein herzliches Willkommen. ruppberg.de

Die Ruppberghütte versorgt Wanderer an den Wochenenden mit einer zünftigen Brotzeit und erfrischenden Getränken © Heinrich Held Visuals
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Bergmannsklause – Frischer Fisch aus dem eigenen Teich

Die Bergmannsklause in der Nähe von Steinach und den bekannten Glasbläserorten Lauscha und Haselbach liegt mittig an einem weit verzweigten Netz von Wanderwegen durch die beinahe unberührte Mittelgebirgslandschaft Thüringens. Der gewünschte Effekt: Hier wandern Naturfreunde auf den schönsten Pfaden und Strecken, und sie tun das auf langen, sehr langen Touren. Kein Wunder, dass sich die idyllische „Bergmannsklause“ zum perfekten Ort für Erholungssuchende entwickelt hat. Das ehemalige Zechenhaus für Bergleute, die hier Schiefer abbauten, bietet viele exquisite Köstlichkeiten der Region, zudem Forellen aus dem eigenen Teich und neben anderen Fischgerichten auch traditionelle Wildgerichte. Ein wunderbarer Ort, um in einem gemütlichen Gastraum und auf einer Freiterrasse für insgesamt rund siebzig Personen der Seele Gutes zu tun und die Blasen ausheilen zu lassen… Im Winter sorgt ein Bonus zusätzlich für Freude: Die Skiwanderwegen rund ums Haus sind gespurt. thueringen.info/bergmannsklause.html

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Waldschenke Dreiherrnstein – ein Gedicht

Was genau der Rennsteig ist, weiß dank Victor von Scheffel zumindest in Thüringen ein jeder. Der Dichter Scheffel nämlich schrieb schon 1863 sein berühmtes Gedicht „Der Rennsteig“ und machte klar: „Der Rennsteig ist´s, die alte Landesscheide, die von der Werra bis zur Saale rennt und Recht und Sitte, Wildbann und Gejaide der Thüringer von dem der Franken trennt.“ Gut zu wissen… Wer in der gediegenen Waldschenke Dreiherrnstein nahe Brotterode-Trusetal rastet, wird erneut mit den poetischen Weisheiten Scheffels konfrontiert, denn neben dem Gastraum und dem großen Saal findet man im gut-bürgerlichen Ambiente der Wirtschaft auch noch das gemütliche Scheffelstübchen in Andenken an den Rennsteig-Verseschmieder. Berühmt-beliebt ist die Schenke allerdings aus ganz anderem Grund: Die Wirtin serviert vorzügliches Wildgoulasch und erstklassigen Wildbraten mit Preiselbeeren. Wer sich aber wirklich das Gericht des Hauses und eine Sensation geben möchte, der kann auf der Speisekarte getrost schon auf dem obersten Posten halt machen: Die Roulade mit Rotkohl und Thüringer Klößen soll Menschen schon Freudenschreie entlockt haben. gasthausrennsteig.de

Gut-bürgerliches Ambiente direkt am Rennsteig – die Waldschänke Dreiherrnstein © Waldschänke Dreiherrnstein

Titelbild: Tolles Panorama – der Schneekopf mit der Neuen Gehlberger Hütte © Paul Hentschel

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