Ein Bundesland, zwei Städte, unzählige Erlebnisse: Vom ersten Heißgetränk in Deutschlands Kaffee-Hauptstadt bis zum nächtlichen Absacker bietet Bremen urbanes Abenteuer vom Feinsten. Und nur 53 Kilometer weiter sorgt die Schwesterstadt Bremerhaven für Urlaubsflair an der Nordsee. Kurz, die perfekte Kombination – erst Metropole, dann maritim.
Kaum aus dem Zug gestiegen, empfängt euch Bremens Hauptbahnhof mit einem Prunkstück der Neo-Renaissance: der denkmalgeschützten Halle, die als eine der schönsten in Deutschland gilt. Von hier ist es ein 20-minütiger Spaziergang ins „Viertel“, wie die Ortsteile Ostertor und Steintor schlicht genannt werden. In diesem Szenekiez gibt es nicht nur Alternativ-Läden, -Restaurants und ein lässiges Nachtleben (dazu später mehr), sondern eine große Auswahl an Cafés, um gestärkt in den Sightseeing-Tag zu starten. Der Tipp: Im „Coffee Corner“ am Sielwall (Hauptkreuzung, kurz „am Eck“) wird zu Bagles, Pancakes, frischen Säften, Kaffee und Co. eine Top-Aussicht auf das geschäftige Treiben serviert. Gesellt euch nach dem Frühstück dazu, bummelt entlang der Gründerzeithäuser und stöbert in den vielen Spezialitätenhandlungen. Unbedingt bei „Holtorfs Heimathaven“ vorbeischauen, Deutschlands ältestem Kolonialwarenladen von 1874. Im historischen Ambiente wird alles an Feinkost verkauft „was dick, betrunken und glücklich macht.“
Zeit für etwas Bildung: Vom Sielwall aus schlendert ihr auf dem Ostertorsteinweg Richtung Innenstadt an der „Kulturmeile“ vorbei. Neben dem Theater Bremen gibt es gleich drei Institutionen, die für die unterschiedlichsten Strömungen der Kunst stehen: Das Wilhelm-Wagenfeld-Haus, benannt nach dem 1900 in Bremen geborenen Industriedesigner und Bauhausschüler, zeigt die Geschichte der Alltagskultur. Die überregional bedeutsame Kunsthalle Bremen präsentiert Werke aus 700 Jahre malerischen Schaffens – von Dürer über Picasso bis zum US-amerikanischen Lichtperformer Turrell. Und das Gerhard-Marcks-Haus, gewidmet dem Bildhauer, der 1953 die Bronze-Statue der Bremer Stadtmusikanten schuf, glänzt mit zeitgenössischen Plastiken und Grafiken. Das Selfie vor Esel, Hund, Katze und Hahn gibt es dann am Rathaus, unserem nächsten Ziel.
Doch vorher noch ein Zwischenstopp im ältesten Viertel der Stadt – dem „Schnoor“. Seinen Namen verdankt das wohl charmanteste Quartier Bremens dem plattdeutschen Wort für Schnur. Seile und Taue fürs Schiffshandwerk werden dort zwar schon lange nicht mehr hergestellt - aber ein Bummel durch die verwinkelten Gassen entlang windschiefer Fachwerk-Häuschen katapultiert euch dennoch direktemang in die Vergangenheit.
Beim Blick durch die kleinen Fenster der denkmalgeschützten Gebäude aus dem 15. bis 18. Jahrhundert gibt’s allerlei zu entdecken, wie Schmuckmanufakturen, Galerien und Cafés. Apropos: Mit seinen puppenartigen Patisserien und Waffel-Stübchen ist dieser Fleck wie gemacht fürs „Kaffeesieren“. So nennen die Locals den Genuss ihres Lieblingsgetränkes beim gemütlichen Beisammensein, sozusagen hygge auf hanseatisch.
Jetzt noch ein Tüte Bremer Kluten - würfelzuckerartige Pfefferminz-Fondant-Stücke - auf die Hand und ab geht’s zum Marktplatz. Die „gute Stube“ der Stadt ist geprägt von Giebelhäusern im Stil der Renaissance – und dem Ensemble aus Rathaus und Roland, der „Freiheitsstatue“ der Bürger von Bremen und Unesco-Weltkulturerbe. Vom Turm des St. Petri-Doms habt ihr einen 1A-Blick auf die Sehenswürdigkeiten, darunter die stadtälteste Langenstraße. Dort befindet sich auch die Tourist-Information, in der ihr eure Unterkunft buchen könnt. Tipp: die Mini-Pauschale für 58 Euro pro Person inklusive Hotel-Übernachtung und ErlebnisCard für freie Fahrt mit den Öffis. In wenigen Schritten abseits des Marktplatzes erreicht ihr die Böttcherstraße - auch sie steht wegen ihrer expressionistischen Backsteinarchitektur unter Denkmalschutz. Im dortigen Haus des Glockenspiels erklingen mehrmals täglich 30 Meißener Porzellanglocken.
