Tiere retten, Sterne suchen oder einfach mal lostraben: Die Thüringer Rhön hat viele spannende Angebote, die großen und kleinen Leuten gemeinsam Spaß machen. Hier sind fünf Reise-Ideen.

Die Kinder sind nicht mehr zu halten – sie haben das Storchennest entdeckt und klettern sofort hinauf. Schon klar, das Nest liegt nicht in schwindelerregender Höhe auf einer Kirchturmspitze. Man kann die Station am neuen Entdeckerpfad „Hohe Rhön“ über eine kleine Leiter erreichen. Hallo, was sieht man denn von dort oben? „Schwarz-weiße Kühe“, rufen die Kleinen. 18 Kilometer ist der Familienwanderweg zwischen Unterweid und Birx lang und mit jüngeren Kindern kaum ernsthaft zu bewältigen. Also geht man ein Stück – und fährt den einen oder anderen der 21 Anlaufpunkte extra an. Zu erleben gibt’s eine Menge: Mithilfe einer riesigen archimedischen Schraube können Kinder Wasser aus einem Bach schöpfen. Die Aussichtsplattform „Noahs Segel“ auf dem Berg Ellenbogen bei Oberweid bietet wunderbare Fernsichten – und eine Erlebnis-Röhrenrutsche. Kleine Besucher lernen, wie ein Eichhörnchen zu hüpfen und dürfen beim Gasthaus „Thüringer Rhönhaus“ kleinen schwarzen Schafen mit Brot und viel Kinderliebe das Maul stopfen.

Und so kommt ihr mit Bus und Bahn nach Unterweid zum Start des Entdeckerpfades: Anreise planen.

Für Tierfreunde

An einem der schönsten Aussichtspunkte in der Rhön ist ein Schiff gestrandet. Grau ist es, hat große Bullaugen. Es wirkt offen gestanden etwas avantgardistisch in diesem von Tradition und Ländlichkeit geprägten Stück Thüringen. Vorne, an der Reling, genießen Besucher einen wunderbaren Weitblick – hinein ins „Land der offenen Fernen“, wie die Thüringer ihre Rhön nennen. Weil das Auge hier schauen kann, bis die Landschaft an der Horizontlinie in Pastell verschwimmt. Und weil man Dörfer im Sommerlicht schimmern sieht, die viele, viele Kilometer entfernt liegen. Die blutjunge Besatzung an Deck hat dafür keinen Blick: Wie wilde Hummeln schwirren kleine Seeleute umher und versuchen herauszufinden, welches der Tiere Hilfe braucht. Das ist gut ausgedacht: Die Menschen in der Rhön erzählen im Besucherzentrum „Arche Rhön“ in Kaltenwestheim ihre eigene Geschichte mithilfe einer modernen Arche-Noah-Story. Rätsel müssen gelöst, Mäuse gerettet, Vogelstimmen erkannt werden – und nebenbei lernen die Kinder eine Menge über die Rhön, deren größter Teil UNESCO-Biosphärenreservat ist. Draußen gibt’s ergänzend die Erlebniswelt Rhönwald, u. a. mit Waldschule, Fledermaushöhle und Barfußpfad. Wer naturnah übernachten möchte, der hat’s nicht weit: In Sichtweite liegt Angela Abes Weidberg Camping – ein sympathischer Platz mit toller Weitsicht.

Und so kommt ihr mit Bus und Bahn nach Kaltenwestheim: Anreise planen.

Für Naturliebhaber

Wie die Rhön, so ist auch das von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat Rhön länderübergreifend – denn es liegt in Bayern, Hessen und Thüringen. Sympathieträger der Region ist heute wieder das Rhönschaf, das auch als Landschaftsgärtner unterwegs ist. Denn nur durch die Schafe bleiben die typischen Kalkmagerrasen der Rhön erhalten. Die Probstei im idyllischen Örtchen Zella beherbergt ein Besucherzentrum über das Biosphärenreservat. Vor der Tür gibt es einen einzigartigen Kräuter- und einen riesigen Streuobstgarten. Ziel des in unterschiedliche Schutzzonen eingeteilten Biosphärenreservats ist es, die Natur- und Kulturlandschaft der Rhön zu erhalten und zukunftsfähige Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der Region zu entwickeln. Ein gutes Beispiel: Das Landhotel „Zur Grünen Kutte“ von Familie Heidinger in Bernshausen. Zu dem gehört nicht nur ein Sternenwagen, in dem man übernachten kann, sondern auch die Stockborn Ranch – ein Reiterhof mit Angeboten für Erwachsene und Jugendliche. „Das Besondere hier ist“, erzählt uns Juniorchefin Mandy Heidinger am nächsten Morgen, „dass bei uns sogar Anfänger Ritte in die wunderschöne Natur unternehmen können.“ Und es gibt noch viel mehr zu entdecken, nicht nur bei Tag.

Und so kommt ihr mit Bus und Bahn nach Zella: Anreise planen.

Für Sternengucker

„Am meisten fasziniert mich“, erzählt Sabine Frank, „dass das Weltall so durchsichtig ist.“ Wie bitte? „Na, dass wir das alles so einfach sehen können!“ Leuchtet ein. Die Kulturwissenschaftlerin hat ihre Leidenschaft – die Sterne, das All, schwarze Löcher – zum Beruf gemacht. Sie bietet öffentliche und private Sternenwanderungen an. Sabine hat auch maßgeblich daran mitgewirkt, dass die Rhön als Sternenpark anerkannt wurde – es gibt nur drei in Deutschland. Was ein Sternenpark ist? Eine Region, in der man sich um die Bewahrung der natürlichen Dunkelheit bemüht. Sabine läuft zur Höchstform auf: Ein spontanes Rollenspiel wird aufgeführt, die Kinder werden zu Planeten und Astronauten! Ein Hula-Hoop ist im Spiel und eine Taschenlampe – die Sonne. Als Höhepunkt kreist Sabine als Mond, will wissen, warum wir nie seine Rückseite sehen. Weiter geht’s: Sabine Frank zeigt uns die Milchstraße, die sich hier über den gesamten Horizont wölbt, was ziemlich einzigartig ist. Und sie fordert uns auf, einmal die Hand gegen den Himmel zu halten. „Dahinter liegen immer eine halbe Milliarde Galaxien.“ Spricht’s und freut sich über die ungläubigen Gesichter. Wie gut, denken wir, dass es nur diese eine, kleine Rhön gibt.

Für Vorausschauende

Die Sonne taucht den Himmel in Orangetöne, die Obstbäume werden zum Schattenriss. Nachtruhe zieht auf der Hohen Geba herauf. In gut 15 Kilometern führt der Premiumwanderweg Gebaweg rund um die 750 Meter hohe Bergkuppe – mit größeren Kindern gut zu bewältigen. Man genießt wunderbare Weitblicke, wandert durch Kornfelder und über karge Rasenmatten. Wie ein Satellit kreist der eindrucksvolle Weg um den Planeten Hohe Geba. Doch, das Bild passt. Denn hier oben gibt es seit Kurzem eine Sternenplattform. Und die Nacht ist klar. Mit Vollmondgesicht. Warum wir nie seine Rückseite sehen? Das lasst ihr euch mal am besten von Sabine erklären … Ist uns für heute (Stern-)Schnuppe.

Und so kommt ihr mit Bus und Bahn zum Start des Gebaweg: Anreise planen.

Titelbild: Im Storchennest, einer Station am Entdeckerpfad „Hohe Rhön“, fühlen sich Kleine wohl © Samuel Zuder

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