Trotz seiner rund 560.000 EinwohnerInnen geht es in Bremen herrlich beschaulich zu. Das meiste ist zu Fuß erreichbar. Und so lässt sich Sightseeing nahtlos mit ausgiebigem Shopping kombinieren. In der Innenstadt gibt es viele bekannte Geschäfte, aber auch kleinere Läden sowie überdachte Einkaufspassagen für trockene Füße bei Schietwetter. Gemütlich ist dann die Einkehr in einer der urigen Gaststätten, wie „Ratskeller“ oder „Schüttinger“, wo nordische Klassiker aufgetischt werden. Ob Knipp, Stinte, Labskaus oder „Kohl und Pinkel“ – die einstigen Gerichte sind Essen für die Seele, wenn auch ziemlich deftig.
Da hilft ein Verdauungsspaziergang zum nahen Weserufer. Wegen des Blicks auf den Fluss ist die sogenannte Schlachte ein beliebter Treffpunkt, Biergärten, Kneipen und Cocktailbars reihen sich dort aneinander. Noch nicht müde? Dann up’n Swutsch zurück ins Viertel. Insbesondere am sogenannten Bermuda-Dreieck findet ihr die besten Absacker-Kneipen. Doch Vorsicht, wer sich einen „Krabeldiwandenuff“ (feuriger Kräuterschnaps) gönnt, sollte sich vorher einen „Rollo“ genehmigen - der gefüllte Weizenfladen ist die perfekte Grundlage für einen langen Party-Abend.
Verkatert oder nicht: In gerade einmal 35 Zugminuten erreicht ihr die junge Hafenstadt am Eingang der Nordsee. Dort hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan hat. Einen ersten Eindruck bietet die „Strandhalle“, direkt am Deich. Zum herzhaften Frühstücksbuffet mit allem Drumherum erwartet euch ein fantastischer Blick auf die vorbeiziehenden Schiffe auf der Weser. Trödel-Fans machen von hier einen Abstecher zum Rotesand-Flohmarkt in die Rudloffstraße, wo es am Wochenende jeweils von sechs bis 13 Uhr Kuriositäten und Kostbarkeiten zu entdecken gilt.
Alle anderen lassen sich per Wassertaxi „Lottjen“ durch die Schleuse über die sanft schaukelnden Wellen chauffieren – Ziel: Schaufenster Fischereihafen, eine maritime Meile mit hübschen Geschäften, netten Bistros sowie einem Fischerdorf aus der Zeit um 1900. Neben kleinen Holzhütten, Brunnen und einer Räucherei gibt es auch hier einen Kolonialwarenladen mit Mitbringsel-Potential.
Auch heute noch ist der Fischereihafen einer der wichtigsten Standorte für Fisch in Europa. Und so geht es in der Eventlocation „Fischbahnhof“ rund um die Köstlichkeiten aus dem Meer. Der Tipp: eine Show im „Seefischkochstudio“ buchen und sich von den Profis auf höchst unterhaltsame Weise mit Tricks für die Zubereitung von Kabeljau, Knurrhahn & Co. inspirieren lassen. Dann heißt es: Ran ans Buffet und sich durch die Fisch-Platten schlemmen! Nach dieser Extra-Portion Omega-3 seid ihr garantiert fit für den letzten Teil des Wochenendtrips.
Ahoi an Deck von MS „Dorsch“! So heißt die Barkasse von Kapitän Reind Geerdes, einem Bremerhavener Original, der euch durch den Fischereihafen schippert. Früher selbst auf großer Fahrt, weiß „der Hafenkauz“ heute allerlei zu erzählen, allerlei Dönkes inklusive. Es geht vorbei an riesigen Kühlhäusern, Docks, Werften – und am Leuchtturm Brinkamahof, Bremerhavens kleinster Kneipe. Nach 80 Minuten heißt es Anker werfen und sich dem Summer-Feeling am Weser-Strandbad hingeben – mit Strandkörben und Sehnsuchtsaussicht auf die Pötte in Richtung weite Welt.
Es gibt wohl kein stimmungsvolleres Plätzchen für einen Sundowner als am weitläufigen Weserstrand, dessen Terrassenlokale alleine schon mit Namen wie „Sandbank“ und „Seelust“ für Urlaubslaune sorgen. Nach dem Abendessen lohnt ein Spaziergang auf dem Deich entlang des Alten und Neuen Hafens. Dort reihen sich die POI’s wie Bojen aneinander.
Zu den Highlights zählt das Deutsche Schifffahrtsmuseum, das neben Historie auch Oldtimer präsentiert, wie einem Walfangdampfer und ein U-Boot. Oder das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, hinter dessen futuristischer Fassade sich unter anderem ein Wetterstudio befindet. Anhand interaktiver Stationen verdeutlicht es die klimatischen Zusammenhänge auf der Erde. Bemerkenswert auch das Auswandererhaus: Darin wird die Geschichte der rund sieben Millionen Menschen erfahrbar gemacht, die zwischen 1830 und 1974 ihre Heimat über Bremerhaven verlassen haben.
Vorbei an der Marina erreicht ihr schon bald den im Volksmund liebevoll als „Alte Bürger“ bezeichneten Straßenzug. Kneipen mit Live-Musik gibt es hier genauso wie stilvolle Bars. Der Tipp: checkt den Veranstaltungskalender des „Pferdestalls“. Ob Vollmond-Lounge, Lesung, Poetry Slam oder Konzert, in dieser besonderen Location ist immer etwas los - und damit der perfekte Abschluss für euer Wochenende in Bremen und Bremerhaven.
Titelbild: Der Marktplatz mit dem Petri-Dom gilt als die „gute Stube“ der Hansestadt © Jonas Ginter/BTZ Bremer Touristik-Zentrale
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